Das nie alternde Schiff

Von Hans-Peter Kurr

„Moebis“ Lebenswerk ist noch immer seetüchtig

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Wer ( oder was?) wird in dieser Welt schon über einhundert Jahre alt und bleibt dennoch vollständig funktionsfähig ? Ein über einhundert Jahre alter Pott, dessen Heimathafen seit 1975 das Nicolaifleet in der Nachbarschaft von Hamburgs Ost-West- (Willy-Brandt-) Strasse ist ,macht es vor : Von Mitte Juni bis etwa Mitte Juli 2015 geht Hamburgs noch immer seetüchtiges einziges Theaterschiff (Nach Wedels Eingemeindung gibt es noch einen „kleineren Bruder“ dortselbst) wieder auf grosse Fahrt nach Stade, Brunsbüttel, Beidenfleth und Grünendeich, um dort einen Teil seiner vielgelobten Programme zu präsentieren. Continue reading „Das nie alternde Schiff“

Das Theater der klugen Frauen. Interview mit Karin Beier, Intendantin des Deutschen Schauspielhauses

Von Hans-Peter Kurr

Karin Beier
Karin Beier

Hans-Peter Kurr (H.-P. K.): Latinum, Graecum, Hebraicum? Was haben Sie studiert?
Karin Beier (K.B.): Ich erhielt das Kleine Latinum. Mit Müh‘ und Not. Dank der Liebfrauenschule in Köln, das war eine katholische Mädchenschule, von Nonnen geleitet.

H.-P. K.: Ich frage Sie das deshalb, weil ich voller Bewunderung für Ihre Arbeit bin. Ich habe Ihre verspätete Eröffnung mit dem Titel „Die Rasenden“ gesehen und beschrieben, die hat mich zutiefst fasziniert. Ich war seinerzeit krank und hielt es zunächst für unmöglich, eine Sieben-Stunden-Produktion durchzustehen. Und dann vergingen für mich die Stunden wie neunzig Minuten. Unfassbar ! Continue reading „Das Theater der klugen Frauen. Interview mit Karin Beier, Intendantin des Deutschen Schauspielhauses“

Dostojewskij total!

Von Hans-Peter Kurr

Endlich : Premiere des Gesamtwerks „Schuld und Sühne“ im Deutschen Schauspielhaus zu Hamburg

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Wieder einmal ist am Deutschen Schauspielhaus eine Art Theaterwunder geschehen:
Wir denken zurück : Im Februar 2014 sollte eine Dramatiserung des Dostojewskij-Romans „Schuld und Sühne“, inszeniert von Karin Henkel, der kongenialen „Zwillingsschwester“ der Intendantin Karin Beier, Premiere haben. Dann aber brach in dem über einhundert Jahre alten Haus an der Kirchenallee durch technische Mängel und daraus resultierende Unfälle das Chaos aus. Die Continue reading „Dostojewskij total!“

Das Studium der Musik und der Musikgeschichte ist schwer…

Von Hans-Peter Kurr

Anmerkungen zur neuesten Produktion der Hamburger Theaterakademie

Das Ensemble
Das Ensemble

Wieder eine der künstlerisch als durchaus überraschend hochrangig einzuordnenden musikalischen Produktionen der Theaterakademie Hamburg, diesmal Léhars dreiaktiges Operettenwerk „Die lustige Witwe“ gilt es hier und heute zu würdigen…an einem sehr merkwürdigen, aber intelligent umfunktionierten Ausweichquartier der Hochschule für Musik und Theater, einer riesigen Halle am Wiesendamm in Barmbek zur Premiere gebracht…

Zwar leuchtet auf den ersten Blick nicht ein, wie sich die Inszenierung in die bisherige so seriöse Produktionskette der Akademie einordnen lässt (Wahrscheinlich, weil trotz der völlig abstrusen Continue reading „Das Studium der Musik und der Musikgeschichte ist schwer…“

Bier und Kultur – Pilsen ist Europäische Kulturhauptstadt 2015

Dieser Artikel erschien am 10. Mai ds. Js. in Schleswig-Holstein am Sonntag

Von Uta Buhr
Willkommen an der Urquelle des Bieres! Der Gerstensaft hat in Pilsen einen besonders hohen Stellenwert und übertrifft alles, was bereits in der Antike als eine Art „flüssiges Brot“ bekannt und beliebt war. Bis heute gilt Bier als eines der am häufigsten konsumierten Getränke weltweit, Durst stillend und nahrhaft zugleich. „Bier macht den Durst erst schön“, titelte einst eine Werbung, die ein Glas mit goldgelbem Inhalt und einer prachtvollen Schaumkrone darstellte, bei deren Anblick sich mancher die Lippen leckte.

Und da sind wir auch schon mitten im Thema. Zwischen 1278 und 1305 von König Wenzel II. gegründet, wurde das reiche Pilsen während des Dreißigjährigen Krieges bis auf die Grundmauern nieder gebrannt Continue reading „Bier und Kultur – Pilsen ist Europäische Kulturhauptstadt 2015“

Ich hab da mal was gehört…

Von Hartmuth Seitz

oder vom Kreuz mit den Kreuzfahrern…

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Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Er bekommt viel zu sehen, aber auch viel zu hören. Freiwillig und unfreiwillig. Ob in den Bars oder an Deck. Gesprächsfetzen huschen an einem vorbei, bleiben hängen.
Jetzt ist mir auch klar, warum er, der Mönch, so grimmig in den Fjord schaut. Nein, mit dem Wetter und / oder Klima hat das wirklich nichts zu tun. Das kennt er, schließlich hat es sein Antlitz seit Jahrzehnten geformt. Continue reading „Ich hab da mal was gehört…“

„Keukenhof Holland“ – ein blühendes Juwel

Von Johanna Renate Wöhlke

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Er heißt „Keukenhof“, das heißt Küchengarten, und ist das blühende Juwel der Niederlande. Dort wachsen und blühen im Frühjahr 2015 etwa sieben Millionen Tulpen in 800 Sorten. Zu den Blumen gesellen sich Kunstwerke und Inspirationsgärten.

Lila Schönheit
Lila Schönheit

 

 

 

 

 

 

 

 

Die berühmte niederländische Gartenanlage nahe Amsterdam ist beim südholländischen Continue reading „„Keukenhof Holland“ – ein blühendes Juwel“

„Was du nicht empfunden hast, kannst du nicht ausdrücken“

Von Lilo Hoffmann

Gespräch mit Dokumentarfilmer Trevor Peters

Trevor Peters
Trevor Peters

„Mein Leben ist anders verlaufen als zunächst geplant. Und ich bin froh darüber“, erklärt der Dokumentarfilmer Trevor Peters, der mal wieder in Hamburg ist, um im Filmhaus einen Workshop zu leiten. Ich erinnere mich an ein Seminar mit Trevor Peters, an dem ich vor vielen Jahren teilnahm. Nun sitzen wir in der Filmhauskneipe im Hamburger Stadtteil Ottensen bei einem Milchkaffee und ich habe endlich Gelegenheit, mehr über den vielseitigen Autor und Regisseur zu erfahren.
„Am Anfang studierte ich in Neuseeland Philosophie“, berichtet Trevor Peters. „Dort hatte ich sogar eine Dozentenstelle. Alles schien vorgezeichnet, doch dann sah ich einen Dokumentarfilm, der mir sehr gefallen hat. Ich verließ die Universität und arbeitete für das Fernsehen, das damals in Neuseeland völlig neu war.“
Trevor Peters war weiterhin von Dokumentarfilmen fasziniert: „Ich entdeckte, dass man durch eine andere Sichtweise auf ein Thema, eine neue Welt Continue reading „„Was du nicht empfunden hast, kannst du nicht ausdrücken““

Sachsens stolze Industriekultur – eine Spurensuche

Dieser Artikel erschien im März 2014 im Jahrgang 112 im „Deutschen Ärzteblatt“ und am 2. Mai in Nummer 3 des Magazins „Sehnsucht Deutschland.“
Von Uta Buhr

Feuerrotes Ungetüm: Die Döbelner Pferdebahn
Feuerrotes Ungetüm: Die Döbelner Pferdebahn

„Ewige, ewige Sachsen!“ Schwingt in diesem Ausruf Kurt Tucholskys etwa ein leiser Neid mit? Er, der Urberliner mit der berühmt-berüchtigten Kodderschnauze, amüsierte sich zwar über die Mundart der Sachsen, zog aber gleichzeitig den Hut vor ihrem Fleiß und Erfindergeist. Ja, die Sachsen waren helle und sind es auch heute noch. Qualitätsarbeit sowie eine Vielzahl von Manufakturen und Industriebetrieben machten den Freistaat im 19. Jahrhundert zu einer der reichsten Regionen Europas. Wer Sachsens stolze Industriekultur aus der Nähe betrachten möchte, begebe sich auf eine Reise kreuz und quer durch das Land an Elbe, Mulde und Lausitzer Neiße. Wetten, dass Sie mit einer Fülle neuer unauslöschlicher Eindrücke von dieser Exkursion zurückkehren!

Von Pferdenarren und Spinnern
Heute scheint ganz Döbeln auf den Beinen zu sein. Kein Wunder, denn die von Hengst Elko gezogene Pferdebahn kurvt quietschend durch das schmucke Städtchen an der Freiberger Mulde. Continue reading „Sachsens stolze Industriekultur – eine Spurensuche“

Ungewollter Ersatz für Sachsen

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 200 Jahren nahm Preußen als Folge Metternichscher Politik die Rheinprovinz und Westfalen in Besitz
Stärker noch als von der Restauration war die Neuordnung Europas nach den napoleonischen Kriegen von dem Streben nach einem kontinentalen Gleichgewicht geprägt. Auf dem Wiener Kongress vor 200 Jahren waren es vor allem der Brite Castlereagh und der Österreicher Metternich, die dieses Prinzip durchzusetzen versuchten.
Der britische Delegationsleiter und Außenminister Robert Stewart, 2. Marquess of Londonderry und Viscount Castlereagh wollte verhindern, dass abermals eine Macht auf dem Kontinent so stark werden konnte, dass sie die britische Seeherrschaft in Frage stellen konnte. Auch der österreichische Kongress­präsident und Staatskanzler Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Fürst von Metternich-Winneburg zu Beilstein wollte keinen zweiten Napoleon erleben. Das Habsburgerreich, dessen Continue reading „Ungewollter Ersatz für Sachsen“

“Thrill Me!” Das Musical über den ultimativen Kick feierte soeben Premiere im English Theatre of Hamburg

Von Uta Buhr

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Zwei „Übermenschen“ planen den ultimativen Kick

Mit der Umsetzung eines unfassbaren Verbrechens in ein Musical ist dem amerikanischen Autor Stephen Dolginoff ein großer Wurf gelungen. Der New York Observer bringt es mit seinem Ausruf „Ein brillantes, unvergessliches Musical. Schauerlich“, auf den Punkt. Denn die dem Stück zugrunde liegende wahre Begebenheit lässt dem Zuschauer das Blut in den Adern erstarren. Wer mag sich schon vorstellen, dass Menschen aus purer Lust am Töten einen Schuljungen ermorden, um ihn anschließend wie einen Haufen Müll an einem Bahnhang zu „entsorgen.“ Aber genau so spielte sich das sinnlose Verbrechen an dem vierzehnjährigen Schuljungen Bobby Franks im Jahre 1924 mitten in der Millionenstadt Chicago ab. Continue reading „“Thrill Me!” Das Musical über den ultimativen Kick feierte soeben Premiere im English Theatre of Hamburg“

„Thrill Me“ – The Leopold & Loeb Story – A Musical Thriller at The English Theatre of Hamburg

By Uta Buhr

 

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Two „supermen“ are planning the ultimate kick

No doubt, this musical written and composed by Stephen Dolginoff is the ultimate kick for all those who go for suspense! After its premiere the New York Observer titled enthusiastically
“A brilliant, unforgettable musical. Sends chills down your spine.” The story behind the plot is an unbelievable crime committed in Chicago in 1924 by two 19-year old extremely intelligent law students. People in Chicago were shocked, shaken down to their souls by this “crime of the century”, the more so as both criminals came from wealthy and highly respected Jewish families. Continue reading „„Thrill Me“ – The Leopold & Loeb Story – A Musical Thriller at The English Theatre of Hamburg“

„Physiker“-Premiere am Deutschen Schauspielhaus

Von Hans-Peter Kurr

Die Dürrenmatt-Apokalypse

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(von links) York Dippe als Einstein, Markus John als Möbius, Paul Herwig als Newton

Man nehme eine über fünfzig Jahre alte schwarze Dürrenmatt-Komödie mit dem Titel „Die Physiker“, mische ein wenig „Brechtisches“ dazu, koche das Ganze mit anachronistischen Gesangsnummern ( von Weill bis Schlager ) etwa 90 Minuten auf…und heraus kommt ein durchaus bekömmlicher Premierenabend am Deutschen Schauspielhaus, allwo jetzt zu Recht Premiere gefeiert wurde.

Chefkoch ist der Regisseur Sebastian Kreyer, sein Weißmützenteam besteht aus hervorragend ausgebildeten und trainierten Ensemblemitgliedern, wie sie das Haus an der Kirchenallee unter der Intendanz von Karin Beier nun einmal lückenlos aufzuweisen hat. Continue reading „„Physiker“-Premiere am Deutschen Schauspielhaus“

Karin Beiers besondere Botschaften

Von Hans-Peter Kurr
Hamburg: Schauspielhaus-Intendantin stellt Spielplan 2015 / 16 vor
Sie ist „bekennende“ Non-konformistin. Deshalb hält sie nicht viel von ‚political correctnes‘ in der Kultur- und Kunstwelt. Das macht nicht nur ihre unschätzbare Qualität als Theaterleiterin und Spielplangestalterin aus, sondern mehr noch das selten erreichte Niveau ihrer Eigen-Inszenierungen, mit denen sie in einer – von vielen anderen unerreichten – sehr inviduellen Originalität in den grössten europäischen Städten von Düsseldorf, Köln ( ihrer Heimtstadt ), München, Wien etc. verdiente Triumphe feiern konnte… obwohl sie keineswegs der Typ ist, der sich darin „badet“. Continue reading „Karin Beiers besondere Botschaften“

Wolf-Ulrich Cropp erhält Literaturpreis

Von Johanna R. Wöhlke

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Die Literaturtage Schleswig-Holstein des Jahres 2015 sind für das DAP – Mitglied Dr. Wolf-Ulrich Cropp sehr erfolgreich zu Ende gegangen. Der Hamburger Schriftsteller ist mit dem „Publikumspreis 2015“ ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand im Ständesaal des Rathauses zu Schleswig statt. Cropp hat den Preis für seine Shortstory „Am selben Ort des anderen Ufers“ erhalten. Mit diesem Preis setzt er offensichtlich eine Erfolgsserie fort, denn schon vor zwei Jahren war er auf den Literaturtagen in Meldorf mit seiner Geschichte „Einkehr“ erfolgreich. Wir gratulieren an dieser Stelle herzlich und wünschen weiterhin viel Erfolg.

Er hat sich um die Rechtsgleichheit verdient gemacht: Carl Heymann

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff
Vor 220 Jahren wurde Carl Heymann geboren – Der Verleger publizierte die erste Textausgabe des Bürgerlichen Gesetzbuches
Ideengeschichtlich stand vor dem Kampf der Sozialisten um soziale Gleichheit und dem der Demokraten um politische Gleichheit jener der Liberalen um Rechtsgleichheit. Von allen drei Gleichheiten ist letztgenannte die unumstrittenste. Schon Friedrich der Große machte sich für Rechtsgleichheit stark ,als an politische, geschweige denn soziale noch gar nicht zu denken war. Bis heute gilt Rechtsgleichheit als ein hohes juristisches Ideal, höher als Gerechtigkeit, denn Gerechtigkeit bedarf der politischen Interpretation durch den Gesetzgeber, Rechtsgleichheit nicht. Continue reading „Er hat sich um die Rechtsgleichheit verdient gemacht: Carl Heymann“

Man nannte ihn »Mr. Jaguar«

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Ein kultivierter V12 klingt wie Musik.

Und wie ein Autohersteller sollte auch ein Dirigent Sinn für Ästhetik und Freude am Schönen haben. Vielleicht ist das das verbindende Element zwischen Vater und Sohn Lyons. Der am 4. September 1901 in Black­pool geborene Dirigenten- und Musikersohn William Lyons brachte eher durchschnittliche Noten nach Hause und seine beruflichen Anfänge zeugen nicht gerade von Zielstrebigkeit. Im Motorradsport war er jedoch mit seiner Harley Davidson erfolgreich und nach Erreichen der Volljährigkeit gründete er mit dem acht Jahre älteren William Walmsley und der Unterstützung der beiden Väter die Swallow Sidecar Company, um Motorradbeiwagen her­zu­stellen. Später kamen Autokarosserien hinzu. Continue reading „Man nannte ihn »Mr. Jaguar«“

Die Leichtigkeit des Augenblicks

Von Hans-Peter Kurr
Zu Dagmar Ellen Fischers Liška-Biografie
Seine Karriere begann im Alter von 14 Jahren als Eleve am Prager Konservatorium und dauert noch immer an, jetzt auf hohem – international gültigem – Niveau.

Die Rede ist von Ivan Liška, dem die Kulturjournalistin Dagmar Ellen Fischer und der Leipziger HenschelVerlag eine gründlich recherchierte Biografie mit dem poetischen Titel „Die Leichtigkeit des Augenblicks“ gewidmet haben, die zweite in dieser Verlags-Sparte bereits: Frau Fischers wundervolles Buch-Porträt eines anderen Tanz-Welt-Stars, Egon Madsen, erschien vor drei Jahren.

Das ausführliche und sehr reizvoll bebilderte Liška-Porträt zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Es weist zahlreiche autobiografische Beiträge des weltberühmten Tänzers auf, der sich offenbar mit der Autorin auf diese Spannung erzeugende Mixtur beider Textformen einigen konnte. So geschieht es, dass die 184 Seiten sich häufig lesen wie ein Dialog.
Ungewöhnlich, aber reizvoll! Continue reading „Die Leichtigkeit des Augenblicks“