Ein Buch unseres Mitgliedes Anna Bardi

Von Johanna R. Wöhlke

Literarische Spaziergänge auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Hamburger Autoren erinnern an tote Kollegen

Herausgegeben von Anna Bardi

Es liegt schon einige Tage auf meinem Schreibtisch: „Literarische Spaziergänge auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Hamburger Autoren erinnern an tote Kollegen. Herausgegeben von Anna Bardi“. Es liegt da in sanftem, abgedunkeltem Hellgrün, weiße Schrift und rote Schrift, ein Bild mit einer Parkbank inmitten eines grünen Gartens auf der Titelseite, überzeugend schon dieses Cover – ein Buch, einladend zu einem Spaziergang, zu mehreren Spaziergängen – über einen Friedhof.

Ich erinnere mich an den Ohlsdorfer Friedhof  als einen Park, in dem fast wie zufällig auch noch Menschen ihre letzte Ruhestätte finden.  Es gab dort vor vielen Jahren eine Beerdigungsfeier im Winter, der ich beiwohnte. Ein entferntes Familienmitglied wurde zu Grabe getragen. Ich hatte es nicht einmal gekannt. Die Kälte des Winters in den Gliedern zu spüren, macht solche Wege noch kälter, bis in die Seele hinein. Continue reading „Ein Buch unseres Mitgliedes Anna Bardi“

An der Schwelle zum Krieg mit Spanien

Vor 125 Jahren eskalierte der Streit zwischen Berlin und Madrid um die Karolinen – Päpstliche Vermittlung als Ausweg

Von Dr. Manuel Ruoff

Im Jahre 1885 standen Spanien und das Deutsche Reich für kurze Zeit am Rande eines Krieges. Anlass des Konflikts der an sich befreundeten Länder waren eher drittrangige Interessen an einer pazifischen Inselgruppe. Die Art und Weise, wie Bismarck diesen Konflikt handhabte, zeigt anschaulich das meisterliche Geschick des Reichskanzlers bei der Wahrnehmung deutscher Interessen.

Bismarck vertrat den Grundsatz, dass Leistungen Gegenleistungen gegenüberstehen sollten. Es weckte deshalb seinen Widerstand, wenn europäische Nachbarn auf anderen Kontinenten Eigentumsansprüche auf Gebiete erhoben, in denen sie gar nicht präsent waren, und dann deutsche Unternehmen, die dort präsent waren, behinderten oder abzukassieren versuchten. Von dieser Einstellung ist seine Politik auf der Berliner Kongokonferenz von 1884/85 geprägt, wo es ihm gelang, die sogenannte effektive Besetzung als Voraussetzung für die Legitimität und Anerkennung von Ansprüchen durchzusetzen. Continue reading „An der Schwelle zum Krieg mit Spanien“

Golf und die Frage nach der Disziplin

erschienen im Hamburger Abendblatt am 26. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Heute weiß ich: Ich verstehe nichts von Golf. Bis gestern dachte ich noch, ich hätte die wesentlichen Grundzüge des Spieles verstanden. Nun weiß ich: Ich wusste gar nichts! Reinhard ist schuld.  Er ist ein begeisterter Golfer und hat mir einiges erzählt. Das hat mich hellhörig gemacht und nun sehe ich alle Golfer in einem völlig neuen Licht. Continue reading „Golf und die Frage nach der Disziplin“

Bezaubernder Spielfilm: Der kleine Nick

Von Dr. Manuel Ruoff

„Ich bin ein Einzelkind, und das ist auch gut so.“  Dieses Wort, frei nach Klaus Wowereit, könnte vom kleinen Nick stammen, dem Ich-Erzähler der gleichnamigen bezaubernden französischen Spielfilmkomödie, die nach ihrem Debut in ihrem Heimatland vergangenes Jahr am 26. August nun auch in die deutschen Kinos kommt. Nick, ein richtiger Sympathieträger, widerspricht allen Vorurteilen gegenüber Einzelkindern. Weder leidet er unter seiner Geschwisterlosigkeit noch ist er sozial unverträglich. Vielmehr genießt er die ungeteilte Liebe seiner Eltern und ist ein integraler Bestandteil seiner Clique. Als er und seine Klasse zu Beginn der Handlung aufgefordert werden, in einem Aufsatz zu schreiben, was sie werden wollen, ist er ratlos. Er ist nämlich mit dem Status quo zufrieden: „Mein Leben ist doch prima, es muss sich nichts daran ändern.“ Continue reading „Bezaubernder Spielfilm: Der kleine Nick“

Wenn Frauen sich freuen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 24. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Dass Freundinnen zusammen einkaufen gehen, ist nichts Besonderes. Dabei geht es im Allgemeinen nett, freundlich, entspannt und überaus gelassen zu. Frauen können sich wunderbar miteinander freuen. Wer hat da eben gelacht? Egal – bei diesen beiden, von denen hier die Rede sein soll, ist und war das so. Continue reading „Wenn Frauen sich freuen“

Ausstellung unseres Mitgliedes Dr.László Kova

Sicht aus der Speichertadt

„Geständnisse mit Pinsel“ heißt die neue Ausstellung von Dr. László Kova in Hamburg. In der Galerie der Parkresidenz Alstertal zeigt er Landschaftsbilder, Ölgemälde und Radierungen.

Galerie Parkresidenz Alstertal

Karl-Lippert-Stieg 1

22391 Hamburg (unweit vom Alster Einkaufszentrum)

Vernissage: Donnerstag, den 2. September, 18 Uhr in Anwesenheit des Künstlers Continue reading „Ausstellung unseres Mitgliedes Dr.László Kova“

Rückkehr der vier Ringe. DKW F89 P – erster Nachkriegs-Personenwagen der Auto Union

Von Dr. Manuel Ruoff

Mittlerweile zählen die Autos mit den vier ineinander verschlungenen Ringen zum Prämiumsegment der deutschen Autobranche. Heute stehen die vier Ringe für Audi. Ursprünglich jedoch stand für diese Marke nur einer der Ringe. Die drei anderen symbolisierten DKW, Horch und Wanderer. Die vier zusammen bildeten ab 1931 die Auto Union und die vier Ringe deren Logo.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der sächsische Automobilkonzern von den Sowjets liquidiert. Ein Teil des Humankapitals, darunter der Vorstandsvorsitzende der Auto Union Richard Bruhn, wollte sich damit jedoch nicht abfinden. Er floh in den Westen und versuchte einen Neuanfang in der vergleichsweise wenig zerstörten Garnisonsstadt Ingolstadt, in der ehemalige Wehrmachtskasernen einer neuen, zivilen Nutzung harrten. Continue reading „Rückkehr der vier Ringe. DKW F89 P – erster Nachkriegs-Personenwagen der Auto Union“

Paradies für Ökofreaks und Naturfreunde – Samsø

Dieser Artikel erschien am 1. August 2010 im Magazin von „Schleswig-Holstein am Sonntag“

Von  Uta Buhr

Bereits die Überfahrt vom dänischen Hafen Hou-Saelvig mit einer Fähre der Nordic Ferry Services macht mit einer Spezialität der Insel Samsø vertraut. Das an Bord servierte Gemüse steht im Ruf, das beste weit und breit zu sein. Nahezu Kultstatus genießen die neuen Kartoffeln. Kein Wunder, das gerade einmal 112 Quadratkilometer große Eiland im Kattegatt setzt voll auf ökologischen Anbau. „Und auch unseren Strom erzeugen wir selbst“, erklärt Eva Kloch Norlyk vom Tourismusverband Samsø stolz. Die attraktive Blonde hat sich vor Jahren mit Mann und Kindern hier niedergelassen und kann sich kein anderes Leben mehr vorstellen als in dieser  unberührten Natur. Continue reading „Paradies für Ökofreaks und Naturfreunde – Samsø“

Glasmacher Otto Schott: Wissenschaftler, Industrieller und Wohltäter

Von Dr. Manuel Ruoff

Schon als kleiner Junge war der am 17. Dezember 1851 im westfälischen Witten geborene Otto Schott vom Handwerk in der väterlichen Glashütte fasziniert. Die Familientradition des Glasmachens begeisterte ihn so sehr, dass er nach der Reifeprüfung, die er an der Provinzial-Gewerbeschule in Hagen ablegte, an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Universität Leipzig Chemie, Mineralogie und Physik studierte.

Nach der Promotion mit „Beiträgen zur Theorie und Praxis der Glasfabrikation“ im Jahre 1875 und Tätigkeiten in chemischen Fabriken in Haspe bei Hagen und im spanischen Oviedo kehrte er in sein Elternhaus zurück, wo er sich der Forschung hingab. Er begann, das Schmelz-, Glasbildungs- und Kristallisationsverhalten verschiedenster chemischer Verbindungen systematisch zu erforschen. Ihm gelang dabei die Entwicklung einer neuen Glassorte von einer Homogenität, die es ermöglichte, spektrometrische Messungen durchzuführen. Continue reading „Glasmacher Otto Schott: Wissenschaftler, Industrieller und Wohltäter“

Maschineller Münzschlucker

erschienen im Hamburger Abendblatt am 19. August 2010

von Johanna R. Wöhlke

Manchmal verlaufen Bankbesuche ganz anders als geplant. Das gilt wahrscheinlich für Besuche auf der Geldbank genauso wie für Besuche auf der Parkbank. In beiden Fällen wird das Leben so seine ganz besonderen Überraschungen bereit halten, nehme ich an. In beiden Fällen werden die Überraschungen so ihre Tücken haben. Continue reading „Maschineller Münzschlucker“

Der Trick der Unerbittlichkeit

Konstanze Ullmer inszeniert „Warten auf Clanton“ im Hamburger Sprechwerk
Von Hans-Peter Kurr

Kristina Bremer (Josie)

Es gibt die Anekdote um Erfindung und Verkauf des alkoholfreien Bieres im „Wilden Westen“, des „Ginger-Ale“, damit die harten Kerle nicht so schnell besoffen und dadurch schiesswütig würden wie beim Genuss des mit Whiskey vermengten alkoholischen Gerstensaftes.
Von diesem Schlag des Typus Westernheld sind die Männer, denen wir in Ellla Marouche’s und Huug van’t Hoffes „schräger Komödie“ begegnen mit dem assoziationsreichen Titel „Warten auf Clanton“.
Zwar ist Clanton kein literarischer Bruder von Godot, und deutsche Jung-Schauspieler, wenn sie Pistoleros darstellen, immer unfreiwillig karikierend (, sowohl auf der Bühe wie im Film!). Aber genau diesen zweitgenannten Umstand hat sich die vielseitig begabte Regisseurin Konstanze Ullmer, die schon so manches Kunststückchen in dem von ihr künstlerisch mitgeleiteten Off-Theater „Hamburger Sprechwerk“ zuwege gebracht hat, zunutze gemacht, nachdem sie – in guter alter amerikanischer Manier – ihre Inszenierung als „Off-off-try-out“ im Rahmen des Wilhelmsburger „Dockville“-Festivals ausprobiert und den dort offenkundigen Erfolg jetzt im Zentrum der Hansestadt wiederholen konnte.- Continue reading „Der Trick der Unerbittlichkeit“

Schlafen ist schön

erschienen im Hamburger Abendblatt am 16. August 2010

Von Johanna Renate Wöhlke

Ich erinnere mich noch heute daran, dass meine Mutter abends beim Fernsehen immer einschlief. Das geschah mit schöner Regelmäßigkeit. Kaum hatte sie sich nach der Arbeit des Tages gemütlich hingesetzt und eine Weile lang zugeschaut, fielen ihr die Augen zu und sie sackte gemütlich in der Sofaecke zusammen und schlief.

Diese Art von Schlaf soll der erholsamste sein: einfach so wegsacken und schlafen können, wenn er einen übermannt. Aber das geht leider nicht immer. Der mittägliche viertelstündige Büroschlaf wird zwar von den Schlafforschern empfohlen, aber wer sitzt schon im Büro an seinem Schreibtisch, setzt sich zur Mittagszeit gemütlich zurück und verkündet: „So, jetzt  mach ich mal ein kleines Nickerchen!“ Continue reading „Schlafen ist schön“

USA führen Bearbeitungsgebühr für Reisegenehmigungsanträge ein: Stichtag 8. September 2010

Deutsche Staatsbürger und Angehörige vieler anderer Staaten können bereits seit einiger Zeit für Aufenthalte bis zu 90 Tagen ohne Visum in die USA einreisen. Dazu müssen sie – aus Sicherheitsgründen – seit dem 12. Januar 2009 zur Einreise in die USA bis spätestens 72 Stunden vor Abreise für das ESTA Verfahren registrieren. Dies erfolgt über das Internet, es muss eine elektronische Reiseberechtigung (ESTA) beantragt werden (http://www.travel-approval.com/). Diese Dienstleistung war bisher kostenlos. Ab 8. September 2010 müssen Antragsteller für diesen Service eine geringe Gebühr entrichten. Continue reading „USA führen Bearbeitungsgebühr für Reisegenehmigungsanträge ein: Stichtag 8. September 2010“

Das Traumschiff MS „Deutschland“. Spagat zwischen Traum und Wirklichkeit

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe vom 31.7./1.8.10 im Magazin der Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg

Von Uta Buhr

Unlängst feierte die MS „Deutschland“ ihren zwölften Geburtstag, der mit großem Gepränge im Hafen von St. Petersburg begangen wurde. Dieses Schiff ist Kult, Inbegriff eines besonderen Lebensstils, der süchtig macht.

Das Traumschiff
Das Traumschiff

Unter den Sphärenklängen der Traumschiff-Melodie gleitet die MS „Deutschland“ majestätisch aus dem Kieler Hafen hinaus ins Baltikum. Die Passagiere an Bord winken den Menschen am Pier fröhlich zu. Die Szene ist filmreif – ganz so wie in der  gleichnamigen TV-Serie, die bereits seit vielen Jahren Traumquoten einfährt. Als am nächsten Morgen auf hoher See bei Windstärke 7 die Rettungsübungen im eleganten „Kaisersaal“ durchgeführt werden, hat die Realität die Passagiere wieder eingeholt. Manche suchen, leicht grünlich im Gesicht,  im vollen Ornat ihrer Rettungswesten fluchtartig das Weite. Bordarzt Dr. Posteuca, ein jovialer Mann mit reicher Erfahrung,  hat alle Hände voll zu tun. Er verabreicht Spritzen und Tabletten gegen Übelkeit, die im Handumdrehen helfen. Continue reading „Das Traumschiff MS „Deutschland“. Spagat zwischen Traum und Wirklichkeit“

Semino Rossi

Von Monika Landsky

Die Schlager und Schmuselieder die dieser Sänger, allerdings mit opernreifer Stimme singt, sind nicht so ganz mein Geschmack. Seine Stimme gefällt mir aber sehr gut.

Nun habe ich zufällig diesen Sänger in einer Talkshow erlebt. Dieser Mann ist aus nicht gerade wohlhabendem Elternhaus in Argentinien ausgebrochen in die weite Welt um sein Glück zu suchen. Continue reading „Semino Rossi“

Rezidivierende Beklopptitis

erschienen im Hamburger Abendblatt am 12. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Mein Gegenüber ist kaum zu bremsen: „Der hat doch die akute chronisch rezidivierende Beklopptitis!“, so macht er seinem Ärger Luft. Was ist geschehen? Ich will an dieser Stelle natürlich keine neue Krankheit verlautbaren, aber nun ist sie ja in der Welt, die „ akute chronisch rezidivierende Beklopptitis“.

Da hat sich jemand offensichtlich so über einen Mitmenschen geärgert, dass es ihm das Blut zum Kochen gebracht hat. Auf der anderen Seite hat er seine ganze Bildung und seine ganze Selbstbeherrschung aufgebracht. Er hat seine Kenntnis der Fremdwörter bemüht und sich darauf besonnen, was rezidivierend bedeutet, nämlich in Zeitabständen wiederkommend. Continue reading „Rezidivierende Beklopptitis“

Schöner telefonieren

erschienen im Hamburger Abendblatt am 11. August 2010

von Johanna R. Wöhlke

„Heute ist ein blöder Tag!“ Was ist denn das für eine Aussage? Könnte ich meine Gesprächspartnerin am anderen Ende der Telefonleitung sehen, wahrscheinlich nähme ich ihr ärgerliches Gesicht wahr – einer dieser Augenblicke, froh darüber zu sein, dass nicht alle Telefone der Welt serienmäßig mit Kameras ausgestattet sind, denen man sich nicht entziehen kann. Continue reading „Schöner telefonieren“