Corona? Krieg in der Ukraine? Inflation? Die Kette an Stichwörtern, die uns mit großer Sorge erfüllen, wäre leicht zu verlängern. Am Sonnabend jedoch, den 2.Juli, war in den zauberhaften Anlagen von Planten un Blomen nichts von alledem zu spüren, schienen die Probleme dieser Zeit wie weggezaubert zu sein. Bei schönstem Wetter flanierten die Menschen durch die verschiedenen Gärten, vorbei an Wasserspielen und Blumenbeeten, machten Picknick mit Familien und Freunden, schleckten Eis oder … lauschten an einem von vier stimmungsvollen Plätze der Literatur! Ob im weiten Rund des Musikpavillons, inmitten der Blütenpracht des Rosengartens, im Schatten einer Baum-Oase oder am Ufer der Wasserarkaden; überall lasen – jeweils vier parallel – Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus ihren Werken Lyrik und Prosa.
Fest auf vier Leseinseln
Veranstaltet von Die Auswärtigen Presse und dem Verband Deutscher Schriftsteller*innen, gefördert von Neustart Kultur fand das Lesefest unter dem Titel „Mittsommer-Geschichten“ von 16 bis 20 Uhr unter optimalen Bedingungen statt. Zwischen sechzehn Autorinnen und Autoren konnten die Interessenten wählen. Die vier „Leseinseln“ lagen nur wenige Gehminuten voneinander entfernt, sodass Besucherinnen und Besucher – von kurzen Spaziergängen unterbrochen – vielfältige literarische Kostproben vom Schaffen der Lesenden genießen konnten.
Störte es, dass hier und da Kinder im Hintergrund spielten, Hochzeitsfotos aufgenommen wurden oder Skat gespielt wurde? Nein! Mich jedenfalls nicht. Natürlich braucht es eine gewisse Ruhe und Konzentration, wenn Gelesenes gehört und antizipiert werden soll. Aber wenn man mitten in einem Volkspark wie Planten un Blomen eine derartige Veranstaltung platziert, umrahmt „das richtige Leben“ zwangsläufig die Literatur, oder – im Wechsel der Perspektive – lässt sich die Literatur von der Wochenend-Fröhlichkeit der Besucher umarmen. So wollen wir es doch: Literatur als wahrgenommener Bestandteil, als Angebot, als Möglichkeit für alle! Mittendrin und nicht am Rande oder in der Nische. Und wer weiß, wie viele der Flaneure stehen geblieben sein mögen, neugierig wurden, sich dazu setzten und vielleicht eine neue Lieblingsautorin oder einen ihnen bisher unbekannten Autor entdeckten. Von der DAP waren mit dabei: Reimer Boy Eilers, Gino Leineweber, Susanne Bienwald, Wolf-Ulrich Cropp, Jörg Krämer, László Kova und Joachim Frank.