Out of office – out of control?

Banksy continued his month long New York residency with his latest piece of street art, a robot spray painting a bar code on the wall of a disused building on the corner of Neptune Avenue and Stillwell Avenue in Coney Island (c) picture-alliance-Photoshot

Irgendetwas zwischen Code und einem Roboter, der selbst handeln kann. Zwischen dem, was meine Vernunft mir sagt und was Science-Fiction-Filme mir eingetrichtert haben, weil sich dadurch so wunderbare Schauermärchen erzeugen lassen. So habe ich mir künstliche Intelligenz bisher vorgestellt. Humanoide, mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Roboter wie „Sophia“, die in Saudi Arabien sogar die Staatsbürgerschaft angeboten bekam, lassen diese Märchen Gestalt annehmen und der Respekt oder sogar die Angst, die dadurch aufkommt, entstehen aus unserem Unwissen. Oder aus dem, was wir glauben zu wissen, nämlich: KI ist gefährlich, weil sie uns ersetzbar macht. Aber ist dem wirklich so? Dass lästige, kleinschrittliche Arbeit durch künstliche Intelligenz übernommen, uns abgenommen werden kann, ist klar und gut. Wenn sich die Wirtschaft und somit die Gesellschaft wandeln, gibt es einen Bereich, der unangetastet bleibt? Gibt es etwas, das dem Menschen allein vorbehalten ist? „Geh‘ in den kreativen Bereich“, hört man immer wieder, wenn man nach sicheren, nicht von durch künstlicher Intelligenz herbeigeführtem Wandel betroffenen Sparten fragt. Dies zu hinterfragen hat sich das Museum der Arbeit in Barmbek zur Aufgabe gemacht und eine umfassende Ausstellung arrangiert, deren Ziel es ist, den Besucher an verschiedenen Stationen interaktiv entscheiden zu lassen, wie viel „Roboter“ er in sein persönliches Zukunftsbild zu integrieren bereit ist, und zu zeigen, an welchen Ecken und Enden wir – oft unwissentlich – KI bereits nutzen. Die begleitende Podiumsdiskussion am 25. Februar 2019 bot weitere Einblicke in die Arbeit solcher Künstler, die KI auch in ihre kreativen Prozesse einbinden. Vor einem relativ kleinen Publikum, circa fünfzig bis siebzig Leute stark, stellten vier unterschiedliche Künstler und ein Kunsthistoriker ihre Arbeit und ihre Erfahrungen vor. Das Publikum, ebenso ich, wurde in seinem erwartungsvollen, wie der Kunsthistoriker Dr. Klaus Siebenhaar es ausdrückte, „Schwanken zwischen einer naiven Heilserwartung oder einer genauso naiven apokalyptischen Erwartung“ aufgefangen und mit Methoden vertraut gemacht, wie man sie sonst nur bei Galileo Big Pictures sieht. Denn trotz fehlendem Ich- Bewusstsein, was, wie sich die Diskutierenden auf der Bühne einig sind, hingegen das Alleinstellungsmerkmal der menschlichen Spezies ist, arbeitet beispielsweise Liat Grayver mit Robotern, denen sie die Aufgabe gibt, ein Selbstportrait zu malen. Ja, richtig vermutet, von dem Roboter und nicht von Frau Grayver.

Am Anfang steht der Mensch

Doch egal, wie viele Aufgaben die KI schon alleine ausführen kann, am Anfang steht der Mensch, da stimmen alle zu. Der Mensch braucht die Idee und er ist auch derjenige, der evaluieren muss. Das kennt Eric Eitel nur allzu gut. Er ist Musikproduzent und nutzt unter anderem künstliche Intelligenz, um Beats zu generieren. Diese nimmt ihm somit einige Arbeit ab, dennoch benötigt er das Wissen, welche Musik auf welchem Markt erfolgversprechend ist. Doch kommt an diesem Punkt der Diskussion ein neuer Streitpunkt auf: Wer ist der Urheber? Schon beim „Portrait of Edmond de Belamy“ des Pariser Künstlerkollektivs „Obvious“, welches mit einem intelligenten Algorithmus erstellt und vom Auktionshaus „Christie’s“ für über 400.000 Dollar verkauft wurde, traten Streitigkeiten wegen des Urheberrechts auf. Aber wie will man solche Fälle auch lösen, in denen es noch keine geregelten Gesetzmäßigkeiten gibt? Und wie sollte man diese überhaupt erstellen? Nähme man Rücksicht auf die Künstler, deren Werke als Daten in den Algorithmus eingespeist wurden? Wäre der Urheber der Programmierer, der den Code schrieb, mit dem das alles erst möglich wurde? Vielleicht wäre es aber auch die Person, die aus unzähligen Resultaten das eine als Kunst befunden und ausgewählt hat? Oder sogar der Roboter selbst? Bei dieser Frage wurden sich auch die Streitenden auf der Bühne nicht einig.

Was ist überhaupt Kunst?

Auch diese Frage, die man so oft gehört und nie beantwortet hat, tauchte auf. Etwas ironisch, dass auch keiner der Künstler auf der Bühne eine Antwort parat hatte. Dr. Siebenhaar half mit einer historischen Definition aus: „Creatio ex nihilo“ sei ein Ansatz, der die Kunst und zugleich den Unterschied zwischen KI und Mensch erklären könne. Der Roboter brauche Input, könne aus dem Nichts nichts schaffen, der Mensch jedoch sei dazu in der Lage. „Aber ist die Voraussetzung für das Schaffen des Menschen nicht auch der Einfluss seiner Umgebung, seiner Zeit, seiner Emotion?“ fragte ein Gast am Ende, bei der Diskussion mit dem Publikum. ,,Doch“ war die Antwort, aber auch die Experten auf der Bühne waren mittlerweile nicht mehr gewillt, einen Streit vom Zaun zu brechen.

Diese Experten sind eben auch, wie wir, nur Menschen, die sich an neue technologische Bereiche herantasten, als Vorreiter versuchen, sie in ihr Leben und Schaffen zu integrieren und eine neue und einzigartige Form der Kunst zu schaffen. Egal ob aus dem Nichts, mithilfe der Technologie oder der Natur, das Schaffen, das Kreieren kann der Mensch in Zusammenarbeit mit der künstlichen Intelligenz. Er kann sie nutzen und entdecken. Wer darauf nicht mehr warten möchte, kann im Museum der Arbeit schon einmal einen Ausflug in die Zukunft machen.

 

 

The Mystery of Banking, Money Supply, and Deficit Spending

A record of cumulated claims of the German Central Bank in the EURO-system of almost EURO 1,000 Billion has been reported by the President of the European Central Bank (ECB) Marion Draghi. The new TARGET 2-report has enhanced again a crucial political dispute on the dimension of the risks and the negative impact of the monetary policy of the ECB on German taxpayers, if debtor countries like Italy and Greece fail to reimburse their liabilities. Mario Draghi, however, argues that the present disparities in the EURO-zone have mainly a technical dimension resulting from the settlement of cross border payments, which are operated by the digitized TARGET 2-system. The implied risks and the negative impact of the ECB policy seem to be neither made adequately transparent nor sufficiently assessed. The poor transparency and control of the banking system has once motivated Murray N. Rothbard from the Austrian Economic School to express his general critics on the banking system in his publication “Mystery of Banking” decades ago. A reprint of the book was published in the year of the financial crisis.

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(Nichts) Neues vom unternehmerischen Selbst

Buchcover

Eine Gegenrede (Kurzversion)

Einführendes

Wie geht es uns denn so in der heutigen Bundesrepublik, lautet die von Martin Dornes gestellte Frage, und die Antwort heißt: danke, ganz gut! Warum auch nicht?! ´Good – better – best – bested´, wie schon Edward Albee wusste. Dass nebenan und um die Ecke man zu anderen Ergebnissen kommt, wen kümmert´s? Nicht der Rede wert, da empirisch nicht haltbar.

Etwas zugespitzt ließe sich die alte Einsicht wiederholen, dass mit dem Kopf im Eisschrank und den Füßen im Ofen eine angenehme Durchschnittstemperatur herrscht – was besagt, dass mit statistischen Durchschnittswerten nicht nur wenig über den Einzelfall gesagt werden kann, sondern oft ebenso wenig über die Menge an Fällen. Etwas verkürzend ist dies natürlich, und Statistiken (und deren vorsichtige Interpretationen) haben durchaus ihre Berechtigung; doch muss vor raschen – und auch scheinbar weniger raschen – Aussagen auf deren Grundlage dringend gewarnt werden. Man dachte ja, mit dem Beginn des neuen Jahrtausends seien die Torheiten der datensüchtigen Vergangenheit endgültig überwunden, doch weit gefehlt. Denn so oder so ähnlich wird immer wieder einmal von durchaus seriös auftretenden Personen argumentiert – egal worum es geht. Da werden Zahlen und Daten jede Menge herangezogen, und es wird suggeriert, dass dies Fakten seien, die sich geradezu von selbst interpretieren.

Kaum etwas ist so komplex und schwer zu verstehen wie menschliches Verhalten. Es existieren jedoch durchaus Verstehens- und Erklärungsansätze, die – so komplex sie auch sind – vieles an unverständlich erscheinenden Phänomenen einer Taxonomie zuführen können. So z.B. existieren Strukturen, in denen wir uns bewegen, die – hier etwas verkürzt dargestellt – mit dem Konzept sogenannter objektiver Gewaltstrukturen erfassbar sein können. Objektive Gewalt “resides in the contours of the background which generates […] outbursts and consists of the often catastrophic consequences of the smooth functioning of our economic and political systems” (Schmid, 2011). Versteht man Schmids Verb „generate“ als „herstellen, bilden“ und nicht so sehr als „erzeugen“ im Sinne monokausaler Verursachungs-Zuschreibung, kommt man dem Kern objektiver Verhältnisse schon nahe. Die darin enthaltene potentielle Fragmentierung des Menschen ist jedoch mit statistischen Werten kaum oder nur rudimentär erfassbar. Dennoch wird nicht selten anhand von Zahlen erklärt, wie die Sachlage ist. Im Großen und Ganzen macht Dornes dies in seinem neuen Band; und würde nicht sehr viel Pseudo-Kritik zum derzeitigen bundesrepublikanischen Kapitalismus umhergeistern, man müsste ihm sein Unterfangen ganz grundsätzlich übel nehmen. Eine Kritik der Kritik ist also durchaus statthaft – doch nicht so.

Grundlegendes

Dass uns sowohl aktuelle als auch überdauernde bio-psycho-soziale Gegebenheiten (der Streit mit dem Nachbarn, die große Liebe, die Langzeitarbeitslosigkeit, das neue Auto, aber auch die einfache Tatsache, dass wir bspw. im Jahr 2017 in Deutschland leben und nicht auf Borneo oder vor fünfhundert Jahren) psychisch beeinflussen, ist selbstverständlich. Es macht einen Unterschied, wann, wo und wie wir sind, und dies mit-determiniert Depression und andere psychische Störungen. Vielleicht nicht wegen, sondern trotz eines entfesselten Kapitalismus heutiger Prägung, in dem munter jeder Legitimationsdruck für was auch immer in Luft aufgelöst wird, ist in der Bundesrepublik nicht mehr manifeste depressive Symptomatik zu verzeichnen als zuvor. Dies würde ihn nicht besser, aber einen bedeutenden Unterschied im Verständnis mancher vorgelegter Daten machen. Womöglich ist die Zersplitterung des Menschen in der Postmoderne nämlich sehr real: die tödliche Wirklichkeit der durch politischen Willen erzeugten objektiven Verhältnisse (vgl. Vester, 1993) könnte sich in dem, was Richard Sennett Korrosion (Sennett, 1998) nennt, niederschlagen. Und Depression können wir da gar nicht gebrauchen; stattdessen kann jede noch so symptomwertige Idiotie zum Lebensstil erhoben werden. Selbst wenn Charakterstruktur beständig wäre: die Korrosion derer könnte es eben auch sein. So wie beim Öffnen eines kommerziellen email-Providers am Bildschirm Werbebotschaften haften bleiben und nachwirken können, könnte sie an der Zersetzung unserer Psychen arbeiten. Insbesondere in Bezug auf die zunehmende Virtualität der Gesellschaft, in der Bildschirme Nähe suggerieren und Kategorien von Subjekt-Objekt-Differenzierung auflösen (Fuchs, 2014), ist dies sehr ernst zu nehmen. Letztens hat Eisenberg eindrücklich auf das destruktive Potential dieser gesellschaftlichen Entwicklung hingewiesen (Eisenberg, 2015).

Kulturelles

Die kulturelle Verfasstheit des Psychischen wird allzu häufig geschickt pariert, ignoriert und geleugnet. Kulturelle Verfasstheit meint auch nicht Handy ja/Handy nein, sondern Formung und/oder Verformung des Psychischen im Sinne von pathologischer Tendenz. Das Nicht-offensichtliche in psychischen Bereitschaften zu sehen (Bräutigam, 1990) sollte für Fachleute eine Selbstverständlichkeit sein. Aber man kann es durchaus auch konkret angehen: dann greift Dornes´ Diagnostik ebenso kurz; vor allem aber scheint es ihn nicht zu stören, wenn der Arm bis zur Schulter im Mülleimer nach Leergut sucht. Solange die Person, der der Arm gehört, nicht depressiv oder anderweitig klinisch gestört ist, erscheint er in Dornes´ Auswertungen nicht. Zudem folgt Dornes einer Logik, die nicht nur den leiblichen Aspekt des Psychischen (Fuchs, 2007) übersehen lässt, sondern auch den, dass kein Gehirn ohne Leib denkt und kein Leib ohne Umweltbedingungen ist, in denen er existiert (Fuchs, 2008).

Hochinteressant nebenbei auch manche Vorstellungen, in denen ohne Unterscheidung vergangenen Zeiten pauschale Einschätzungen zuteil werden. So wird von weiblichem Entsetzen bei Entdeckung der Menstruation oder von unsteuerbarer Erregung beim Durchblättern eines Miederwäsche-Katalogs in der Nachkriegszeit gesprochen. Der zivilisierte Mensch – gerade auf dem Fahrrad unterwegs zum nächsten Veggie-Laden – ist eigentlich gestern erst erfunden worden. Gern wird mit der Möglichkeit der Fehlerkorrektur argumentiert, im Gegensatz zu vergangenen Zeiten, in denen man nach einmal getroffener Entscheidung an Arbeitsplatz, Ehemann oder Sportverein gebunden war – das ist jetzt alles vorbei, wie schön. Genau dieses Denken ist antiquiert in einer Zeit, in der massive Umwälzungen bereits allerlei Verwerfungen gebracht haben – und täglich bringen. Wenig bedacht wird dabei, auch von Dornes, dass der Anspruch, möglichst wenige Fehler zu machen, damit rapide sinken dürfte, was angesichts der Komplexität heutiger Gesellschaften und ihrer Probleme als hoch problematisch gelten muss. Das übrigens wird Billy Joel mit seinem Etikett ´Zeitalter der Inkompetenz´ gemeint haben.

Wenn Dornes einmal im-, einmal explizit, die heutige Demokratie als Lösung für alles und jedes preist, unterliegt er zudem glatt der Verwechslung von Demokratie mit Marktwirtschaft. Nicht einmal eine Legitimationskrise (Ptak, 2009) findet bei ihm statt. Colin Crouch wird erwähnt, aber rasch verworfen. Alain Badiou hingegen beschreibt die derzeitige Wählerdemokratie als „nur insofern repräsentativ, als sie zuerst konsensuelle Repräsentation des Kapitalismus ist, der heute in ´Marktwirtschaft´ umbenannt ist. Das ist ihre prinzipielle Korruption“ (Badiou, 2008, S. 97). Das derzeitige Unbehagen an vielem Beanstandungswürdigem, das z.B. in allerlei Medien-Initiativen ihren Niederschlag findet, hat in ihrer privatisierten Form oft etwas von Pseudo-Partizipation, in ihrer politisiert-verstaatlichten Form mitunter etwas Totalitäres an sich. Die unterliegende dogmatische Marktgläubigkeit samt Exkommunikation derer, die diese nicht teilen, hat Josef Berghold bereits anhand des Falles Chile beschrieben (Berghold, 2009), die emotionale Verelendung inbegriffen.

Unbewusstes

Dass Terrorismus und Konsumerismus zusammen hängen könnten, darauf will Dornes gar nicht erst kommen. Talcott Parsons hat in seiner ´oversocialized conception of man´, die Dornes (S. 64ff.) mal eben für falsch erklärt, interessante Schlaglichter gesetzt, in der mittels ich-psychologischer Identifikation mit dem Aggressor und deren Transformierung in die totale Leistungsgesellschaft als Ausgangspunkt bemerkenswerte psychische Mechanismen beschrieben werden. Manches mag Parsons vielleicht nicht exakt getroffen haben, aber präödipale, frühe Verinnerlichungen (die nicht unbedingt mit Liebesentzug durch die Mutter verbunden sein müssen), sind nichts Unbekanntes. Und schon bei Kleist sehen wir ein fühlendes Individuum im Konflikt mit der gesellschaftlichen Ordnung (Parzinger, 2011, S. 171), das ganz unterschiedlich konzeptualisiert werden kann. Gewiss will das Kleinkind nicht einfach das, was auch die Mutter will; ein komplexer dialektischer Prozess ist hier am Werk, von dem nicht abschließend als geklärt gelten kann, was genau stattfindet. Selbstredend findet aber keineswegs irgendeine bruchlose Verinnerlichung statt, sondern Kompromissbildungen in dialektischem Prozess von Aneignung und Widerstand. Da die Verhältnisse ohnehin schon nicht unbrüchig sein können (vgl. Egloff, 2015b), ist jedoch eine ´oversocialized conception of man´ in Zusammenhang mit der frühen Mutter nicht wirklich nötig. Es muss als ganz und gar ungeklärt gelten, ob übergreifende gesellschaftliche Bewegungen die symbolische Ordnung in nur noch einer dem anomischen Urvater geschuldeten fragmentierten Form existieren lassen, die, kleinianisch gesprochen, in der paranoid-schizoiden Position auch bösen Mutter-Introjekten geschuldet sein könnte, oder ob wir es im Sinne früher mütterlicher, guter Beziehungserfahrungen mit einer progressiven Bewegung hin zu Freiheit und Selbstbestimmtheit zu tun haben (Egloff, 2015b, S. 324-325). Erst innerhalb solch einer Fragestellung wären Dornes´ Selbstermächtigungsvorschläge, die keineswegs so eindeutig und unvoreingenommen auftreten, wie sie in seinem Text daherkommen, prüfbar.

Folgen wir Freud in seiner Beobachtung über die anfängliche Hilflosigkeit des Säuglings, der Urvertrauen aufbauen muss, so werden wir einer immensen Aufgabe gewahr. Ganz schlicht weitergedacht, dürfte schon an dieser Stelle der Beginn der Ideologie zu verorten sein. So wie Urvertrauen enttäuscht wird und werden muss, muss es dennoch aufrecht erhalten werden; dieser Konflikt – nachrangig, ob nun als Konflikt oder Strukturmangel konzipiert – als anthropologische Grundkonstante gedacht, begründet den Beginn des potentiell ´falschen´ Bewusstseins, dessen projektive Kraft sowohl zu Anpassung als auch zu Widerstand führt. Daher macht es wenig Sinn, dies   in Abrede zu stellen, auch wenn aus einer pragmatischen Haltung heraus eine interventionistische Perspektive hilfreich sein mag. Ein schmaler Grat zwischen Hoffnung (durch Selbstwirksamkeit) und Enttäuschung (über die Desillusionierung des grandiosen Selbst) ist therapeutisch ohnehin zu gehen.

Politisches

Aus interventionistischer Perspektive wäre hier viel früher anzusetzen; prä- und perinatale Zusammenhänge und ´neurodevelopmental outcome´ sind zahlreich beschrieben worden (vgl. Roth, 2016; vgl. Egloff u. Djordjevic, 2016), ´new social deprivation´ als Vorbedingung und Ergebnis von Depravationsprozessen (Egloff u. Djordjevic, 2016) weist hin auf Psychopathologie im gesellschaftlichen Gefüge, sodass von ´new morbidity´ in einem neuen Sinnzusammenhang gesprochen werden müsste. Deutlich mehr vorzeitige Geburten scheinen Teil dieser gesellschaftlichen Entwicklung zu sein. Paul Virilio spricht nicht ohne Grund von ´Rasendem Stillstand´ (Rosa, 2005), in dem die Entzeitlichung der Subjektwerdung Programm ist – auch das nicht neu, es darf aber Gültigkeit beanspruchen. Die beschleunigte Gesellschaft produziert schon auf Ebene des Zeitgefühls vermehrt depressive Subjekte (Mensen, 2014). Dies kann subklinisch, also unauffällig sein. Es muss eben nicht ein klassisches Konzept von Depression herangezogen werden – auch nicht als Beziehungskonzept im engeren Sinn –, sondern ein Konzept narzisstischer Transformation als  gesellschaftlicher Modus von „Überlebensstrategie“, wie Mensen formuliert, „- wer sich selbst nicht übermäßig wichtig nimmt und inszeniert, geht im marktbestimmten Geschäft unter -, die als ´Abfallprodukt´ oftmals eine narzisstische Depression zur Folge hat“ (Mensen, 2014, S. 119.) Dies ist in Therapie-Praxen gut bekannt, aber schwer zu operationalisieren bzw. sichtbar zu machen (vgl. Egloff, 2012b). Darum geht es, wenn Depravation aus Deprivation entsteht, und umgekehrt. Stattdessen erklärt Dornes Aktivität, Initiative und Beweglichkeit zu einer Art urwüchsigem Privileg der Mittel- und Oberschichten, ohne deren materielle Voraussetzungen zu bedenken – die glatte Psychologisierung des Sozialen. Um es sich nochmals auf der Zunge zergehen zu lassen: er meint, mit jener Aktivität, Initiative und Beweglichkeit habe das sogenannte Prekariat Schwierigkeiten (S. 120ff.) und macht Anleihen bei der von ihm so monierten Form der Sozialreportage mittels der altbekannten Sensations-Beispiele aus dem ´Spiegel´, die es natürlich gibt, die aber mit dem Begriff des Prekariats alles andere als deckungsgleich sind – dies vielleicht der schwerwiegendste Fehler in seinem Band, dessen Verwechslung folgenreich.

Modenas operationalisierter Begriff von Proletariat (Modena, 1984), der schlicht aber zutreffend dieses als von Lohnarbeit abhängige Personen definiert, zeigt auf, wie Reifikation und Kommodifikation zunächst einmal als Grundpfeiler kapitalistischer Verkehrsformen gelten dürfen, die auch die menschlichen Beziehungsformen grundlegend durchdringen (Egloff, 2015b). Doch es ist noch schlimmer gekommen: nicht nur in Deutschland ist das Proletariat durch die vielleicht infamere Variante des Prekariats abgelöst worden (eine sehr gelungene und zutreffende Darstellung der nicht nur als Malaise zu bezeichnenden Situation ewiger Praktikantinnen und Praktikanten sowie der Tendenz zu in ´Frauenberufen´ – auch akademischen – sinkenden Einkommen im Rahmen des ´gendered capitalism´ bei Feiereisen, 2011); der operational definierte Begriff von Proletariat, angewendet auf das Prekariat (empirisch in der, wie Dornes meint, kaum anzutreffenden Auflösung der Mittelschicht nachweisbar) aufersteht mittels der von Gerhard Schröder und Tony Blair mit-initiierten Erfindung der system-immanenten ´working poor´ in Europa. Heimgesucht von Unsicherheit, von Unplanbarkeit, von niedrigsten Renten usw., geht es beim Prekariat gar nicht mehr um ´klassische´ Entfremdung, sondern zunehmend um nackte Existenzsicherung: ein Kellner muss heute zumal ´nice´ sein, sonst verliert er den Job. Im Industriekapitalismus konnte er im Grunde weiterarbeiten; heute ist er zusätzlich prekarisiert (Groys u. Hegemann 2016). Die Prekariatsvariante bedeutet geradezu einen massiven gesellschaftlicher Rückschritt. Wohl ist es nicht nur so, dass „people retreat from responsibilty, either escape or somatize“ (Siltala, 2009, S. 128), sondern andersherum ist in der Praxis gut nachvollziehbar und seit langem bekannt, wie Symptomatiken gerade nicht in Erscheinung treten, wenn die materiellen Bedingungen gut sind. Denn abgesehen davon, dass die von Dornes geschilderten polymorphen Symptomatiken nicht nur in sogenannten sozial schwachen Milieus auftauchen, wird ebenso nicht nur in sozial stärkeren Schichten Symptomatik bspw. mittels Kompensationskäufen, aber gern auch mit ´dezentem´ Alkokolkonsum, in Schach gehalten. Beispiele in unterschiedlichsten Konstellationen gibt es hierzu jede Menge (Egloff, 2013; Egloff u. Djordjevic, 2015; Salfeld-Nebgen et al., 2016; Uhlendorf et al., 2016), und das Team um Gerisch, King und Rosa hat verschiedene Varianten untersucht und Optimierungsbestrebungen im Kontext von Beschleunigung, Flexibilisierung und Ökonomisierung beleuchtet und aufgezeigt, wie Dynamiken ineinandergreifen, auch ohne dass diese nur ´früh´ ablaufen. ´Spät´ ist eben auch möglich. Ähnliches gilt für die Arbeitsverhältnisse: andere Sichtweisen sind durchaus vorhanden (Parpart, 2016). Diese tauchen epidemiologisch eben nicht oder in anderer Form auf – ganz abgesehen davon, dass konstruktivistische Systemtherapeuten, von denen es nicht wenige gibt, bspw. überhaupt keine Diagnosen stellen. Die Dunkelziffer dürfte erheblich sein. All zu wichtig erscheint Dornes dagegen, dass Geldtransfers an sozial Schwache nichts bewirken würden. Dass Bill Clintons Berater James Gilligan zu anderen Ergebnissen kommt, nämlich dass ´reducing societal inequalities most effective against violence´ ist (Gilligan, 2000), wird Dornes gewiss bestreiten.

Künstlerisches

Es liegt nicht lange zurück, dass Don DeLillo mit „Cosmopolis“ auf Verwerfungen hingewiesen hat, die die Mesalliance von Konsumkapitalismus, Virtualisierung und Psychopathologie mit sich bringt. Die Weltliteratur ist voll davon. Thomas Pynchon hat in ”The Crying of Lot 49” bereits 1966 Depravationsprozesse dargestellt, die system-immanent wirken – selbstredend mit aus naturwissenschaftlich-empirischer Sicht fragwürdiger Analogien, doch das liegt in den Gegenständen begründet. “The Crying of Lot 49 presupposes that the Puritan, middle-class, commercial, capitalistic, industrial, technological process is subject both to thermodynamic entropy, which creates waste, and communication entropy, which creates silence. The by-product of this process is a third kind of entropy, human, which leads to an army of outcasts, of derelicts and failures […]. This army of men and women operates as a counterforce to the commercial processes that have ravaged the land as they have moved silently west through history” (Lehan, 1995, S. 40). Die ´counterforce´ ist jedoch größtenteils aus der Mode, und Dornes findet dies berechtigt – und aus empirischer Sicht nun auch nicht einmal nötig. Schauen wir auf andere künstlerische Arbeiten:

Die Inszenierungen von Frank Castorf oder Christoph Marthaler (vgl. Egloff, 2012a), die Arbeiten von René Pollesch, oder Christoph Schlingensiefs „Rosebud“ (2002), Kathrin Rögglas „wir schlafen nicht“ (2004), aber auch Lucy Prebbles „Enron“ (2009), oder letztens Philipp Löhle, dessen Theatertext „Du (Normen)“ exemplarisch auf die Banalität von Nutzenmaximierung als zweiter Natur der neoliberalen Persönlichkeit verweist, arbeiten genau jenes durch, was in den Daten nicht ohne weiteres erscheint.  Daher seien sie jenen Interessenten, die mehr verstehen wollen, neben einer etwaigen Dornes-Lektüre anempfohlen. Denkt man etwa an Peter Weiss´ „Marat/Sade“ in Volker Löschs Hamburger Inszenierung von 2008, so lässt sich zudem sagen: vorsätzliches Vergröbern muss nicht schlecht sein, um Sachverhalte zu verdeutlichen. In Anlehnung an eine Besprechung Löschs (Pilz, 2008) gilt für Dornes: seine Interpretationen sind oft ein bisschen richtig, obwohl vereinfachend, aber weder komplex noch vereinfachend genug, dass es wirklich die wunden Punkte der Gesellschaft träfe.

Und auch „Die 120 Tage von Sodom“ in Johann Kresniks wie auch immer zu bewertenden Volksbühnen-Inszenierung von 2015 könnte hilfreich bei der Horizont-Erweiterung sein. Die Liste ließe sich fortsetzen. Dass die schöne Warenwelt mit Verhinderung von Symbolisierung zu tun haben könnte (vgl. Seidler, 2002; Layton, 2014) und diese, wenn schon nicht monokausal bedingt, dann aber fördert, dürfte viel mit Kommodifizierung und Reifizierung zu tun haben, gerade im Übermaß des entgrenzten Konsum-Kapitalismus. Daher kann nur gelten, es nicht bis zur vollständigen Kommodifizierung des Subjekts zu treiben (Egloff 2015a). Thematiken wie der Umschlag von Gemeinschaft in Gesellschaft oder von symbolischer Ordnung und Über-Ich-Bildung (Egloff 2015b, S.317ff.) sind geeignet zu bearbeiten, wie gesellschaftliche Verhältnisse und individuelles Verhalten sowohl Identität als auch Nicht-Identität bergen (Egloff, 2015b, S. 318; vgl. Ottomeyer, 2014). Sozialisationsprozesse bergen viele solcher Aspekte, die warenproduzierende Gesellschaft vor allem aber das Versprechen, durch fetischistische Transaktionen vollständig zu werden. Dieses ist uneinlösbar, da nie genügend Objekte vorhanden (Decker, 2016). Dass sich hier psychische Phänomene bilden müssen, liegt auf der Hand bzw. ist schon in den Begrifflichkeiten enthalten. Und, nein: Psychisches nimmt keine Rücksicht auf Gegenstandsbereiche. Alles andere wäre rationalistisch.

Überforderndes

Dass Überforderung schon im Subjektanspruch der Moderne an sich stecken könnte, die Verwirklichen und Bewältigen-wollen einfordert, mag sein. Dieser allerdings scheint heute immer mehr einer Steigerungslogik unterworfen, in der Humankapital nun gar aus Individualität und Differenz gebildet werden soll (Klinger, 2015). Dornes´ Affinitätsbehauptung der Psychoanalyse als Methode zur Ich-Stärkung hinsichtlich gesellschaftlicher Anforderungen ist nicht nur überzogen, sondern stößt nur allzu munter ins Horn unrealistischer Befähigungsphantasien. Es gehe ihm nicht um eine Individualisierung von sozialen Problemen, erklärt er, weil es eine gesellschaftliche Aufgabe bleibe, Selbstermächtigung der Menschen voran zu treiben, diese nur eben anders ausgestaltet werden müsse. Letztlich heißt das aber nichts anderes als Gesellschaftsgestaltung entlang ökonomischer Kriterien. Damit ist Dornes voll drin im aktivierenden Sozialstaatsmantra (vgl. Butterwegge, Lösch & Ptak, 2007) und spielt zudem eben doch der brandgefährlichen Therapeutisierung sozialer Problematiken in die Hände – man kann es nicht oft genug wiederholen. „Zugleich wird es möglich, soziale Verwerfungen und ´Verlierer´ auf unterschiedliche Resilienzausstattungen zurückzuführen und damit zu individualisieren und zu naturalisieren“ (Graefe, 2016, S. 47). In Dornes´  Ermächtigungsvorstellungen des Subjekts spricht er von Steuerungsfähigkeit und ähnlich gut operationalisierbaren Begrifflichkeiten, die, ob in Psycho- und Sozialtherapie oder Arbeitsamt-Kurs, vermittels Sprache sogenannte frühe Strukturdefizite ausgleichen anzutreten haben. Ersetzt man seine Begriffe durch sprachphilosophische oder (post-)strukturalistische, fällt sein Empowerment-Konzept jedoch wie ein Kartenhaus zusammen – was übrig bleibt, sind Machtverhältnisse, Virtualisierung, Globalisierung. Daher wäre es zielführend gewesen – wenn man schon große Fragen angeht –, die zu untersuchenden Phänomene auch in ihren ´Differenzkonstruktionen´ zu betrachten, diese also nicht nur und ausschließlich unter (neo-)psychoanalytischen Gesichtspunkten zu untersuchen, sondern bspw. auch unter strukturellen oder semiotischen. Dass dies nicht nur möglich, sondern fruchtbar und vervollständigend sein kann, zeigen semiotisch fundierte Ansätze auf anderen, doch nicht fernen Gebieten (vgl. Egloff, 2016). Sonst nämlich könnte es sein, dass der Schritt vom äußeren Tatbestand zur inneren Bedeutung zu nichts anderem führt als zu Pseudo-Verstehen, in dem innere Motive als Ausweis für politisches Handeln herangezogen werden, diese sich aber als trügerische Maske, ja Narrativ von Lüge, erweisen können (Žižek, 2015, S. 16). Doch all dies scheint jenseits von Dornes´ angebahntem neoliberalen Empowerment-Konzept zu liegen. Rasch wird von Sensibilisierung der Öffentlichkeit gesprochen, wenn in manchen Bereichen der Begriff Fetischisierung zutreffender wäre (Binkley, 2008). Max Webers ´stahlhartes Gehäuse´ der Moderne mag durchaus aufgeweicht worden sein, aber jetzt ist Postmoderne angesagt. In eben dieser will Dornes Selbstermächtigung feilbieten, so wie mittlerweile Kochbücher erscheinen, die günstiges Nachkriegsessen für Hartz IV-Empfänger anpreisen. Nach seiner Logik könnte man dieses gleich amtlich ausgeben: einfaches, aber gesundes Essen. Intrinsische Motivationen zu ermöglichen – die Betonung liegt auf dem Verb ´ermöglichen´ – sollte stattdessen oberstes Gebot sein (Holm-Hadulla, 2009), so wie extrinsische Motivationsfaktoren zu minimieren.

Abschließendes

Auch für Hartgesottene gilt somit: kaufen, lesen, Abstand nehmen. Denn was Dornes anzustreben scheint, ist die Verwirklichung seines prototypischen Menschenbildes einer Kapitalismus-krisenfesten Persönlichkeit, die korrelieren dürfte mit dem vom Dortmunder Amerikanisten und Ars-Legendi-Preisträger von 2010 Walter Grünzweig erschrocken beklagten Minimalhorizont aktueller Studienanfängerjahrgänge. Doch Korrelationen sind eben nur Korrelationen. Alles sehr fraglich, gewiss. Weniger fraglich jedoch ist, was die Sozialwissenschaftlerin Stefanie Graefe festhält: „Die krisenfeste Persönlichkeit hat (idealerweise) keinen Bedarf, das System zu verändern; sie verändert sich selbst – und dies permanent. Sie ist konsumkompetent, beratungsoffen und ressourcenorientiert; steigenden und schwankenden Produktivitätserwartungen von Unternehmen und Gesellschaft kann sie nachkommen, ohne ihre eigene Gesundheit nachhaltig zu gefährden. Politisch im herkömmlichen Sinne ist sie hingegen nicht: Im Zeichen von Resilienz wird Gesellschaft als unveränderliche Randbedingung der eigenen ebenso komplexen wie stets gefährdeten Lebensgestaltung verstanden, nicht aber als Gegenstand kollektiver Veränderung“ (Graefe, 2016, S. 47).

 

Literaturhinweise und Langversion unter:

https://www.researchgate.net/profile/Goetz_Egloff/publications

 

Schluss mit dem Wirtschaftsfeudalismus…

 

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Cover

Sahra Wagenknecht, neu entdeckt. Ein Kommentar

Nach „Freiheit statt Kapitalismus“ von 2011, was nach der Finanzkrise 2008 eine der überzeugenderen Schriften aus dem politischen Feld darstellt, ist 2016 mit „Reichtum ohne Gier – wie wir uns vor dem Kapitalismus retten“ ein neues Buch von Sahra Wagenknecht bei Campus erschienen.

Zentral, und dies bemerkt auch das Stadtmagazin HAMBURG WOMAN ganz richtig, sind die darin benannten wirtschaftsfeudalen Strukturen und Mechanismen, die ermöglichen, was Wagenknecht  „leistungslose Spitzeneinkommen“ nennt – dies in Anbetracht von deutscher Kinderarmut und dem, was die Soziologie als Anomie bezeichnet. Hier ist keine schmallippige Spaßverderberhaltung am Werk, sondern eine brisante Gegenwartsdiagnostik, die in den letzten Jahren bereits vielfach seriös erarbeitet wurde. Es handelt sich hier auch nicht um moralische Kategorien, in denen Gier und Neid verhandelt werden, sondern um Zugänge zu gesellschaftswirksamen politischen Setzungen, die von Menschen erzeugt werden und nicht vom Himmel fallen.

Ja, Ludwig Erhard als zentrale Figur in Wagenknechts Verständnis bringt ihr regelmäßig den Vorwurf eines „Zurück in die 70er?“ ein, das total veraltet sei und auch nicht hip und überhaupt. Worum es aber geht, ist nichts weniger als die Rückeroberung des Wirtschaftlichen durch das Politische. Nur all zu bereitwillig haben sich Wagenknechts Kritiker daran gewöhnt, die Wirtschaftssphäre nicht etwa als treibende Kraft, sondern als Primat, das dem Politischen vorausgeht, zu akzeptieren. Nach Hannah Arendt hieße dies, wenn dem so ist, ist das Politische nicht einmal mehr politisch. Die Idee von einer Deutschland-AG konnte wohl nur auf dem Boden einer Schröder-Ära gedeihen, dessen Geschäftsführer wohl jenes fehlte, was Nietzsche „Pathos der Distanz“ nannte, dessen Mangel nur all zu oft mit dem überhöhten Begehr einhergeht, den qualitativen Eliten, möglichst samt Oberschicht-Biographie, anzugehören. Wagenknecht hingegen hat das nicht nötig und erteilt derlei Sperenzien eine souveräne Absage, und das mit stringent volkswirtschaftlicher Argumentation, die dennoch den Menschen darin nicht vergisst. Dazu bedarf es keiner Sentimentalität, sondern Nüchternheit.

Cover
Cover

Charmant und locker formuliert HAMBURG WOMAN also, wie Wagenknechts Deutschland aussehen soll. Das Stadtmagazin, dessen Cover übrigens Nadja Atwal ziert (die nicht nur aus Hamburger Polizeikreisen einiges zu berichten weiß, sondern mehr von den USA versteht als manch jahrelanger Korrespondent), trifft Wagenknechts entscheidende Ideen und Analysen und rückt sie in jenes verdiente Licht, das nicht links noch rechts, dafür an den Schnittstellen von Vernunft und Leidenschaft anzusiedeln ist. Vielleicht ist es nun Zeit für eine Querfront der politischen Klugheit… Daher darf gelten: ein Hoch auf politische Querdenkerinnen – und auf gelungene Stadtmagazine!

„Mephistos“ Geldschwemme: Schuldenberge bei maroder Infrastruktur und wachsender Ungleichheit

Text und Foto:Dr. Immo H. Wernicke, Berlin

Aquarium im Foyer des Tagungshotels
Aquarium im Foyer des Tagungshotels

Dank der Geldpolitik des Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi, die manchen an Mephistos Einflüsterungen erinnern, schwimmen die Staaten in Geld mehr als Fische im Wasser eines Aquariums (Foto).

Gewaltige Schuldenberge sind auch in Deutschland entstanden, aber die Infrastruktur wird zusehends maroder, erhofftes Wachstum bleibt aus, Immobilienpreise explodieren, und die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen steigt. Zur Diskussion dieser Thematik bot der jährlich stattfindende True-Sales-International-Kongress im September in Berlin Finanzexperten, Bankmanagern und Finanzpolitikern zum 10. Mal ein adäquates Forum.

Im Vordergrund stand die Frage, wie mit Kreditangeboten durch Verbriefung von Forderungen mittelständischer Unternehmen (Asset Backed Securities) Investitionen für Innovationen und Wirtschaftswachstum bewirkt werden können. Kritiker sehen nicht die mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten des Mittelstands als wesentliche Ursache für die Wachstumsschwäche, sondern gesättigte Märkte und stagnierende Nachfrage. Continue reading „„Mephistos“ Geldschwemme: Schuldenberge bei maroder Infrastruktur und wachsender Ungleichheit“

Agriculture addressed by the Sustainable Development Goals of the United Nations for overcoming Malnutrition

von Dr. Immo H. Wernicke

Foto: Bär Berlin welcomes United Nations Delegation in spring 2016
Foto: Bär
Berlin welcomes United Nations Delegation in spring 2016

This article is a summary of a paper presented to the 8th International Conference on Business and Management in New York,  being organized by the Global Strategic Management Inc. and chaired by Professor Matthew Kuofie from the Michigan University (USA) during June 24-25, 2016.  The contribution has been published in the International Journal of Agriculture and Economic Development, Michigan, USA, June 2016.

Malnutrition of 800 Million people and refugee crisis
Politicians have to be aware of the worldwide need of sustainable growth also in the agricultural sector to overcome the explosion of world population, the expected ongoing migration from rural areas to the cities, the decrease of land and forests and the degradation of land and soil by exploitation and climate change. The UN (United Nations) General Assembly in New York (2015) fears an increase of global population from 7,000 to 9,600 Million by 2050 “three planets are required to provide the natural resources needed”. The global fight against malnutrition is demanded by the FAO (Food and Agricultural Organization of the UN) in Rome for providing better access to food and water for  about 800 Million people mainly in Africa and for solving the refugee crisis. Continue reading „Agriculture addressed by the Sustainable Development Goals of the United Nations for overcoming Malnutrition“

Industrie 4.0 Made in Germany: Chance für Europa oder Illusion ?

Industrie 4.0 im BMWI : Innovationschub für die deutsche Industrie
Industrie 4.0 im BMWI : Innovationschub für die deutsche Industrie

Von Immo H. Wernicke
Erstmals Industriekonferenz im Bundeswirtschaftsministerium
Im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin wurde während der Berlinale 2016 auch eine Premiere begangen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte am 18. Februar zur 1.Industriekonferenz in sein Ministerium eingeladen (Bild 2 ). Der Wirtschaftsminister stellte das neue Bündnis zwischen Bundesregierung, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften vor. Das Bündnis soll dazu beitragen, das Konzept „Industrie 4.0“ möglichst schnell in die mittelständische Wirtschaft auch europaweit einzuführen und umzusetzen. Auf dieser Grundlage will die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission vor allem Schlüsseltechnologien finanziell fördern. Dazu gehören Elektromobilität und speziell Batteriezellen, Digitalisierung von Produkten und Prozessen, Speichertechnologien für Photovoltaik, der Aufbau leistungsfähiger Breitbandnetze und europäischer Server und „Clouds“ (vernetzte Datenbanken). Besonders gefördert werden „Start ups“ als Software- und Apps-Entwickler in Gründerzentren. Die neue Internet-Platform 4.0 und Branchendialoge zählen ebenfalls hierzu. Continue reading „Industrie 4.0 Made in Germany: Chance für Europa oder Illusion ?“

Zwei neue Eisbrecher für den Hamburger Hafen

Von Sabine Witt

Doppeltaufe bei – 9 °C: zwei neue Eisbrecher für den Hamburger Hafen

Taufpatin Anke Harnack zwischen Jens Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung der HPA (links) und Wirtschaftssenator Frank Horch
Taufpatin Anke Harnack zwischen Jens Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung der HPA (links) und Wirtschaftssenator Frank Horch

Passend zum eisigen Wetter gab es am 22. Januar 2016 eine gleich doppelte Taufe an der Überseebrücke im Hamburger Hafen: Zwei moderne Eisbrecher, die auch zum Schleppen, Bugsieren und für den Transport eingesetzt werden können, wurden im Rahmen einer feierlichen Zeremonie getauft und von der Hamburg Port Authority (HPA) in Betrieb genommen. Taufpatinnen waren die NDR-Moderatorin Continue reading „Zwei neue Eisbrecher für den Hamburger Hafen“

Deutsche in Ungarn? Immer wieder!

Von Dr. Ferenc Horvath

Ewig erneuernde Bindungen Deutschland – Ungarn

Unter deutscher Leitung für die EM 2016 qualifiziert: die Fußbal Nationalmannschaft von Ungarn
Unter deutscher Leitung für die EM 2016 qualifiziert: die Fußbal Nationalmannschaft von Ungarn

Nicht nur Gisela aus Bayern die Gemahlin von Sankt Stephan um die erste Jahrtausendwende. Auch nicht nur die ein halbes Jahrhundert danach angekommenen Sachsen in Siebenbürgen und die noch später übersiedelten Donauschwaben überall im Lande; es gibt immer wieder Deutsche, die nach Ungarn kommen und dort sich wohl fühlen, zum Land einen Beitrag leisten. Davon möchte dieser kurze Bericht erzählen. Continue reading „Deutsche in Ungarn? Immer wieder!“

Der erste Serienhubschrauber war seine Konstruktion

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff
Vor 125 Jahren wurde der Flugzeugkonstrukteur, Helikopterpionier und Unternehmer Heinrich Focke in Bremen geboren
Nicht nur Kriegsteilnehmer kennen den deutschen Standardjäger Focke-Wulf Fw 190 oder das im Zweiten Weltkrieg ebenfalls militärisch genutzte Passagierflugzeug Focke-Wulf Fw 200 „Condor“. Der „Focke“ in „Focke-Wulf“ war Heinrich Focke. Am 8. Oktober 1890 kam der Flugzeugkonstrukteur, Hubschrauberpionier und Unternehmer in Bremen zur Welt. Sein Vater war Senatssyndicus, vergleichbar einem Staatssekretär, und eine gute Schulausbildung damit ermöglicht. Der Volksschule folgte der Besuch des Humanistischen Gymnasiums. Focke war 13 Jahre alt, als die Gebrüder Wright ihre berühmten Flüge mit dem „Wright Flyer“ unternahm. Als die Nachricht davon nach Deutschland gelangte, war Focke fasziniert. Er begeisterte sich jedoch nicht Continue reading „Der erste Serienhubschrauber war seine Konstruktion“

Heute öffnet der Winterdom 2015 in Hamburg

Von Johanna Renate Wöhlke

Familientreffen der Domleute:(v.li.) Christoph Bahr, Fritz Bahr, Sibylle Bahr, Lutz Vorlop
Familientreffen der Domleute:(v.li.) Christoph Bahr, Fritz Bahr, Sibylle Bahr, Lutz Vorlop

Heute, am 6. November 2015 um 15 Uhr, öffnet der Dom und schließt am 6. Dezember. Die wahrscheinlich wichtigste Information zum Winterdom 2015 auf dem Heiligen-Geist-Feld in Hamburg lautet wie in jedem Jahr: Lassen Sie bitte das Auto Zuhause und kommen Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln! Es wird voll werden und es könnte sein, Sie verzweifeln bei der Suche nach einem Parkplatz in der Nähe des Geländes so sehr, dass nach wiederholten Versuchen der Familiensegen nicht mehr zu retten ist und die Rückfahrt angetreten wird. Continue reading „Heute öffnet der Winterdom 2015 in Hamburg“

Von Teddybären und Kartoffelklößen…

von Hartmuth Seitz

Hier geht sowieso alles den Bach runter

Alte kleine Bären erinnern...
Alte kleine Bären erinnern…

Vor 25 Jahren fiel bekanntlich die Grenze zur damaligen DDR. Das war der Grund, endlich einmal ohne Herzklopfen, ohne langwierige Grenzkontrollen, meine Geburtsstadt und die Geburtsstätten einiger unserer Teddys und Puppen aufzusuchen. Die hatten sich Dank der thüringischen Verwandtschaft – oftmals als „Bückware“ erworben und somit ohne offizielles „Ausreisevisum“ – auf den beschwerlichen Weg in den Westen gemacht. Bückware – man erinnert sich – das war die Ware, die zur Zeit der Grenzziehung nicht nur bei unseren Besuchen rund um Eisenach unter dem Ladentisch hervorgezaubert wurde. Continue reading „Von Teddybären und Kartoffelklößen…“

How to achieve Economic Growth ?

By Immo H. Wernicke

New York Manhattan World Trade Center
New York Manhattan World Trade Center

This topic has been discussed during the 7 th International Conference on Business and Management in New York on July 10-11, 2015 organized by the Global Strategic Management Inc. and chaired by Professor Matthew Kuofie from the Michigan University. The contribution of the author as key note speaker has been published in the Journal of Economic Development, Management, IT, Finance and Marketing, Volume 7 Number 2 – September 2015. The abstract of the paper with the title “Achieving Sustainable Economic Growth from the European Point of View” is being made available here:

Abstract
Gigantic administrative system in Europe – poor information
“This paper first discusses the definition for measuring economic growth by Gross Domestic Product (GDP) as a reference indicator in national legislation and the European treaties. For GDP calculation the National Accounts Approach follows the international standards. The European Union has established a Continue reading „How to achieve Economic Growth ?“

Liebe stirbt nie

Von Hans-Peter Kurr

Neues Stage-Entertainment Musical im Operettenhaus

Starkomponist Andrew Lloyd Webber inmitten der Darsteller auf der Bühne beim Schlussapplaus der Deutschlandpremiere des Stage Musicals LIEBE STIRBT NIE - PHANTOM II im Stage Operettenhaus in Hamburg am 15. Oktober 2015. Photo: Stage Entertainment/ Morris Mac Matzen
Starkomponist Andrew Lloyd Webber inmitten der Darsteller auf der Bühne beim Schlussapplaus der Deutschlandpremiere des Stage Musicals LIEBE STIRBT NIE – PHANTOM II im Stage Operettenhaus in Hamburg am 15. Oktober 2015.
Photo: Stage Entertainment/ Morris Mac Matzen

Dort, wo die Geschichte Hamburgs als Deutschlands Musical-Stadt Nr. 1 mit dem hinreißend-romantischen Märchen „Cats“ einst begann, als die Schlesselmann-Ära des damals scheinbar verlorenen Operettenhauses endete, wird jetzt, wie nunmehr die großen Musical-Bühnen der Weltmetropolen von New York, über London bis Hamburg beherrschende Fortsetzung des internationalen Hits „Phantom der Oper“ mit dem romantischen Titelsong „Liebe stirbt nie“ auf der Reeperbahn bejubelt. Continue reading „Liebe stirbt nie“

Plötzlich sind sie da. Flüchtlinge in meinem Stadtteil

Von Johanna Renate Wöhlke
Flüchtlinge in meinem Stadtteil Hamburg Neugraben-Fischbek.

Ehemaliger OBI Markt wird zur Zentralen Aufnahme. Pavillonhäuser für 3000 Menschen bis Ende des Jahres 2015 geplant.

Die ersten Feldbetten stehen
Die ersten Feldbetten stehen

Beim Abverkauf wegen Geschäftsaufgabe vor zwei Jahren war gerade Vorweihnachtszeit. Alles reduziert, bis zu 50 Prozent und mehr. Da ging ich noch einmal hin, um „zuzuschlagen“. Wohin? In den OBI-Markt in Hamburg Neugraben. Wie würde sich mein Mann freuen über diese Weihnachtsüberraschungen, mehr ein Spaß natürlich. Ich sah ihn im Geiste schon Päckchen für Päckchen auspacken – die Familie drumherum und mit jedem Päckchen mehr in Lachen ausbrechend und erwartend, was denn wohl unter dem Weihnachtspapier zum Vorschein kommen würde. Aber genau so sollte es ja sein: Bauhandschuhe, Verlängerungskabel, Spachtel, Bänder, verschiedene Farben, Continue reading „Plötzlich sind sie da. Flüchtlinge in meinem Stadtteil“

Designkunst von Sybs Bauer: In jedem Fall mobil

erschienen online bei Petri+Lehr

Von Johanna Renate Wöhlke

Sybs Bauer
Sybs Bauer

Mobilität für Menschen mit körperlicher Behinderung in Verbindung mit Designkunst: die Hamburger Designerin Sybs Bauer und ihre Arbeit für Petri+Lehr: 112 Jahre im Dienst für Mobilität körperlich behinderter Menschen.

Wenn Pioniergeist und Designergeist zusammentreffen und sich darin eine 112 Jahre alte Firmengeschichte mit den modernen Ideen einer Designerin wie Sybs Bauer vereinen – dann liegt Innovation in kompetenten Händen. Im Falle von Petri+Lehr – 112 Jahre lang im Dienst für die Mobilität für Menschen mit körperlicher Behinderung – und Sybs Bauer ist seit März 2014 der Multifunktionsdrehknopf „MFDTOUCH“ für die Lenkung von Automobilen ein Beweis dafür. Sich durch technische Hilfen das Leben erobern können, welch ein Gewinn an Lebensqualität! Welch ein Erfolg für das Produkt – denn noch vor der Markteinführung im Frühjahr 2014 wurde es im Lieferprogramm von Mercedes-Benz aufgenommen. Continue reading „Designkunst von Sybs Bauer: In jedem Fall mobil“

Das nie alternde Schiff

Von Hans-Peter Kurr

„Moebis“ Lebenswerk ist noch immer seetüchtig

...

Wer ( oder was?) wird in dieser Welt schon über einhundert Jahre alt und bleibt dennoch vollständig funktionsfähig ? Ein über einhundert Jahre alter Pott, dessen Heimathafen seit 1975 das Nicolaifleet in der Nachbarschaft von Hamburgs Ost-West- (Willy-Brandt-) Strasse ist ,macht es vor : Von Mitte Juni bis etwa Mitte Juli 2015 geht Hamburgs noch immer seetüchtiges einziges Theaterschiff (Nach Wedels Eingemeindung gibt es noch einen „kleineren Bruder“ dortselbst) wieder auf grosse Fahrt nach Stade, Brunsbüttel, Beidenfleth und Grünendeich, um dort einen Teil seiner vielgelobten Programme zu präsentieren. Continue reading „Das nie alternde Schiff“

Bier und Kultur – Pilsen ist Europäische Kulturhauptstadt 2015

Dieser Artikel erschien am 10. Mai ds. Js. in Schleswig-Holstein am Sonntag

Von Uta Buhr
Willkommen an der Urquelle des Bieres! Der Gerstensaft hat in Pilsen einen besonders hohen Stellenwert und übertrifft alles, was bereits in der Antike als eine Art „flüssiges Brot“ bekannt und beliebt war. Bis heute gilt Bier als eines der am häufigsten konsumierten Getränke weltweit, Durst stillend und nahrhaft zugleich. „Bier macht den Durst erst schön“, titelte einst eine Werbung, die ein Glas mit goldgelbem Inhalt und einer prachtvollen Schaumkrone darstellte, bei deren Anblick sich mancher die Lippen leckte.

Und da sind wir auch schon mitten im Thema. Zwischen 1278 und 1305 von König Wenzel II. gegründet, wurde das reiche Pilsen während des Dreißigjährigen Krieges bis auf die Grundmauern nieder gebrannt Continue reading „Bier und Kultur – Pilsen ist Europäische Kulturhauptstadt 2015“