Queen Victorias bessere Hälfte…

Von Dr. Manuel Ruoff

Albert von Sachsen, Coburg und Gotha: Vor 150 Jahren starb der wohl bekannteste Prinzgemahl aller Zeiten

Wohl kein anderer Prinzgemahl wurde von seiner Königin so sehr geliebt wie Albert und kein zweiter hat eine derartige Bedeutung für die Heimat seiner Ehefrau gewonnen wie er. Verkuppelt wurden die beiden Liebenden von ihrem gemeinsamen Onkel Leopold. Dieser Sachse war nämlich nicht nur König der Belgier, sondern auch der Bruder von Queen Victorias Mutter, Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld, und von Alberts Vater, Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha. Die beiden Liebenden verband jedoch nicht nur der gemeinsame Onkel sowie ihre Liebe zu Romantik und Musik, sondern auch der frühe Verlust eines Elternteils. Victoria verlor ihren Vater, den Duke of Kent and Strathearn Edward Augustus, bereits in ihrem ersten Lebensjahr. Und Albert verlor seine Mutter gleich doppelt. Sie wurde schuldig geschieden und musste 1824 Familie und Land verlassen. Da war Albert gerade fünf Jahre alt. Wenige Jahre später, 1831, ist die damals gerade 30-Jährige dann fern von Heimat und Familie in Paris an Gebärmutterkrebs gestorben.

Für Victoria wie Albert war Leopold mehr oder weniger Elternteilersatz. Er arrangierte es, dass sich die beiden 1836 auf ihrem 17. Geburtstag in London kennenlernten. Victoria war sofort von ihrem deutschen Cousin begeistert, wie denn überhaupt sie der verliebtere Part war. Ihrem Onkel Leopold offenbarte sie, dass Albert alle Eigenschaften besitze, die sie sich wünsche, und sie zum ersten Mal Aussicht „auf ein großes Glück“ habe.

Leopold nutzte die nun folgenden Jahre, Albert für höhere Aufgaben vorzubereiten. In seiner Hauptstadt Brüssel lernte sein Neffe das Funktionieren einer liberalen westeuropäischen Monarchie. Danach ging es nach Bonn zum Studium des Staatsrechts, der Finanzwissenschaft und der Volkswirtschaft an der dortigen Universität.

1839, Victoria war mittlerweile Königin, arrangierte Leopold einen zweiten Besuch Alberts in London. Wieder wusste der Sachse die Hannoveranerin von sich zu begeistern und so machte sie ihm einen Heiratsantrag. Der Prinz war weniger euphorisch, doch glaubte er mit der Königin eine gute Wahl getroffen zu haben. Seiner geliebten Großmutter schrieb er: „Ich bin fest überzeugt, der Himmel hat mich in keine schlechten Hände gegeben, und wir werden zusammen glücklich sein. Seit jenem Augenblick tut Victoria alles, was sie mir an den Augen absehen kann.“ 1840 wurde geheiratet.

Wenn Viktoria Albert auch geradezu abgöttisch liebte, so versuchte sie ihn doch von den Regierungsgeschäften fernzuhalten. Zu prägend waren für das gebrannte Kind die Versuche in ihrem Umfeld gewesen, sie zu bevormunden. „Ich mag nicht, dass er meine Rolle in Staatsgeschäften übernimmt“, ließ sie ihren Premierminister wissen.

Während ihrer Schwangerschaften musste sie jedoch ihren Mann nolens volens als Vertreter gewähren lassen. Und bereits bei der zweiten Schwangerschaft zeigte der bestens ausgebildete Albert, dass er dem britischen Regierungssystem konsequenter Rechnung trug als seine Frau. Während Victoria partout einen Regierungswechsel von den Whigs zu den Torries vermeiden wollte aus Anhänglichkeit gegenüber dem Premier und weil alle ihre Hofdamen dem Whig-Lager zuzurechnen waren, erkannte Albert, dass zum Überleben der Monarchie im parlamentarischen System dessen Überparteilichkeit vonnöten war. Er einigte sich mit dem späteren Torry-Premier Robert Peel auf den Verbleib der meisten Hofdamen mit Ausnahme von dreien und ermöglichte so den reibungslosen Übergang von der Whig- zur Torry-Regierung des Jahres 1841.

Schließlich wusste Albert seine Frau wie auch deren Land von seinen politischen Qualitäten zu überzeugen. Er wurde ihr wichtigster Ratgeber und vertrat sie gerade auch dort, wo ihre Defizite lagen, wie beispielweise auf dem Gebiet der Sozial- oder Kulturpolitik. Von ihm stammte die Initiative zur ersten Weltausstellung in London von 1851.

Außer als Ehemann lernte Victoria Albert auch als klugen Ratgeber und liebevollen Vater ihrer vielen Kinder zu schätzen. Entsprechend groß war der Jammer, als Albert erst 42-jährig am 14. Dezember 1861 wohl an Magenkrebs verstarb. Mit der Königin trauerte ihr ganzes Land. Ein geflügeltes Wort besagt, dass hinter jedem guten Mann eine noch bessere Frau stehe. Im Falle der Queen und ihres Prinzgemahls ließe sich der Spruch umdrehen.