Von Dr. Manuel Ruoff
Warum Rosa Luxemburgs Nimbus die Sowjetherrschaft überlebt hat
Kaum ein anderer Kommunist erfreute sich während des Kalten Krieges bei den Blockfreien und auch in der westlichen Welt einer derartigen Wertschätzung und wird auch noch nach dem Zusammenbruch der Sowjetherrschaft derart geehrt. In Josip Broz Titos Jugoslawien war ihr Todestag ein gesetzlicher Feiertag. Die westdeutsche Bundesrepublik widmete ihr eine Briefmarke. Und erst vergangenes Jahr wurde im Zossener Ortsteil Wünsdorf-Waldstadt eine Straße nach ihr benannt
Das liegt vor allem daran, dass sich Rosa Luxemburg kritisch mit dem sogenannten real existierenden Sozialismus in Sowjetrussland auseinandersetzte, am Leninismus dessen Freiheits- und Demokratiedefizit kritisierte. Berühmt und viel gelobt sind ihre Worte: „Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden.“ Weiter heißt es: „Nicht wegen des Fanatismus der ,Gerechtigkeit‘, sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die ,Freiheit‘ zum Privilegium wird.“ Und über die Demokratie schrieb sie: „Das öffentliche Leben der Staaten mit beschränkter Freiheit ist eben deshalb so dürftig, so armselig, so schematisch, so unfruchtbar, weil es sich durch die Ausschließung der Demokratie die lebendigen Quellen allen geistigen Reichtums und Fortschritts absperrt.“ Continue reading „Der Nimbus Rosa Luxemburg“