„Lobby Hero“ von Kenneth Lonergan – Premiere am English Theatre of Hamburg

„Hör‘ auf mich, Jeff. Du kannst es, wenn du es nur willst.“

Vielfalt war jeher das Credo des English Theatre of Hamburg. Auf das als Krimikomödie inszenierte Schauermärchen „The Hound of the Baskervilles“ von Sir Arthur Conan Doyle folgt ein Drama aus der Feder des amerikanischen Autors Kenneth Lonergan. Regisseur Clifford Dean nahm sich eines Stückes an, das bereits 2001 an einem Off-Broadway Theater lief und anschließend in einen Dornröschenschlaf fiel, um 2018 am Broadway wieder erweckt zu werden. Der Erfolg war diesmal sensationell, die Besprechungen in der New York Times, dem britischen Guardian und anderen großen Zeitungen dies- und jenseits des großen Teiches enthusiastisch. „Brillant, großartig, wunderbar und originell“ – so das einhellige Urteil von bekannten Kritikern. Tauchen wir ein in das Nachtleben von Big Apple, wo Jeff, unser Lobby Hero, lebt und arbeitet.

Tristesse pur

An diesem tristen Arbeitsplatz in dem leicht heruntergekommenen Apartmenthaus im Herzen Manhattans kann sich keiner wohlfühlen. Auch Jeff, (Ned Rudkins-Stow), der hier seinen Dienst als Nachtportier versieht, wirkt nicht sonderlich motiviert in dieser mit geschmacklosen schreiend bunten Drucken der Millionenstadt zugekleisterten Eingangshalle. Die gähnende Langeweile überbrückt der junge Mann in der adretten Uniform mit Lesen und Kreuzworträtseln. Hin und wieder nickt er hinter seinem Empfangstresen ein. Als William (Daniel Gregory), sein schwarzer Vorgesetzter, hereinkommt, blüht er auf. Der Sicherheitschef des Gebäudes, ist stets zu einem Schwätzchen aufgelegt. Der zielstrebige William versucht den gleichalterigen, etwas schusseligen Jeff mit wertvollen Ratschlägen auf den „richtigen“ Weg zu bringen. Er soll aus seinem Leben etwas machen, damit er nicht auf einem Posten wie diesem versauert. Doch Jeff gehört zu jener Sorte Mensch, die es jedem recht machen will, dabei häufig gleichzeitig in mehrere Fettnäpfchen tritt und alles nur noch schlimmer macht als es ohnehin ist. Jeff, ein Held? Eher ein Antiheld, der nie nein sagen kann.

Familiäre Loyalität

Kann ich mir bei Bill sicher sein?

William drücken familiäre Sorgen. Sein jüngerer Bruder wurde wegen eines schweren Deliktes von der Polizei festgenommen. Er schwört zwar, mit dem Überfall auf die Apotheke eines Krankenhauses nichts zu tun zu haben, bei der eine Krankenschwester zu Tode kam, die den drei an der Tat beteiligten Männern die Herausgabe rezeptpflichtiger Medikamente – vulgo Drogen – verweigerte.

Als der Bruder William um ein Alibi bittet, gerät William in einen Gewissenskonflikt. Schweren Herzens entschließt er sich zu der Falschaussage, während der Tatzeit mit seinem Bruder im Kino gewesen zu sein. Macht er nicht das Richtige angesichts des Unrechts, das die Justiz so oft Schwarzen antut, weil sie die falsche Hautfarbe haben?

Techtelmechtel

Bewegung kommt in Jeffs nächste langweilige Nachtschicht, als zwei Polizisten völlig unerwartet hereinschneien. Bill (Peter Dewhurst) , ein Cop von Anfang dreißig, erscheint in Begleitung seiner jungen Kollegin Dawn (Chloe Ballantine), die Jeff bereits kennt und heimlich verehrt. Obwohl Dawn und der verheiratete Bill seit längerem ein Verhältnis haben, besucht Bill regelmäßig Mrs. Heinwald, eine attraktive Prostituierte, in Apartment 22-J, lügt Dawn aber vor, er würde kurz bei einem Freund vorbeischauen. Die in Bill verliebte Dawn verbietet Jeff den Mund, als er ihr verrät, Bill habe Sex mit der Mieterin im zweiten Stock. Sie behauptet unter Tränen, Bill lediglich zu mögen, weil er sie im Gegensatz zu anderen männlichen Kollegen nicht sexuell belästige. Si tacuisses, Jeff…

Ein Polizist mit Helfersyndrom – oder?

Welch ein Zufall, dass in diesem Augenblick Bill um die Ecke kommt und William um ein Wort unter vier Augen bittet. Auf seiner Polizeiwache hat er gehört, welches Verbrechen Williams Bruder zur Last gelegt wird, und bietet William seine Hilfe an. Diese könne natürlich nur im Einklang mit den geltenden Gesetzen stattfinden – mit geringfügigen Abweichungen…
Weniger freundlich zeigt sich Bill gegenüber Jeff, den er aggressiv anweist, Dawn nichts von der Sache zu erzählen. Weil Dawn sich noch in der Probezeit befindet, könne jedes falsche Wort ihrer Karriere schaden. Kapiert? Ja, der nette Jeff soll seine Klappe halten und Dawn auch nichts über seine Schäferstündchen mit Mrs. Heinwald erzählen. Sonst… Bill schwindelt Dawn weiter vor, sein Freund Jim lebe zusammen mit der Dame. Er aber liebe nur Dawn und habe sich seit langer Zeit mit seiner Ehefrau nichts mehr zu sagen. In das Gespräch platzt ein Anruf von Mrs. Heinwald, die Bill ausrichten lässt, er habe seine Uniformmütze bei ihr vergessen. Der Betrug ist aufgeflogen, und Dawn bezeichnet Bill als einen dreckigen widerlichen Lügner.

Erpressung ist immer noch die beste Lösung

Weil Dawn auf Bills verlogene Entschuldigungen nicht eingehen will, setzt er sie massiv unter Druck und droht ihr damit, seinen Vorgesetzten ihre längst vergessene Übergriffigkeit auf einen Betrunkenen zu melden. Sie solle sich eine Karriere bei der Polizei abschminken, weil sie unsolidarisch sei: „Es ist üblich, dass wir uns bei der Truppe gegenseitig helfen. Das solltest du wissen.“ Er ginge jetzt nach oben, um eine Mütze zu holen und sie habe hier auf ihn zu warten. Als sie dies ablehnt, legt er nach und droht, ihr mit Hilfe der Kollegen das Leben schwer zu machen. Um das zu verhindern, müsse sie „sehr, sehr nett zu ihm sein.“
William beschwert sich bei Jeff über den total inkompetenten Anwalt seines Bruders. Um seinem Bruder zu helfen, habe er sich zu einem falschen Alibi hinreißen lassen. Jeff ist entsetzt, weil er seinen Vorgesetzten bis dato für den aufrichtigsten und gesetzestreuesten Menschen im ganzen Land hielt. Und nun diese faustdicke Lüge!

„Hör‘ auf mich, Jeff.“
„Halte besser den Mund, Dawn“

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem Bill das Apartmenthaus betreten hat, zieht er William zur Seite und erzählt ihm freudestrahlend, er habe mit einem Kollegen über seinen Bruder gesprochen und der sehe gute Chancen, diesen aus der Sache „rauszuhauen.“ Er habe sogar das Büro der Distrikt-Staatsanwaltschaft aufgesucht und erklärt, sich für den Inhaftierten zu verbürgen. Laut hörbar für Dawn und Jeff verkündet er, er würde jetzt zu Mrs. Heinwald in Apartment 22-J hinaufgehen.

Manus manum lavat

Dieses lateinische Diktum besagt, dass eine Hand die andere wäscht. Ergo – tust du mir einen Gefallen, revanchiere ich mich. Auch wenn ich etwas Ungesetzliches getan habe, decke ich dich. Im umgekehrten Fall bist du mir verpflichtet. Dawn ist Bill gnadenlos ausgeliefert. Wenn sie ihren Vorsetzten über Bills regelmäßige Ausflüge zu einer Prostituierten während seiner Dienstzeit berichtet, wird er sich rächen. Indem er die alte Geschichte mit dem Betrunkenen zum Besten gibt, die er seinerzeit unter den Teppich gekehrt hatte. Zudem würde er alles tun, um ihre Aufnahme in den Polizeidienst zu verhindern. Damit ginge ihr Lebenstraum zu Bruch, eine gute Polizistin zu werden.
Dawn erfährt, dass Williams Bruder sich aufgrund des falschen Alibis nach Bills Intervention auf freiem Fuß befindet. Sie besteht darauf, dass Jeff der Polizei die Wahrheit gesteht. Sollte er dies nicht tun, müsse sie den Beamten reinen Wein einschenken.

Lügen haben kurze Beine

Dawn eröffnet Bill in Jeffs Anwesenheit, sie würde gleich morgen der Distrikt-Staatsanwaltschaft Williams von Bill gedeckte Falschaussage melden. Noch dümmer als er könne man doch nicht sein. Bill käme damit in Teufels Küche, und niemand würde ihm jemals mehr ein Wort glauben. „Jeder wird erkennen, was für ein lausiger unehrlicher Dreckskerl und Betrüger du bist.“ Sie lässt Bill und Jeff fassungslos zurück. Bill ist bis auf die Knochen blamiert. Er wird in diesem Jahr die heiß begehrte goldene Plakette nicht bekommen. Pech gehabt. Sowas kommt halt von sowas.

Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen

Dawn hat all ihren ganzen Mut zusammengenommen und ihr Gewissen erleichtert. Sie bekräftigt, sie habe so handeln müssen, um vor sich selbst bestehen zu können. Sie mache nicht nur anderen Leuten das Leben schwer, argumentiert Jeff, sondern schade sich selbst am meisten mit ihrer Handlungsweise. Dennoch beschließt er, sich selbst von Grund auf zu ändern und sein „Potential“ zu nutzen, so wie Dawn es ihm rät. Die beiden jungen Leute wirken verloren in der leeren Halle. Spontan drückt Jeff Dawns Arm. Eine rührende Geste, die besagt, dass er alles verstanden hat. Sie könnte der Anfang einer wunderbaren Freundschaft sein. Vorhang.

Zwei, die zusammen gehören

Uff – das war starker Tobak. Mancher Zuschauer stellt sich die Frage, welcher Kategorie er „Lobby Hero“ zuordnen soll. Handelt es sich um ein Drama, eine Romanze oder einen mit kriminellen Zutaten und einer Dosis Humor gewürzten Thriller? Kenneth Lonergans zu Recht hochgelobtes Stück ist eine Mischung aus allen drei Elementen. Dem Autor gelangen vier faszinierende Charakterstudien völlig unterschiedlicher Protagonisten. Da ist zunächst William, der schwarze Chef eines Sicherheitsdienstes mit blütenweißer Weste, der peinlich genau auf die Einhaltung der Gesetze des Staates New York achtet und sich noch nie einer Übertretung schuldig gemacht hat. Bis ihn sein krimineller Bruder in ernsthafte Schwierigkeiten bringt. Die seelische Pein spiegelt sich im Gesicht des wackeren Mannes wider – grandios dargestellt von Daniel Gregory – der in einer Zwickmühle zwischen unerschütterlichem Pflichtgefühl und familiärer Loyalität steckt.

Williams Gegenspieler Bill, ein New Yorker Cop aus echtem Schrot und Korn, ist aus völlig anderem Holz geschnitzt. Zynisch, korrupt und übergriffig versieht er seinen Dienst ganz nach eigenem Gusto. Er schläft mit einer jungen Untergebenen und unterhält gleichzeitig ein Verhältnis zu einer Prostituierten, die ihr Gewerbe im zweiten Stock des Gebäudes betreibt. Gewissensbisse plagen ihn nicht, als er dem gesetzestreuen William ein Deal anbietet, auf das dieser nolens volens eingeht.
Lobby Hero Jeff verkörpert den einfältigen, völlig ehrgeizlosen Typus des ewigen Verlierers, der jedem gefallen will und deshalb stets das Falsche tut nach dem Motto: Gut gemeint ist meistens schlecht gemacht. Ein liebenswerter Trottel, der es nie im Leben zu etwas bringen wird.

Ich habe richtig gehandelt. Punkt.

Polizeianwärterin Dawn vervollständigt das Quartett. Sie hat den undankbarsten Part des Stückes inne. Hin und hergerissen zwischen ihrem Job und einer bis über beide Ohren Verliebtheit in ihren Vorgesetzten Bill, gerät sie oft außer Tritt und zieht sich in die weinerliche Ecke zurück. Bis sie erkennt, wie sie von Bill be- und ausgenutzt wird, sich zu wehren beginnt und mutig wird. Dabei nimmt sie selbst die Verachtung ihrer machohaften Kollegen in Kauf. Respekt.

Autor Kenneth Lonergan hat die vier Charaktere akribisch herausgearbeitet. Es ist ihm gelungen, brandaktuelle Themen wie Korruption, Machtgeilheit Mobbing und Sexismus elegant in die Handlung einzuweben. Ein Stück, das eine Reihe von scheinbar unlösbaren Problemen anschneidet. Da bietet sich als Nachwort Brechts berühmtes, hier leicht abgeändertes Diktum an: “Und somit ziehen wir betroffen den Vorhang zu – und alle Fragen offen.“
Lob geht an vier Mimen, deren Spielfreude in jeder Szene spürbar ist. Regisseur Clifford Dean bewies erneut ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Darsteller, die auf Londoner Westend-Niveau spielten. Chapeau!

„Lobby Hero“ läuft bis einschließlich 6. April 2024.
Tickets unter: 040 – 227 70 89 oder online unter: www.englishtheatre.de

Nächste Premiere: „Lizard Boy“ – ein neues Musical von Justin Huertas, am 22. April 2024

Fotos: Stefan Kock/ETH

Das English Theatre of Hamburg präsentiert die Rückkehr der Sunday Specials – Ein vielseitiges Kulturhighlight

Das Englische Theater (ETH) läutet die neue Saison mit aufregenden Neuerungen ein. Mit großer Freude gibt das Theater bekannt, dass die beliebten Sunday Specials auf die Bühne zurückkehren.
Die Sunday Specials, die in der Vergangenheit großen Erfolg feierten, werden erneut das Publikum mit einer einzigartigen Event-Reihe begeistern. Unabhängig von den laufenden In-House-Produktionen der Saison, bieten die Sunday Specials eine abwechslungsreiche Mischung aus Schauspiel, Musik und Comedy, die die Zuschauer in ihren Bann ziehen wird.

Das erweiterte Kulturangebot des ETH beinhaltet nicht nur die Rückkehr der Sunday Specials, sondern auch eine spannende Umstellung der regulären Spieltermine. Ab sofort finden die Matineeveranstaltungen an einem Sonntag pro Monat statt und fallen dabei mit dem Abend der Sunday Specials zusammen. Dies ermöglicht den Besuchern, einen ganzen Tag lang in die atemberaubende Welt der Theaterkunst einzutauchen.
Als besonderes Highlight für Besucher, die sich für ein Sunday Special-Ticket entscheiden, wartet ein exklusiver Nachlass beim Kauf einer In-House-Produktion am gleichen Tag. Diese außergewöhnliche Gelegenheit erlaubt es den Theaterliebhabern, ein unvergessliches Tageserlebnis zu genießen, indem sie sowohl die mitreißende Sunday-Special-Performance als auch eine herausragende In-House-Produktion an einem Ort und an einem Tag erleben können.

Das Englische Theater lädt alle Kulturbegeisterten und Neugierigen herzlich dazu ein, die Rückkehr der Sunday Specials zu feiern und die Magie des Theaters in ihrer ganzen Vielfalt zu erleben.
Bestätigte Künstler:innen, die sich im Lineup einreihen, sind unter anderem Gayle Tufts, Joanne Bell, die Tanzproduktion über Valeska Gert „I am a witch“, die Sängerin Carolin Buker und viele mehr.

Weitere Informationen zu den Terminen und Ticketbuchungen unter:
https://eth-hamburg.de/sundayspecials/


Über das English Theatre of Hamburg (ETH):

Das English Theatre of Hamburg ist ein renommiertes englischsprachiges Theater in Hamburg, das seit über 40 Jahren hochwertige Theaterproduktionen präsentiert.
Das Theater zieht ein internationales Publikum an und ist bekannt für seine herausragenden Inszenierungen und die Vielfalt der englischsprachigen Theaterkunst.
Webseite: www.englishtheatre.de

English Theatre of Hamburg für renommierten Theaterpreis nominiert

Das English Theatre of Hamburg hat mit großer Freude bekannt gegeben, dass es für den begehrten Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares nominiert wurde. Die Nominierung erfolgt in Anerkennung der außergewöhnlichen Leistung des Theaters bei der Produktion des Stücks „The Who & The What“ von Ayad Akhtar.

„The Who & The What“ ist ein fesselndes Drama, das das Publikum in den Bann zieht und zum Nachdenken anregt. Es erzählt die Geschichte einer brillanten jungen pakistanisch-amerikanischen Schriftstellerin, die einen Roman über den Propheten Mohammed schreibt und dadurch sowohl ihre Familie als auch ihre Glaubensgemeinschaft vor große Herausforderungen stellt. Das Stück ist geprägt von intelligentem Schreiben, starken Dialogen und einer fesselnden Handlung, die sowohl emotionale Tiefe als auch kontroverse Fragen aufwirft.

Die Nominierung für den Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares ist eine wichtige Anerkennung für das English Theatre of Hamburg, das seit vielen Jahren qualitativ hochwertige englischsprachige Produktionen in der Hansestadt präsentiert. Das Theater hat sich einen Ruf für exzellente Inszenierungen erarbeitet und zieht ein internationales Publikum an, das die Vielfalt und Qualität des englischsprachigen Theaters in Hamburg schätzt.

Bereits 2017 erhielt Christopher Buckley den Preis „Herausragender Darsteller / Herausragende Darstellerin“, der Philip in „Orphans“ am ETH spielte. „In dem packenden Drei-Personen-Kammerspiel „Orphans“ von Lyle Kessler am English Theatre of Hamburg ist es vor allem die Rolle des jungen Phillip, die in dieser theatralen Achterbahnfahrt nachhallt“, begründete die Jury.

Der Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares wird jährlich vergeben und zeichnet herausragende Leistungen in der Hamburger Theaterlandschaft aus. Die Gewinner werden von einer unabhängigen Jury aus Theaterexperten und Kritikern ausgewählt.

Das English Theatre of Hamburg ist stolz darauf, Teil der renommierten Short List zu sein und freut sich auf die Bekanntgabe der Gewinner. Das Theater wird weiterhin sein Engagement für exzellente englischsprachige Theaterproduktionen in Hamburg fortsetzen und das Publikum mit inspirierenden und bedeutungsvollen Stücken begeistern.

Das Stück ist noch bis zum 3. Juni zu sehen!

Pressekontakt: Anna Geudert
PR Director
English Theatre of Hamburg
E-Mail: press@englishtheatre.de
Webseite: www.englishtheatre.de

Über das English Theatre of Hamburg:
Das English Theatre of Hamburg ist ein renommiertes englischsprachiges Theater in Hamburg, das seit über 40 Jahren hochwertige Theaterproduktionen präsent

 

“Romance in D” by James Sherman – The New Play at The English Theatre of Hamburg

„Don’t touch me. I am a noli me tangere.“ Photo: Stefan Kock

Season Opening
Following the much acclaimed adaptation of Charles Dickens’s novel “Great Expectations”, director Clifford Dean has realized the bittersweet comedy “Romance in D” by the American playwright James Sherman. Little is known about the author outside the Anglo-Saxon world although Sherman has written a number of plays that proved blockbusters on the stages of New York and other big cities in the United States. Dear spectator, this play was chosen by the theatre to warm your heart on a number of cold, foggy and rainy winter days before and after Christmas. Remember Shakespeare’s poem about heavy storms in winter?: “Blow, blow thou winter winds…” Even then you will be warm and comfortable on your seat in the English theatre and enjoy one of the most touching plays ever written.

Chicago, Chicago
„Wow – I am completely groggy.“ Photo: Stefan Kock

In medias res: At first sight the setting will remind you of New York. But you are completely wrong. The skyscrapers in the background of the stage belong to Chicago. In apartment number 4E in one of the mega city’s highrise buildings a young attractive woman tries to commit suicide by putting her head into her gas oven. What a blessing that the man next door smells the gas in time and dials the emer-gency number 911. By reacting quickly, 40-year-old Charles Norton saved Isabel Foxe’s life. Every normal person would think that this heroic feat would automatically lead to a love affair between Isabel and Charles. What an error. When Isabel wants to thank her “knight in shining armour” he replies curtly “You are welcome.” No doubt, Charles Norton is a difficult person, to say the least. You may even call him a notorious bachelor. His profession is that of a musicologist which means that he Is infatuated with music and could not care less about the rest of the world. He is a loner and horrified by the very idea of having a relationship with a woman, no matter how attractive. Isabel Fox next door was once married to a man who left her for a much younger woman. She is deeply depressed and lonely. As a poetess she tries to compensate her loss by writing poems.

Worried Parents

Charles’s mother Helen Norton and George Fox, Isabel’s father, are worried about their offspring. Helen, being a typical “Yiddish Momme”, pampers her son and cooks him his favourite meals every day. Her heart’s desire is to see him happily married to a nice woman who bears him children. However, Charles defends his lonely life with claws and teeth. The only thing he wants is to be left alone. Full stop. Helen is desperate and at the end of Latin. The same refers to George Fox. Since he lost his wife a couple of years ago, his only close relative is his beloved daughter Isabel. He cannot bear to see her suffer. To hell with her unfaithful ex-husband. What about finding her a suitable partner?

Matchmakers
„What do the three of you want from me?“ Photo: Stefan Kock

Helen and George do their utmost to bring their children together. Wouldn’t Isabel and Charles make a perfect couple? The try fails. What a pity.
Christmas Eve brings the Nortons and the Foxes together. Everybody is relaxed and happy. While George and Isabel light their Christmas tree Helen and Charles stick to their Jewish tradition. Charles lights the candles on their menorah. Merry Christmas, merry Chanukka!
Helen and George are in high spirits and dance while Isabel and Charles are looking on. This perfect evening ends for the older generation in Isabel’s bedroom. Isabel and Charles are utterly shocked. How dare they at their age!

As time goes by
„Let’s dance.“ Photo: Stefan Kock

In the long run Isabel and Charles find out that they have a lot in common. He likes and composes music while she writes poems, strictly speaking music in verse form.
Dear spectator, if you want to know more about the progress in Isabel’s and Charles’s relationship you need to be patient. Will Helen’s and George’s wish finally come true? That you have to find out yourself. Just buy a ticket and enjoy this bittersweet comedy. We wish you two inspiring hours!
What a play. We are suffering with poor Isabel who has to wait a long time before Charles comes to terms. Doesn’t it remind us of prince William’s Kate who was disrespectfully nicknamed “waity Katie” by some rude British paparazzi? However, that brave girl never lost her temper and waited patiently until her prince declared to her. It is true that not every woman can become a princess, let alone Princess of Wales…

„Love, love, love…“ Photo: Stefan Kock

A big hand for the four Thesbians who brought jollity into this grey November evening. Our thanks go to Helena Ashwell as depressed Isabel, Brian Tynan as “nerdy” Charles, Jonny Magnanti in the role of Isabel’s charming dad George and last but not least to Joanne Hildon as Charles’s highly spirited “Momme.”
As already stated in the beginning, we practically know nothing about James Sherman, although he already wrote many plays that proved box-office hits in the United States: “Beau Jest”, “This old man came rolling home” and “Magic Time” are very popular plays in the United States. By the way, one of the American critics described “Romance in D” as having “two romances in one.” Indeed, more is not possible.

Last performance of “Romance in D” January 7, 2023.
Tickets under phone number: 040 – 227 70 89
Online under: www.englishtheatre.de

Next premiere: “The Pride” by Alexi Kay Campbell, on January 26, 2023

„Romance in D“ von James Sherman. Die neue Premiere am English Theatre of Hamburg

„Keiner fasst mich an. Ich bin ein noli me tangere.“ Foto: Stefan Kock

Willkommen in der „theatralischen“ Herbst- und Wintersaison! Im Anschluss an die vom Publikum begeistert gefeierte Adaption von Charles Dickens‘ „Great Expectations steht jetzt die Komödie „Romance in D“ des amerikanischen Bühnenautors James Sherman auf dem Programm. Gerade die richtige leichte, aber keineswegs seichte Kost, die dem Publikum am Ende eines trüben nebligen Tages das Herz erwärmt.

Schicksalhafte Rettung in Chicago

Die Handlung entführt uns in die Megacity Chicago, deren gigantische Skyline sich im Hintergrund der Bühne gegen einen leuchtenden Himmel abzeichnet. Romantik pur? Nur auf den ersten Blick. Denn In Apartment 4E steckt gerade eine junge Frau den Kopf in ihren Gasofen, um sich das Leben zu nehmen. Gottlob bemerkt ihr Nachbar den penetranten Geruch, wählt geistesgegenwärtig den Notruf 911 und verhindert einen Suizid. Wie das Schicksal so spielt. Manchmal bringen dramatische Ereignisse Menschen zusammen, die sich unter normalen Umständen nie begegnet wären. Wie in diesem Fall.

„Wow, ich bin total kaputt.“ Foto: Stefan Kock

Charles Norton, seines Zeichens Musikologe, und die Dichterin Isabel Fox, beide Anfang vierzig, leben Seit‘ and Seit‘ in einem riesigen Apartmenthaus. Beide sind notorische Einzelgänger. Während Charles sich ausschließlich seiner Musik widmet, eigene Kompositionen auf dem Klavier intoniert und sein Stereogerät auf volle Dezibelstärke schaltet, gibt sich Isabel hemmungslos ihrem Schmerz über eine verlorene Liebe hin.
In China gilt, dass ein Mensch, der einem anderen einst das Leben rettete, für diesen bis ans Ende seiner Tage verantwortlich ist. Richtet sich Charles nach dieser Maxime? Hat er jemals von ihr gehört? Gleichwohl. Ganz gegen seine Natur, sich nach Möglichkeit mit niemandem – speziell mit Frauen – einzulassen, empfindet er Sympathie für die unglückliche Nachbarin und wird nach und nach zu ihrem Ver-trauten. Auch Isabel fühlt sich zu Charles hingezogen.

Aufkeimende Liebe

Befeuert wird die vermeintlich aufkeimende Liebe von den Altvorderen der beiden. Helen Norton, Charles‘ temperamentvolle Mutter, und Isabels um das Wohl seiner Tochter besorgter Vater George bemühen sich redlich, ihre Sprösslinge zusammen zu bringen. Helen ist eine waschechte „Yiddische Momme“, die nicht nur wie das berühmte Lied erzählt, für ihr Kind durch Feuer und Wasser gehen würde, sondern ihr Söhnchen auch mit größter Selbstverständlichkeit bekocht und verwöhnt. Ihr größter Wunsch ist, dass ihr geliebter Hagestolz endlich in den Hafen der Ehe einläuft und eine Familie gründet. Doch der Junge will sich einfach nicht binden. Helen erklärt Charles zum Helden, als sie erfährt, dass er Isabel Fox durch sein schnelles Eingreifen das Leben rettete. Lächerlich, erklärt Charles kurz, er sei kein Held, sondern habe nur seine Pflicht getan, als er den Rettungswagen rief. Was soll man nur zu einem solchen Sturkopf sagen! Auch Isabels Vater arbeitet fieberhaft daran, aus den beiden Eigenbrötlern ein Paar zu machen. Vergebliche Liebesmüh‘. Die beiden Königskinder wollen einfach nicht zueinander finden. Das Wasser zwischen ihnen ist viel zu tief…

Heiliger Abend
„Was wollt ihr drei eigentlich von mir?“ Foto: Stefan Kock

Schwung kommt in die Angelegenheit, als die beiden Familien sich am Heiligen Abend zusammenfinden. Während die christlichen Foxens unter einem festlich geschmückten Tannenbaum sitzen, entzündet Charles zur Feier des jüdischen Chanukkah die Kerzen an der neunarmigen Menora, einem der wichtigsten Symbole des Judentums. Zwei verschiedene Glaubensrichtungen am Fest der Liebe in Harmonie vereint! Bei bester Laune legen Helen und George eine Sohle aufs Parkett, die den Salon erbeben lässt. Na sowas, die beiden Alten sprühen vor Temperament, während die Jungen etwas konsterniert zuschauen. Doch wie schockiert ist der Nachwuchs, als ihre Eltern nach einem Schäferstündchen leicht zerzaust aus Isabels Wohnung treten.

„Okay, lass‘ uns tanzen.“ Foto: Stefan Kock

Alle Daumen hoch. Was den Alten recht ist, sollte den Jungen doch billig sein. Oder?
Es kommt, wie es in einer echten Komödie kommen muss. Nach einer Reihe von Missverständnissen kommen sich Isabel und Charles immer näher. Zögerlich, aber unabwendbar. Haben sie nicht vieles gemeinsam? Während er der Musik frönt, schreibt sie Gedichte, so zu sagen Musik in Versen. Als Charles noch eine „Fuge für Isabel“ komponiert, scheint das Eis zwischen beiden endgültig gebrochen. Werden demnächst die Hochzeitsglocken läuten oder wird ihre Liebe erneut auf die Probe gestellt? Das herauszufinden, liebe Zuschauer, ist nun Ihre Aufgabe. Viel Spaß dabei!

Ein Wechselbad der Gefühle
„Endlich – der erlösende Kuss.“ Foto: Stefan Kock

„Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum ander’n. Sie nimmt uns alles. Doch sie gibt uns auch viel. Die Liebe ist ein seltsames Spiel.“ Ein Lied, welches das Phänomen Liebe treffend beschreibt. Auch Autor James Sherman kennt sich offenbar in Liebesdingen aus. Andernfalls hätte er diese bittersüße Komödie nicht ersinnen können. Der Zuschauer erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Wenn er denkt, jetzt hat es endgültig bei dem linkischen Charles gefunkt, sieht er sich düpiert. Ständig wirft der Stoffel sich selbst Knüppel zwischen die Beine. Wer fühlt sich nicht an den un-lücklichen Griechen Sisyphus erinnert, der – fast am Ziel – mit seiner schweren Bürde immer wieder in die Tiefe abrutscht? Auch die Figur der innerlich zerrissenen Isabel ist dem Autor glänzend gelungen. Ehe sie ihre Ängste vor Nähe überwindet, muss sie einen langen Leidensweg zurücklegen. Helena und George, die Eltern der beiden, erweisen sich als erstaunlich resistent gegen die Irrungen und Wirrungen des Lebens. Sie treten als eine Art Buffo-Paar auf in dieser Romanze in D.
Fazit: Ein bezauberndes Stück, das laut einem Kritiker gleich zwei Romanzen in einer enthält.

Regisseur Clifford Dean bewies erneut ein glückliches Händchen bei der Besetzung des Stücks: Alle vier Darsteller überzeugen in ihren Rollen – Brian Tynan als autistischer Charles sowie Helena Ashwell, die die depressive Isabel verkörpert. Paraderollen für Joanne Hildon als spritzige Helen Norton und Jonny Magnanti, der den nicht weniger temperamentvollen George gibt. Grandios die Tanzszene, die das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss.
Über den Autor James Sherman ist bei uns wenig bekannt. Und das, obgleich er eine Reihe in der angelsächsischen Welt sehr erfolgreicher Stücke geschrieben hat. Echte Blockbuster scheinen „Beau Jest“ und das Stück mit dem verheißungsvollen Titel „This old man came rolling home“ zu sein.
Vielleicht demnächst in diesem Theater?

„Romance in D“ läuft bis einschließlich 7. Januar 2023.
Tickets unter: 040 – 227 70 89
Online unter: www.englishtheatre.de

Nächste Premiere:
„The Pride“ von Alexi Kaye Campbell, am 26. Januar 2023

„Great Expectations“ by Charles Dickens. The New Premiere at The English Theatre of Hamburg

„What a beauty you are, Estella.“ Photo: Stefan Kock

As a child I was infatuated with the books by Charles Dickens.
I always gave my mother a hard time when she wanted me to go to sleep. “David Copperfield” was a particularly good read which I secretly enjoyed when mum had left my room after kissing me good night. Later when my brother borrowed me “Great Expectations”, Dickens’s thirteenth novel, I was first shaken with horror while reading Pip’s encounter with Magwitch on the graveyard in rural Kent. The convict who assailed Pip had just escaped from a ship bound for Australia, Britain’s gruesome penal colony. The book proved a real page turner which I did not close before having read the last line.

As to be expected, the British made a film of this wonderful novel in the mid-fortieth of the last century, featuring stars such as Alec Guiness und Jean Simmons. However, when it came to Hamburg under the title “Geheimnisvolle Erbschaft” (Mysterious Inheritance) I was denied access to the cinema. They told me that I was far too young for such murderous stuff. Years later when I saw this black and white movie I was absolutely thrilled by the performance of the late actors.

What a surprise when I heard that the English Theatre of Hamburg intended to adapt “Great Expectations” for the stage. A brilliant idea indeed. However, it was hard for me to imagine that anyone could make a play of this intricate story. Having attended the premiere, I agree that it is possible, provided an experienced stage director like Paul Glaser is in charge.

Want to know more about this stage experiment? Here we go.
„Come on, Pip, you may kiss my hand.“ Photo: Stefan Kock

Eight-year-old Philip, nicknamed Pip, is growing up in a poor family. Orphaned at an early age, he is at the mercy of his quarrelsome older sister who is married to the good-natured blacksmith Joe Gargery. Joe loves the boy and makes up with his tenderness for Mrs. Joe’s tyranny. While visiting his family’s graves on the churchyard one day before Christmas, Pit encounters a convict named Magwitch who urges him to bring him food and a file. Otherwise he would kill the boy. In spite of Pip’s help, Magwitch and Compeyson, his partner in crime and a supposed gentleman who is now his embittered enemy, are soon caught by the police.

An invitation

One day Pip is requested to see Miss Havisham at Satis House. Many years ago that lady became gaga when jilted by her fiancé on her wedding day. Now she lives in her run-down residence with her adopted daughter Estella, still wearing her wedding dress. The old spinster never forgot what her former lover had done to her. Now she is seeking revenge by teaching Estella to torment men with her beauty. While Pip is beguiled by her and instantaneously falls in love with Estella, she treats him with utmost coldness making him feel that he, the poor boy from the smithy, does not belong to her class.

From rags to riches
„Look, my dear boy, all this is mine.“ Photo: Stefan Kock

Several years later a lawyer named Jaggers arrives from London and informs Pip that a person who wants to stay anonymous has left him a nice sum of money. Pip is sure that Miss Havisham is his benefactor who does not dissuade him of his notion. Once in London, Pip is taught to be a gentleman by Mr. Pocket and his son Herbert.
The wealth does not do any good to Pip. He becomes an intolerable snob who is ashamed of his humble birth and looks down on his stepfather Joe who cared for him so tenderly when he was a child.

Shocking news

When Magwitch comes illegally to England confessing that he let Pip the money to thank him for his help years ago, he is caught again by the police while he is trying with the aid of Pip and Herbert to flee on a boat to the Continent. During his flight he gets injured and dies in jail. Shortly before his death Pip informs Magwitch that he is Estella’s father, her mother being Mr. Jaggers’ housekeeper. Following Estella’s birth Jaggers arranged the infant’s adoption by the childless Miss Havishaw. At the same time another secret is unveiled: It was Compeyson who once jilted Miss Havishaw before leaving England for good.

Easy come, easy go

After the death of Magwitch Pip is penniless. He and his friend Herbert had been living beyond their means for many years. As a result of their extravagance they are now completely broke. They decide to go abroad and try their luck elsewhere.

Satis House on fire
„You are making me cry, Estella.“ Photo: Stefan Kock

Pip pays a last visit to Satis House. He learns that Estella, now widowed, was unhappily married to the reckless Bentley Drummle whom Pip once met in London and utterly disliked from the very first moment. Miss Havinshaw expresses her deep regret for having talked Estella into the marriage with that awful man. While talking she comes too near to the fire-place in her living-room so that her dress catches fire. A shocking scene with a blazing fire on the stage. Miss Havinshaw dies a few days later.
When Pip meets Estella after all these years he finds her softer and friendlier than in the past. They shake hands and separate without any hard feelings. Curtain.

Charles Dickens and his Work
„No use, Pip, trying to hide under the table.“ Photo: Stefan Kock

No doubt, Pip was Dickens’s alter ego. Like his hero he grew up in poverty and had to leave school at the age of twelve. His heavily indebted father was being incarcerated for years, and his family paid him regular visits in jail. Unlike Pip Charles was not so lucky to inherit a fortune. He had to work his way up without any help from others. He was what we nowadays call a self-made man. When he was given the chance to work as a journalist he developed his literary gift. Later he became one of Britain’s most famous authors writing one novel after the other. Just think of literary blockbusters such as “Oliver Twist”, “David Copperfield”, “A Christmas Carol in Prose” and “A Tale of two Cities.” In spite of Dickens’s 19th century language, his books are still extremely good reads. The characters are vivid and the settings well written. Just have a look at the nightly scene on the graveyard that makes your blood freeze… Since his work appeared as serialized novels in magazines, a good many people, also from the less privileged classes, were given access to the world of literature. Dickens was a notorious moralist who never got tired of criticizing the false morals of the Victorian society. The great writer of immortal books died at the age of 58. You will find his grave in Poet’s Corner at Westminster Abbey along with other literary geniuses.

The staff
„Don’t worry, you are safe on the boat.“ Photo: Stefan Kock

Seven “multitasking” thespians are at work. Each of them – except Pit (Theo Watt)- are to be seen in several roles. While Michelle Todd plays Miss Havisham, Hubble and Mr. Wemmick – altogether three parts – respect! Jonny Magnanti playing Joe Gargery slips in no time from a worker’s clothes into Magwitche’s rags. Dominic Charman is as convincing in the part of bitchy Mrs. Joe as in the role of the posh Herbert Pocket. What’s more, all of them also move the sparse furniture on the stage when the scene demands a couple of chairs or a sofa. During the works an unseen narrator ( Gordon Griffin) keeps the audience on track about the progress of the events. A brilliant idea.
Ten points out of ten for all those involved in this fantastic performance. Thank you all very much for the inspiring evening.

Final performance of “Great Expectations” on October 29, 2022.
Tickets under phone number: 040-227 70 89 or online under: www.englishtheatre.de

Next premiere: “Romance in D,” comedy by James Sherman, on November 10, 2022

„Great Expectations“ (Große Erwartungen) von Charles Dickens. Die neue Premiere am English Theatre of Hamburg

„Wie schön Du bist, Estella.“ Foto: Stefan Kock

Ein literarischer Blockbuster als Theaterstück!
Ist es überhaupt möglich, diesen komplexen Stoff für die Bühne einzurichten? Die Antwort lautet ja, vorausgesetzt ein genialischer Regisseur wie Paul Glaser nimmt sich dieser Herausforderung an. Aber davon später mehr.

Reminiszenzen

Dieser Wälzer aus der Feder von Charles Dickens wurde mit Starbesetzung – u. a. Alec Guinness und Jean Simmons – in England verfilmt und kam Ende der vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts unter dem Titel „Geheimnisvolle Erbschaft“ in die deutschen Kinos. Zu meinem Leidwesen war ich noch zu jung für den Thriller. Mir wurde der Zutritt in den „Kintopp“, wie man damals sagte, verwehrt. Doch mein älterer Bruder genoss das Privileg, diesen großartigen Film sehen zu dürfen. Er schlich sich abends heimlich in mein Zimmer und erzählte mir die spannende Geschichte vom Waisen Pip und seinem Wohltäter. Von der gruseligen Szene auf dem Friedhof bekam ich Albträume.

Das wundersame Abenteuer des kleinen Pip

Der achtjährige Waisenknabe Pip, Taufname Philip, wächst bei seiner herrschsüchtigen Schwester, einer wahren Megäre, und ihrem Ehemann, dem gutherzigen Schmied Joe Gargery, in ärmlichen Verhältnissen auf. Als er kurz vor Heiligabend das Grab seiner Eltern auf dem Dorffriedhof besucht, wird er von einem Mann mit einer eisernen Fußfessel überfallen, der von ihm Essen und eine Feile verlangt. Andernfalls würde er Pip die Kehle durchschneiden. Der Junge bringt dem gerade von einem Sträflingsschiff entflohenen Verbrecher Magwitch das Gewünschte und vergisst nicht, auch noch eine Flasche Brandy „mitgehen“ zu lassen. Trotz aller Vorsicht wird der Sträfling von der örtlichen Polizei gefasst und auf ein Schiff verbracht, das am kommenden Tag nach Australien, die einstige britische Strafkolonie, auslaufen soll.

„Pip, Du darfst meine Hand küssen.“ Foto: Stefan Kock

Große Ehre wird Pip zuteil, als er ins Satis House eingeladen wird, das der seltsamen Miss Havisham gehört. Diese wurde vor vielen Jahren von ihrem Bräutigam am Tag ihrer Trauung sitzen gelassen. Seitdem trägt sie noch immer Brautkleid und Schleier und hegt eine krankhafte Abneigung gegen alle Männer. Zu ihrem Haushalt gehört ihr Mündel, die schöne Estella, der Pip als Spielkamerad dienen soll. Obwohl das junge Mädchen sich Pip gegenüber herablassend benimmt und ihn jeden Augenblick spüren lässt, dass er nicht ihrer gesellschaftlichen Klasse angehört, verliebt der Junge sich unsterblich in sie.

Pip, der Glückspilz

Vier Jahre vergehen, in denen Pip Joe in der Schmiede zur Hand geht. Da geschieht ein Wunder. Ein aus der Hauptstadt London angereister Anwalt namens Jagger informiert Pip, dass ihm ein großes Erbe vermacht wurde. Vorab erhält er schon einmal 500 Pfund, einen Betrag, der zu jener Zeit ein Vermögen darstellte. Für die Zukunft wird ihm eine beträchtliche jährlich auszuzahlende Summe in Aussicht gestellt. Der Anwalt betont, dass Pips Wohltäter auf jeden Fall anonym bleiben wolle. Zudem bestehe er darauf, dass Pip sich von einem Tutor zum Gentleman erziehen lasse. Nichts leichter als das. Pip stimmt zu und begibt sich in die professionellen Hände von Mathew Pocket, mit dessen Sohn Herbert er spontan Freundschaft schließt.

Leben wie ein Gentleman

Obgleich Pip von seinem Anwalt geraten wird, vorsichtig mit seinem Vermögen umzugehen, lockt London mit allzu vielen Versuchungen, denen der Gentleman in spe nicht widerstehen kann. Schnell lebt er über seine Verhältnisse. Freund Herbert teilt seinen aufwendigen Lebensstil und gerät ebenfalls in finanzielle Turbulenzen.

Ein Geheimnis wird enthüllt
„Sieh nur mein Junge, all dies gehört mir.“ Foto: Stefan Kock

Eines Tages erscheint der Sträfling Magwitch überraschend in Pips Londoner Residenz. Er hält sich illegal in der Stadt auf und fürchtet, von der Polizei festgenommen zu werden. Pip erfährt zu seinem
Erstaunen, dass nicht, wie angenommen, Miss Havisham seine Wohltäterin ist, sondern er Magwitch seinen Reichtum verdankt. Dieser hatte in Australien viel Geld verdient und fühlte sich Pip für dessen seinerzeitige Hilfe zu Dank verpflichtet. Ferner stellt sich heraus, dass ein Verbrecher namens Compeyson, der ehemalige Komplize von Magwitch, jener Mann ist, der die verwirrte Herrin von Satis House einst sitzen ließ. Da Compeyson Magwitch bedroht, beschließen Pit und sein Freund Herbert, Magwitch auf dem schnellsten Wege zur Flucht aus England zu verhelfen, bevor die Polizei ihm auf die Spur kommen kann. Doch der Versuch misslingt und Magwitch wird verhaftet. Von Stund‘ an versiegt Pips Geldquelle. Er steht plötzlich mit leeren Händen da. Regelmäßig besucht er den bei seinem Fluchtversuch schwer verletzten Magwitch im Gefängnis. Von seinem ehemaligen Tutor erfährt Pip, dass Magwitch Estellas Vater ist. Diese ging aus einer kurzen Beziehung zwischen Magwitch und Mr. Jaggers‘ Haushälterin hervor. Der Dienstherr sorgte dafür, dass Miss Havinsham Estella adoptierte. Kurz vor seinem Tod erfährt Magwitch noch durch Pip von der Existenz seiner Tochter Estella.

Schicksalsschläge
„Estella, Du bringst mich zum Weinen.“ Foto: Stefan Kock

Aber nicht nur finanzielle Sorgen plagen Pip. Zu seinem Entsetzen erfährt er, dass Estella in der Zwischenzeit den brutalen Bentley Drummle heiratete. Diesen rücksichtslosen Kerl hatte Pip während der gemeinsamen Tutorials bei Mr. Pocket kennengelernt. Pip kann es nicht verwinden, dass Estella Drummle erhörte und ihn verschmähte. Miss Havisham geht sein Kummer sehr nahe. Sie gesteht, dass es ihr sehr leidtue, Estella zu dieser Ehe geraten zu haben. Sie kommt bei ihrer Beichte dem Kamin im Salon so nahe, dass ihr Brautkleid Feuer fängt. Die schweren Verbrennungen raffen sie wenig später dahin. Steckt hinter ihrem schrecklichen Ende vielleicht eine heimliche Botschaft Dickens‘, die besagt, dass Hochmut stets vor dem Fall kommt?

Freunde in der Not

Die dramatischen Ereignisse sind nicht spurlos an Pip vorüber gegangen. Als er ernsthaft erkrankt, eilt der treue Joe nach London und pflegt ihn gesund. Während seiner Rekonvaleszenz erkennt Pip, dass er Joe mit seinem Snobismus tief gekränkt hat. Der Schmied, ist zwar ein einfacher Mann, hat aber das Herz am rechten Fleck und ist stets zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Auch die einst so hochmütige Estella musste unter Schmerzen ihre Lektion lernen und feststellen, dass Reichtum und gesellschaftlicher Status nur Fassade und vergänglich sind. Die wahren Werte, die das Leben ausmachen, sind Liebe und Güte gegenüber den Mitmenschen.

„Es hat keinen Zweck, Pip, Dich unter dem Tisch zu verstecken.“ Foto: Stefan Kock

Die Ehe mit ihrem brutalen Mann hat die junge Frau gezeichnet. Als Pip sie in Satis House besucht, das sie von der verblichenen Miss Havisham geerbt hat, findet er sie sanfter und freundlicher vor als seinerzeit. Sie bedauert, Pip früher so herablassend behandelt zu haben und bittet ihn um Vergebung. Beide scheiden als Freunde.
Soweit die Wiedergabe des von zahlreichen Brüchen gezeichneten Lebensweges, den Pit zurücklegen muss, bevor das verschüchterte Kind zum reifen Mann wird. Elegant hat Regisseur Paul Glaser sämtliche Handlungsstränge miteinander verwoben und aus der Romanvorlage ein spannendes Melodram gezaubert, welches Charles Dickens sicherlich gefallen hätte.

Es ist offenkundig, dass sich hinter der Figur des Pip das alter ego des berühmten britischen Autors verbirgt. Denn auch er stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Als Heranwachsender wurde er genau wie Pip von boshaften Menschen herumgestoßen und gedemütigt. Wir können davon ausgehen, dass es für die zänkische Mrs. Joe, den pompösen Mr. Pumblechook, die hochmütige Estella und das übrige Romanpersonal entsprechende Vorbilder in seinem Leben gab.
Als Jugendlicher machte Dickens leidvolle Erfahrungen mit Gefängnissen. Sein hoch verschuldeter Vater saß mehrmals ein und wurde im Knast regelmäßig von seiner Familie besucht. Dass Dickens sich aus eigener Kraft im sittenstrengen viktorianischen England aus der Misere herausarbeitete, war allein sein Verdienst. Anders als Pip beglückte ihn kein Wohltäter mit einer heimlichen Erbschaft. Dickens war ein notorischer Moralist, eingezwängt in ein dem damaligen Zeitgeist geschuldetes starres Korsett aus Prüderie und Bigotterie. Daher verwundert es nicht, dass er seinen Helden nach einer langen, aus seiner Sicht unverdienten Glücksphase tief abstürzen lässt. Hochmut und Verachtung gegen den herzensguten Ziehvater Joe sowie seine Verwandlung in einen gefühllosen Snob auf Kosten eines kriminellen Wohltäters sind charakterliche Defizite, die bestraft werden müssen. Doch Ende gut, alles gut: Am Schluss erleben wir einen geläuterten Pip, der, nachdem ihn der alles verzeihende Joe wieder aufgepäppelt hat, sein Schicksal in die eigenen Hände nimmt.

„Keine Sorge, Du bist sicher auf diesem Boot.“ Foto: Stefan Kock

In „Great Expectations“ agieren sieben Schauspieler auf der Bühne, von denen jeder bis auf Pip (Theo Watt) gleich mehrere Rollen übernimmt. Da mutiert Miss Havishaw (MichelleTodd), die gerade noch ziellos im Brautkleid herumirrte, zum gestrengen Londoner Anwaltsgehilfen Mr. Wemmick mit Brille und Schnurrbart. Aus der zänkischen dürren Mrs. Joe (Dominic Charman) wird der Dandy Herbert Pocket mit dem leicht näselnden Akzent der britischen Upper Classes. Und Joe, der liebenswürdige Schmied und Ziehvater von Pip, (Jonny Magnanti) schlüpft nahtlos in die Rolle des bedrohlichen Sträflings Magwitch. Die übrigen Rollen sind ebenfalls glänzend besetzt. Doch damit nicht genug. Die Mimen dienen zudem als Kulissen- und Möbelschieber, wenn die Bühne für die nächste Szene umgebaut werden muss. Nennt man das nicht auf Neudeutsch Multitasking? Großes Lob auch dem Erzähler (Gordon Griffin), der während der Umbauten dem Publikum den Fortgang der Handlung aus dem Off nahebringt. Ein glänzender Einfall der Regie.

Während der erste Teil des Stücks nach der gruseligen Szene auf dem Friedhof eher ruhig und gemächlich dahinplätschert, spielen sich nach der Pause hochdramatische Szenen ab. Es blitzt und donnert über der Themse, auf der sich ein Fluchtboot vorsichtig durch die Nacht bewegt. Das Drama erreicht seinen Höhepunkt, als Miss Havisham samt Brautkleid in Flammen aufgeht, als sie ihrem Kamin zu nahekommt. Zuschauer mit schwachen Nerven seien gewarnt!
Bleibt nur noch zu sagen: Ein wunderbarer inspirierender Theaterabend. Chapeau!

„Great Expectations“ läuft bis einschließlich 29. Oktober 2022.
Tickets unter: 040-227 70 89 oder online unter: www.englishtheatre.de

Nächste Premiere: „Romance in D“
Komödie von James Sherman, am 10. November 2022

„Don’t misunderstand me“ by Patrick Cargill – The New Play at the English Theatre of Hamburg

 

„Come and join us for a nice hot cup a tea.“ Photo: Stefan Kock

This hilarious play is a present for all spectators who appreciate the inborn British sense of humour. As you know, Britain boasts a great tradition in comedies. Just think of William Shakespeare, the world’s greatest dramatist ever who not only wrote many tragedies, but also a number of most entertaining comedies. Just think of “Twelfth Night”, “The Merry Wives of Windsor” and last but not least “The Comedy of Errors,” to name just a few plays of Shakespeare’s enormous work. What about Patrick Cargill, the author of “Don’t misunderstand me”? Is it possible to compare his various comedies with those of a genius like the “Swan of Stratford?” Does that not sound more than a bit presumptuous? You may argue that William Shakespeare who died over 400 years ago, wrote about the problems of his contemporaries and that Cargill’ work – the author has only been dead for 26 years – has nothing to do with the plays of his famous colleague. You are wrong, since the comedies of both playwrights deal with the same subject – love. “Don’t misunderstand me” will teach you a lot about the errors and tribulations resulting from marital love, frustration and secret affairs.

A fatal business trip to Big Apple
„Surprise, suprise, I have just arrived from New York.“ Photo: Stefan Kock

Best-ager Charles Fleminge being a typical member of the British middle class, enjoys a brief affair with a pretty young American girl named Janey during a business trip to New York. Clever as he is Charles leaves neither name, address or telephone number with his naïve darling. Instead he disappears from Big Apple without leaving any tracks. That’s at least what he thinks. Although his behaviour does not at all correspond with his image as a perfect gentleman, Charles takes pride in his taking French leave. However, he has underestimated pretty blonde long-legged Janey who turns up out of the blue on his doorstep in England. Surprise, surprise! Charles is shocked at first sight, but keeps his stiff British upper lip. Nothing easier for him than to make his spouse Margery believe that the young beauty Janey is his brother Robert’s new wife. Good-natured Robert consents to help Charles by hiding Janey’s true identity from Margery. The deception works until the real Jane arrives. As to be expected, the tissue of lies results in a number of hilarious complications and misunderstandings. Charles cannot longer conceal his affair with Janey from his wife. There is no escape. Finally, he has to confess to Margery. As she herself is keeping a romantic secret, a happy ending is guaranteed.

”Master of the light touch”
„Darling, I really missed you.“ Photo: Stefan Kock

Patrick Cargill, the author of the comedy, was born in East Sussex in 1918 and died in 1988 at the age of 77, was a man of various talents. He was an actor and playwright in one who also acted on stage as a singer. In the sixties he began to perform on the TV screen and became soon very popular in the United Kingdom. He also appeared in films. Do you remember “The Countess of Hongkong” in which he co-acted with Marlon Brando and Sophia Loren? His work for the theatre includes , among others, “Ring for Catty”, and “Don’t misunderstand me.” His fans named him “A master of the light touch.”

Five gifted “Thespians”
„Hello, dear, I’ll call you later.“ Photo: Stefan Kock

For three of the actors “Don’t misunderstand me” is sort of a home match. The regular audience of the ETH already knows James Walmsbey, Jan Hirst and Stephen Chance, three wonderful. “Thespians” in whatever play they appear. Holly Smith is also well-known to us. She already appeared in a number of plays on the Mundsburg stage. However, she plays the part of angry tearful Jane for the first time. Welcome to Ola Forman to the English Theatre. And many thanks for your brilliant performance as pretty naïve Jaynie. We are looking forward to seeing you all again soon in Hamburg.

Final performance of “Don’t misunderstand me” on June 18, 2022.
Tickets under phone number: 040-227 70 89
or online under: www.englishtheatre.de

After the theatre holidays the English Theatre will start the new season with an adaption of Charles Dickens’ famous book “Great Expectations.”
We look forward to welcoming you to the premiere on September 1, 2020.

„Don’t misunderstand me“ von Patrick Cargill – die neue Premiere am English Theatre of Hamburg

„Wie wäre es mit einer schönen Tasse Tee!“ Foto: Stefan Kock

Wiedersehen macht Freude. Wer erinnert sich nicht an diese Komödie aus der Feder des vielseitigen Stückeschreibers, Schauspielers und Sängers Patrick Cargill (1918 bis 1996), das bereits vor Jahren das Publikum des English Theatre begeisterte. Zur Eröffnung der Frühjahrssaison 2022 erscheint „Don’t misunderstand me“ im neuen Gewand auf der Bühne an der Mundsburg. Ein echtes Schmankerl für Freunde des unverwüstlichen britischen Humors.
Obgleich das Stück bereits in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts geschrieben und zeitgleich in namhaften Theatern im angelsächsischen Raum aufgeführt wurde, hat es an Aktualität nichts eingebüßt. „Don’t misunderstand me“ ist eine Art Sitcom, jedoch keineswegs vergleichbar mit jener tristen Massenware mit eingespielten Lachern, die uns fast täglich im Fernsehen geboten wird. Patrick Cargills Komödie um einen britischen Gentleman in den besten Jahren, der während eines geschäftlichen Aufenthaltes in New York den Reizen einer blutjungen Sirene erliegt, glänzt durch Witz und Esprit.

Ein britischer Gentleman auf Abwegen
„Überraschung, Überraschung, ich komme gerade aus New York.“ Foto: Stefan Kock

Im elegant möblierten Wohnzimmer von Charles und Margery Fleminge in der Grafschaft Surrey herrscht allem Anschein nach Frieden und Eintracht. Oder? Sprechen wir lieber von gepflegter Langeweile, wie sie sich häufig bei Ehepaaren einstellt, die schon lange miteinander verheiratet sind und sich außer Banalitäten nichts mehr zu sagen haben. Die Gespräche plätschern dahin. Man spricht über die gemeinsamen Kinder, die sich gerade im Schüleraustausch in Frankreich befinden, und lästert süffisant über Abigail, die „Geschiedene“ von Charles‘ Bruder Robert. Der wird heute Nachmittag im Hause Fleminge erwartet. Gespannt sind beide auf Jane, Roberts frisch angetraute zweite Frau. Doch Robert erscheint allein und berichtet, Jane sei verhindert und stoße später dazu. Und damit beginnt sich das Rad der Verwechslungen in dieser Komödie der Missverständnisse in atemberaubendem Tempo zu drehen. Charles vertraut seinem Bruder an, er habe in New York eine zauberhafte junge Dame kennengelernt. Natürlich eine rein platonische Beziehung. Robert glaubt das nicht. Das Publikum ebenso wenig. Verhaltenes Gelächter. Aber er sei schlau genug gewesen, der hübschen Jaynie mit den tollen Beinen weder Adresse noch Telefonnummer zu hinterlassen, berichtet Charles stolz. Doch seine verführerische Eroberung steht unverhofft blond, süß und naiv im Türrahmen und plappert in ihrem American drawl munter drauf los.

„Schatz, ich habe Dich so vermisst.“ Foto: Stefan Kock

Was tun, damit Ehefrau Margery ihrem Charles nicht auf die Schliche kommt? Der gutmütige Robert lässt sich überreden, Jaynie als seine neue Ehefrau Jane auszugeben. Ein Freundschaftsdienst, den er alsbald bitter bereuen wird. Denn es kommt, wie es kommen muss. Aus heiterem Himmel schneit die echte Jane ins Haus. Dass beide Damen denselben Namen tragen, macht die Sache nicht eben leichter. Aus dieser total verfahrenen Gemengelage ergeben sich urkomische Situationen, die Sie, lieber Leser, liebe Leserin, unvoreingenommen auf ihrem Sitz im Theater genießen sollen. Daher nur soviel: Während vier Akteure wie aufgescheuchte Hühner agieren, steht Margery, die sturm- und wettererprobte Ehefrau, wie ein Fels in der Brandung. Auch sie hütet ein süßes Geheimnis. Eine romantische Beziehung, die sie allerdings diskret unter dem Deckel zu halten weiß. Fazit: Frauen können viel souveräner mit derlei Situationen umgehen als Männer. Sind sie deshalb verlogener als die Herren der Schöpfung? Mitnichten. Lediglich raffinierter.

Ende gut – alles gut

Selbstredend löst sich der gordische Knoten zum Schluss ganz von selbst auf. Die auf wundersame Weise geläuterten Paare versöhnen sich, und die Welt ist wieder in Ordnung. Wie es sich eben für eine Komödie der Irrungen und Wirrungen gehört.

Wunderbare Mimen
„Hallo, mein Lieber, ich melde mich später noch einmal.“ Foto: Stefan Kock

Dem Ensemble des English Theatre gelang es, mit dem spritzigen Stück ein Feuerwerk bester Laune zu zünden. Die Spielfreude der fünf Schauspieler übertrug sich auf das Publikum, das ob der zahlreichen Gags und Slapsticks aus dem Lachen nicht mehr heraus kam. Der Begriff „Ensemble“ trifft zu, weil vier der Darsteller schon zur Familie gehören. Sie kommen immer wieder gern nach Hamburg und haben sich inzwischen eine Fangemeinde erspielt. Das gilt nicht nur für den eleganten James Walmsley als Charles Fleminge, dem die Figur des Gentleman auf den Leib geschrieben ist. Die souveräne Jan Hirst (Margery), die uns als gestrenge Nonne in „Doubt“ noch in bester Erinnerung ist, hat ebenfalls die Herzen der Besucher des ETH erobert. Und auch Stephen Chance, dieser wandlungsfähige Mime, der nahtlos vom dramatischen ins komische Fach überzuwechseln versteht, ist uns seit langem bekannt. Man denke nur an seine Rolle des unter Verdacht geratenen Priesters in „Doubt.“ Auch Holly Smith kennen wir aus verschiedenen Rollen. Die ebenso wütende wie tränenreiche Jane spielt sie allerdings zum ersten Mal. Und dies grandios. Die „Novizin“ in der Runde ist Ola Forman, die den Part der schrill-naiven Jaynie übernommen hat. Ihr gebührt das Prädikat „Bildhübsch und umwerfend komisch.“

„Don’t misunderstand me“ läuft bis einschließlich 18. Juni 2022.
Tickets unter: 040 – 227 70 89
oder online unter: www.englishtheatre.de

Das English Theatre geht anschließend in die verdienten Theaterferien.
Zu Beginn der neuen Saison wartet ein ganz besonderer Leckerbissen:
Die Theateradaption von Charles Dickens‘ „Great Expectations.“
Premiere am 1. September 2022.