Ein Schrank nur für Geschenke

erschienen im Hamburger Abendblatt am 12.11.2012

Von Johanna R. Wöhlke

Schenken macht Freude…

Es gibt Menschen, denen machen Sätze wie: „In acht Wochen ist Weihnachten!“ überhaupt keine Sorge. Im Gegenteil, sie freuen sich darüber, schenken sich gemütlich die nächste Tasse Kaffee ein und hören entspannt dem Gespräch zu, das sich da gerade in Sachen Weihnachten entwickelt. Warum ist das so?

Hier sitzt nun also die Renate, von der ich spreche, und sie schmunzelt wirklich so auffordernd  vor sich hin, dass die Frage kommen muss: „Du machst Dir wohl überhaupt keine Gedanken über Weihnachten?“ Die Antwort ist einfach und klar: „Nein!“ Aber es kommt noch ein Nachsatz und der ist erwähnenswert. Continue reading „Ein Schrank nur für Geschenke“

Deutschlands erste interdisziplinäre Rating-Agentur

Von Götz Egloff

MPSIF, Agentur für Kommunikation ist auf Kurs

Die im August d.J. gegründete MPSIF – Agentur für Kommunikation mit Sitz in Karlsruhe hat ihre Arbeit aufgenommen. Die Agentur, die aus einem festen Kernteam besteht und themenspezifisch freie externe Spezialisten hinzuziehen kann, nimmt Ratings vor, erstellt Gutachten und Kommentare zu den Bereichen Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft, wobei diese Bereiche nicht als getrennt, sondern als zueinander gehörig, ineinander verschränkt und auseinander hervorgehend betrachtet werden.

So ziehen bspw. wirtschaftliche Entscheidungen, die in diesem Verständnis als kultureller Vorgang definiert werden, gesellschaftlich-kulturelle, also intra- und interindividuelle Folgen nach sich; genauso wie intra- und interindividuelle, also gesellschaftlich-kulturelle, Determinanten wirtschaftliche Entscheidungen anstoßen, bahnen, nach sich ziehen. Continue reading „Deutschlands erste interdisziplinäre Rating-Agentur“

Musik(T)Räume – Ein Projekt auf Erfolgskurs

Von Johanna Renate Wöhlke

Unser Mitglied Hartmuth Seitz – engagiert für Kultur im Ehrenamt – weitere Schirmherrin nun Ursula von der Leyen

Bei der ersten Pressekonferenz mit Schirmherr, Veranstaltern und Künstern: ( von links) Wolfgang Haack, Massoud Godemann, Professor Hermann Rauhe, Emanuel Jahreis und Hartmuth Seitz

Vor wenigen Monaten startete er Dank der Unterstützung von Prof. Hermann Rauhe, des ehemaligen Präsidenten der Hamburger Hochschule für Musik und Theater und jetzt ihr Ehrenpräsident, in Niedersachsen das Hermann-Rauhe-Festival unter dem Titel „Musik(T)Räume“. Hermann Rauhe, in Wanna geboren und fast schon eine Kultfigur vor Ort, fungierte quasi als „Patenonkel“ und Mentor für dieses Projekt, Kultur in der Region und vor Ort zu etablieren.

Als Schirmherrn gewann Hartmuth Seitz mit seinem Team zusätzlich David McAllister, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen,„der sich uns durch mehrere vorangegangene Aktionen weiterhin verbunden fühlt und seine Schirmherrschaft für 2013 erneuerte“, so Hartmuth Seitz. Continue reading „Musik(T)Räume – Ein Projekt auf Erfolgskurs“

Ein Patchwork-Oedipus

Von Hans-Peter Kurr

Aus dem Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Text: Hans-Peter Kurr

Jokaste und Oedipus

Der Beifall war stark, anhaltend, jubelnd, ohne Hemmung. Auch an ( zuweilen unverständlichen) Lachern fehlte es nicht, zum Beispiel, wenn Kreon sich ohne Not selber den Habitus eines Krüppels anerzogen hatte (, möglicherweise, um seinem Menschenbruder Oedipus zu gefallen?). Die Rede ist von der Schauspielhaus –Premiere des bedeutendsten Bühnenwerkes, das in der Theaterliteratur existiert, dem Sophokleischen „Oedipus“. Und auch das trifft nur Continue reading „Ein Patchwork-Oedipus“

Das mühsame Ringen um Identität

von Götz Egloff

Rezension zu Katharina Pohl, Schönes Scheitern? Die Suche nach Identität in den Inszenierungen Florian Fiedlers. Tectum Verlag, Marburg, 2010

Schönes Scheitern

Die in der Reihe Kleine Mainzer Schriften zur Theaterwissenschaft erschienene 182-Seiten-starke Untersuchung zur zeitgenössischen Theaterpraxis bietet eine intensive und höchst eindrückliche Leseerfahrung. Auch Rezipienten, die die beiden besprochenen Inszenierungen Florian Fiedlers nicht gesehen haben, werden von der detaillierten und äußerst nachvollziehbaren Analyse profitieren, die Katharina Pohl hier vorlegt.

Den Topos des Scheiterns in der Postmoderne, in der eine als kohärent erfahrene Identität wenn nicht brüchig, eher schon in der Auflösung begriffen ist, beleuchtet Pohl anhand der Inszenierungen Fiedlers von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ und Kaurismäkis „I Hired a Contract Killer oder Wie feuere ich meinen Mörder?“ am Frankfurter Schauspielhaus 2004 und 2005. Was Fiedler mittels Raum, Zeit und Personal auf der Bühne konstelliert, findet in Pohls Analyse dabei seine akademische Entsprechung. Dabei entbehrt diese nicht des nötigen Continue reading „Das mühsame Ringen um Identität“

Rilke-Texte verlebendigt

 Von Hans-Peter Kurr

 Lydia Spiekermanns Bearbeitung und Inszenierung im Monsun-Theater

Dichte Visionen: Erik Fiebiger mit Noémie Naegele und Matthias Weiß mit der Geige

Eine Sternstunde der Begegnung mit wertvoller Literatur hat die Hamburger Regisseurin Lydia Spiekermann mit ihrem Rilke-Abend geschaffen, der jetzt wieder im Monsun-Theater, vor leider viel zu wenigen Zuschauern, zu sehen war.

Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine Bühnenfassung der „Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“von Rainer Maria Rilke, eine Art ausufernder Familiengeschichte, deren Verstehbarkeit die Regisseurin ihrem Publikum durch einen klugen einleitenden Vortrag erleichtert.

Ihr hohes Verdienst aber, nicht nur diese Bearbeitung geschaffen und sie, ungemein phantasiereich, inszeniert zu haben, wird noch übertroffen durch die Tatsache, daß sie denSchauspieler Erich Fiebiger für sich entdeckte und engagierte, dem es gelingt, mithilfe von Dichte und Intensität in mindestens ein Dutzend unterschiedlicher Figuren der zahlreichen Familienmitglieder zu schlüpfen. Continue reading „Rilke-Texte verlebendigt“

In der Berghütte der Seele: Die Wand

Von Hans-Peter Kurr

Martina Gedecks Solo / Der erschütternde Film DIE WAND

Martina Gedeck

Dieser Streifen wird in die internationale Filmgeschichte eingehen!

Und das verdanken wir einer Jahrhundertschauspielerin, deren Karriere, als sie noch an der Seite des großen Ulrich Wildgruber lebte, in den neunziger Jahren begann und mit diesem Lebensepos DIE WAND – soeben in deutschen Landen, auch im hamburgischen Abaton, uraufgeführt – ihren ( zumindest gegenwärtigen ) künstlerischen Höhepunkt erreicht, den  d i e  Gedeck, wie wirkliche Weltstars bis Ende des 20. Jahrhunderts, dem der Rezensent entstammt, achtungsvoll genannt wurden und von Mitgliedern jener Generation bis heute gewürdigt werden, hier präsentiert.

Der Film, in kongenialer Wucht nach dem lange als unverfilmbar geltenden Roman Marlen Haushofers instrumentiert durch den phantasiebegabten Regisseur Julian Pölsler und seinen neun fähigen Kameraleuten unter Führung des Altmeisters J.R.P. Altmann eine Bilderfolge von aufregender Schönheit in der österreichischen Berglandschaft, darinnen eine Solistin, die sich durch ,nach internationalen Kriterien gültige ,künstlerische Höchstqualität auszeichnet. Continue reading „In der Berghütte der Seele: Die Wand“

Ein Kartseva-Abend „ vom Feinsten“

Von Hans-Peter Kurr

Konzertveranstaltung „Lyrisch in den Herbst“ unseres Mitgliedes im Lichtwarksaal

Lyrisch in den Herbst

Der Abend hätte mehr Zuhörer verdient, denn: Was unser Mitglied Elvira Kartseva für ihre zweistündige Präsentation im Lichtwarksaal  zu dem Motto „Lyrisch in den Herbst“ an musikalischen Kostbarkeiten und textlichen Köstlichkeiten, aus eigener Ideenfülle und den Zutaten der Freunde Alexander Paperny (Balalaika) und Theo Fröhlich (Rezitation), zusammengetragen hatte, war den Besuch in diesem, inzwischen schon traditionsreichen Auditorium, das sich bescheiden an der Neanderstrasse hinter den Musik-Museumshäusern der Peterstrasse duckt,mehr als wert. Continue reading „Ein Kartseva-Abend „ vom Feinsten““

Das Liszt Haus in Weimar

Von Dr. László Kova

Liszt – Zeichnung von Dr. László Kova

Es ist nur ein Sprung von Erfurt bis Weimar. Man tritt kaum auf das Gaspedal und kommt schon in der berühmten Stadt an. Der Name Liszt taucht auf verschieden Firmenschildern auf,  da Liszt auch hier geehrt wird. Hier sitzt auch die Hochschule für Musik Franz Liszt, die schon lange internationale Bedeutung errungen hat.

Das Liszt-Haus befindet sich in der Marienstraße Nr. 17, südlich vom Stadtzentrum, direkt zum großflächigen Park an der Ilm. Im Gebäude, das    Franz Liszt von 1869 bis  bis zu seinem Tod 1886 bewohnte, war ursprünglich die Hofgärtnerei beheimatet. Die „Altenburg“, wie der Meister das Haus bezeichnete, stattete seinerzeit die Großherzogin Sophie komfortabel aus.

Der 1842 zum Hofkapellmeister ernannte Liszt lebte, komponierte und unterrichtete in diesem Haus, das Carl Alexander von Sachsen-Weimar und Eisenach ihm zur Verfügung gestellt hatte. Dieses Haus blieb ihm das Hauptdomizil, obwohl er durch seine umfangreichen Reisen jährlich mehrere Continue reading „Das Liszt Haus in Weimar“

Segeberger Aufsichtsrat trennt sich von Erol Sander

Von Hans-Peter Kurr

Gespräch mit Regisseur Norbert Schultze jr .über die Spiele 2013

Norbert Schultze jr.

Die ursprünglich geplante Wiedergabe des Gespräches mit Norbert Schultze jr.sollte etwa folgendermaßen beginnen und war bereits fertiggestellt:„Filmgeschichtlich – zumindest im internationalen Pressespiegel – war das Jahr 1964 in Sachen Karl May nicht herausragend: Alfred Vohrer hatte „Unter Geiern“ verfilmt, als deutsch-französisch-italienisch-jugoslawische Co-produktion mit Pierre Brice als Winnetou, der später als solcher in Segeberg glänzte, bevor er sich 1999 mit seiner „Halbblut“-Inszenierung dort einigermaßen ruhmlos verabschiedete, Elke Sommer ,die ebenfalls 1999 am Kalkberg life auftrat, als Annie. Zwei damals schon recht bekannte Bösewichter wies die Besetzungsliste auf: Götz George und Sieghart Rupp. Nur einer Continue reading „Segeberger Aufsichtsrat trennt sich von Erol Sander“

Vor 55 Jahren sank das Segelschulschiff „PAMIR“

 Von Michael Buschow

 Erinnerung an eine Tragödie zur See

Die Pamir

Am 21.September 1957 versank das frachttragende Segelschulschiff „PAMIR“ ungefähr 600 Seemeilen westlich der Azoren im Zentrum des Hurrikans „Carrie“ in den Fluten des Atlantiks. 80 Mann der Besatzung fanden dabei den Tod, nur 6 überlebten.

Bis heute reißen die Diskussionen über die möglichen Ursachen des tragischen Untergangs nicht ab und ich will mich an dieser Stelle auch nicht daran beteiligen. Erinnern wir uns vielmehr an die vielen ums Leben gekommenen Seeleute, unter denen neben den altbefahrenen Männern der Stammbesatzung, wie zum Beispiel dem erfahrenen Kapitän Diebitsch so viele junge, hoffnungsvolle Menschen waren. Continue reading „Vor 55 Jahren sank das Segelschulschiff „PAMIR““

Pulnitz und seine Lebkuchen

Von Hartmuth Seitz

Wenn Kuchen zum Erlebnis wird.

Alles in Form

Zimt, Nelken, Anis – ein Duft wie in der Weihnachtsbäckerei liegt über dem kleinen sächsischen Städtchen  Pulsnitz. Und das Anfang September. Und nicht in einem Supermarkt. Es duftet nach Mandeln,, Orangeat und Zitronat. NACH Marmelade; Konfitüre und Schokolade. Pfefferkuchenduft! Ansonsten wird die Nase nur mit diesen Aromen verwöhnt, wenn man eine Tüte Pfefferkuchengewürz öffnet.

Seit 1558 soll das so gehen. Seit dieser Zeit wird bester, lange gelagerter Honig- und/oder Sirupteig, mit beigegebenen Gewürzen, die im Mittelalter unter dem Begriff „Peffer“ zusammengefasst wurden, zu Lebkuchen verbacken.

Acht Werkstätten und eine Lebkuchen GmBH sorgen dafür, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Jede Lebküchlerei hat eigene Continue reading „Pulnitz und seine Lebkuchen“

Emanuel Jahreis – The Piano Killer

Von Hartmuth Seitz

Ein Mann, ein Piano und sein Publikum

Voller Temperament: Er ist der „Pianokiller“

Da steht er am Flügel, lächelt, setzt sich und läßt die Tasten sprechen. Demzufolge wäre er in der Kategorie Schnellredner gut aufgehoben. Der Boogie, der Barrelhouse-Man Boogie, spricht für sich – und Emanuel Jahreis spricht für den Boogie – und den Barrelhouse Man. Das waren noch Zeiten, damals, als in den Bars, die man Barrelhouse nannte. Gute Zeiten. „Let the good times roll.“

Welch ein fulminanter Einstieg. „Der ist richtig gut, den haben wir schon mal erlebt,“ raunt mir mein Nachbar zu.“ Es stellt sich heraus, dass er die 70 schon überschritten hat. Man merkt es ihm und seiner Frau nicht an. Schon mit den ersten Takten zucken die Finger, wippen die Füße mit. Continue reading „Emanuel Jahreis – The Piano Killer“

Hinreißende Albee-Premiere im „Polittbüro“

Das Spiel der Entmenschlichung

Von Hans-Peter Kurr

Wer hat nun Angst?

Bis zum Ende der fünfziger Jahre gab es in USA bei allen von den sogenannten „Angels“ (Das war der Nickname für Produzenten und Investoren) für wichtig erachteten Stücken mit  m ö g l i c h e n  Erfolgschancen – ob Schauspiel, ob Musical – eine umumstössliche Regel: Die des Try-outs, also der Test-Aufführungen in, gemessen am Broadway New Yorks, unbedeutenden kleineren Theatern. Erst ,als deren Direktoren bereits die Idee des großen Geldes, das zuweilen mit „Kunst-commercials“ hereinzuholen ist, auch dort umzusetzen begannen, fing die eigentliche Geschichte des „Off-off-Broadway“ an, einer noch weiteren Verlagerung dieser performances unter nahezu tourneegleichen Bedingungen. Continue reading „Hinreißende Albee-Premiere im „Polittbüro““

„Reasons to be Pretty“ by Neil Labute

by Uta Buhr

The new Play at the English Theatre of Hamburg

Furious

Name one human being that does not want to be beautiful or at least good looking! But how does one describe beauty, and how important is it in everyday life? Neil Labute’s play “Reasons to be Pretty” – by the way the first one to be staged on Broadway – is all about physical attraction and how people deal with it. The plot centres around four young working class friends and lovers who become increasingly dissatisfied with their dull lives and each other. “Reasons to be Pretty” is the last – and weakest – installment of a trilogy that focuses on modern man’s obsession with physical Continue reading „„Reasons to be Pretty“ by Neil Labute“

„Reasons to be Pretty“ oder “Lieber schön” von Neil Labute

Von Uta Buhr

Das neue Stück am English Theatre of Hamburg

Dramatisch

Soviel vorweg: Das stärkste Stück von Neil Labute, einem der  erfolgreichsten zeitgenössischen Stückeschreiber Amerikas, ist „Reasons to be Pretty“ nicht.

Viele Besucher des English Theatre werden sich bestimmt noch an die fulminante Aufführung von „This is how it goes“ vor einigen Jahren erinnern,  das   die brennenden sozialen Probleme der USA im Zusammenleben von Schwarz und Weiß in den Fokus rückt. Dennoch, keiner sollte das neue Stück versäumen, in dem dramatische und komödiantische Szenen wie in einem Kaleidoskop aufgemischt werden. Continue reading „„Reasons to be Pretty“ oder “Lieber schön” von Neil Labute“

Ruth Geede – die älteste noch schreibende Journalistin der Welt

Hommage an Ruth Geede, eine Grande Dame des Journalismus

Von Uta Buhr

Ruth Geede

Wie porträtiert man eine Legende? Es gibt leichtere Aufgaben für einen Journalisten. Dennoch soll hier der Versuch unternommen werden, dem Geheimnis der wortschöpferischen Kraft einer der großen Persönlichkeiten des deutschen Journalismus auf die Spur zu kommen. Die Rede ist von Ruth Geede – mit bürgerlichem Namen Ruth Vollmer-Rupprecht –  die trotz ihres biblischen Alters von sechsundneunzig Jahren noch jeden Tag mit einer nicht versiegenden geistigen Frische schreibt, recherchiert und fabuliert, als sei dies ganz selbstverständlich. Continue reading „Ruth Geede – die älteste noch schreibende Journalistin der Welt“