Verlöschendes Licht

Von Dr. Manuel Ruoff

Das Ende der letzten Deutschen Kaiserin – Vor 90 Jahren starb Auguste Viktoria

Neben der legendären Königin Luise zählt Auguste Viktoria wegen ihres sozialen und kirchlichen Engagements sowie ihrer fürsorglichen Art zu den beliebtesten Landesmüttern Preußens. Am 11. April 1921 starb die letzte preußische Königin im niederländischen Exil im Haus Doorn.

Wenn Auguste Viktoria auch unpolitischer war als Luise und weniger Einfluss auf die Politik des Königs und damit des Landes nahm, so gibt es doch bemerkenswerte Gemeinsamkeiten. Beide Frauen erfreuten und erfreuen sich einer breiteren Akzeptanz als ihre Ehemänner. Und dennoch bewunderten beide ihre Männer und standen zu ihnen in Treue fest. Dem Tode beider ging eine schwarze Stunde der Hohenzollerndynastie voraus. Bei Luise war es der Vierte Koalitionskrieg mit der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt sowie dem Tilsiter Frieden, dem die Besatzungsherrschaft der Franzosen folgte. Bei Auguste Viktoria war es der Erste Weltkrieg mit der Novemberrevolution, dem die Herrschaft der Revolutionäre beziehungsweise Republikaner folgte. Continue reading „Verlöschendes Licht“

Er jagte die Schweden übers Kurische Haff

Vonn Dr. Manuel Ruoff

Der an der Geschichte Preußens Interessierte weiß um die Bedeutung des preußischen Sieges über die Schweden in der Schlacht von Fehrbellin 1675 und die Verfolgung des Besiegten durch die Sieger – zum Teil über das zugefrorene Kurische Haff – bis vor Riga. Mit dem Sieg über die damals führende Militärnation Europas beginnt die preußische Militärtradition. Und der eher künstlerisch oder kunsthistorisch Interessierte kennt das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Fresko Wilhelm Simmlers aus der Kaiserzeit „Die große Schlittenfahrt“, das den Großen Kurfürsten dabei zeigt, wie er sich an der sogenannten Jagd über das Kurische Haff beteiligt. Schon weniger bekannt dürfte sein, dass bei dieser prestigeträchtigen Verfolgung der Schweden über das Haff die preußische Avantgarde von einem Offizier geführt wurde, der in der schwedischen Armee sein militärisches Handwerk gelernt hatte. Continue reading „Er jagte die Schweden übers Kurische Haff“

Energiesparen total – bis zum Allerallerletzten…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 3. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Die Leistung lässt uns nicht los. Wehe, wir leisten nicht, dann ist was los. Ich habe nichts gegen Leistung, im Gegenteil. Ich erbringe sie gerne und wenn es geht auf hohem Niveau, aber muss es denn immer und in jedem Augenblick meines Lebens sein?

Ich lerne. Ich lerne in jedem Augenblick. Ja, es muss in jedem Augenblick meines Lebens sein! Zum Beispiel auch dort, wo ich es gar nicht vermute: in meinem Haushalt. Was kann ich da nicht alles leisten! Continue reading „Energiesparen total – bis zum Allerallerletzten…“

Stuttgart – vom Winzerort zur Autometropole

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 2/11 des Magazins „Sehnsucht Deutschland“

Von Uta Buhr

Wer heute von Stuttgart spricht, versteht nur noch Bahnhof! Stuttgart 21 ist in aller Munde. Der Bauzaun rund um den Bahnhof gleicht einer Klagemauer. Eine kunterbunte Sammlung von lässig angepinnten Zetteln, teilweise sehr drastischen Inhalts, künden vom Unmut der Bürger, den Schienenverkehr unter die Erde zu verlegen und dafür unter anderem Teile  eines großen Parks zu opfern.

„Das ist nur die Kurzform. Es gibt noch viele andere Gründe für die Volkserhebung“, erklärt mein Taxichauffeur in unverkennbarem Schwäbisch, als er mich durch die Stadt  kutschiert. Seine Empfehlung an mich  lautet allerdings, die Baustelle einfach links liegen zu lassen und das wirklich sehenswerte „Stuagaa“ auf mich wirken zu lassen. Stolz klingt mit, als er erzählt, die Stadt habe es  vom einstigen Weinort  zu Deutschlands Autostadt Nummer eins gebracht. Continue reading „Stuttgart – vom Winzerort zur Autometropole“

Statistischer Durchschnitt oder Haben Sie 1,36 Kinder?

erschienen im Hamburger Abendblatt am 29.4.2011

von Johanna R. Wöhlke

Ein Brot muss durchgeschnitten werden, damit man es genießen kann. Dann ist eine Scheibe Brot also der Durchschnitt durch ein Brot, eine Scheibe Brot aber deshalb noch lange nicht durchschnittliches Brot. Denn diese eine Scheibe Brot kann keine Aussage darüber rechtfertigen, wie dieses Brot im statistischen Durchschnitt aussieht.

Machen wir uns den Spaß und stellen uns die Informationen über diese Welt wie ein Brot vor und betrachten die Informationen der Statistik, die uns immer so gerne mit Durchschnittswerten konfrontiert. Neulich zum Beispiel wieder einmal mit der Aussage: Die deutsche Frau hat im Durchschnitt 1,36 Kinder. Das ist eine hoch, sehr hoch interessante Aussage. Ich will mir das Kind nicht vorstellen, das übersteigt meine Fantasie. Was hat die Mathematik gemacht? Continue reading „Statistischer Durchschnitt oder Haben Sie 1,36 Kinder?“

Einfach leben

erschienen im Hamburger Abendblatt am 28. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

„Leben, das ist etwas anderes“, meint mein Gesprächspartner. Wir haben über den Beruf gesprochen und darüber, wie sehr ihn sein Beruf ausfüllt und gleichzeitig so belastet, dass manchmal die Lust am Leben stark reduziert wird. Stress, so nennt die Umgangssprache das. Stress, stressig und gestresst – wer kennt diese drei Wörter nicht, wem begegnen sie nicht immer wieder, zu viel immer wieder!

In der Mühle des Berufes sein, das kann Stress bereiten. Jeden Tag funktionieren zu müssen, verlässlich funktionieren zu müssen. Schließlich wird man gerade dafür bezahlt und gerade das ist es auch, was Kunden und Arbeitgeber erwarten, zu recht erwarten können, denn sie bezahlen Geld für die von ihnen erworbene Leistung. Geben und Nehmen heißt dieses Spiel des Lebens, das kein Spiel ist. Continue reading „Einfach leben“

Achtung: Kalender

Liebe Mitglieder und Leser!

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Mit herzlichen Grüßen

Johanna R. Wöhlke

Präsidentin

Das „Hermann-Rauhe-Festival“ unseres Mitgliedes Hartmuth Seitz

Von Hartmuth Seitz

5 Zylinder, 6 Personen und eine Axt

Das geht zusammen. Ganz klar. Man braucht lediglich die Gruppe „5 Zylinder 5 Takt“, die 2004 als Quintett entstanden ist, inzwischen aber als Sextett auftreten – und die entsprechenden Stücke. Natürlich sollte der Ort des Auftrittes den Pastoren und Organisten der Gruppe angepaßt sein. Was kann es da besser geben, als die gute Akustik einer Kirche?

Das Publikum des im Rahmen des Hermann-Rauhe-Festivals in der St. Severin Kirche in Otterndorf stattfinden A-Capelle-Konzertes staunten dann auch nicht schlecht, als sich die Herren aus Büro und Labor, Pastorat und Orgelbank musikalisch vorstellten. Continue reading „Das „Hermann-Rauhe-Festival“ unseres Mitgliedes Hartmuth Seitz“

Gemeinschaftsausstellung „Abstrakt trifft Figur“ unseres Mitgliedes Dr. László Kova

Von Dr. László Kova:

Eröffnungsrede zur Ausstellung

„Abstrakt trifft Figur“

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste!

Das Motto des Abends: „Wo die Worte aufhören, fängt die Kunst an.“

László Kova_Im Garten Eden

Vielen Dank im Namen von allen  Ausstellerinnen  und Ausstellern für Ihr bzw. euer zahlreiches Erscheinen. Ein Dankeschön für das Interesse an unseren Bildern, die sich aus Aktzeichnungen und Porträts in unterschiedlichen Techniken, Farbradierungen in ChineCollé-Technik auf feinem Japanpapier sowie abstrakt gemalten Gemälden besteht.

Zunächst bedanke ich mich bei Frau Anja von Hofen, unserer Gruppenleiterin, bei unserer lieben Anja,  für das Vertrauen, dass ich auch 2011 die Eröffnungsrede sagen darf. Und zwar mit Migrationhintergrund. So versäume ich keinesfalls aus verständlichen Gründen aus dem Schatten meines Ausländerseins Thilo Sarrazin, den Autor „Deutschland schafft sich ab“, von hier aus recht herzlich zu grüßen. Continue reading „Gemeinschaftsausstellung „Abstrakt trifft Figur“ unseres Mitgliedes Dr. László Kova“

Der litauische Dichter Antanas A. Jonynas in Hamburg

Von Dr. László Kova:

Dr. László Kova und Antanas A. Jonynas

Die Botschaft der Republik Litauen in Deutschland, die Litauische Gemeinde Hamburg und die Hamburger Galerie mare Liberum feierten am 30. März 2011 im Hause der Hamburger CVJM den 100. Geburtstag des litauisch-polnischen Dichters Czeslaw Milosz, dem 1980 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde.

Das Grußwort sagten Frau Rasa Balcikonyte, Kulturattachée Litauens in Deutschland und Herr Hans-Friedrich Saure, Honorarkonsul Litauens in Hamburg. Frau Juta Noak-Vaitkiené, Schriftstellerin, würdigte das Leben des Nobelpreisträgers. Die eigentliche Laudatio über das Werk und die           literarische Bedeutung des Dichters in der Weltliteratur hielt die aus Polen stammende und in Hamburg lebende Malerin und freie Journalistin Witka Kova. Die musikalische Umrahmung des Abends leisteten die Sängerinnen Auksé Marija Petroni und Jolanta Busch bei empfindsamer Klavierbegleitung. Aus den Werken des Nobelpreisträgers las in der litauischen Sprache der aus Vilnius eingeladene litauische Dichter Antanas A. Jonynas vor.  Frau Rutha Alt  trug die deutsche Fassung dem deutsprachigen Publikum vor. Continue reading „Der litauische Dichter Antanas A. Jonynas in Hamburg“

Der hängende Osterhase

erschienen im Hamburger Abendblatt am 20. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Ich habe ihn schon über das Feld hüpfen sehen, den Osterhasen. Es waren sogar mehrere. Ich bin mir ganz sicher, dass es Osterhasen waren, denn sie hatten es so eilig davonzukommen, dass es sich nur mit vorösterlicher Eile erklären lässt. Ja, folgen wir den Mythen und glauben an sie, dann ist diese Zeit jetzt Stress pur für den Osterhasen, denn sie bemalen die Eier. Sie bemalen sie nicht nur, sie sollen sie auch noch legen und verschenken. Nicht nur ich meine: Das ist des Guten zu viel! Continue reading „Der hängende Osterhase“

Reifeprüfung – einmal anders: Hermann-Rauhe-Festival

Von Hartmuth Seitz

Man erinnert sich gerne an den Film.  Was bei uns vor nunmehr gut einem Jahr als Schnappsidee begonnen hat, kann sich doch tatsächlich sehen lassen. Getreu dem Motto „Gut Ding will Weile haben“ entwickelte sich etwas im stillen Kämmerlein, was sich – das kann man nach einem Jahr wirklich sagen, nicht sehen, sondern vor allem hören lassen kann.

Von einem Festival haben wir geträumt, einem Festival zu Ehren des Ehrenpräsidenten er Hamburger Hochschule für Musik und Theater, Professor Hermann Rauhe. Zu einem anständigen Festival gehört ein besonderer Schirmherr. Schon nach einer Anfrage und einer beruflich bedingten Bedenkzeit war ein prominenter Schirmherr gefunden: der nunmehr niedersächsische Ministrepräsident David McAllister hielt auch nach seiner Vereidigung Wort und übernahm die Schirmherrschaft.

Das erste Konzert im April 2010 wurde von zwei wichtigen Gruppen getragen. Die Hochschule unterstützte uns bei der Suche, wurde fündig und präsentierte uns Nikos Titokis mit seiner Jazzpottery. Dem gelungenen Abend folgte ein ebenso gelunger Tag, als Mitglieder von Jazzpottery Prof. Rauhe bei seiner Namensgebungsfeier an der nunmehr gleichnamigen Schule in Wanna, überraschen konnte. Continue reading „Reifeprüfung – einmal anders: Hermann-Rauhe-Festival“

Eine Frage des Geschmacks

erschienen im Hamburger Abendblatt am 18.April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Kochen ist auf allen Sendern in. Es scheint: Alle Welt kocht und hat nichts anderes im Sinn als zu kochen! Das ist gut so. Gutes Essen ist eine wahre Freude, ein wahres Vergnügen, eine wahre Lust. Es ist nur so, wenn ich das am Rande und unmaßgeblich bemerken darf: Es sollte auch schmecken! Das ist meine gedankliche Kurve zu unseren Lieblingsgerichten!

Ja, die Lieblingsgerichte, wir kommen nicht von ihnen los. Sie begleiten uns ein Leben lang und sind im wahrsten Sinne des Wortes unverzichtbar. Die herrschende Meinung dazu ist, dass unser Geschmackssinn in der Jugend geprägt wird. Wir nehmen ihn mit ins Leben und können uns nicht mehr von ihm trennen, also auch nicht von unseren Lieblingsgerichten aus dieser Zeit. Continue reading „Eine Frage des Geschmacks“

Draußen vor des Friedens Tür. Ein posthumes Interview

Von Hans-Peter Kurr

ein fiktives, weil posthumes Interview
( I. = Interviewer, L. = Wolfgang Liebeneiner, Regisseur der Uraufführung des Heimkehrer-Stückes „Draussen vor der Tür“ des Hamburgers Wolfgang Borchert 1947 an Ida Ehres Hamburger Kammerspielen, QU. = Hans Quest,
Darsteller des Kriegsheimkehrers Beckmann )

I. :
Beckmann kehrt mit Beinverletzung und Gasmaskenbrille aus dem Krieg heim. Von seiner Frau verlassen beschliesst er, seinem Leben ein Ende zu bereiten und stürzt sich in die Elbe. Doch der Fluß will ihn nicht und spült ihn wieder zurück an Land. Am Ufer bringt den gescheiterten Selbstmörder „Der Andere“ wieder zu Bewusstsein. Dieser Andere taucht immer dann in des Heimkehrers Leben auf, wenn jener sich verlassen und lebensunfähig fühlt. Der Andere ermutigt ihn stets, es noch einmal im Leben zu versuchen.
Wolfgang Liebeneiner, wir schreiben den 20. November 1947, morgen wird Ihre Inszenierung der Uraufführung dieses wichtigen Borchert-Stückes an Ida Ehres Kammerspielen im zerstörten Hamburg Premiere haben. Warum hier? Continue reading „Draußen vor des Friedens Tür. Ein posthumes Interview“

Ein überschwänglicher Frühlingsgruß der Natur

Eine Kollegin schickte mir einen Frühlingsgruß aus ihrem Garten in der Nähe von Cuxhaven und ich dachte, diese Frühlingspracht sollte ich Ihnen allen in dieser vorösterlichen Zeit nicht vorenthalten!

Mit herzlichen Grüßen an alle Kolleginnen und Kollegen!

Johanna Renate Wöhlke

Präsidentin

Frühlingspracht! von Dr. Anke Meuther

„Scheich von Saarabien“

Von Dr. Manuel Ruoff

Schwerindustrieller und Bismarckunterstützer im deutschen Westen

Der vor 175 Jahren, am 30. März 1836, in Saarbrücken geborene Freiherr Carl Ferdinand von Stumm-Hal­berg soll von Otto von Bismarck als „König Stumm“ und von Friedrich Naumann als „Scheich von Saarabien“ bezeichnet worden sein. Und der Historker Otto Johannsen zählte ihn zu den „beiden größten deutschen Eisenindustriellen“. Sein Vater, Carl Friedrich Stumm, hatte keinen anderen Ausweg als den Freitod gesehen, nachdem er verzweifelt um die Existenz seines Neunkirchner Hüttenwerkes gekämpft hatte. In der Ära des Sohnes hingegen stieg das Familienunternehmen zum führenden Werk der saarländischen Schwerindustrie auf, zu einem der Marktführer der eisenschaffenden Industrie. Der „Scheich von Saarabien“ konnte es sich leisten, sich auf dem Saarbrücker Halberg von Edwin Oppler ein neugotisches Schloss errichten zu lassen. Im Dreikaiserjahr 1888 erhielt er den Adelsbrief mit Ernennung zum Freiherrn von Stumm und drei Jahre später die Genehmigung zum Tragen des Doppelnamens von Stumm-Hal­berg. Continue reading „„Scheich von Saarabien““

Die Vögel zwitschern wieder!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Es ist die Zeit der Vögel, scheint es mir. Wenn es zu Weihnachten hieß: Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen, dann müsste es nun heißen: Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich zwitschernde Vögel sitzen – und wie sie zwitschern. Sie zwitschern nicht nur, sie machen auch andere Dinge und sind sogar schon mit der Brutpflege beschäftigt. Einen Sommer lang sind sie mit der Brutpflege beschäftigt und dann, endlich, fliegen sie aus, die groß gewordenen Kleinen. Continue reading „Die Vögel zwitschern wieder!“