Geschichte im H0-Format

Erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von Dr. Manuel Ruoff

Das Miniatur Wunderland Hamburg und die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg haben eine Sonderausstellung mit dem Titel „Die Geschichte unserer Zivilisation“ erstellt. In acht Dioramen, sprich Modellen, wird die Entwicklung einer idealtypischen fiktiven mitteldeutschen Stadt von der Jungstein- bis zur NS-Zeit dargestellt. Historisch beraten von der Landeszentrale mit der Historikerin Sabine Bamberger-Stemmann an der Spitze, erstellte ein Mitarbeiterteam von Miniatur Wunderland die Modelle. Dieses geschah mit der Detailverliebtheit, die das gesamte Continue reading „Geschichte im H0-Format“

Unter welchem Stern?

 Von René Simon

Randbemerkungen zum Thema Fußball

Vor einigen Tagen begann die Fußball Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Das Vorfeld scheint vergessen: Hundemord, eine inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin und daraus resultierender angedrohter politischer EM Boykott! Jetzt nehmen die Leute die Fahnen dieser beiden Länder in die Hand und zeigen Europa, was es sehen soll. Der Fußball als Heilsbringer im modernen Europa. Gespannt darf man auf die Begegnung “Deutschland“ gegen „Griechenland” sein, denn dann haben sich, trotz Krise, alle wieder lieb. Also auf eine frohe Europameisterschaft und in der Hoffnung auf eine europäische Zukunft.

 

Hilfe bei Magersucht

Von Götz Egloff

Rezension zum Buch „Mehr vom Leben – Wege aus der Anorexie“ von Georg Eifert und Alix Timko, Beltz, Weinheim, 2012

Mehr vom Leben

Psychoanalyse, Verhaltenstherapie und Familientherapie stellen in der Behandlung der Magersucht die Mittel der Wahl dar. Motivierte Patientinnen haben hier die Chance, ihre Symptomatik zu verlieren oder deutlich zu lindern. Doch woher die Motivation nehmen, wenn man jede Nahrungsaufnahme fürchtet, da sie die subjektive Traumfigur in weite Ferne rücken lässt? Eine übertriebene Kontrolle über Nahrungsaufnahme und Körperform stellt meist ein verschobenes Kontrollbedürfnis über das eigene Leben dar, hat also mit Autonomie, Eigensinn und dem tiefen Bedürfnis nach Identität zu tun. Diese alte Einsicht der psychoanalytischen Theorie konzeptualisieren die Autoren Eifert und Timko nach der Acceptance- und Commitment-Devise in diesem Selbsthilfebuch. Keine Frage, dass eben dieser Ansatz für jede Therapie sehr wichtig ist. Mittels durchaus gelungener Übungen wie Denkvorschlägen, Atemübungen, Umdeutungen und einigem mehr sollen Menschen mit Anorexia Continue reading „Hilfe bei Magersucht“

Die Welt – ein Haifischbecken?

Von Hans-Peter Kurr

Die Welt ein Haifischbecken?

 Notizen zur „Mahagonny“-Inszenierung im Forum der Hochschule für Musik und Theater

Die Welt ist ein Haifischbecken. Diese brutale Halbwahrheit hört man leider allenthalben, wo es gilt, die Sinnfälligkeit des „Schulungsplaneten“ Erde oberflächlich in Frage zu stellen. Und da die Zahl der Haifische – metaphorisch gesprochen – sich seit den 20er Jahren, in denen Bertolt Brecht und Kurt Weill ihre Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ schufen, offensichtlich beträchtlich vermehrt hat, ziert ein Gruppenbild dieser niedlichen Geschöpfe den Rücksetzer der Bühne des Forums der „Hochschule für Musik und Theater“, aus deren Studentenschaft sich ein Ensemble rekrutieren ließ, das hohe Achtung verdient. Continue reading „Die Welt – ein Haifischbecken?“

Die vertrackte 19. Stunde

erschienen in: GODOT. Das Hamburger Theatermagazin

Von Hans-Peter Kurr

„Stör ich?“ im Monsun Theater

In der Stunde, in der die ersten  Schatten das Ende des Tages ankün­digen, fragen wir uns unwill­kür­lich nach dem Sinn des Lebens oder wir spüren eine selt­same, unbe­stimmte, schmerz­liche Empfin­dung, wie den Hauch eines Todes­flü­gels, der uns streift. Neuro­pa­tho­logen spre­chen in diesem Zusam­men­hang von der „Neunzehnuhr-Angst“.

Meine Neunzehnuhr-Angst in nunmehr über 40 Thea­ter­jahren als Regis­seur, Drama­turg und Schau­spieler war Wider­wille, Abscheu, macht­lose Aufleh­nung, als verlöre ange­sichts des „fins­teren und dummen Abgrunds“, wie Montaigne diesen Zustand nennt, meine gesamte künst­le­ri­sche Arbeit ihren Wert ange­sichts der im öffent­li­chen Bewusst­sein –  und vor allem in demje­nigen der soge­nannten „öffent­li­chen Hände“ – konti­nu­ier­lich absin­kenden Achtung der gesell­schafts­po­li­tisch so wich­tigen kultu­rellen Continue reading „Die vertrackte 19. Stunde“

Humorvoller Horror an Hamburgs Hauptbahnhof

Von Hans-Peter Kurr

Tanja Bahmani, Oskar Ketelhut, Silke Muriel Fischer, Sandra Keck

 Ohnsorg-Theater zeigt Erfolgs-Musical „De lütte Horrorladen“

Das in der Regel dem heimatlichen Platt hingebungsvoll lauschende Publikum geriet beim Besuch mehrerer ‚Previews’ und der Premiere der neuesten Ohnsorg-Produktion schier aus dem Häuschen : Eines der international erfolgreichsten Musicals steht, selbstverständlich ‚op platt’ , bis zum 8.Juli 2012 auf dem Programm:

Alan Menken’s und Howard Ashman’s „Little Shop of Horrors“ in der von Anatol Preissler, der auch einfühlsam inszeniert hat,  eingerichteten Fassung, für die die in dieser Kunst so bewanderten Hartmut Cyriacks und Peter Nissen den mundartlichen Text schufen. Continue reading „Humorvoller Horror an Hamburgs Hauptbahnhof“

Anna Bardi

Von Anna Bardi haben wir Abschied nehmen müssen. Sie ist verstorben. Hinweise und Artikel unserer ehemaligen Mitglieder behalten und bewahren wir als Erinnerung an sie auf unserer Seite bei.

Theatergruppe GODOT gastierte im Theater N. N.

 Von Hans-Peter Kurr

Tschechow – verschlüsselt

„Man muß nicht jede einzelne Scherbe verstehen“, empfiehlt der Autor und Regisseur der Collage mit dem zumindest originellen Titel „Tschechow Scherben“, die jetzt als mehrtägiges Gastspiel der „Theatergruppe GODOT“ in Dieter Seidels „Theater N.N.“ zu bestaunen war. Verblüffenderweise soll die ( nicht eindeutig erkennbare ) Handlung auf der „Bühne eines Provinztheaters“ spielen, entnimmt der Besucher dem Begleitzettel. Aber diese Irritation verliert an Wichtigkeit angesichts des geschickt zusammengefügten Konglomerates aus Zitaten und Briefen ( stets im Zusammenhang mit Tschechows Frau, der Schauspielerin Olga Kipper), die Wladimir Tarasjanz geschrieben und mit drei  Jung-Schauspielern inszeniert hat. Continue reading „Theatergruppe GODOT gastierte im Theater N. N.“

Zum ersten Mal in Hamburg gezeigt: Wyrpypajews „Sauerstoff“

 Von Hans-Peter Kurr

(mit einem Begleittext der Schauspielerin Katharina Herzberg von Rauch)

Der Schüler aus der Schukin-Schule

Spannende und ereignisreiche Abende waren das in der Thalia-Dependance an der Gaußstrasse, an denen dort die Ergebnisse des „Studentenprojekts III Regie Schauspiel“ der hamburgischen Theaterakademie in der Gastgeberschaft des rührigen Thalia-Theaters gezeigt wurden. Eine von den insgesamt sechs gezeigten Produktionen soll hier und heute herausgegriffen und aus der Sicht zweier Generationen beschrieben werden. Deshalb berichten der Regisseur Hans-Peter Kurr (74) und die Schauspielerin  Katharina Herzberg von Rauch (24).

Hans-Peter Kurr

Der sibirisch-stämmige Autor Iwan Wyrypajew ( 38 )  ist in seiner Erst-Funktion Schauspieler, den diese Tätigkeit allerdings so wenig befriedigte, dass er an der Continue reading „Zum ersten Mal in Hamburg gezeigt: Wyrpypajews „Sauerstoff““

Der Monatsring: Innovation in der Kontrazeption

Von Götz Egloff

Pillen, Pillen, Pillen

Pillen, Pillen, Pillen – viele Frauen jenseits der 30 sind nicht nur der Einnahme all zu vieler Tabletten müde, sondern auch der einen Pille, die vor kurzem ihr 50-jähriges Jubiläum feierte. Wiederum hat eben diese orale hormonale Kontrazeption einen weltweiten Siegeszug angetreten, der auch mit der deutlichen Senkung der hormonalen Dosen über die letzten Jahrzehnte einhergeht. Mittlerweile ist der Einfluss der Pille auf Neurotransmitter gut erforscht. Er geht in zwei Richtungen: einerseits in Richtung eines leicht stimmungsdämpfenden Akzents, andererseits in Richtung einer Linderung dysphorischer Symptome im Rahmen prä- und perimenstrueller Syndrome (Rohde & Dorn, 2007). Es gibt also, wie so oft, gegenläufige psychosomatische (Neben-)Wirkungen, die von den Anwenderinnen individuell auszutarieren sind. Continue reading „Der Monatsring: Innovation in der Kontrazeption“

Ein Empfang wie für eine Königin!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 16. Mai 2012

Einlaufen zum Hafengeburtstag auf der Queen Mary 2.

Abendblatt-Autorin Johanna R. Wöhlke war an Bord und schildert ihre Eindrücke

Von Johanna R. Wöhlke

Menschenmengen an den Landungsbrücken begrüßen die Queen Mary 2 mit Riesenjubel

Es ist das Ziel meiner Reise und nicht mehr weit. Hamburg. Nur noch eben schnell da vorne rechts –  pardon, steuerbord –  um die Ecke rum, eine große Ecke, genauer gesagt eine riesige Kurve – und dann sind wir in der Elbmündung, in der Elbe und ich in sechs Stunden etwa wieder Zuhause. Nicht nur die „Kurve“ ist riesig. Das Schiff, auf dem ich auf dem Balkon vor unserer Kabine auf Deck 12 backbord stehe, ist es auch: die Queen Mary 2. Sie ist mehr als ein Schiff, sie ist ein „Ocean Liner“, eine Schiffsgattung also, von der geschrieben wird, dass ihre bedeutende Zeit schon lange vorbei sei und in die Zeit reicht, Continue reading „Ein Empfang wie für eine Königin!“

“Moon over the Brewery” – Die fabelhafte Welt der Amanda

Von Uta Buhr

Das neue Stück am English Theatre of Hamburg

Der große Gatsby?

So fabelhaft wie die Welt der Amélie, alias Audrey Toutou, die sich in ihrer Fantasie ein herrliches Dasein rund um den Montmartre  auf den zarten Leib schneidert, stellt sich jene der Amanda Waslyk nicht dar. Der frühreife Teenager, der gerade einmal dreizehn Jahre zählt, hat Mühe, sich mit der Tristesse einer schmutzigen Stadt namens Beertown  im „Kohlenpott“ Pennsylvanias zu arrangieren. Da Amanda häufig allein ist, erfindet sie einen Gefährten namens Randolph, der ihr nach Lust und Laune Gesellschaft leistet und jeweils in die Rollen der von ihr verehrten Romanfiguren schlüpft. Selbstverständlich ist Randolph nur für sie und das Publikum sicht- und hörbar. Continue reading „“Moon over the Brewery” – Die fabelhafte Welt der Amanda“

„Moon over the Brewery“

By Uta Buhr

Moon over the Brewery“ by Bruce Graham – the new play at the English Theatre of Hamburg

A fabulous world

The fabulous world that teenager Amanda Waslyk has built around her dull existence can by no means compete with that of Amélie, alias Audrey Toutou. Do you remember that gorgeous French film, showing those hot spots and old quarters around Montmartre? In order to cope with her loneliness in Beertown, a dirty coal town in Pennsylvania, thirteen year old Amanda invents Randolph, a smart and handsome Continue reading „„Moon over the Brewery““

RIU PALALCE TIKIDA BEACH Agadir/Marokko

Von Monika Landsky

Ein 5 Sterne Traumhotel

Die Poollandschaft

Direkt am ca. 17 km langen feinen Sandstrand, der 150 – 200 m breit ist, liegt das ungefähr 5 Wochen alte moderne wunderschöne behindertengerechte Traumhotel. Vom Strand nur durch die 7 km lange, wunderschöne Promenade getrennt. Diese geht vorbei an Hotels, Cafes, Geschäften und Restaurants, die sehr gepflegt sind. Enden tut sie an der neuen schönen Marina

Als wir im Riu Palace ankamen, stockte uns fast der Atem. Ein Riesenportal mit großer breiter Treppe, gesäumt von Palmen und Pflanzen führt zum Eingang. Wir wurden von einem freundlichen Continue reading „RIU PALALCE TIKIDA BEACH Agadir/Marokko“

Das Deutschlandlied und die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland

Von Dr. Manuel Ruoff

Bund knüpft gegen Heuss’ Widerstand an Weimar an

Ein Briefwechsel machte vor 60 Jahren das Deutschlandlied zur Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland

Der Aufbau der Bundesrepublik Deutschland orientierte sich unter Ausschluss dessen, was für den Untergang der Weimarer Republik verantwortlich gemacht wurde, weitgehend am Vorbild der ersten Republik. Das gilt grundsätzlich auch für die Staatssymbolik. Die Landesflagge wurde ebenso von Weimar übernommen wie das Staatswappen. Weimars Nationalhymne wurde auch die der Bundesrepublik, doch verlief hier die Übernahme weniger reibungslos. Vor allem dreierlei wurde dem Deutschlandlied von seinen Gegnern übel genommen. Da war zum ersten, dass die Nationalsozialisten im Gegensatz zum schwarz-rot-goldenen Dreifarb und dem rotbewehrten, schwarzen Adler auf goldenem Grund das Deutschlandlied – in Kombination mit ihrem Horst-Wessel-Lied – als Nationalsymbol beibehalten hatten. Da war zum zweiten, dass die in der ersten Strophe enthaltene geografische Verortung Continue reading „Das Deutschlandlied und die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland“

Yoga gegen Herzrhythmusstörungen

 Von Götz Egloff

Übung macht den Meister

Wie das American College of Cardiology letztens veröffentlichte, kann Yoga gegen Herzrhythmusstörungen sowie begleitende Angstzustände hilfreich sein. Der amerikanische Kardiologe Dhanunjaya Lakkireddy vom Universitätsklinikum Kansas City, USA, stellte in einer kleinen Studie mit 49 Patienten mit Herzrhythmusstörungen (paroxysmales Vorhofflimmern) fest, dass mittels Teilnahme an einem dreimonatigen Yoga-Kurs knapp ein Viertel symptomfrei wurde. Die Kontrollgruppe absolvierte statt Yoga übrigens ein normales Sportprogramm. Im Schnitt ging die Anzahl der Flimmeranfälle bei der Yoga-Gruppe von 3,8 auf 2,1 zurück. Continue reading „Yoga gegen Herzrhythmusstörungen“

Der Klosterbruder und die Liebe

 Von Hans-Peter Kurr

Der Klosterbruder und die Liebe

Inken Rahardts phantasiereicher Umgang mit Massenets „Manon“

Als anno Domini 1893 im Hamburger Opernhaus die deutsche Erstaufführung von Puccinis Meisterwerk „Manon Lescaut“ stattfand, von den hanseatischen Besuchern allerdings nicht goutiert und deshalb nach wenigen Vorstellungen abgesetzt wurde, klangen auch die Melodien seines Mitbewerbers um die Gunst der Musikwelt, Jules Massent, aus dessen Oper „Manon“ bereits seit sieben Jahren durch die Opernhäuser.

Etwa 120 Jahre später zählt Ersterer noch immer zu den Vips der europäischen Komponistenrunde. Zweiterer wird uns – in der Regel in Programmen wie denen von Klassikradio oder NDR III – durch die Einspielung seiner Zwischenakt-Musik „Meditation“ aus Massenets bedeutendem, aber selten produzierten Werk „Thais“ nahegebracht. Continue reading „Der Klosterbruder und die Liebe“