Das nie alternde Schiff

Von Hans-Peter Kurr

„Moebis“ Lebenswerk ist noch immer seetüchtig

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Wer ( oder was?) wird in dieser Welt schon über einhundert Jahre alt und bleibt dennoch vollständig funktionsfähig ? Ein über einhundert Jahre alter Pott, dessen Heimathafen seit 1975 das Nicolaifleet in der Nachbarschaft von Hamburgs Ost-West- (Willy-Brandt-) Strasse ist ,macht es vor : Von Mitte Juni bis etwa Mitte Juli 2015 geht Hamburgs noch immer seetüchtiges einziges Theaterschiff (Nach Wedels Eingemeindung gibt es noch einen „kleineren Bruder“ dortselbst) wieder auf grosse Fahrt nach Stade, Brunsbüttel, Beidenfleth und Grünendeich, um dort einen Teil seiner vielgelobten Programme zu präsentieren.

„Das Schiff“, inzwischen am Liegeplatz von zwei anderen kleineren Steamern zu Nutzzwecken flankiert, lief bereits im Sommer 1912 in Groningen vom Stapel, schipperte jahrelang über See, wurde schliesslich umgebaut zum Kümo mit immerhin fast 35 Metern Länge und gelangte 1975 in den Besitz des Regisseurs Eberhard Moebius und seiner Frau Christa, die es zu dem machten, was es noch heute – zu Hamburgs Zier – ist, : Zum „Theaterschiff“.

Wer es aus seinen Anfängen kennt, wie der Chronist, erinnert bis heute die wunderbaren Programme – verbunden mit grossen Namen wie Richard Münch, Gert Fröbe, Heinz Reinke und vielen anderen Berühmten der zwei ten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Dann begann eine wechselvolle (Privat-) Geschichte: Moebis Ehefrau Christa starb (Moebi mit übr 80 Jahren fährt noch heute heiter und gutgelaunt mithilfe des Rolators durch die europäsche Welt), das Ehepaar Schlesselmann,wohl bekannt in der Hamburger und Dresdner Theaterszene ,übernahm den Kulturdampfer, Anke Schlesselmann starb, ihr Ehemann Gerd kurze Zeit nach ihr ebenfalls, heute wird Das Schiff in dritter Generation mit Umsicht und Sachverstand geleitet von deren Sohn Heiko. Nach wie vor zeigt die Programmvorschau eine Fülle hochqualifizierter Kabrett-Programme wie kürzlich den Abend mit der köstlichen Schwäbin Sybille Bullatschek, die ,gemeinsam mit ihrem Publikum ,zu einem gewaltigen Protest gegen den Pflegenotstand in dieser unserer Republik aufbrach, scharfzüngig und eloquent….und hoffentlich auch von Erfolg gekrönt.

Der künstlerische Leiter des Schiffes, Michael Frowin, freut sich – Hand in Hand mit Heiko Schlesselmann – auf die 40. Spielsaison, die nach der Rückkehr an den Hamburger Liegeplatz wieder mit einem durchdachten Programm gefeiert wird…..sogar zusätzlich mit demjenigen Kindermusical, das bereits im März 2015 seine umjubelte Uraufführung erfuhr : „Ratte Rudi geht von Bord“ und einer Fülle neuer und alter Programme, selbstverständlich auch mit dem glücklicherweise stets zurückkehrenden Frank Roder als Joachim Ringelnatz  – Brief an seine Frau:
„Wenn ich tot bin, darfst Du gar nicht trauern,
Meine Liebe wird mich überdauern
und in fremden Kleidern Dir begegnen
und Dich segnen!“
Herzlich Glückwunsch zum 40. !

foto: Theatermagazin Godot; Hamburg