Schade, dass ihr nicht hier seid!

Erschienen im Hamburger Abendblatt

Von Lilo Hoffmann

Früher verreiste ich oft mit Freunden. Den gemeinsamen Bekannten, die zu Hause blieben, schickten wir Ansichtskarten. Die meisten erhielten ganz normale Urlaubsgrüße. Bei einigen jedoch – es waren die, die uns damals ein wenig auf die Nerven gingen – schrieben wir in jugendlichem Übermut noch hinzu, dass sie uns sehr fehlen würden. Manchmal wurde diese Bemerkung auch in „Wirklich schade, dass du nicht hier sein kannst“ abgewandelt. Beim Schreiben dieser Karten amüsierten wir uns köstlich – waren wir in Wirklichkeit doch froh, dass diese Menschen uns nicht begleitet hatten. Continue reading „Schade, dass ihr nicht hier seid!“

Janz Berlin is eene Wolke – Ein Streifzug durch Berlin-Mitte

Von Uta Buhr

 "Salon" - der Gendarmenplatz
„Salon“ – der Gendarmenplatz

Spieglein, Spieglein an der Wand… Man mag darüber streiten, ob Berlin die schönste Stadt Deutschlands ist. Eines aber ist unbestritten: Sie ist mit Abstand die aufregendste Stadt der Republik und gewiss eine der interessantesten und quirligsten Metropolen weltwelt. Ein Spaziergang durch Berlin-Mitte – das pulsierende Herz der Stadt – macht Lust auf mehr.

Ein strahlend blauer Himmel wölbt sich über Berlin. Die Sonne lässt die gläserne Kuppel des Reichstages silbern aufblitzen. Kaiserwetter. Die „Hauptstadt mit Herz“ scheint aus allen Nähten zu platzen. Babylonisches Stimmengewirr auf Straßen, Plätzen, in Cafés und Biergärten. Gerade schwebt eine grazile Japanerin mit einem riesigen Continue reading „Janz Berlin is eene Wolke – Ein Streifzug durch Berlin-Mitte“

10 Jahre Queen Mary 2 in Hamburg im Juli 2014

Von Johanna Renate Wöhlke

Die viertägige Jubiläumsreise nach Stavanger
oder
Eine lange Liebeserklärung an eine kurze Reise

Abschiedswinken
Abschiedswinken

Die Queen Mary 2 legt ab. In den Himmel ragt nicht nur sie. Hinter ihr ragt alles in den Himmel, was Hamburg zu bieten hat, und bildet eine einzigartige Abschiedssilhouette – vom Riesenrad am Grasbrook Terminal, der noch immer kranumkränzten Elbphilharmonie, den Kirchtürmen und Riesenkränen in den Wirtschaftshäfen. So sieht eine Paradeausfahrt aus. So fühlt sie sich an, begleitet von Tausenden von Menschen.

Ganz langsam verliert sich Hamburg im Abendhimmel. Am Übergang zwischen Himmel und Wasser bleibt eine immer schmaler werdende gezackte dunkle Linie zurück, gemalt von einer Stimmung, die Abschied heißt. Continue reading „10 Jahre Queen Mary 2 in Hamburg im Juli 2014“

Kulinarischer Trost im Stau

Erschienen im Hamburger Abendblatt

Von Lilo Hoffmann

Wenn ich von Harburg aus auf die andere Seite der Elbe fahre, benutze ich wie so viele die Auffahrt Moorburg, um auf die A7 zu gelangen.

Wer Pech hat – das wissen alle Autofahrer – steht dann vor dem Elbtunnel eine Weile im Stau. Bisher waren diese Staus zumindest für mich einigermaßen erträglich, denn die begehrten Röhren sind von Moorweg nicht allzu weit entfernt.

Doch vor kurzem erwischte es mich voll, denn diesmal kam ich aus Richtung Lüneburg. Zum ersten Mal musste ich erleben, was es bedeutet zwanzig Kilometer vor dem Elbtunnel in stockenden Verkehr zu geraten. In einer halben Stunde konnte ich etwa zwei Kilometer zurücklegen. Ein Continue reading „Kulinarischer Trost im Stau“

Die Eieruhr

Von Johanna Renate Wöhlke

Die Eieruhr
Die Eieruhr

Was ist die Bestimmung einer Eieruhr? Die Frage könnte auch lauten: Was ist der Lebenszweck einer Eieruhr – allerdings setzte das voraus, dass die Eieruhr etwas Lebendiges an sich hat, was im medizinischen Sinne nicht gegeben ist. Aber sie ist doch so lebendig! Wenn der Sand in ihr von oben nach unten fließt und die Körnchen, nein die Körnlein, so rutschen und gleiten, fallen und schweben, dann hat es zumindest den Anschein von Lebendigkeit.

Ich sehe, wie mit den Körnern die Zeit fließt. Sie fließt und fällt und stürzt dahin. Dieser lebendige Eindruck ist bei einer Uhr nicht gegeben, so empfinde ich. Sicher, der Zeiger der Uhr dreht sich und auch bei Continue reading „Die Eieruhr“

Warum der 17. Mai?

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Norwegens Nationalfeiertag erinnert an die Verfassung von Eidsvoll

Dänen und Schweden verbindet ihr Skandinaviertum. Aber in den napoleonischen Kriegen standen sie schließlich auf unterschiedlichen Seiten. Großbritanniens Aggressivität aus Zweifel an der Neutralität Dänemarks führte die Dänen in Napoleons Lager, während mit Jean-Baptiste Bernadotte ausgerechnet ein Marschall Bonapartes in seiner Eigenschaft als Kronprinz Schwedens die Schweden in das Lager der antinapoleonischen Koalition führte.

Bonapartes Gegner obsiegten schließlich und so musste sein dänischer Verbündeter im Kieler Frieden vom 14. Januar 1814 Norwegen an Schweden abtreten. Die Norweger waren jedoch nicht bereit, sich so ohne Weiteres als Kriegsbeute der Schweden von diesen vereinnahmen zu lassen. Wie Continue reading „Warum der 17. Mai?“

Literatursommer „Island“ in Heide

Von Dirk-Uwe Becker

Professor Dr. Klaus Böldl
Professor Dr. Klaus Böldl

Als Kunstwerke, die zu den bedeutendsten literarischen Leistungen des mittelalterlichen Europas zählen, sind die Island-Sagas eine eigenständige, völlig selbständige Schöpfung isländischer Kultur. Die Schauplätze der Sagas liegen meist in Island selbst und erzählen von dem Schicksal einer Familie, den Biografien und Ereignissen Einzelner.

Die Isländersagas gelten somit als der wichtigste Beitrag Islands zur Weltliteratur. Es handelt sich dabei um etwa vierzig Prosaerzählungen des 13. Jahrhunderts, die spannungsreich und anschaulich vom Leben der wikingerzeitlichen Isländer berichten, von Alltag ebenso wie von wunderbaren Begebenheiten, von Fehden und deren Beilegung, aber auch von Wikingerfahrten, die von Nordamerika bis Konstantinopel reichen. Continue reading „Literatursommer „Island“ in Heide“

„Sekretär Europas“ und rechte Hand Metternichs

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff
Friedrich Gentz führte auf dem Wiener Kongress Protokoll und gilt als einer der Väter der Karlsbader Beschlüsse
An der Seite und als Feder des österreichischen Regierungschefs Clemens von Metternich wurde Friedrich Gentz zur Zielscheibe der nationalliberalen Bewegung. Dabei war der Publizist im Staatzsdienst ursprünglich nicht nur Preuße, sondern sogar preußischer Beamter und darüber hinaus ein Verteidiger von Aufklärung und Französischer Revolution

Der am 2. Mai 1764 in Breslau geborene Friedrich Gentz entsprach so gar nicht dem gängigen Bild des korrekten preußischen Beamten. Er war Genießer, liebte neben Speis und Trank auch die Frauen und nicht nur eine, neigte dazu, über seine Verhältnisse zu leben, arbeitete lieber zuhause Continue reading „„Sekretär Europas“ und rechte Hand Metternichs“

EGGart stellt in Hamburg aus

Cosia Immerscheen
Cosia Immerscheen

Aus dem Kalender

EGGart – Das Spiegelei. Vom Wunder des Lebens in der Bratpfanne
Skurrile digi-art der Hamburger Künstlerin Cosia Immerscheen (aka Johanna Renate Wöhlke) im Süderelbe-Einkaufszentrum an der S-Bahn Station Hamburg Neugraben im Obergeschoss Süd. Cosia Immerscheen fotografiert Spiegeleier in der Bratpfanne und bearbeitet sie am Computer zu Bildern. Die Bilder sind als Leinwanddrucke zu sehen. geöffnet samstags 10-12 Uhr und nach Vereinbarung.
When: Sa Juli 26 10:00 – Mi Dezember 31 13:00
Where: Süderelbe Einkaufszentrum, Cuxhavenerstr. 344, 21149 Hamburg

www.eggart.eu

 

Ein Sommernachtstraum im Großen Garten

Dieser Artikel erschien bereits in der PAZ am 28. Juni und in Schleswig-Holstein am Sonntag am 6. Juli 2014

Von Uta Buhr

Rechtzeitiges Kommen sichert gute Plätze! Schon früh drängen sich die Besucher, beladen mit Decken, Kissen und Picknickkörben, vor dem Einlass. Petrus meint es gut mit den Teilnehmern am „schönsten Ereignis des Jahres“, wie zwei Besucher aus dem nahen Hameln schwärmen, die es schon zum zweiten Mal geschafft haben, Karten für das „Kleine Fest im großen Garten“ in den Herrenhäuser Gärten zu ergattern. Es ist einer jener lauen Abende, wie wir sie nicht oft erleben in nördlichen Breiten.

Wir haben uns in der Nähe der Großen Fontäne installiert, die ihren Wasserstrahl 70 Meter in den Himmel schießt, an dem bereits die ersten Sterne blinken. Vor uns liegt ein barocker Garten von einzigartiger Schönheit: Links und rechts akkurat beschnittene Hecken und in der Mitte Rasenflächen, die offenbar mit der Nagelschere gepflegt werden. Gerade zieht ein Pulk junger Leute in Fantasiekostümen vorbei. Die Mädchen tragen von Blüten umrankte Hüte, die Herren Rüschenhemden und bestickte Westen. Babylonisches Stimmengewirr, in das sich ferne Musikakkorde mischen. Continue reading „Ein Sommernachtstraum im Großen Garten“

Molière, wach auf! Theater im Römischen Garten in Hamburg Blankenese

Von Johanna Renate Wöhlke

Bettina von Katalin
Bettina von Katalin

Der „Römische Garten“ ist nicht nur ein Beispiel herausragender römischer Gartenkunst. Es lässt sich auch in Hamburg Blankenese im Römischen Garten am Falkensteiner Ufer, auch genannt „Pickinicktheater“, trefflich in sommerlicher Abendatmosphäre genießen, was Kunst und Schauspiel zu bieten haben.

Dies wird wieder einmal am 17. Juli 2014 der Fall sein, wenn die Hamburger Autorin Bettina von Katalin mit dem „Theater N.N.“ ihr Stück zur Uraufführung bringen wird. „ Molière, wach auf!“ so heißt es und ist schon zum zweiten Mal ein Stück über Molière, das sich das Theater N.N. auserkoren hat. Continue reading „Molière, wach auf! Theater im Römischen Garten in Hamburg Blankenese“

Heider Marktfrieden 2014

Von Johanna Renate Wöhlke

Dagmar Kurr-Mensing
Dagmar Kurr-Mensing

Deutschlands größter Marktplatz feiert vom 17. bis 20. Juli wieder seinen traditionellen „Marktfrieden“, veranstaltet im Rhythmus von zwei Jahren. Mittelalterliches Markttreiben mit unzähligen Händlern, alter Handwerkskunst, bäuerlichem Viehmarkt, Schaustellern, Gauklern, Musikanten und Tänzern in farbenfrohen Gewändern herrscht an diesen Tagen in Heide. Sie geben eine Antwort auf die Frage: Wie war denn das mittelalterliche Marktgeschehen an der schleswig-holsteinischen Westküste?

Der „Heider Marktfrieden“ geht zurück auf das Jahr 1447, als auf dem Heider Marktplatz das erste Dithmarscher Landrecht verkündet wurde. Er garantierte einheimischen und auswärtigen Kaufleuten Schutz vor Gewalt und Gefahr. So konnten sie friedlich ihren Geschäften nachgehen. ( www.heider-marktfrieden.de ) Continue reading „Heider Marktfrieden 2014“

Erster Spatenstich zum dritten Kreuzfahrt-Terminal im Hamburger Hafen

Von Johanna Renate Wöhlke

Wüstenschiff AIDAluna?
Wüstenschiff AIDAluna?

Gibt es im Hamburger Hafen Wüstenschiffe? Diese Frage könnte seit dem 4. Juli 2014 bejaht werden. Allerdings darf der geneigte Leser hier mehr erwarten als ein Wortspiel, denn er wird sich so einfach nicht hinters Licht führen lassen, gerade wenn das „Wüstenschiff“ den Namen „AIDAluna“ trägt. Der spielt bekanntlich auf die dunklere Tageszeit an. Aber Nacht war es nicht, sondern strahlender Sonnenschein, als die „ AIDAluna““ zu ihrer kürzesten Kreuzfahrt auslief, etwa eineinhalb Seemeilen lang vom Cruise Center in Hamburg – Altona bis an den Kronprinzkai in den Kaiser-Wilhelm-Hafen in Hamburg – Steinwerder. Das tat sie zum feierlichen ersten Spatenstich zum Bauauftakt für das dritte Kreuzfahrtterminal am Kronprinzkai , das „Cruise Center 3“, kurz CC3 genannt. Continue reading „Erster Spatenstich zum dritten Kreuzfahrt-Terminal im Hamburger Hafen“

„Crazy Horst“ – Straßenmusik für Drinnen – Kultur für Draußen

Von Hartmuth Seitz

Crazy Horst ( von links): Philipp Mayer alias Serge Flensbourg, Georg Dittmar alias Georch Fogg, Olli Vogt als Doc Olliday
Crazy Horst ( von links): Philipp Mayer alias Serge Flensbourg, Georg Dittmar alias Georch Fogg, Olli Vogt als Doc Olliday

„… treffen sich zwei Straßenmusiker auf Amrum. Der eine hat gerade seine Leere beendet, der andere eine große Zukunft hinter sich (Insterburg & Co). Sacht der eine: „Na?!“, sacht der andere: „Jau.“ Und Crazy Horst war geboren.“
In und Husum herum kennt man die beiden „Ur-Horsts“: Philipp Mayer, der Serge Flensbourg genannt wird, und Georch Fogg, laut Ausweispapier trägt er den Namen Georg Dittmar. Beide machten sich vor allem durch ihre Auftritte in der Szenekneipe „Blaue Maus“ in Wittdün einen Namen. Für „größere“ Auftritte braucht man eine „größere Band“ und hier kommt Doc Olliday (Olli Vogt) ins Spiel. Continue reading „„Crazy Horst“ – Straßenmusik für Drinnen – Kultur für Draußen“

Zwangsehe mit Gummipuppe? Noch nicht in Sicht!

Von Johanna Renate Wöhlke

Eine Satire, stellenweise auch ernst zu nehmen

Manchmal kann auch eine große Philanthropin und Optimistin zur Zynikerin werden. Warum? Der Grund dafür stand heute früh in meiner großen Regionalzeitung. Er stand auf der letzten Seite „Aus aller Welt“ und trug die Überschrift „Zur Zwangsehe nach China verschleppt“.

Zur Zwangsehe nach China verschleppt? Das musste so kommen. Zum Glück, so scheint es, sind noch keine blonden Europäerinnen dabei. Im Kreise lebenskluger Freundinnen haben wir schon vor Jahren prognostiziert – ohne zum Club der Weisen zu gehören – dass die „Ein-Kind-Politik“ Chinas im Desaster enden wird. Im Desaster menschlicher Trugschlüsse, illusionärer Hoffnungen, frauenfeindlicher Denkweisen und menschenfeindlicher Handlungsmaximen. Continue reading „Zwangsehe mit Gummipuppe? Noch nicht in Sicht!“

Hamburger Autorenvereinigung trauert um Gerlind Fischer-Diehl

Von Johanna Renate Wöhlke

Gerne veröffentlichen wir an dieser Stelle den Nachruf auf Gerlind Fischer-Diehl, langjähriges Vorstandsmitglied und Ehrenmitglied der Hamburger Autorenvereinigung.

Gerlind Fischer-Diehl
Gerlind Fischer-Diehl

Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb das langjährige Vorstandsmitglied Gerlind Fischer-Diehl am 25. Juni nach langer schwerer Krankheit. Sie wurde 76 Jahre alt. 

Gerlind Fischer-Diehl brachte über viele Jahre an der Seite ihres Lebensgefährten Gabriel Laub wichtige Impulse in die Arbeit des1977 gegründeten Hamburger Schriftstellerverbandes. Die „Literarischen Salons“,
die beide begründeten, waren legendär. Gerlind Fischer-Diehl war ein starke Persönlichkeit und auch bis auf das letzte Jahrunübersehbar auf Veranstaltungen und Empfängen der Hamburger Kulturszene.

Gino Leineweber, Vorsitzender der Hamburger Autorenvereinigung: “ Gerlind Fischer -Diehl bestritt viele Lesungen mit großem Erfolg und ihre Spruchsammlung ( „Toleranz ist manchmal Feigheit. Aber Intoleranz deswegen noch kein Zeichen von Mut“- „Zur Familie gehörten auch die Sklaven- später nannte man sie Hausfrauen“) zeigt auf eine hellwache, lebenserfahrene Person, die Continue reading „Hamburger Autorenvereinigung trauert um Gerlind Fischer-Diehl“