“The Picture of Dorian Gray” – die neue Premiere am English Theatre of Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

Du siehst aber gar nicht gut aus auf dem Bild, Dorian

Ein „Gothic“ an der Mundsburg! Kein Zweifel, noch stimmiger kann man dieses Glanzstück aus der Feder Oscar Wildes nicht auf die Bühne bringen. Das eigentlich für seine sehr hübschen, eher braven Bühnenbilder bekannte Theater hat sich diesmal an die Maxime gehalten, dass weniger oft mehr ist. Wer ein opulentes viktorianisches Dekor erwartet, wird von einem mit äußerst reduzierten Mitteln gestaltetes Szenario überrascht. Alles in allem eine sehr gelungene Inszenierung unter der Regie von Paul Glaser, dessen unverwechselbare dramaturgische Handschrift den Besuchern des TET bereits aus dem Ende April 2015 uraufgeführten Schocker „Thrill Me“ noch in Erinnerung sein dürfte.

„Das Bildnis des Dorian Gray“ ist wohl jedem Bildungsbürger und Theaterfan bekannt. Dennoch soll hier nicht auf eine längere Inhaltsangabe verzichtet werden: Lord Henry Wotton, ein ebenso eleganter wie zynischer Aristokrat, entdeckt während eines Besuchs bei dem berühmten Porträtmaler Basil Hallward das noch nicht vollendete Gemälde eines äußerst attraktiven jungen Mannes namens Dorian Gray. Continue reading „“The Picture of Dorian Gray” – die neue Premiere am English Theatre of Hamburg“

Unbunt eindringlich

Zur Ausstellung „18/I ihr habt es alle gewusst“ von Ele Runge im Berenberg-Gossler-Haus, Hamburg-Niendorf

von Maren Schönfeld
Fotos: Ele Runge

CARPETS, medusa, Fotofragmenteriung, 80 x 80 cm (Ele Runge)

Mit dem ersten Blick sieht das Auge grafische Formen, die wie Teppichmuster aussehen, allerdings fast nur in Schwarz, Grautönen und Weiß. Ich stehe zunächst weit entfernt. Deutlich und harmonisch erscheint mir das grafische Muster, oben und unten, rechts und links gespiegelt. Es strahlt eine Ordnung, Struktur und Symmetrie aus, die eine beruhigende Wirkung auf mich haben. Ich schaue diese Carpets, wie Ele Runge sie nennt, gern an. Dann trete ich näher und mit jedem Schritt vereinzelt der Blick die Elemente dieses Musters. Es sind keine grafischen Formen, sondern winzige organische: Menschen, gehend oder eng zusammen hockend, in Tücher gehüllt. Menschen, deren Gesichter resigniert sind. Menschen, die klagende Posen einnehmen, Menschen hinter Zäunen, Menschen auf der Flucht. Je tiefer ich in den Carpet eintauche, je dichter ich davorstehe, desto verstörender wirkt er. Trete ich zurück, verliert sich die Vereinzelung wieder, das Gebilde verwandelt sich erneut in eine grafisch strukturierte Fläche. Diese Symbolhaftigkeit empfinde ich sofort als stimmig: Die Masse des Leids berührt uns nicht, aber das einzelne Schicksal schon. Die vielen einzelnen Schicksale sind so eine große Masse, das sie uns überfordern. Wir nehmen sie als eine Art Abstraktion wahr. Bewegungen, Wanderungen finden statt, ohne dass wir sie beeinflussen können und egal, wie wir dazu stehen. Dort sind die Grenzen unserer auf Selbstoptimierung getrimmten Welt und dort ist auch der Rand unseres Suppentellers, über den hinauszuschauen Ele Runge uns auffordert. Continue reading „Unbunt eindringlich“

Der Zahn war nicht immer hohl

Vor 127 Jahren wurde der Grundstein zum Altbau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gelegt

von Manuel Ruoff

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gehört zu den Sehenswürdigkeiten West-Berlins. Außer der „Puderdose“ (Hauptbau) und dem „Lippenstift“ (Turm) gehört zu dem Ensemble auch der „hohle Zahn“. Im Gegensatz zu den Nachkriegsbauten des Architekten Egon Eiermann reicht die Geschichte von Franz Heinrich Schwechtens Altbau bis in die wilhelminische Zeit zurück.

Wilhelm II. hatte ein gestörtes Verhältnis zu seinen Eltern, der Mutter Victoria und dem von ihr stark beeinflussten Vater Friedrich III. Der liberale Fried­rich III. verhielt sich zwar loyal zu seinem Vater, aber er verfolgte eine andere politische Linie als der konservative Wilhelm I., was ihr Verhältnis belastete. Da verwundert es nicht, dass Wilhelm II. seinen Großvater mochte. Anfänglich mochte er auch dessen Kanzler Otto von Bismarck, aber das hatte sich über die Zeit so sehr geändert, dass er diesen 1890 zum Rücktritt drängte. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Wilhelm II. für seinen Großvater die Bezeichnung „Wilhelm der Große“ durchsetzen und ihn als Heros der neusten preußischen und deutschen Geschichte hervorheben wollte.

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“Norma” – the new book by Sofi Oksanen

by Maren Schönfeld (German version), English summery by Uta Buhr

Sofi Oksanen, Photo: Toni Härkönen

The German fairy tale “Rapunzel” – one of many tales collected by the Brothers Grimm – forms the basis of Sofi Oksanen’s new novel. Do you remember? Rapunzel, the young woman who is endowed with the most beautiful long hair imaginable which serves her secret lover as a ladder to see her in her tower on top of a castle. Generations of children and young adults all over the world were and still are enchanted by this charming and thrilling tale.

In 2017, “Norma” was published in German language under the title “Die Sache mit Norma.” The author is the daughter of a Finnish father and an Estonian mother, born and raised in Central Finland. Russian animal tales and other stories inspired her to create the post-modern figure of Norma. It goes without saying that a writer of Sofi’s stature does not merely tell us a story, but spices her novel with fine doses of feminism and social problems. Just imagine, in 2010 19 million people went on a pilgrimage to the Indian Tirupati Temple to offer their hair to the gods. As a matter of fact, the temple sells the hair very expensively to celebrities such as Jennifer Lopez and Paris Hilton as hair extensions!  To make a long story short: There is not enough hair to satisfy the “need” for it worldwide. Some gangs meanwhile even go so far as to steel women’s hair by cutting it while their victims are trying to cross the street. Afterwards these gangsters chop off on their mopeds. Continue reading „“Norma” – the new book by Sofi Oksanen“

Rapunzel und die Mafia

von Maren Schönfeld

Sofi Oksanen, Foto: Toni Härkönen

Das Märchen Rapunzel war der Ausgangspunkt für Sofi Oksanens 2015 in Finnland, 2017 in Deutschland erschienenen Roman „Norma“ (deutscher Titel: „Die Sache mit Norma“). Für die estnisch-finnische Autorin, in der Kindheit geprägt von russischen lehrreichen oder Tiermärchen, war die revolutionäre Geschichte von Rapunzel das Lieblingsmärchen. So kreierte sie eine, wie sie sagt, postmoderne Version dieser Märchenfigur. Aber es wäre nicht Sofi Oksanen, bekämen wir es nicht auch mit Feminismus und gesellschaftlichen Fakten zu tun. 19 Millionen Menschen kamen 2010 zum indischen Tirupati-Tempel, um ihre Haare den Göttern zu opfern[1]. Die Tempel verkaufen das Haar, längst reicht es nicht mehr, um den Bedarf in der Welt zu decken. Extensions, wie sie Jennifer Lopez und Paris Hilton tragen, sind beliebt und werden teuer bezahlt. Längst ist das Geschäft mit den Haaren ein weltweites geworden. Im chinesischen Taihe wurden 2012 mit Haarexporten 88 Millionen Dollar erwirtschaftet.[2] Es gibt Orte auf der Welt, in denen sich zwei Bandenmitglieder auf einem Mofa einer an der Ampel stehenden Frau nähern und ihr – ratsch! – die Haare abschneiden, um damit zu türmen und sie zu verkaufen. Doch die Frauen im Tempel geben ihre Haare freiwillig her, andere gegen einen geringen Preis. Am wenigsten bekommen weltweit die Frauen, die ihre Haare abgeben. Am meisten kassieren Männer, die diese Geschäfte machen. Continue reading „Rapunzel und die Mafia“

2017 feiert Finnland hundert Jahre Unabhängigkeit

Dieser Artikel erschien unter der Überschrift „Ein Großfürstentum wird unabhängig und Republik“ am 1.  Dezember 2017 im Geschichtsteil der PAZ.  Der Schluss wurde von der Autorin etwas verändert.

von Uta Buhr

Der Dom

Finnland, das „Land der tausend Seen“ im nördlichsten Teil Europas, erstreckt sich über eine Fläche von knapp 340.000 Quadratkilometern. Es ist somit etwas kleiner als die Bundesrepublik. Während Deutschland eine Bevölkerung von 80 Millionen aufweist, ist Finnland mit lediglich 5,5 Millionen Menschen äußerst  dünn besiedelt. Das offizielle Idiom  ist finnisch, gefolgt vom Schwedischen als anerkannte zweite Amtssprache.

Der 6. Dezember war von jeher ein  besonderer Tag im Leben eines jeden Finnen. 2017 aber wird dieses Datum mit großem Pomp gefeiert, denn vor genau einhundert Jahren erlangte Finnland seine Unabhängigkeit. In den Wirren der Oktoberrevolution ergriff das Land die Gelegenheit beim Schopfe, sich vom zaristischen Russland loszusagen. Unter der Führung von Senatspräsident Evind Svinhufvud unterzeichnete das Parlament mit knapper Mehrheit von 100 zu 88 Stimmen die Unabhängigkeitserklärung, welche  am 31. Dezember 1917 von der neuen sowjetrussischen Regierung anerkannt wurde. Continue reading „2017 feiert Finnland hundert Jahre Unabhängigkeit“

Die Geschichte einer Nordmann-Tanne

von Birgit Romann-Pontow

Die Autorin mit Weihnachtsbaum, (c) Angelika Fischer

Es war einmal, so fangen viele Märchen an. Das Märchen, das ich heute zu erzählen habe, ist eine wahre Geschichte.

Ich bin ein Hamburger Stadtkind, mein Mann kommt aus Schleswig-Holstein. Nach unserer Hochzeit im Jahre 1996, wohnten wir zunächst in meiner kleinen Wohnung in Eilbek, nahe der Wandsbeker Chaussee. Meinem Mann fehlte die Landluft und so zogen wir ein Jahr später nach Barmstedt, seinem Heimatort. Die Hauptstraße ersetzte mir zwar die Stadtluft, aber irgendwie war das doch nicht so ganz nach unserem gemeinsamen Geschmack. Wir schauten uns weiter um und fanden Anfang 2004 unser neues Zuhause. Eine Doppelhaushälfte, mitten auf dem Land in einem Dorf namens Hemdingen mit 1500 Einwohnern und viel frischer Luft. Ich, ein Stadtkind, bis auf die gemeinsame Wohnung Barmstedt, mein Leben lang ohne Balkon, hatte nun ein Haus mit Garten, Wiese drum herum und zwei wunderschöne Nordmann-Tannen im Vorgarten. Garten? Toll! Blumen, Pflanzen. Versuch macht klug. Alles wuchs unter unseren Händen.

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Der Maler und sein Werk: Lászlò Kova in der Galerie Courtyard im Hotel Marriott Hamburg Airport

von Uta Buhr

Motto der Werkschau: Kunst kommt von Können.

László Kova

Unlängst wurde die Ausstellung „Lászlò Kova ist 77 – Retrospektive“ in den eleganten Räumen des Hotels am Flughafen eröffnet. Das Haus hat das Glück,  in Herrn Ravinda K. Ahuja einen kunstsinnigen Direktor gefunden zu haben, der regelmäßig hochkarätige Ausstellungen  organisiert.

Das Multitalent Lászlò Kova – der gebürtige Ungar malt nicht nur, sondern schafft auch Skulpturen, schreibt Geschichten, Romane und Gedichte und musiziert – bot eine beeindruckende Werkschau seiner Bilder. Beim Betreten des Saals fiel den Geladenen sofort das  gelungene Ölgemälde Helmuth Schmidts ins Auge, das den hochverehrten  Elder Statesman in seinen letzten Jahren zeigt. Der „gelernte“ Hanseat hat außer einer Reihe von Porträts und Landschaftsmalereien sehr stimmungsvolle Bilder mit maritimen Motiven geschaffen. Continue reading „Der Maler und sein Werk: Lászlò Kova in der Galerie Courtyard im Hotel Marriott Hamburg Airport“

Weihnachtsfeier 2017

von Maren Schönfeld
Fotos: Michi Müller

Vizepräsidentin Uta Buhr

Am 1. Dezember 2017 beging unser Journalistenverband die diesjährige Weihnachtsfeier im Marriott-Hotel und beschloss damit ein schwieriges und trauriges Jahr. Unsere Präsidentin Johanna Renate Wöhlke erlag im Juni einer schweren Krankheit, gegen die sie bis zuletzt mit aller Kraft gekämpft hatte. Vizepräsidentin Uta Buhr würdigte Johanna Renate Wöhlke in ihrer einfühlsamen Rede und ließ die sieben Jahre, in denen die DAP unter deren Leitung gewesen war, Revue passieren. Nicht zuletzt dieses Online-Magazin trägt Wöhlkes Handschrift, hat sie sie doch gestaltet, gepflegt und immer weiterentwickelt. Auch außerhalb der DAP war Johanna Renate Wöhlke schriftstellerisch und künstlerisch außergewöhnlich vielseitig tätig gewesen, was Uta Buhr noch einmal ins Bewusstsein rief. Neben ihr erinnerten auch Maren Schönfeld und László Kova im Rahmen von kurzen Lesungen an die verstorbene Präsidentin. „Wir werden ihr fröhliches Wesen und den nie versiegenden Quell neuer Ideen vermissen“, sagte Uta Buhr.

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Das Zeug zum Spielen

von Maren Schönfeld
Fotos: Jennifer Hymer und Julia Mihály

Ninon Gloger

Madama Butterfly ist der Titel für das zweite Konzert des Non-Piano/Toy Piano Festivals am 11.11.2017 in Hamburg im resonanzraum St. Pauli. Eingestellt auf einen ungewöhnlichen Abend mit ungewohnten Klängen auf Spielzeugklavieren, sprengt das Erlebte allerdings jede Vorstellungskraft. Solisten, die zwei oder gar drei Instrumente während eines Stücks spielen; das Zusammenwirken eines Flügels mit dem Toy Piano; acht Melodicas im Zusammenspiel mit Tuba und Hihat – es ist kaum in Worte zu kleiden, was die furiosen Musikerinnen und Musiker aus aller Welt auf der Bühne präsentieren.

Haben Sie jemals ein Duett aus Spielzeugklavier und Tablet gehört? Julia Mihály (Deutschland) hat in ihrer Komposition „Baby Spin to Superman Reserve Variations (UA)“ beides zusammengebracht. Sie selbst übernimmt in der Aufführung das Tablet, während Bernhard Fograscher, der sich ansonsten auch mit dem zweimanualigen Vierteltonklavier beschäftigt, das Pink Butterfly Piano bespielt – mit einer langen Unterhose bekleidet, nachdem er sich zuvor Schuhe und Straßenhose ausgezogen hat, denn er muss sich schon sehr klein zusammenkrümmen, um am Mini-Piano Platz nehmen zu können. Continue reading „Das Zeug zum Spielen“

“Boeing Boeing” – the new Play at the English Theatre of Hamburg

by Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

Hi, come and fly with us around the world

Congratulations – what a hilarious play! “Boeing Boeing”, masterly directed by Clifford Dean, marks another “Best of” in the long line of great performances on the stage of the English Theatre of Hamburg. How come that a plot going back to the sixties of the last century is still so popular and elicits almost thunderous applause from the audience. The answer is as simple as that: humour does not know deadlines – witty plays never get stale, no matter at what time they were written. “Boeing Boeing” perfecty reflects the European lifestyle of the “swinging sixties.” Those in the audience who still remember the feeling of liberty and the winds of change after the grey and bitter post-war years will enjoy the charm and lightness of this outstanding comedy written in French by the Swiss-born author Marc Camoletti and translated into English by Beverly Cross and Francis Evans.

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„Boeing Boeing“ – das neue Stück am English Theatre of Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

Wie wäre es mit einem Flug rund um die Welt?

Kompliment! Mit dieser temporeichen Komödie von Marc Camoletti hat das English Theatre sich selbst übertroffen. Und das soll angesichts des vielfältigen Spielplans dieser kleinen Bühne schon etwas heißen. Warum ist dieses leichtfüßige Stück aus den etwas spießigen sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute ein Hit – immerhin wurde es weltweit unzählige Male aufgeführt und schaffte es sogar ins Guiness Book of Records? Allein in Paris , wo die Komödie ihre Erstaufführung erlebte, lief sie neunzehn Jahre lang. Der Erfolg von „Boeing Boeing“ beruht sicherlich auch darauf, dass dieses Stück die Epoche einer „heilen Welt“ widerspiegelt, die das Publikum nach den gerade überwundenen bitteren Nachkriegsjahren an einem neckischen, höchst amüsanten Bäumchen-wechsel-dich Spiel teilnehmen lässt, das seinesgleichen an Komik sucht.

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„Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen“ (Isaac Asimov)

Text und Fotos: Maren Schönfeld

Roswitha Quadflieg; Bilder der Ausstellung: Hanna Malzahn

Am 11. Oktober hat Roswitha Quadflieg in der Ausstellung „Ansichtssache“ (Kunstforum der GEDOK Hamburg) aus ihrem Buch „Das kurze Leben des Guiseppe M.“ gelesen und das Projekt vorgestellt. Verarbeitet Hanna Malzahn Urbanität aus ganz verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Entstehungsarten bildlich, so bringt Roswitha Quadflieg mit ihrem der Reportage nahen Buch eine (An-)Sicht auf die Geschehnisse in einer Großstadt – Berlin – ein, die Fragen aufwirft und betroffen macht: Welche Seiten hat die Stadt, von denen wir nichts mitbekommen? Welche Rolle spielen Parallelgesellschaften, die sich gebildet haben und derer die Politiker sich eher nicht annehmen? Wie ist es möglich, dass in unserer aufgeklärten Gesellschaft derart archaische Gewalttaten passieren, und zwar ständig? Continue reading „„Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen“ (Isaac Asimov)“

Klondike in Friesland – „Alarm in Hooksiel“, ein Kriminalroman von Michael Buschow

von Uta Buhr
Autorenfoto: Jürgen Heck

Michael Buschow

„Nach Golde drängt, am Gold hängt doch alles. Ach wir Armen!“ Dies lässt Goethe in seinem „Faust“ Margarethe seufzen, als sie das von Mephisto in ihr Zimmer geschmuggelte Geschmeide entdeckt.

Kennen Sie Hooksiel? Falls nicht, sollten Sie umgehend eine Spritztour dorthin unternehmen, um in diesem 2.127 Seelen-Ort in der Gemeinde Wangerland (Landkreis Friesland) Ihr Glück zu machen. Denn es könnte sein, dass Ihnen eine gute Fee oder einfach nur ein guter Mensch klammheimlich Goldmünzen aus der Kaiserzeit zusteckt. Ist Ihr Interesse geweckt? Na, dann lesen sie mal, wie es zu diesem Goldregen an der stürmischen Nordseeküste kam. Continue reading „Klondike in Friesland – „Alarm in Hooksiel“, ein Kriminalroman von Michael Buschow“

„I’LL BE BACK BEFORE MIDNIGHT” by Peter Colley – The New Play at the English Theatre of Hamburg

by Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

Oh darling, please don’t be cross with me

Even if you already had the chance to see this fantastic thriller a couple of years ago, do not hesitate to enjoy Peter Colley’s play again. The English Theatre presents an entirely new version of this “spicy” plot, featuring four wonderful actors, imported from the UK.

No doubt, Alfred Hitchcock, the late “Master of Thrill” will jealously be watching – from orbit or wherever he may be – the action on the Hamburg stage, the more so as the plot will remind him of one of the best films of this genre ever – “The House of Lady Alquist”, realised as early as 1944 and featuring Ingrid Bergman und Charles Boyer. By the way, it was not Alfred who directed this chilling story, but his great American colleague George Cukor. Sorry, Hitch! Continue reading „„I’LL BE BACK BEFORE MIDNIGHT” by Peter Colley – The New Play at the English Theatre of Hamburg“

„I’LL BE BACK BEFORE MIDNIGHT“ heißt das neue (alte) Stück am English Theatre in Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

Liebling, sei mir bitte nicht böse

Warum neues altes Stück? Dieser Thriller des britisch-kanadischen Autors und Theatermannes Peter Colley erfreut sich weltweit so großer Beliebtheit, dass auch die Bühne an der Mundsburg es bereits zum dritten Mal in ihr Programm aufgenommen hat – allerdings in sehr großen zeitlichen Abständen. Nach dieser langen Pause erschließt sich dem Zuschauer das Stück völlig neu, selbst wenn er noch die eine oder andere Szene im Kopf hat.

Eigentlich müsste diesem Thriller eine jener Warnungen an besonders zart besaitete Gemüter vorausgehen, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen. Zumal in manchen Szenen scharf geschossen wird, und dies aus einer Jagdflinte, die dem Publikum bereits ins Auge sticht, sobald der Vorhang sich gehoben hat. Continue reading „„I’LL BE BACK BEFORE MIDNIGHT“ heißt das neue (alte) Stück am English Theatre in Hamburg“

Von ZELLHAUFEN und SEPARATORENFLEISCH

von Maren Schönfeld

abschätziger bankjargonismus; hilmar kopper/ unwort 1994

Exponate und Aktionen aus der bildenden Kunst, der angewandten Kunst, der Literatur und dem darstellenden Spiel sowie der Musik kamen in der Ausstellung ALLES THEATER? zusammen. Zum Schluss werfen drei Künstler im wahrsten Sinne noch einige Wörter in die Runde: Aus Maren Schönfelds Projekt „WEICHE ZIELE und WOHLSTANDSMÜLL“, in dem sie jedes Wort zeilenweise in eine neue Anordnung bringt, damit den Lesefluss stoppt und neue Assoziationen herbeiruft, hat eine Auswahl Eingang in diese Veranstaltung gefunden. Mit Rede und Gegenrede, Benennung der tatsächlichen Bedeutung einiger Unwörter und gerügten Wörter entlarven die Akteurinnen Gewalt und Ausgrenzung in der Sprache, denn die vermeintlich harmlosen

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