In der Berghütte der Seele: Die Wand

Von Hans-Peter Kurr

Martina Gedecks Solo / Der erschütternde Film DIE WAND

Martina Gedeck

Dieser Streifen wird in die internationale Filmgeschichte eingehen!

Und das verdanken wir einer Jahrhundertschauspielerin, deren Karriere, als sie noch an der Seite des großen Ulrich Wildgruber lebte, in den neunziger Jahren begann und mit diesem Lebensepos DIE WAND – soeben in deutschen Landen, auch im hamburgischen Abaton, uraufgeführt – ihren ( zumindest gegenwärtigen ) künstlerischen Höhepunkt erreicht, den  d i e  Gedeck, wie wirkliche Weltstars bis Ende des 20. Jahrhunderts, dem der Rezensent entstammt, achtungsvoll genannt wurden und von Mitgliedern jener Generation bis heute gewürdigt werden, hier präsentiert.

Der Film, in kongenialer Wucht nach dem lange als unverfilmbar geltenden Roman Marlen Haushofers instrumentiert durch den phantasiebegabten Regisseur Julian Pölsler und seinen neun fähigen Kameraleuten unter Führung des Altmeisters J.R.P. Altmann eine Bilderfolge von aufregender Schönheit in der österreichischen Berglandschaft, darinnen eine Solistin, die sich durch ,nach internationalen Kriterien gültige ,künstlerische Höchstqualität auszeichnet. Continue reading „In der Berghütte der Seele: Die Wand“

Ein Kartseva-Abend „ vom Feinsten“

Von Hans-Peter Kurr

Konzertveranstaltung „Lyrisch in den Herbst“ unseres Mitgliedes im Lichtwarksaal

Lyrisch in den Herbst

Der Abend hätte mehr Zuhörer verdient, denn: Was unser Mitglied Elvira Kartseva für ihre zweistündige Präsentation im Lichtwarksaal  zu dem Motto „Lyrisch in den Herbst“ an musikalischen Kostbarkeiten und textlichen Köstlichkeiten, aus eigener Ideenfülle und den Zutaten der Freunde Alexander Paperny (Balalaika) und Theo Fröhlich (Rezitation), zusammengetragen hatte, war den Besuch in diesem, inzwischen schon traditionsreichen Auditorium, das sich bescheiden an der Neanderstrasse hinter den Musik-Museumshäusern der Peterstrasse duckt,mehr als wert. Continue reading „Ein Kartseva-Abend „ vom Feinsten““

Segeberger Aufsichtsrat trennt sich von Erol Sander

Von Hans-Peter Kurr

Gespräch mit Regisseur Norbert Schultze jr .über die Spiele 2013

Norbert Schultze jr.

Die ursprünglich geplante Wiedergabe des Gespräches mit Norbert Schultze jr.sollte etwa folgendermaßen beginnen und war bereits fertiggestellt:„Filmgeschichtlich – zumindest im internationalen Pressespiegel – war das Jahr 1964 in Sachen Karl May nicht herausragend: Alfred Vohrer hatte „Unter Geiern“ verfilmt, als deutsch-französisch-italienisch-jugoslawische Co-produktion mit Pierre Brice als Winnetou, der später als solcher in Segeberg glänzte, bevor er sich 1999 mit seiner „Halbblut“-Inszenierung dort einigermaßen ruhmlos verabschiedete, Elke Sommer ,die ebenfalls 1999 am Kalkberg life auftrat, als Annie. Zwei damals schon recht bekannte Bösewichter wies die Besetzungsliste auf: Götz George und Sieghart Rupp. Nur einer Continue reading „Segeberger Aufsichtsrat trennt sich von Erol Sander“

Hinreißende Albee-Premiere im „Polittbüro“

Das Spiel der Entmenschlichung

Von Hans-Peter Kurr

Wer hat nun Angst?

Bis zum Ende der fünfziger Jahre gab es in USA bei allen von den sogenannten „Angels“ (Das war der Nickname für Produzenten und Investoren) für wichtig erachteten Stücken mit  m ö g l i c h e n  Erfolgschancen – ob Schauspiel, ob Musical – eine umumstössliche Regel: Die des Try-outs, also der Test-Aufführungen in, gemessen am Broadway New Yorks, unbedeutenden kleineren Theatern. Erst ,als deren Direktoren bereits die Idee des großen Geldes, das zuweilen mit „Kunst-commercials“ hereinzuholen ist, auch dort umzusetzen begannen, fing die eigentliche Geschichte des „Off-off-Broadway“ an, einer noch weiteren Verlagerung dieser performances unter nahezu tourneegleichen Bedingungen. Continue reading „Hinreißende Albee-Premiere im „Polittbüro““

„Elektra“ im Malersaal der Schauspielhauses Hamburg

Von Hans-Peter Kurr

 Elektra – verdichtet, Junges Schauspielhaus: Uraufführung von Nino Haratischwili

Angelina Häntsch

Agamemnons, des Siegers der Schlacht vor Troja, Tochter Elektra ist nicht nur eine zentrale Figur der antiken Mythologie und steht als solche im Mittelpunkt von Dramen der zwei größten Theaterdichter des griechischen Altertums, Sophokles und Euripides, sondern beschäftigte Schreiber und Komponisten quer durch die Zeiten der Menschheitsgeschichte. So inspirierte sie zum Beispiel den Amerikaner Eugene O’Neill, den Franzosen Jean Giraudoux, die Deutschen Gerhart Hauptmann, und Richard Strauss oder den Griechen Theodorakis, um nur einige aus der Perlenkette der Grossen zu nennen, denen sich  nunmehr die in Hamburg lebende, georgische Autorin Nino Haratischwili auf beachtlichem Niveau angeschlossen hat:

 

Im Malersaal des Schauspielhauses wurde ihre „Elektra“ in Klaus Schumachers intelligenter Inszenierung uraufgeführt. Die junge Regisseurin und Theaterschreiberin erzählt die an sich – nicht nur Humanisten – sattsam bekannte Geschichte auf ungewöhnliche Weise und wirkt geschickt der heute häufig anzutreffenden Marotte entgegen, klassische Stoffe zu „modernisieren“…..mithilfe äusserer Mittel. Nein, Haratischwili erzielt ihre besondere Wirkung für uns Heutige dramaturgisch: Continue reading „„Elektra“ im Malersaal der Schauspielhauses Hamburg“

Neues vom Dauerzustand

Von Hans-Peter Kurr

Pollesch-Uraufführung zur Spielzeiteröffnung des Deutschen Schauspielhauses

( von links) Sophie Rois, Margit Carstensen und Christine Groß

Wenn René Pollesch sich am Ende des kurzen Uraufführungs-Abends seines aktuellen Stückes „Neues vom Dauerzustand“ mit dem Ensemble vor dem Premierenpublikum verbeugt (, weil er das eigene Werk auch selber inszeniert hat!), fällt ihm die Brille von der Nase.

Die Folge: Er sieht nichts mehr!

Er klaubt sie vom Boden, setzt sie wieder auf die Nase und verbeugt sich nur noch halb und steif. Die Folge: Lacher im Publikum! Continue reading „Neues vom Dauerzustand“

Ein toller kleistischer „Krug“ in der neueröffneten „Burg“

 Von Hans-Peter Kurr

 Rasante Gerichts-comedy

Das Ensemble

Niemand wird je gezählt haben, wie häufig Heinrich von Kleists „Zerbrochener Krug“ seit seiner Entstehung in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts inszeniert und aufgeführt worden ist. Kaum ein namhafter Regisseur, der diese wundervolle klassische Komödie nicht inszeniert,  kein bedeutender Schauspieler, der den Dorfrichter mit dem beziehungsreichen Namen Adam nicht gespielt hätte.

Der Versuch des glatzköpfigen, offenbar sexsüchtigen einsamen Mannes, sich –wie in den Zeiten des Paradieses, dem er entstammt – wieder mit seiner Eva zu vereinigen, ist eine seit Beginn der Menschheitsgeschichte ebenso legitime wie zumeist unerfüllte Continue reading „Ein toller kleistischer „Krug“ in der neueröffneten „Burg““

Streifzüge durch Hamburg

Neues literarisches Kleinod von Christian Polscher soeben erschienen

Von Hans-Peter Kurr

Hefte mit Schuber

Der hohe Wert seiner journalistisch-schriftstellerischen Arbeit liegt darin, dass der Hamburger Autor Christian Polscher (67) zwar engagierter Freimaurer ist, aber diesen Tatbestand nicht mit einem Ausschliesslichkeitsanspruch verbindet. In seinem soeben erschienenen Werk mit dem Titel Streifzüge durch Hamburg – Auf den Spuren bekannter Freimaurer vermeidet er dies ebenso penibel wie wohltuend, wenn er in neun einzelnen Heften seine Spaziergänge durch die Hansestadt an Punkten freimaurerischer Geschichte festmacht. Mit seinen Wegbeschreibungen durch die Elb-Metropole, in der im 18. Jahrhundert die erste Continue reading „Streifzüge durch Hamburg“

Die letzte Fanfare

erschienen im Theatermagazin „Godot“

Von Hans-Peter Kurr

Ein Pfund Fleisch

Das Deut­sche Schau­spiel­haus Hamburg unter der Inte­rims­lei­tung von Jack F. Kurfess und Florian Vogel ist dankens­wer­ter­weise wieder dort ange­kommen, wo es vor Jahr­zehnten – während der Ära Hans Lietzaus, Oscar Fritz Schuhs und Ivan Nagels – schon einmal war: auf dem Feld des künst­le­ri­schen Expe­ri­ments. Und nun heißt es auch so: „Spiel­feld“ ist die offi­zi­elle Bezeich­nung der bis zum Beginn der Inten­danz Karin Beiers im riesigen Zuschau­er­raum instal­lierten Bühne auf Zeit, wo sich ohne Vorhang, ohne Schnür­boden, ohne Unter­ma­schi­nerie in der bis zum Februar 2013 verkürzten Spiel­zeit das voll­ziehen soll, was wir schlichtweg Kunst nennen. Die gesamte, Continue reading „Die letzte Fanfare“

Die verweltlichte Thais

 Von Hans-Peter Kurr

 Massenet-Premiere im Hamburger Opernloft

Die Flügel der Liebe, die bereits in „Manon“ zu sehen waren, tragen Thais nach dem Tod ihres verstümmelten Körpers gen Himmel.

Dramaturgische Tricks sind innerhalb von Bühneninszenierungen nicht neu, zuweilen befremdend, nicht immer schlüssig und geben Anlaß zu kontroversen Diskussionen. So auch hier:

In dem Drange, ihrem Ruf gerecht zu werden „Oper in Kurz für junge Leute“ hat die Gründerin des Hamburger Opernlofts und Hauptregisseurin des Hauses,Inken Rahardt, Jules Massenets selten gespielte Oper „Thais“ recht willkürlich zum zweiten Teil der vor Monaten bereits ebenfalls von ihr inszenierten „Manon“ deklariert, die Rollennamen des Liebespaares aus dem zweitgenannten Werk Continue reading „Die verweltlichte Thais“

Bliese spielt Kafka

Von Hans-Peter Kurr

Hamburger Sommertheater : Der Beitrag des „Sprechwerks“

Bliese spielt Kafka

Innerhalb des Fächers, den Hamburger Theaterleute als „Sommertheater “ aufgezeigt haben, entfaltete sich jetzt  d i e  künstlerische Sensation in einer stillen Ecke der Hansestadt , die im übrigen weitgehend vom Lärm der Großveranstaltungen wie blau erleuchteter Hafen oder wahnwitzige Radrennen bei 40-Grad-Temperaturen beherrscht wird:

Im „Sprechwerk“ spielt der große Joachim Bliese das Monodram „Der Bau“, ein Lebenszeit-End-Werk des genialen Franz Kafka in der Fassung von Jürg Amann, der vor Jahren als dessen Dramaturg die Buckwitz-Aera am Schauspielhaus Zürich mitgestaltete. Continue reading „Bliese spielt Kafka“

Egon Madsen: Ein Tanzleben

Von Hans-Peter Kurr

Ein Tanzleben – beschrieben von einer Tänzerin. Neuerscheinung: Dagmar Ellen Fischers Biographie des großen Tänzers Egon Madsen

Egon Madsen

Dieser wertvollen Neu-Erscheinung wünsche ich ebenso innig wie intensiv eine große Leserschaft.

Wie Sie bemerken, verehrter Bücherfreund, nutzt der Rezensent die im Journalismus in der Regel unübliche Ich-Form, um seiner Begeisterung und Freude über das Werk der „schreibenden Tänzerin“ und Kollegin Dagmar Ellen Fischer Ausdruck zu verleihen, die mit  der  h e u t e  im Henschel-Verlag erschienenen Biographie

„Egon Madsen – Ein Tanzleben“ eine lange, zu lange klaffende literarische Lücke geschlossen hat. Grund für diese Würdigung in der „Ich-Form“  aber ist ein anderer:

Der Rezensent arbeitete während der Generalintendanz  Walter Erich Schäfers am Württembergischen Staatstheater, in der John Cranko das Stuttgart-Ballett, dem auch der Däne Egon Madsen angehörte, zu Weltruhm brachte, als Feuilletonredakteur in Stuttgart, Continue reading „Egon Madsen: Ein Tanzleben“

Machiavellis „Mandragola“ als Operette

Von Hans-Peter Kurr

Amateurhafte Premiere des diesjährigen Sommertheaters St. Georg

Als Ben Johnson’s „Volpone“ auf englischen Bühnen auftauchte, feierte Machiavelli’s „Mandragola“ bereits einhundertjährigen Geburtstag. Wir befinden uns also im  Europa des17. und 16. Jahrhunderts.Und die beiden Dichter werden hier nur deshalb in einem Atemzug genannt, weil ihnen ein Tatbestand gemeinsam eigen ist: Die zwei genannten Stücke werden bis heute inszeniert und aufgeführt.

Wenn wir also an den Wahrheitsgehalt von Walter Jens’ Äußerung glauben, die gültige Übersetzung des Wortes„konservativ“ laute nicht ,„das zu bewahren, was gestern war, sondern, was bis heute dauerhafte Gültigkeit hat“, so müssen wir auch in diesen Fällen die Begründung finden. Und die lautet schlicht: Beide Stücke sind Allegorien auf Continue reading „Machiavellis „Mandragola“ als Operette“

Joachim Lux bleibt Intendant des Thalia Theaters in Hamburg

Von Hans-Peter Kurr

Der Aufsichtsrat des Thalia Thea­ters hat sich am 10. August 2012 in einer Sonder­sit­zung für die Verlän­ge­rung des noch bis 2014 laufenden Vertrages von Joachim Lux als Inten­dant des Thalia Thea­ters bis 2019 ausge­spro­chen. Direkt im Anschluss an die Sitzung hat Joachim Lux seinen Vertrag gemeinsam mit Sena­torin Prof. Barbara Kisseler unterzeichnet. Continue reading „Joachim Lux bleibt Intendant des Thalia Theaters in Hamburg“

„Dennis“ – Ein Kind zwischen den Fronten

erschienen im Hamburger Theatermagazin „GODOT“

Von Hans-Peter Kurr

Dennis

Im Mai schloss sich in der „Kultur Bühne Bugen­hagen“ in der Bugen­ha­gen­kirche in Barmbek zum letzten Mal der Vorhang. Nun ist das Theater wieder da, unter neuem Namen mit neuen Betrei­bern: „Die Burg – Theater am Bieder­mann­platz“. Die Bugen­ha­gen­kirche in Barmbek ist wohl die einzige Kirche Deutsch­lands, die schon beim Bau im Jahre 1926  mit einem echten Theater ausge­stattet wurde. Das impo­sante Bauwerk wurde vom Erbauer nach dem Motto „Ein feste Burg ist unser Gott“ konzi­piert – was zum neuen Namen der Bühne führt. Der eben­er­dige Saal hat Platz für bis zu 250 Personen. Das haus­ei­gene Café bietet Getränke  und kleine Snacks. Continue reading „„Dennis“ – Ein Kind zwischen den Fronten“

Poller-Elly und Rattenpack

 Von Hans-Peter Kurr

Notizen zu einem neuen Buch von Michael Buschow

Poller Elly

Von ungewöhnlichen Menschen auf ungewöhnlichen Schiffen handeln die ( zum größeren Teil selber erlebten) Geschichten, die der Nordländer Michael Buschow, Mitglied des großen hamburgischen Presseclubs DAP , in seinem neuesten Buch mit trockenem Humor und augenblinzelnd erzählt.

Wir alle wissen, daß eine menschliche Gesellschaft der Kunst zu ihrer kulturellen Existenz  und Weiterentwicklung bedarf. Dazu gehört die des Schreibens  und( folgerichtig: ) des Lesens. Und wenn Bertolt Brecht,im „Organon“ sagt, daß eine sinnvolle Belehrung der Mitglieder unserer demokratischen Gesellschaft am wirkungsvollsten auf der Ebene des Humors erfolgt, dann darf Buchows Erzählkunst nicht hoch genug geschätzt werden. Dies gilt besondern in dieser, unserer Zeit, in der , durch die ( grundsätzlich ja durchaus sinnvolle) Ausweitung der technischen Kommunikationsmittel jedwede Begegnung mit Kunst sonst im Technischen geistig erstarren und im Materiellen verflachen würde.Deshalb Lob und Dank an den Autor und seine Zeichnerin Gilla Schmitz. Continue reading „Poller-Elly und Rattenpack“

Die Welt – ein Haifischbecken?

Von Hans-Peter Kurr

Die Welt ein Haifischbecken?

 Notizen zur „Mahagonny“-Inszenierung im Forum der Hochschule für Musik und Theater

Die Welt ist ein Haifischbecken. Diese brutale Halbwahrheit hört man leider allenthalben, wo es gilt, die Sinnfälligkeit des „Schulungsplaneten“ Erde oberflächlich in Frage zu stellen. Und da die Zahl der Haifische – metaphorisch gesprochen – sich seit den 20er Jahren, in denen Bertolt Brecht und Kurt Weill ihre Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ schufen, offensichtlich beträchtlich vermehrt hat, ziert ein Gruppenbild dieser niedlichen Geschöpfe den Rücksetzer der Bühne des Forums der „Hochschule für Musik und Theater“, aus deren Studentenschaft sich ein Ensemble rekrutieren ließ, das hohe Achtung verdient. Continue reading „Die Welt – ein Haifischbecken?“

Die vertrackte 19. Stunde

erschienen in: GODOT. Das Hamburger Theatermagazin

Von Hans-Peter Kurr

„Stör ich?“ im Monsun Theater

In der Stunde, in der die ersten  Schatten das Ende des Tages ankün­digen, fragen wir uns unwill­kür­lich nach dem Sinn des Lebens oder wir spüren eine selt­same, unbe­stimmte, schmerz­liche Empfin­dung, wie den Hauch eines Todes­flü­gels, der uns streift. Neuro­pa­tho­logen spre­chen in diesem Zusam­men­hang von der „Neunzehnuhr-Angst“.

Meine Neunzehnuhr-Angst in nunmehr über 40 Thea­ter­jahren als Regis­seur, Drama­turg und Schau­spieler war Wider­wille, Abscheu, macht­lose Aufleh­nung, als verlöre ange­sichts des „fins­teren und dummen Abgrunds“, wie Montaigne diesen Zustand nennt, meine gesamte künst­le­ri­sche Arbeit ihren Wert ange­sichts der im öffent­li­chen Bewusst­sein –  und vor allem in demje­nigen der soge­nannten „öffent­li­chen Hände“ – konti­nu­ier­lich absin­kenden Achtung der gesell­schafts­po­li­tisch so wich­tigen kultu­rellen Continue reading „Die vertrackte 19. Stunde“