Der Monatsring: Innovation in der Kontrazeption

Von Götz Egloff

Pillen, Pillen, Pillen

Pillen, Pillen, Pillen – viele Frauen jenseits der 30 sind nicht nur der Einnahme all zu vieler Tabletten müde, sondern auch der einen Pille, die vor kurzem ihr 50-jähriges Jubiläum feierte. Wiederum hat eben diese orale hormonale Kontrazeption einen weltweiten Siegeszug angetreten, der auch mit der deutlichen Senkung der hormonalen Dosen über die letzten Jahrzehnte einhergeht. Mittlerweile ist der Einfluss der Pille auf Neurotransmitter gut erforscht. Er geht in zwei Richtungen: einerseits in Richtung eines leicht stimmungsdämpfenden Akzents, andererseits in Richtung einer Linderung dysphorischer Symptome im Rahmen prä- und perimenstrueller Syndrome (Rohde & Dorn, 2007). Es gibt also, wie so oft, gegenläufige psychosomatische (Neben-)Wirkungen, die von den Anwenderinnen individuell auszutarieren sind.

Der vaginale Monatsring, der seit kurzem angeboten wird, stellt ein innovatives Produkt dar, das zuverlässig und einfach zu handhaben ist und gleichzeitig die systemische Estrogenbelastung deutlich niedriger (15µg EE Ethinylestradiol, 120 µg ENG Etonogestrel über 24 Stunden) hält als es die Pille tut (30 µg EE) (van den Heuvel et al., 2005). Sogenannte hormonale Spitzen werden beim Monatsring zugunsten eines gleichbleibenden Serumhormonspiegels gekappt, damit ebnen sich Zyklusunregelmäßigkeiten meist ein. Dazu werden Magen-Darm-Trakt und Leber umgangen, wodurch die Einnahme vieler Antibiotika sowie Erbrechen und Diarrhoe den Wirkmechanismus nicht beeinträchtigen.

Der Monatsring ist für Frauen eine Alternative zur Pille, wenn auch die bisherigen Erfahrungen von Anwenderinnen ganz unterschiedlich auszufallen scheinen. So werden sehr gute Verträglichkeits- und Weiterempfehlungsdaten berichtet (Tietze, 2012), andererseits hört man von Monatsring-Anwenderinnen nicht selten von stärkeren Stimmungsschwankungen als unter der Pille. Noch dazu konkurriert der Monatsring mit dem zunehmenden Interesse von Frauen die Pille „durchzunehmen“ oder auf Langzyklus umzusteigen (Egloff, 2011). Erst in einiger Zeit wird sich herausstellen, ob die Innovation Monatsring das hält, was sie zu versprechen scheint.

Gerade für junge Frauen könnte der Monatsring, der hier bislang noch wenig genutzt wird, interessant sein. Denn obwohl die Zahl ungewollter Schwangerschaften insgesamt leicht rückläufig ist, geben bis zu 30% minderjähriger Pillenanwenderinnen an, dass sie schon einmal die Einnahme der Pille vergessen haben (Brucker, 2002; Rabe & Goeckenjan, 2011).

Die psychische Seite spielt in der Kontrazeption selbstverständlich auch eine Rolle. Wie die Psychosomatikerin Dorothea Schuster auf dem 58. Münchner Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in 2010 festhielt, geht mit der Anwendung jeder Kontrazeptionsmethode eine spezifische psychische Dynamik einher, die sich zumindest bei der Anwenderin selbst, doch auch im partnerschaftlichen Umfeld niederschlägt. In der Partnerschaft spielt die gewählte Methode insofern eine Rolle, als dass gemäß des Pearl-Index ganz unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten des Eintritts einer Schwangerschaft bestehen. Gar nicht selten stehen verschiedene, oft ambivalente Haltungen einer Methode entgegen, sodass offenkundig ist, dass so manche Pille nicht zufällig vergessen wird. Geht es aber gerade bei jungen Frauen als erstes um die kontrazeptive Zuverlässigkeit, so stellt die monatliche Anwendung des Rings eine Methode dar, die nur alle 28 Tage vergessen werden kann und deren Wirkung damit sehr dauerhaft ist.

 

Brucker, C. (2002): Kontrazeption bei Jugendlichen. In: Gynäkologische Endokrinologie, 0, 1, 11-17. Egloff, G. (2011): Ist weniger mehr? Der Langzyklus als Therapeutikum. In: gyne, 32, 8, 8-9. Rabe, Th., Goeckenjan, M. (2011): Jugendsexualität in Deutschland. In: gyne, 32, 3, 9-18. Rohde, A., Dorn, A. (2007): Gynäkologische Psychosomatik und Gynäkopsychiatrie. Schattauer, Stuttgart, 94ff. Schuster, D. (2010): Psychosomatik der Verhütung. Vortrag auf dem 58. Kongress der DGGG: Werte – Wissen – Wandel, München, Okt. 2010. Tietze, U. (2012): Vaginale Kontrazeption – läuft´s eigentlich rund mit dem Ring? In: gyne, 33, 5, 12-13. Van den Heuvel, M.W. et al. (2005): Comparison of etinylestradiol pharmacokinetics. In: Contraception, 72, 3, 168-174.

Foto: Egloff