Sommer, Sonne, Kegelrobben – Urlaub auf Helgoland

Dieser Artikel erschien bereits in SaS (Schleswig-Holstein am Sonntag)

von Uta Buhr

Fischerboote
Fischerboote

Ein Gang durch die Bunkeranlagen auf Helgoland, in denen die Bevölkerung im April 1945 vor dem Bombenhagel der Engländer Schutz suchte, ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Manchen schaudert es, wenn der Mann mit der blauen Schiffermütze erklärt, wie beengt die Menschen in den feuchten Gängen hockten. Lang, lang ist’s her, und gottlob präsentiert sich Deutschlands einzige Hochseeinsel heute als Freizeitparadies ersten Ranges.

„Mein größtes Vergnügen ist immer der Verkehrsfunk am Morgen“, schmunzelt der Führer durch die „Unterwelt“. „Hier gibt es weder Stress noch Staus.“ Auf „Deät Lun“ – so der friesische Name von Deutschlands einziger Hochseeinsel – verkehren nur wenige elektrobetriebene Fahrzeuge. Und Fahrradfahren ist auch verboten, denn dieses gerade einen Quadratkilometer große Eiland lässt sich „bummelig“ in zwei Stunden zu Fuß umrunden. Aber Rollerfahren ist erlaubt, und davon machen Einheimische und Touristen reichlich Gebrauch. Continue reading „Sommer, Sonne, Kegelrobben – Urlaub auf Helgoland“

Ein verstecktes Kronjuwel am Balaton

Balaton I
Balaton I

von Ferenc Horváth

Vor nunmehr 150 Jahren wurde der habsburgische Kaiser Franz Joseph nach dem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn feierlich mit der ungarischen Stephanskrone zum König von Ungarn gekrönt. Daraufhin bezog er mit seiner Gemahlin Elisabeth – allgemein als Sisi bekannt –  die Burg zu Buda.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem sogenannten „Trianon-Diktat“ – offiziell Friedensvertrag von Trianon – hat Miklos Horthy, der Reichsverweser des damaligen ungarischen Königreichs – ebenfalls mehrere Jahrzehnte lang dort residiert. Continue reading „Ein verstecktes Kronjuwel am Balaton“

Wir trauern um unsere Präsidentin Johanna Renate Wöhlke

von Uta Buhr

Johanna Renate Wöhlke
Johanna Renate Wöhlke

Am Donnerstag, dem 15. Juni 2017, ist Johanna Renate Wöhlke,  Präsidentin der Auswärtigen Presse e.V., nach langer schwerer Krankheit  gestorben.

Im März 2010 übernahm Johanna ein schweres Erbe. Die DAP war seinerzeit nicht in der besten Verfassung. Doch mit der ihr eigenen Energie und dank ihrer Visionen stellte sie die Vereinigung in relativ kurzer Zeit auf ein solides Fundament. Die von ihr geschaffene Website – von ihr ganz bescheiden „unsere Seite“ genannt – hat sich seither gut entwickelt und bis auf den heutigen Tag bewährt. Es gelang ihr auch, eine Reihe neuer Mitglieder anzuwerben, die zum festen Stamm derer zählen, die regelmäßig Artikel auf der Website der DAP veröffentlichen.

Die positive Ausstrahlung unserer Präsidentin, ihre Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft und nicht zuletzt ihr Humor hat viele Menschen bezaubert.

Auch ihr beruflicher Werdegang verdient höchste Anerkennung. Die studierte Politikwissenschaftlerin arbeitete jahrelang für das Hamburger Abendblatt.  Das Spektrum ihrer Beiträge war umfangreich. Neben  Feuilletons und Glossen berichtete sie über Internationales und Lokales. Zudem veröffentlichte sie Bücher und Gedichtbände. Ihre Leidenschaft galt ebenfalls der Fotografie. Diese nutzte sie, um eine ganz eigene Kunstrichtung zu entwickeln – ihre Eggart. Sie fotografierte Spiegeleier in der Pfanne, verfremdete sie am Computer und schuf große, sehr farbenprächtige Bilder, die sie hier und da mit humorvollen Texten untertitelte. Die Kreativität von Johanna kannte schier keine Grenzen!

Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Engagements unserer Präsidentin. Sie war nicht nur politisch aktiv, sondern brachte sich ebenso  in der Hamburger Autorenvereinigung wie in ihrer Kirchengemeinde ein, sang im Chor und engagierte sich für Flüchtlingskinder.

Johanna hatte trotz ihrer schweren Krankheit noch so vieles vor. Sie wollte unbedingt zur 500-Jahrfeier der Reformation nach Wittenberg reisen. Ein Gremium hatte einige ihrer Bilder angenommen, um sie in der Lutherstadt auszustellen. Doch dazu kam es nicht mehr. Am Donnerstag vergangener Woche ist unsere Präsidentin im Alter von nur 67 Jahren von uns  gegangen. Wir alle schulden ihr Dank und werden ihr Vermächtnis in Ehren halten. Unsere Gedanken sind bei Johannas Ehemann und den beiden Kindern.

In tiefer Trauer
Vorstand und Beirat der Auswärtigen Presse e.V.

Das Volkstheater in Kaskantyu

von Ferenc Horváth

Szene aus dem Volkstheater
Szene aus dem Volkstheater

Das turksprachige Volk der Kiptschak war ursprünglich in der Nähe des Flusses Irtysch ansässig, also unweit der Grenze zur Volksrepublik China. Varianten und abweichende Transkriptionen des Namens dieser Volksgruppe sind bei den Westeuropäern – und früher auch unter den Byzyntinern – als Kumanen bzw. Komanen bekannt. Der Tartarensturm hatte die Kumanen immer mehr nach Westen gedrängt, bis sie unter der Führung von Kotjan Khan (1202 – 1241) durch König Béla IV. autorisiert wurden, auf ungarischem Territorium zwischen Donau und Theiß zu siedeln. So heißt es bei Wikipedia.

Kaskantyu, ein knapp 1000-Seelen-Ort in der ungarischen Puszta, war in seinem Ursprung ein kumanisches Dorf. Hier hat Tradition noch einen hohen Stellenwert, denn seit 40 Jahren werden hier an drei Tagen die so genannten „Faschingsfestspiele“ abgehalten. Zwischen 40 und 50 Personen, allesamt Amateure, sorgen mit Hilfe fast aller im Ort ansässigen Menschen für den Ablauf dieser Festspiele. Die Truppe nennt sich „Komedias Kompania“, was soviel bedeutet wie „Komödiantische Truppe.“ Das Alter der Mitwirkenden schwankt zwischen 6 Jahren bis zum Rentenalter und sogar darüber hinaus. Auf Einladung unserer Freunde landeten wir in diesem Ort ohne vorher zu wissen, was uns erwartete. Wie groß war daher unsere Überraschung.

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„April in Paris“- the Comedy by John Godber just premiered at the English Theatre of Hamburg

by Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

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Unbelievable, Bet, how pornographic these Parisians are!
Do you remember Audrey Hepburn’s April in Paris, when she – the daughter of a chauffeur in Billy Wilder’s wonderful comedy “Sabrina” – is being sent to Paris to learn all about French cuisine to be later a cook at the rich Larrabee family in their luxurious home on Long Island? Good Lord, Sabrina is full of praise for the word’s most glamorous city. Come to Paris in April, she insists, when the chestnut trees in the Avenue Montaigne are in full flower, walk along the banks of the Seine and have a sun-downer in one of these marvellous places by the river. Wake up. The April in Paris as described by John Godber has nothing to do with Audrey/Sabrina’s story.

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Bei dem Stück „April in Paris“ von John Godber bleibt kein Auge trocken

Premiere am English Theatre of Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

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Unglaublich, wie pornografisch diese Pariser doch sind!

Nach der beeindruckenden Inszenierung von Shakespeares „Othello“ war am TET wieder eine Komödie fällig. Oder handelt es sich hierbei nicht eher um eine Tragikomödie? Das Stück leuchtet die deprimierende soziale Lage eines Ehepaars irgendwo in der englischen Grafschaft Yorkshire genau aus. Al, ein übergewichtiges Mitglied der englischen Arbeiterklasse, hat nicht nur seinen Job verloren, sondern auch jeglichen Mut, jemals wieder in Brot und Arbeit zu kommen. Profitbesessene Unternehmer haben ihn und seine Kollegen mit billigeren Arbeitskräften vom „Kontinent“ ausgebremst. Während Al am Anfang noch gekämpft hat, ist er inzwischen apathisch geworden und hat sein Schicksal akzeptiert. Seitdem lässt er sich hemmungslos gehen, schleicht in Schlappen und schmuddeligen Klamotten herum. Um sich irgendwie zu beschäftigen, malt er ein düsteres, stets in grau-weißen Tönen gehaltenes Bild nach dem anderen. Das Sujet ist immer das gleiche: Trostlose Industrieanlagen mit rauchenden Schloten. Continue reading „Bei dem Stück „April in Paris“ von John Godber bleibt kein Auge trocken“

Wolf-Ulrich Cropp – Abenteurer und Fabulierer par excellence

Wolf-Ulrich Cropp
Wolf-Ulrich Cropp

An dieser Stelle veröffentlichen wir in lockerer Folge Porträts von Mitgliedern der DAP, die sich durch besondere Begabungen hervortun. Heute möchten wir Wolf-Ulrich Cropp vorstellen, den Tausendsassa der Auswärtigen Presse.

von Uta Buhr

Wenn Wolf Cropp eine Lesung hält, kann man die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören. Dieser Mann schlägt mit seinen ebenso kenntnisreichen wie abenteuerlichen Geschichten sein Publikum in den Bann. Der Autor trägt seine eigenen Werke so souverän und anschaulich vor, dass der Zuhörer alsbald in die Handlung eintaucht. Nicht viele Schriftsteller können das. Als besonders gelungen kann man die jüngste Lesung im „Steigenberger“ Hotel aus seinem unlängst erschienenen Buch bezeichnen, das den ungewöhnlich langen Titel trägt „Wie ich die Prinzessin von Sansibar suchte und dabei mal kurz am Kilimandscharo vorbeikam“.  Diesem bei DuMont erschienenen, 347 Seiten starken Werk liegt eine Reise durch Teile des ostafrikanischen Tansania zugrunde, in dem  Cropp seine verwegene Reise mit der Geschichte einer orientalischen Prinzessin verquickt und Einblicke in das Leben dieser faszinierenden Frau gewährt, die Continue reading „Wolf-Ulrich Cropp – Abenteurer und Fabulierer par excellence“

Leiser Dialog

von Maren Schönfeld

Jugendstilfassade des Barkenhoffs, Foto: Walter Nitschke (c) anSICHTEN Verlag Bremen, 1999
Jugendstilfassade des Barkenhoffs, Foto: Walter Nitschke (c) anSICHTEN Verlag Bremen, 1999

Mit dem Betreten des Raumes setzt schlagartig Stille ein. Wie auf einer Zeitreise finde ich mich vor seinem Schreibtisch, eher ein Sekretär, sehe Tintenfass, Füllhalter und Briefpapier, einen Stapel Briefe, der auf Beantwortung wartet. Nur ein Stuhl, sonst keine Möbel in dem kleinen Zimmer. Den Sekretär vor eines der Erkerfenster gerückt, ein Raum für das Sehen nach außen, ins Grün, und nach innen. Kein Gegenstand, kein Zierrat lenkt ab.

Im August angekommen und wegen seines Aufzugs Aufsehen erregt: Von den Russlandreisen hatte er die Kleidung mitgebracht, trug das Hemd über der Hose. Nach der intensiven Nähe zu Lou wartete nun Stille auf ihn. Continue reading „Leiser Dialog“

Unterwegs auf der Deutschen Fachwerkstraße

Dieser Artikel wurde bereits in diesem Jahr veröffentlicht in der PAZ,
in Schleswig-Holstein am Sonntag, in der Neuen Woche in Sydney/Australien
und im Raushier Reisemagazin

von Uta Buhr

Blick von der Burg auf Dillenburg
Blick von der Burg auf Dillenburg

Dem Reiz der Deutschen Fachwerkstraße kann sich keiner entziehen. Sie verläuft über 3.000 Kilometer und erstreckt sich von der Elbe im Norden bis zu den Gestaden des Bodensees im Süden der Republik. 1990 gegründet, schließt sie heute hundert Fachwerkstädte zusammen – allesamt historische Orte, randvoll mit alter Bausubstanz und reich an Geschichte.
Angesichts der Fülle an Sehenswürdigkeiten fällt die Auswahl schwer. Mit seinen über 450 Fachwerkhäusern – manche aus dem 15. Jahrhundert – und dem Renaissanceschloss ist das niedersächsische Celle ein idealer Ausgangspunkt für eine Tour kreuz und quer über die Fachwerkstraße, auf die wir uns an einem sonnigen Herbsttag aufmachten. Continue reading „Unterwegs auf der Deutschen Fachwerkstraße“

Ein Traum

von Ferenc Horváth

Unser Mitglied Ferenc Horváth ist ein sehr umtriebiger Mann, der die ganze Welt bereist und
immer interessante Geschichten mitbringt. Diesmal hat er einen ganz großen Bogen geschlagen und ist von Vietnam direkt nach Hamburg zurück geflogen, um sich einen Traum zu erfüllen – ein Konzert in der Elbphilharmonie, kurz Elphi. Hier ist sein Erlebnisbericht:

Bild 1
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Ich bin gerade vor dem Opernhaus in Saigon gestrandet. Kurz zuvor hatte ich mich noch an einer guten Pho-Suppe am Bien Than Markt gestärkt. Auf geht’s zu einer Vorstellung der Gruppe Aio. Das ist eine Mischung aus vietnamesischer Kultur und Elementen des Cirque de Soleil. Ein wahrer Genuss nach all den Gräueln, die ich am Morgen im Kriegsmuseum hatte über mich ergehen lassen.

In Yangon erwartet uns das Weltwunder Shwedagon. Mystik pur umgibt den Besucher. 60 Tonnen Gold leuchten in den unterschiedlichsten Nuancen. Hier vergisst man Zeit und Raum. Hier treffen Mönche und Betende mit Touristen aus aller Welt zusammen. Mit einem kleinen Flieger geht es weiter in Richtung Bagan. Über 3.000 Pagoden und Continue reading „Ein Traum“

„Othello“ by William Shakespeare – The New Play at the English Theatre of Hamburg

by Uta Buhr
Photos: Hans-Jürgen Kock

Are these two really buddies?
Are these two really buddies?

“Oh, bother that classical stuff!” At school, aged between 15 and 16, we preferred modern plays and despised “old stuff.” With one exception. Guess which play it was. Right – Othello! That play written by “the swan of Stratford” thrilled us youngsters, since everybody even at that young age already had their own experience of jealousy and rivalry. It goes without saying that no one among us even spent a thought on scheming like Iago, let alone killing an opponent. So far my own thoughts way back into my days as a teenage girl.

It was a wonderful idea to stage this great drama at the English Theatre which is known in town for the great variety of English and American plays. Six actors are on stage, two of them in three different roles. The stage set is elegant and simple, while the costumes reflect the fashion of the early 17th century. Perfect.

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„Othello“ von William Shakespeare – das neue Stück am English Theatre of Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Hans-Jürgen Kock

Sind diese beiden wirklich Freunde?
Sind diese beiden wirklich Freunde?

Endlich wieder ein Shakespeare auf den Brettern der Bühne an der Mundsburg!

Und noch dazu eine Inszenierung, die von sich reden machen wird. Sechs Schauspieler, zwei gar in drei Rollen, zelebrieren jenes Stück, in dem es um Liebe, Eifersucht, verletzte männliche Eitelkeit und Rache geht. Ein allzu menschliches Drama, das – obwohl vor über vierhundert Jahren geschrieben -nichts von seiner Aktualität verloren hat.

Der Stoff zu diesem Trauerspiel ist den „Degli Hecatommithi,“ den hundert Novellen des aus Ferrara stammenden Dichters und Philosophen Giraldi Cinzio entlehnt. Die knappe Form der Novelle beeinflusst den Aufbau des Dramas. Die Ereignisse sind auf wenige Tage zusammengedrängt. Für Shakespeare untypisch ist die kleine Zahl der agierenden Personen. Die sonst bei ihm so beliebten Parallel- und Kontrastfiguren fehlen in diesem Stück. Das Publikum konzentriert sich voll und ganz auf die große Leidenschaft des Othello. Diese Leidenschaft ist die Eifersucht, ein beliebtes Motiv in den Dramen des 17. Jahrhunderts. Othello – auch der „Mohr von Venedig“ – ist ein passiver Held, der von seiner krankhaften Eifersucht und dem damit einhergehenden Misstrauen getrieben, am Ende zum Mörder wird. Schuld an dem Unheil ist der Fähnrich Jago, dem Arthur Schopenhauer in seinen Schriften die „außergewöhnliche Bosheit eines Charakters“ attestierte. Continue reading „„Othello“ von William Shakespeare – das neue Stück am English Theatre of Hamburg“

Vom Sachbuch zur Faction: Die Autorin Brigitte Cleve

von Maren Schönfeld

Brigitte Cleve
Brigitte Cleve

„Was sollte es denn heute noch für eine Rolle spielen, welche Ängste sie als Vierjährige geplagt hatten? Ja, sie hatte mit ihrer Mutter erst eine schreckliche Reise machen müssen und war dann in einer fremden, von Flüchtlingen überquellenden Stadt angekommen, in der weder die Mienen noch die Worte der Menschen Freundlichkeit widerspiegelten. Das war aber nicht nur ihr so ergangen. Und davon soll man Jahrzehnte später Schlafstörungen bekommen?“ Diese Gedanken gehen der 72jährigen Lina, Hauptperson des Romans „Meerraben“ (Print: ihleo verlag Husum, 2. Auflage 2016; E-Book: Martin Bühler Publishing, Bredstedt 2015) von Brigitte Cleve, durch den Kopf. Schauplatz des Romans ist Flensburg, und er basiert auf tatsächlichen Begebenheiten. Faction heißt laut Continue reading „Vom Sachbuch zur Faction: Die Autorin Brigitte Cleve“

Eine andere Einsamkeit – Hochsensibilität als Romanthema

von Maren Schönfeld

(c) Kadera Verlag
(c) Kadera Verlag

Während ich das Gefühl habe, dass unsere Welt immer lauter wird, immer voller mit Informationen und Nachrichten, stolpere ich über ein Buch, dessen Thema das genaue Gegenteil ist: Die Stille. Nicht die Stille in der Natur oder in der Nacht, sondern die Stille als ein Grundbedürfnis des Menschen. Es ist kein kontemplatives Sachbuch mit Anleitung zur Meditation, sondern ein Roman aus dem Hier und Jetzt, über eine Frau, die schon in ihrer Kindheit an dem Zuviel ihres Umfelds leidet. Als ihre Schwester geboren wird, melden die Eltern die dreijährige Xenia im Kindergarten an. Das Kind erlebt diesen Ort als die „Große Qual“ (S. 13), dessen Lärmmischung aus Geschirrgeklapper, Geschmatze, Geschrei und als Krönung der immer wieder erklingenden „Vogelhochzeit“ kaum auszuhalten ist. Ihre Versuche, sich innerhalb dieser Struktur zurückzuziehen, in Ecken zu verschwinden und allein zu spielen, scheitern an dem Eingewöhnungsprogramm der Erzieher. Xenia fühlt sich verkehrt, und dieses Gefühl soll ihr prägendes werden. Denn es wird nicht besser. Continue reading „Eine andere Einsamkeit – Hochsensibilität als Romanthema“

Tadschikistan – „das Land der Krone“

von Ferenc Horvath (Text und Fotos)

Bild 2
Bild 2

Man nennt dieses in Zentralasien gelegene Land wegen seiner Form auch „Hasenland.“ Es ist auch das Land der Arier, das zu 93% aus Gebirgszügen besteht – den höchsten in der seinerzeitigen Sowjetunion. Der höchste Berg ist die Leninspitze. Das Territorium weist zudem 2.000 Seen und 8.000 Gletscher aus. Ein weiterer Superlativ sind 300 Sonnentage im Jahr. Ein atemberaubendes Land! Continue reading „Tadschikistan – „das Land der Krone““

Transistrien – ein unbekannter europäischer Nachbar

Transistrien III
Transistrien III

von Ferenc Horvath

Existiert dieses Land namens Transistrien eigentlich wirklich? Ja, denn de facto ist es laut Wikipedia seit 1992 unabhängig. „Im Jahre 2004 hatte Transistrien 555.000 Einwohner. Es ist ein bedeutendes Zentrum der Schwerindustrie und steht unter entscheidendem russischen Einfluss. Völkerrechtlich wird die Region allerdings weiterhin als Teil Moldawiens betrachtet. Bislang erkennt kein anderer Staat, keine andere Region oder internationale Organisation das Land als souveränen Staat an. Transistrien ist aber seit 1990 faktisch von der Zentralregierung in Chisinau unabhängig und verfügt u.a. über eine eigene Regierung und Währung. Gleiches gilt für die Verwaltung und das Militär. Das Land ist Continue reading „Transistrien – ein unbekannter europäischer Nachbar“

DON’T LOSE THE PLACE – THE NEW PLAY AT THE ENGLISH THEATRE OF HAMBURG

by Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

The English Theatre of Hamburg 2016 DON´T LOSE THE PLACE
Eddie, be a sport and come to the guest-room

Rejoice and look forward to a performance of a wonderful comedy at your favourite theatre in Hamburg! All those who never miss a play at the TET already know and love Derek Benfield, one of Britain’s foremost theatre playwrights, who not only wrote some extremely amusing comedies, but at the same time appeared himself on stage in several plays. Experts agree that he was a very gifted actor. What a pity that this man who gave so much joy to millions of people died in 2009 at the age of 83. Anyway, Derek will no be forgotten as long as his plays are performed in theatres and on TV stations worldwide. But now let us have a look at Sylvia and her unique idea to find the “ideal husband.” Continue reading „DON’T LOSE THE PLACE – THE NEW PLAY AT THE ENGLISH THEATRE OF HAMBURG“

DON’T LOSE THE PLACE – Das neue Stück am English Theatre of Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

The English Theatre of Hamburg 2016 DON´T LOSE THE PLACE
Eddie, sei ein guter Junge und komm mit ins Gästezimmer

Vorweihnachtszeit ist Lustspielzeit an der Mundsburg. Das vom britischen  Erfolgsautor Derek Benfield geschriebene Stück hat das Zeug zu einem Kassenschlager! Denn wer erfreut sich an trüben Wintertagen nicht an diesem temporeichen Verwirrspiel um Liebe und Täuschung, das bereits unter dem Titel „Falscher Tag – falsche Tür“ an verschiedenen deutschen Theatern Furore machte.

Der Plot selbst ist auf den ersten Blick schlicht: Sylvia, eine hübsche erfolgreiche Boutiquebesitzerin, die in einem schicken Londoner Vorort mit Blick auf einen Flusslauf – vermutlich ein Nebenarm der Themse – residiert, ist gerade von ihrem langjährigen Freund betrogen und verlassen worden. Was liegt da näher, als sich nach einem anderen Mann umzusehen. Motto: Andere Mütter haben auch schöne Söhne. Doch sie will diesmal auf Nummer sicher gehen. Deshalb wählt sie gleich drei Männer als mögliche Ehepartner, die unterschiedlicher nicht Continue reading „DON’T LOSE THE PLACE – Das neue Stück am English Theatre of Hamburg“