Die Alternative zum Drei-Kaiser-Bündnis

erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 125 Jahren versuchte Bismarck mit dem Rückversicherungsvertrag, Deutschland den Zweifrontenkrieg zu ersparen

Am 18. Juni 1887 unterzeichneten der deutsche Reichskanzler und der russische Außenminister den Rückversicherungsvertrag. Er sollte verhindern, was ein gutes Vierteljahrhundert später Realität wurde: dass Deutsche und Russen aufeinander schießen.

„Versuche, solange zu dreien zu sein, als die Welt durch das labile Gleichgewicht von fünf Großmächten regiert wird.“ Dieser Maxime versuchte Otto von Bismarck als Reichskanzler zu folgen. Von Frankreich nahm er an, dass es als möglicher Verbündeter ausfalle, da es nach dem verlorenen Deutsch-Französischen Krieg und der gegen seinen Willen realisierten deutschen Einigung auf Revanche sinne. Und Großbritannien Continue reading „Die Alternative zum Drei-Kaiser-Bündnis“

Der mit Abstand korrupteste

erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von Dr. Manuel Ruoff

Preußens Premier Johann Kasimir Kolbe nutzte die Gunst von Preußens erstem König rücksichtslos aus

Johann Kasimir Kolbe von Wartenberg gilt als der korrupteste unter den Regierungschefs des preußischen Königreiches. Entsprechend der Volksweisheit „Wie der Herr, so’s Gescherr“ „diente“ Kolbe mit Fried­rich I. dem wohl unpreußischsten aller Preußenkönige.

Als erstes stand der am 6. Februar 1643 in der hessischen Wetterau geborene Bürgerliche als Oberstallmeister und Geheimer Rat in den Diensten von Marie von Oranien, Schwägerin des Großen Kurfürsten. Durch sein gefälliges Äußeres und sein Continue reading „Der mit Abstand korrupteste“

Erfolgreich dank Wallace-Krimis

erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 90 Jahren gründete der Preuße Wilhelm Goldmann den Goldmann Verlag. Anfänglich spiegelte das Programm die besonderen Interessen des Verlagsgründers wider. So begann die Verlagstätigkeit mit der Veröffentlichung der Bildbände „Kultbauten des Islam“ und „Javanische Schattenspiele“ sowie von Holzschnittmappen über die Wartburg von Franz Hain und Rothenburg ob der Tauber von Kurt Preusse. Der am 25. Februar 1897 im oberschlesischen Baumgarten, Kreis Falkenberg geborene Sohn eines Dorfschullehrers und Kantors war eben wandervogelbewegt und hatte nach dem Abitur eigentlich Kunstmaler werden wollen. Continue reading „Erfolgreich dank Wallace-Krimis“

Wie Irland souverän wurde

erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 75 Jahren erhielt die grüne Insel ihre heutige Verfassung

Der Anglo-Irische Krieg um die Unabhängigkeit Irlands von England endete mit einem Kompromiss, dem am 6. Dezember 1921 in London unterzeichneten Anglo-Irischen Vertrag (The Treaty). Ihm gemäß wurde die grüne Insel geteilt in einen kleineren, überwiegend von Protestanten bewohnten Nordteil, der beim Vereinigten Königreich verblieb und einen größeren, überwiegend von Katholiken bewohnten größeren Teil, der als Irischer Freistaat statt der erstrebten Souveränität nur den Status eines Dominion wie Kanada erhielt. Continue reading „Wie Irland souverän wurde“

„Wir sind Sieger“

erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von Dr. Manuel Ruoff

20. Sommerfest der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein

In Anwesenheit der Vorsitzenden der deutschen Vereine aus Memel und Heydekrug fand bei herrlichstem Kaiserwetter vergangenen Sonnabend in Allenstein das 20. Sommerfest der Landsmannschaft Ostpreußen statt. Über 1000 ostpreußische Heimatvertriebene und -verbliebene sowie interessierte Polen waren dem Ruf in das neben dem Schloss gelegene Amphitheater der ermländisch-masurischen Woiwodschaftshauptstadt gefolgt. Continue reading „„Wir sind Sieger““

Italiens Anlehnung an den Zweibund

Erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 130 Jahren schloss das Königreich den Dreibundvertrag mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn

Zehn Jahre vor dem Deutschen Reich war 1861 das Königreich Italien gegründet worden. Die italienische Einigung war gegen den militärischen Widerstand Österreichs erfolgt, das aus dem Wiener Kongress von 1814/15 als Vormacht (Nord-)Italiens hervorgegangen war. Und sie war unterstützt worden vom Kaiserreich Napoleons III., der in klassischer französischer Außenpolitik dadurch die damalige Führungsmacht Deutschlands schwächen wollte. Allerdings hatten im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 auch die Beziehungen des jungen italienischen Nationalstaates zum Continue reading „Italiens Anlehnung an den Zweibund“

»Lützows wilde, verwegene Jagd«

erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 230 Jahren kam der Kommandeur des von Theodor Körner besungenen Freikorps zur Welt

Die Bedeutung des Lützowschen Freikorps für die deutsche Nationalbewegung lag weniger in militärischen Erfolgen als vielmehr darin, dass hier Patrioten aus fast allen Teilen Deutschlands freiwillig und ohne Aussicht auf materielle Vorteile in preußische Dienste traten, um gemeinsam hinter den Linie des Feindes den gefährlichen, verlustreichen „kleinen Krieg“ gegen die napoleonische Fremdherrschaft aufzunehmen. Ihr Namensgeber und Kommandant war ein Freiherr von nur durchschnittlicher militärischer Begabung, aber dafür mit Mut und Ausstrahlung: Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow. Continue reading „»Lützows wilde, verwegene Jagd«“

Geschichte im H0-Format

Erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

Von Dr. Manuel Ruoff

Das Miniatur Wunderland Hamburg und die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg haben eine Sonderausstellung mit dem Titel „Die Geschichte unserer Zivilisation“ erstellt. In acht Dioramen, sprich Modellen, wird die Entwicklung einer idealtypischen fiktiven mitteldeutschen Stadt von der Jungstein- bis zur NS-Zeit dargestellt. Historisch beraten von der Landeszentrale mit der Historikerin Sabine Bamberger-Stemmann an der Spitze, erstellte ein Mitarbeiterteam von Miniatur Wunderland die Modelle. Dieses geschah mit der Detailverliebtheit, die das gesamte Continue reading „Geschichte im H0-Format“

Das Deutschlandlied und die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland

Von Dr. Manuel Ruoff

Bund knüpft gegen Heuss’ Widerstand an Weimar an

Ein Briefwechsel machte vor 60 Jahren das Deutschlandlied zur Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland

Der Aufbau der Bundesrepublik Deutschland orientierte sich unter Ausschluss dessen, was für den Untergang der Weimarer Republik verantwortlich gemacht wurde, weitgehend am Vorbild der ersten Republik. Das gilt grundsätzlich auch für die Staatssymbolik. Die Landesflagge wurde ebenso von Weimar übernommen wie das Staatswappen. Weimars Nationalhymne wurde auch die der Bundesrepublik, doch verlief hier die Übernahme weniger reibungslos. Vor allem dreierlei wurde dem Deutschlandlied von seinen Gegnern übel genommen. Da war zum ersten, dass die Nationalsozialisten im Gegensatz zum schwarz-rot-goldenen Dreifarb und dem rotbewehrten, schwarzen Adler auf goldenem Grund das Deutschlandlied – in Kombination mit ihrem Horst-Wessel-Lied – als Nationalsymbol beibehalten hatten. Da war zum zweiten, dass die in der ersten Strophe enthaltene geografische Verortung Continue reading „Das Deutschlandlied und die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland“

Vor 75 Jahren: Groß-Hamburg Gesetz änderte Grenzen

Ein letztes Mal vor dem Ende

Vor 75 Jahren änderte das Groß-Hamburg-Gesetz Preußens Grenzen

Am 1. April 1937 veränderten sich noch einmal Preußens Grenzen in nennenswerter Weise. Da die Grenzverschiebungen vor allem den Großraum Hamburg betrafen, trägt die entsprechende gesetzliche Grundlage  vom 26. Januar 1937 den Titel „Gesetz über Groß-Hamburg und andere Gebietsbereinigungen“.

Hamburg hatte im 19. Jahrhundert und vor allem nach der Reichs­einigung und dem Zollanschluss eine Blütezeit als „Deutschlands Tor zur Welt“ erlebt. Die Freie und Hansestadt war dabei über ihre politischen Grenzen hinausgewachsen. Bereits im Ersten Weltkrieg, aber vor allem in der nachfolgenden Weimarer Zeit hatte sich die Hamburger Politik und Verwaltung um eine Anpassung der politischen Grenzen bemüht, war dabei aber am preußischen Nachbarn und dem Föderalismus gescheitert. Continue reading „Vor 75 Jahren: Groß-Hamburg Gesetz änderte Grenzen“

Er führte die Lassalleaner in die SPD

Von Dr. Manuel Ruoff

Und mit Wilhelm Liebknecht begründete der Sozialdemokrat Wilhelm Hasenclever die Parteizeitung »Vorwärts«

Das Wissen darum, dass die SED 1946 aus der Vereinigung der „rechten“ SPD mit der „linken“ KPD in der Ostzone hervorgegangen ist, sollte zur Allgemeinbildung gehören. Schon weniger bekannt sein dürfte, dass die SPD ihrerseits selber aus einer Vereinigung hervorgegangen ist. 1875 vereinigte sich der „rechte“ Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV), die Lassalleaner, mit der „linken“ Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), wie die SPD sich damals noch nannte. Ähnlich wie bei der Vereinigung von 1946 war auch nach der von 1875 die Spitze der neuen Partei erst einmal paritätisch besetzt. Continue reading „Er führte die Lassalleaner in die SPD“

Weibliches Pendant zum Alten Fritz

Von Dr. Manuel Ruoff

Der jüngsten Schwester Friedrichs des Großen, Anna Amalia, wird die größte Ähnlichkeit mit ihrem Bruder nachgesagt

Von allen Geschwistern soll Anna Amalia von Preußen Friedrich dem Großen am ähnlichsten gewesen sein. Gerne ließ sie sich von ihrem Bruder für die Musik begeistern. Bereits als 15-Jährige schreibt sie Friedrich: „Mein teurer Bruder, Sie wissen, daß ich mich seit einiger Zeit ein bißchen mit der Musik beschäftige und ich brenne vor Lust mich darin zu perfektionieren. Hätten Sie die Güte, mir in dieser noblen Absicht zu helfen und mir einige nette Stücke zuzusenden, mit denen ich weiter üben könnte.“ Continue reading „Weibliches Pendant zum Alten Fritz“

Wie Marokko französische Kolonie wurde

Von Dr. Manuel Ruoff

Vergebens versuchte das Deutsche Reich, dem afrikanischen Staat seine Unabhängigkeit zu bewahren

Der Anfang vom Ende der marokkanischen Unabhängigkeit begann damit, dass Frankreich an der ihm gegenüberliegenden Küste des Mittelmeeres Brückenköpfe bildete, diese immer mehr ausbaute und schließlich als Herr über Algerien zum Nachbarn Marokkos wurde. 1830 besetzten französische Truppen Algier, Oran und Beleb el-Anab.

Dass Marokko erst 1912 Kolonie wurde, was für ein afrikanisches Land schon bemerkenswert spät ist, lag zum einen am Deutschen Reich, das sich lange für die marokkanische Unabhängigkeit einsetzte, und zum anderen an der Zerstrittenheit zwischen den an Nordafrika interessierten Kolonialmächten. Noch 1880 garantierten die Vereinigten sowie ein Dutzend europäische Staaten, darunter die Großmächte, die Souveränität Marokkos. Continue reading „Wie Marokko französische Kolonie wurde“

Friedrich II. oder Friedrich der Große?

Von Dr. Manuel Ruoff

Bundesfinanzministerium würdigt den 300. Geburtstag des Alten Fritz mit einer Zehn-Euro-Münze und einer 55-Cent Briefmarke

Das Bundesministerium der Finanzen würdigt den 300. Geburtstag des dritten preußischen Königs Friedrich der Große mit der Herausgabe eines 55-Cent-Sonderpostwertzeichens und einer Zehn-Euro-Gedenkmünze.

Das Briefmarkenmotiv zeigt Friedrich den Großen, wie er auf einem der bekanntesten Gemälde des zeitgenössischen Malers Anton Graff aus dem Jahr 1781 dargestellt ist. Bei der Präsentation von Briefmarke und Münze im Berliner Bode-Museum lobte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Hartmut Koschyk: „Der Grafiker Gerhard Lienemeyer aus Offenbach am Main hat es mit den grafischen Darstellungsmitteln unserer Tage verstanden, das eindrucksvolle Antlitz des Continue reading „Friedrich II. oder Friedrich der Große?“

Deutscher »Sparmansperg« für Griechenland

Von Dr. Manuel Ruoff

Nachdem Joseph von Armansperg Bayerns Finanzen saniert hatte, wurde er als Regierungschef nach Griechenland geschickt

Bereits im 19. Jahrhundert wurde der Versuch unternommen, mit deutscher Ordnung, Gründlichkeit und Sparsamkeit Griechenland zu sanieren, denn schon damals war es ein „verwahrlostes Land“, wie Roswitha von Bary-Armansperg in der „Neuen Deutschen Biographie“ zu berichten weiß. An der Spitze dieses Versuchs stand Joseph Ludwig Graf von Armansperg, der ebenso wie der damalige König Griechenlands, Otto I., aus Deutschland stammte. Continue reading „Deutscher »Sparmansperg« für Griechenland“

Wo ist nur der David Cameron der Deutschen?

Von Dr. Manuel Ruoff

Erleben wir mit England ein zweites Griechenland? Bezüglich der Bevölkerung sicherlich nicht. Selbstdisziplin und Arbeitsethos des protestantischen Inselvolkes ähneln eher den deutschen als den griechischen. Und wenn britisches Understatement und preußisches „Mehr sein als scheinen“ auch nicht identisch sind, so ist doch beiden Nationen die Protzsucht französischer Sonnenkönige fremd. Allerdings hat Großbritannien mit Premier David Cameron einen Regierungschef, der – wie weiland Giorgos Andrea Papandreou mit dem geplanten Referendum –, durch die Rück­sichtnahme auf Volkes Wille die Entwicklung der Europäischen Union Richtung totalitärer Überstaat zu stören droht. Darauf reagiert die EU in der aktuellen Schuldenkrise ähnlich gereizt wie 1968 das sozialistische Lager auf Alexander Dubcek, der damals auch aus der Reihe zu tanzen drohte. Continue reading „Wo ist nur der David Cameron der Deutschen?“

Ein Parteiloser war der erste Bildungsminister der Bundesrepublik Deutschland

Von Dr. Manuel Ruoff

SPD-Linke, Bildungsföderalismus und fehlende Hausmacht beendeten Hans Leussinks Ausflug nach Bonn

In der ersten Reformeuphorie der Ära Willy Brandt war er dessen Minister für die Bildung, einem der liebsten Steckenpferde der studentenbewegten SPD-Linken. Und trotzdem war Hans Leussink ein Fachmann, ein „Technokrat“, der auf Vernunft statt auf Ideologie setzte.

Staat statt Markt lautet die Formel der Linken. Folglich wurde in der Bundesrepublik nach dem Wechsel von den bürgerlichen Nachkriegsregierungen über die Große Koalition zur SPD-geführten Regierung Brandt der Staatsapparat aufgebläht. Besonderer Aufmerksamkeit und finanzieller Förderung erfreute sich dabei der Bildungssektor. Continue reading „Ein Parteiloser war der erste Bildungsminister der Bundesrepublik Deutschland“

Festhalten an »Kaliningrad«

Von Dr. Manuel Ruoff

Westerwelle lehnt Vorschlag des Bundestagsabgeordneten Mayer ab

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat den Vorschlag des Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer abgelehnt, dass das Generalkonsulat in Königsberg auch den Namen Königsberg trägt. Zur Begründung seines Vorschlages hatte der CSU-Abgeordnete in einem Schreiben an den Minister vom 25. Oktober vergangenen Jahres angeführt: „Gerade im Zusammenhang mit der deutschen Benennung der deutschen Vertretungen in Breslau, Oppeln und Hermannstadt wäre es nur folgerichtig, auch das Generalkonsulat in Kaliningrad unter dem Namen Königsberg zu präsentieren.“ Continue reading „Festhalten an »Kaliningrad«“