Wie es zu »Lüderitz« und »Caprivizipfel« kam

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Diese nun abgeschafften Namen, zu denen auch »Schuckmannsburg« gehört, spiegeln deutsch-afrikanische Geschichte wider.

Die Geschichte des deutschen Kolonialismus ist relativ kurz. Als die Deutschen mit dem Deutschen Reich endlich einen handlungsfähigen Nationalstaat erhielten, war der größte Teil dessen, was wir heute als „Dritte Welt“ bezeichnen, bereits verteilt. Und das Wenige, das sie noch abbekamen, wurde ihnen bereits nach dem Ersten Weltkrieg in Versailles wieder genommen. Einiges Weniges erinnert jedoch noch an die deutsche Kolonialzeit. Dazu gehört beziehungsweise gehörten bis diesen Monat (siehe PAZ Nummer 33, Seite 4) Lüderitz, der Caprivizipfel und Schuckmannsburg. Continue reading „Wie es zu »Lüderitz« und »Caprivizipfel« kam“

Über 300 Jahre ein Stachel im Fleisch

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Seit dem Spanischen Erbfolgekrieg halten die Engländer das zur iberischen Halbinsel gehörende Gibraltar besetzt

Seit nunmehr drei Jahrhunderten ist Gibraltar, dessen Besitz mit der Kontrolle der Verbindung zwischen Atlantik und Mittelmeer einhergeht, ein Streitobjekt zwischen Großbritannien und Spanien. Die Gibraltarfrage belastet das Verhältnis der beiden zeitweiligen Groß- und Weltmächte mal mehr und mal weniger. Zurzeit einmal wieder etwas mehr.

Die Vorgeschichte beginnt damit, dass 1700 König Karl II. von Spanien starb. Da er keinen Stammhalter gezeugt hatte, erlosch damit die spanische Linie des Hauses Habsburg und es gab niemanden, dessen legitimer Anspruch auf den spanischen Thron evident und unbestritten gewesen Continue reading „Über 300 Jahre ein Stachel im Fleisch“

Ein Leben nach dem Krieg – Emina Kamber hilft bosnischen Kindern und Jugendlichen

Von Johanna Renate Wöhlke

Edmund Siemers-Stiftung fördert Hilfsprojekt, Präsentation am 1. Oktober 2013 am „Tag der Stiftungen“ in Hamburg

Emina Kamber
Emina Kamber

Seit vielen Jahren kümmert sich die Hamburger Autorin und Künstlerin  Emina Kamber liebevoll um Kinder und Jugendliche in Zentralbosnien.  Sie hilft ihnen in ihrem Projekt „ Talentförderung für Kinder und Jugendliche in Zentralbosnien“ ihr Leben in der Nachkriegszeit zu bewältigen, die Schatten und den Schmerz des Erlebten und Ertragenen zu bewältigen. Die Jugendlichen verarbeiten in Zentralbosnien und in Deutschland ihren Alltag literarisch und künstlerisch. Das soll ihnen  die Möglichkeit geben, die Kriegsspuren nicht zu verdrängen, sondern durch diese künstlerischen Methodenangebote  zu bewältigen: Lyrik und Prosa,  Malbilder in verschiedenen Techniken werden von Emina Kamber angeleitet und vermittelt. Continue reading „Ein Leben nach dem Krieg – Emina Kamber hilft bosnischen Kindern und Jugendlichen“

Erstes Nationaldenkmal des Deutschen Reiches

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 140 Jahren wurde die Berliner Siegessäule eingeweiht, eines der größten und teuersten Denkmäler des 19. Jahrhunderts

„Dass die Siegessäule so frühzeitig als erstes Monument der Reichseinigung enthüllt werden konnte, verdankt sie allein der Tatsache, dass sie als solches nicht geplant war.“ Matthias Braun, Verfasser der Monographie „Die Siegessäule“, bringt es auf den Punkt.

Zweimal ist der Sinn und Zweck des Denkmals geändert worden und dreimal wurde sein Grundstein gelegt: 1865, 1869 und 1871. Bei der ersten Grundsteinlegung sollte das Bauwerk nur an den Sieg im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 erinnern, scheinbar nur ein Kabinettskrieg wie unzählige andere auch. 1869 sollte der Bau auch der Erinnerung an den Deutsch-Deutschen Krieg von 1866 dienen, der Preußen immerhin die Vorherrschaft in (Nord-) Deutschland gebracht hatte. Erst nach dem letzten Einigungskrieg gegen den vermeintlichen Erbfeind Frankreich erhielt das Monument Continue reading „Erstes Nationaldenkmal des Deutschen Reiches“

Er verschaffte Friedrich dem Großen die Mittel

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Erst das Aufbauwerk Friedrich Wilhelms I. ermöglichte es seinem Sohn und Nachfolger, Preußen zur Großmacht zu machen

Nicht ohne Grund gilt der am 14. August 1688 in Cölln bei Berlin geborene Friedrich Wilhelm I. als Preußens größter „innerer“ König. Er formte Preußen zu einem vormodernen Einheitsstaat mit einer starken Armee, geordneten Finanzen sowie einer effektiven und „sauberen“ Verwaltung.

Das Repräsentationsbedürfnis seines Vaters, des ersten preußischen Königs Friedrich I., teilte er ebenso wenig wie die Intellektualität seiner Mutter, der Königin Sophie Charlotte. „Mehr scheinen als sein“, das Lebensmotto seines Vaters, lehnte er ebenso vehement ab wie „L’art pour l’art“ und die Wissenschaft um ihrer selbst willen. Bezeichnenderweise machte er als König seinen als eitel geltenden Hofgelehrten Jacob Paul von Gundling zu seinem unfreiwilligen Hofnarren, den er selbst noch über den Tod hinaus Hohn und Spott preisgab. Continue reading „Er verschaffte Friedrich dem Großen die Mittel“

Als Bayern die Mark regierten

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 640 Jahren beendete der Vertrag von Fürstenwalde die Herrschaft der Wittelsbacher

Nicht nur Monarchisten und Historikern dürfte die Herrschaft der Wittelsbacher in Bayern ähnlich ein Begriff sein wie die der Hohenzollern in Brandenburg. Schon weniger weit verbreitet dürfte jedoch das Wissen darum sein, dass zwar nicht die Hohenzollern über Bayern, aber sehr wohl die Wittelsbacher über Brandenburg geherrscht haben. Das dauerte allerdings zugegebenermaßen nicht sehr lange und ist auch schon einige Jahrhunderte her. Bezeichnenderweise war es ein Kaiser aus dem Hause Wittelsbach, der diesen Zustand begründete, und ein Kaiser aus einem anderen Geschlecht, der ihn beendete. Continue reading „Als Bayern die Mark regierten“

Abgefahrene Safari

Dieser Artikel wurde bereits in SaS (Schleswig-Holstein am Sonntag) am 23. Juni und in  der PAZ am 10. August 2013 veröffentlicht

Von Uta Buhr

Bei schönem Wetter auch mal "oben ohne" in der roten Stretch-Limousine
Bei schönem Wetter auch mal „oben ohne“ in der roten Stretch-Limousine

Foto- Jagd nach letzten Spuren der Mauer – In Berlin machen Touristen im Trabi echte „Grenz“-Erfahrungen

Am 13. August 1961 wurde in Berlin die Mauer errichtet, die 28 Jahre lang die Stadt teilte. Mit touristischen Trabifahrten kann man sich heute auf die Suche nach dem „antiimperialistischen Schutzwall“ begeben.

Kaiserwetter. Die Sonne strahlt von einem azurblauen wolkenlosen Himmel auf uns herab.

„ Da könn’ ma ja heute Kabrio fahren, sozusajen oben ohne“, freut sich der Mann im Hof der Trabi World in der Zimmerstraße und schiebt das Dach eines  in leuchtendem Rosa gespritzten Fahrzeuges der  Marke Trabant auf. Allgemeines Continue reading „Abgefahrene Safari“

Sie begründete die Landfrauenbewegung

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Elisabet Boehm schuf eine Selbsthilfeorganisation, die den Mitgliedern bieten sollte, was sie selber vermisst hatte

Elisabet Boehm wurde am 27. September 1859 mit dem berühmten goldenen Löffel im Munde in Rastenburg geboren. Ihr Vater war der Domänenpächter und Reichstagsabgeordnete Hermann Steppuhn. Mütterlicherseits stammte sie aus einer Kaufmannsfamilie. Es schien absehbar, dass sie niemals einer Erwerbsarbeit würde nachgehen müssen. Eine schwere Erkrankung in frühester Kindheit ließ ihre liberalen Eltern sie zusätzlich schonen. Die kleine Elisabet wollte ihre üppige Freizeit zum Lernen nutzen, aber das war einfacher gesagt als getan. Erst ab dem zehnten Lebensjahr erhielt sie Unterricht und das von häufig wechselnden Gouvernanten, die weder willens Continue reading „Sie begründete die Landfrauenbewegung“

Traditionsschiffe vor dem Aus?

Von Michael Buschow

„Weg mit dem Dreck“ – Traditionsschiffe vor dem AUS

SOS

 Hamburger Hafengeburtstag, Kieler und Travemünder Woche, Hanse-Sail Rostock, Sail Bremerhaven, Matjestage in Emden oder Glückstadt, Hafenfeste in Lübeck, Wismar, Stralsund, Eckernförde und viele andere maritime Veranstaltungen an der Küste bald  o h n e  Traditionsschiffe? Keine Gaffelsegel tragenden Masten, keine dampfenden Schornsteine mehr ? Die historischen Schoner, Kutter, Tjalken, Ewer, Barkassen, Dampfschlepper und all die anderen alten, nostalgischen Schiffe, die unsere Küsten und Flüsse so wunderbar bunt machen, sollen verschwinden.

Schwer vorstellbar, aber vielleicht demnächst Wirklichkeit. Continue reading „Traditionsschiffe vor dem Aus?“

Eine Preußenprinzessin organisierte Badens Frauen

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Großherzogin Luises Streben war, dass ihre Geschlechtsgenossinnen in der Gesellschaft genauso segensreich wirken wie in der Familie

Die einzige Tochter des ersten Deutschen Kaisers Wilhelm I. war ebenso wie ihr Ehemann Großherzog Fried­rich I. von Baden, ihr einziger Bruder Kaiser Friedrich III., dessen Ehefrau Kaiserin Victoria sowie schließlich ihre in Weimar geborene Mutter Kaiserin Augusta liberal gesinnt. Ihre Mutter hatte sie bereits frühzeitig an die sogenannten fürstlichen Tugenden, die eine gute Landesmutter ausmachen, sprich soziales Engagement im weitesten Sinne, herangeführt. Die 48er Revolution lehrte sie, den Fortbestand der bestehenden Ordnung durch Leistung zu legitimieren.

Preußische Truppen hatten unter dem Befehl von Luises Vater die Badische Revolution niedergeschlagen und damit dem Großherzog die Herrschaft gerettet. Insofern bestanden zwischen den beiden fürstlichen Geschlechtern enge Beziehungen. Hinzu kam die relative räumliche Nähe. 1850 folgte die Familie dem 1849 zum Gouverneur der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen Continue reading „Eine Preußenprinzessin organisierte Badens Frauen“

Wagneriana – Auf den Spuren Richard Wagners kreuz und quer durch Sachsen

Dieser Artikel erschien anlässlich des 200. Geburtstages von Richard Wagner  in der Ausgabe 2/2013 im Magazin „Sehnsucht Deutschland“ und am 1. Juni ds. Js. in Der PAZ

Von Uta Buhr

Wagner-Statue in Graupa

Sachsen, Deine Komponisten! Welche andere Region in deutschen Landen hat so viele geniale Tonsetzer hervorgebracht? Bach, Händel und Schumann wurden hier geboren. Mendelssohn feierte am Gewandhaus Triumphe. Und  Richard Wagner, dieser Magier der Oper, erblickte vor 200 Jahren in Leipzig das Licht der Welt. Wie wichtig seine Zeit  in Sachsen war, ist wenigen bekannt. Eine Reise zu den Stätten seiner frühen Jahre in Sachsen ist ein Gewinn  – nicht nur für echte Wagnerianer.

„Richard Wagner ist ein Leipziger“, erzählt Thomas Krakow, Vizepräsident des Richard-Wagner-Verbandes International. „Am 22. Mai 1813 – im Jahr der Völkerschlacht – erblickte er auf dem Brühl das Licht der Welt. Aber zeit seines Lebens ist er nie so recht mit seiner Vaterstadt warm geworden. Und umgekehrt auch nicht.“ „Im wunderschönen Monat Mai kroch Richard Wagner aus Continue reading „Wagneriana – Auf den Spuren Richard Wagners kreuz und quer durch Sachsen“

Wird die SPD wirklich 150 Jahre alt?

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor eineinhalb Jahrhunderten wurde der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gegründet

Dieser Tage wird in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 150. Geburtstag gefeiert. Historisch korrekt ist dieses allerdings nur, wenn man die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins für die Geburtsstunde der SPD hält. Andernfalls könnte man auch von 138 oder gar nur 123 Jahren SPD sprechen.

Zu Zeiten der Französischen Revolution von 1789 bestanden die Generalstände aus drei Ständen, dem Adel, dem Klerus und dem unterprivilegierten Bürgertum. Im Zuge der Industrialisierung entstand dann ein sogenannter vierter Stand, die ebenfalls unterprivilegierte Arbeiterschaft. Letztere stand nun vor der Frage, ob sie gemeinsam mit dem liberalen Bürgertum für die Gleichberechtigung kämpfen solle oder getrennt. Der bei vielen Arbeitern beliebte und wegen seines Continue reading „Wird die SPD wirklich 150 Jahre alt?“

Romantik pur – Mit dem Nostalgiebus die Romantische Straße erkunden

Dieser Artikel erschien bereits im Magazin „Sehnsucht Deutschland“ in der Ausgabe 2/12, in „Schleswig-Holstein am Sonntag“ am 7. Oktober 2012 und in der PAZ am 4. Mai 2013

Von Uta Buhr

Mit dem Nostalgiebus über die Romantische Straße

Die Romantische Straße ist die älteste und weltweit bekannteste deutsche Ferienstraße. Sie verläuft auf einer Gesamtlänge von 350 Kilometern zwischen Würzburg und Füssen, von den Weinlagen Mainfrankens bis zu den Königsschlössern am Fuße der bayerischen Alpen. Die Reise führt vorbei an stolzen Reichsstädten, prächtigen fürstlichen Residenzen,  herrlichen Kirchen und Meisterwerken des Barock.

Da lacht das Herz! Ein strahlend blauer Himmel wölbt sich über Würzburg.  Weinberge, soweit das Auge reicht. „Bereits Goethe schätzte unseren Rebensaft“,  erklärt Stadtführer Florian. Die barocke Pracht dieser heiteren Stadt an den Gestaden des Mains liebte er hingegen nicht. Der Olympier zog den Klassizismus vor. Sei’s drum. Seit den frühen Morgenstunden sind Touristen aus aller Welt auf den Beinen, um die prächtige Residenz zu besichtigen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Continue reading „Romantik pur – Mit dem Nostalgiebus die Romantische Straße erkunden“

Das Porträt: Karin Beier, neue Intendantin des Deutschen Schauspielhauses

Von Hans-Peter Kurr

Da wird sich so mancher Pfeffersack und einige Hamburger Kulturjournalisten in Zukunft verwundert fragen: „Wen haben wir denn da eingekauft?“

Karin Beier, die erste Frau auf dem Intendantenstuhl des Deutschen Schauspielhauses – nach  Peter Zadek und Michael Bogdanov endlich wieder eine Regieintendanz – schön, energisch, leidenschaftlich, vulkanisch. Blick zurück: Bogdanov, der nach unendlichen Auseinandersetzungen mit den Kulturverantwortlichen der Hansestadt das Handtuch warf; Stromberg, der schon wütend wurde, wenn ihn jemand an seine Kindertage und damit an seinen Vater erinnerte, der nur Intendant in Wilhelmshaven war; Baumbauer, der von der damals berühmtesten Schauspielagentin Westdeutschlands, seiner Mutter, auf die berufliche Schiene gesetzt und so lange gefüttert wurde, bis er am größten deutschen Schauspielhaus im Intendantenbüro gelandet war; Schirmer, leicht verletzbar, der meinte, zum Helden zu werden, als er aufgrund steigender wirtschaftlicher Schwierigkeiten und der Wortbrüche seiner städtischen Vertragspartner, sich und seine Karriere opferte. Nun: Eine kämpferische Löwin, mit der im Fall zukünftiger Divergenzen die Regierenden der Hansestadt kein leichtes Spiel haben werden. Continue reading „Das Porträt: Karin Beier, neue Intendantin des Deutschen Schauspielhauses“

Scharnier zwischen Stein und König

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Unter Hans Jakob von Auerswald begann die Erhebung der Landstände gegen Napoleon

Hans Jakob von Auerswald war der Mann, der die Landesversammlung einberief, von der 1813 die Erhebung der ostpreußischen Landstände ausging. Der preußische Reformer gehörte zu den vielen tragischen Helden der Befreiungskriege, die schließlich Opfer jener Reaktionäre wurden, denen sie durch ihren Kampf gegen Napoleon zur Rückkehr an die Macht verholfen hatten.

„Keine Adelskammern, der große Grundbesitz hat nicht das Zutrauen der Nation, er ist ärmer an Bildung als der Mittelstand.“ Hans Jakob von Auerswald sprach sich mit diesen fortschrittlichen Worten für die Entprivilegierung eines Standes aus, dem er selber angehörte. Er war der einzige Sohn von Hans Adolf von Auerswald, Erbherr auf Plaut in Westpreußen, und dessen Ehefrau Henriette Eleonore geborene von Schwandes. Wie bei seinen Standesgenossen in Preußen üblich, Continue reading „Scharnier zwischen Stein und König“

Fast Vizekönig von Polen

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Anton Radziwill versuchte, zwischen seinen Landsleuten und Preußen zu mitteln

Wohl kein anderer Pole hat in Preußen derart Karriere gemacht wie Anton Radziwill. Hätte nicht Napoleon Friedrich Wilhelm III. im Frieden von Tilsit dessen polnische Territorien genommen, wäre er vielleicht sogar Vizekönig von Polen geworden. Aber auch so machte der Politiker, Großgrundbesitzer und (Hobby-)Komponist eine bemerkenswerte Karriere.

Anton Radziwill war ein Exponent der polnischen Nationalbewegung. Er wollte die Wiederherstellung der nach der Teilung von 1795 verlorenen polnischen Staatlichkeit. Aber Radziwill war deshalb nicht etwa ein Antipreuße. Vielmehr schwebte ihm eine preußisch-polnische Personalunion vor. Obwohl Radziwill am 13. Juni 1775 in Wilna geboren wurde und damit in dem Teil der Ersten Polnischen Republik, der 1795 zu Russland kam, wählte er zum Lebensschwerpunkt die preußische Teilungsmacht. Noch zu Zeiten, als die Zweite Republik bestand, zog es ihn und seine Brüder ins deutsche Göttingen zum Studieren. Continue reading „Fast Vizekönig von Polen“