Irrungen und Wirrungen – Shakespeares Sitcom im English Theatre of Hamburg

Von Uta Buhr

IRRUNGEN UND WIRRUNGEN – SHAKESPEARES SITCOM IM ENGLISH THEATRE OF HAMBURG

Wie wird das wohl enden?

Endlich wieder ein Shakespeare in Hamburgs englischem Theater. Und was für einer! „The Comedy of Errors“ – Die Komödie der Irrungen – entstand um das Jahr 1590. Als einziges Lustspiel des großen Dichters ist sie  in possenhafter Weise ausschließlich auf Situationskomik zugeschnitten. Also eine Art  Sitcom, die auch heute nach über vierhundert Jahren ihre Wirkung auf das Publikum nicht verfehlt. Der Stoff entstammt ebenso wie die Mittel seiner Behandlung römischen Komödien des Plautus, die aufgrund ihrer derben Komik und lebendigen Dialoge außerordentlich bühnenwirksam sind.

Die an verschiedenen Plätzen des antiken Ephesus spielende Handlung ist – nomen est omen – recht verwirrend und erfordert dem Zuschauer ein hohes Maß an Aufmerksamkeit ab. Im Mittelpunkt stehen die männlichen Zwillinge des Kaufmannes Ägeon aus Syrakus  und seiner Ehefrau Ämilia. Die Kinder werden während einer Überfahrt auf Continue reading „Irrungen und Wirrungen – Shakespeares Sitcom im English Theatre of Hamburg“

Doris Kunstmann liest Ginny G. von Bülow

Lesung in der Spielbank Hamburg am 26. März 2012 , Casino Esplanade am Stephansplatz 10, um 19 Uhr

Lesungseinladung (Foto Thomas Gottschalk-Westerburg, im Besitz der Spielbank Hamburg)

 

 

 

 

 

 

Die Autorin Ginny G. von Bülow, unser neues Mitglied und gleichzeitig Mitglied der Hamburger Autorenvereinigung, mit der wir kooperieren, lädt ein zu einer Lesung in die Spielbank Hamburg. Die Schauspielerin Doris Kunstmann wird dort vergnügliche Texte der Autorin lesen unter dem Titel “ Aus dem Leben einer Tagediebin oder Das Geheimnis des Roulette“. Continue reading „Doris Kunstmann liest Ginny G. von Bülow“

Werbung im Handel: Der große Wandel?

Von Josef Wilhelm Knoke

Im Rahmen einer Artikelserie  thematisieren wir den digitalen Medienumbruch. Teil 1:
„Konsumentenverhalten und neue Wege der Kommunikation mit dem Konsumenten“.

Dies war das Thema einer vom Managementforum aus dem Hause Handelsblatt durchgeführten Doppelveranstaltung Handelswerbekongress / Loyaltykongress am 27. / 28.02. in Mainz.
Angesichts der rasanten technischen Entwicklung im Bereich neuer Medien nimmt die Skepsis von Marketingfachleuten gegenüber der Effizienz rein klassischer Werbung zu. Unkonventionelle Werbeformen gewinnen an Attraktivität. Das Zauberwort in diesem, von englischen Fachausdrücken dominierten Bereich, heißt „Targeting“. Statt simpler Reichweitenmessung über die Menge von Kontaktzahlen geht es zunehmend darum, das „richtige“ Publikum zu erreichen. Wie, dazu gibt es viele neue Mittel und Wege mittels Crossmarketing.

Social Media sind ein Vehikel dazu. Mit Social Media bezeichnet man Medien  und Webplatt-formen, die dem gegenseitigen Austausch von Informationen, Erfahrungen, Meinungen und Bewertungen (Text, Bild, Audio und Video. Praxisbeispiel: www.seen-media.de) dienen. Man bezeichnet dies auch als „user generated content“. Fast jeder kennt inzwischen Twitter, Facebook & Co.

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Wir nehmen Abschied von unserem Mitglied Anna Bardi

Liebe Mitglieder der DAP!

Anna Bardi

Anna Bardi ist nicht mehr. Am vergangenen Donnerstag wurde sie auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf  in die Ewigkeit verabschiedet. Wir gedenken ihrer mit der persönlichen Grabrede einer ihrer engsten Freunde, des Schriftstellers Uwe Friesel. Dieser sehr persönliche Abschied eines Freundes, gesprochen an ihrem Sarg, bringt uns Anna auf eine Weise nahe und stellt einen würdigen Abschied dar, wie es angemessener nicht sein kann.

In Namen des Vorstandes

Johanna Renate Wöhlke

Uwe Friesel

Nachruf auf Anna

Anna, du hast als bildende Künstlerin eine beinahe persönliche Beziehung zu Deinen Materialien gehabt, fast so, als lebten sie. Du hast nicht etwa beliebige Stoffe verwendet. Continue reading „Wir nehmen Abschied von unserem Mitglied Anna Bardi“

Ton Lodcoper – ein Restaurant, das als Geheimtipp gilt

Es ist kein altes Fachwerkhaus, aber  wenn man das Gasthaus „Ton Lodcoper“ betritt, merkt man sofort, was für ein Schmuckstück sich dort verborgen hält. Dieses Gasthaus ist ein echter Geheimtipp, für alle, die gerne in einem urgemütlichen Lokal Hausmannskost essen wollen: Bratkartoffeln mit z. B. hausgemachtem Sauerfleisch und Fischgerichten und natürlich saisonbedingte Spezialitäten wie Matjes, Grünkohl, Spargel und Wildgerichte. Mit über 80 mehrgängigen Menüs wird hier der Gast verwöhnt. „Sogar das Fernsehen mit der Sendung – Hallo Niedersachsen – hatten wir hier schon zu Besuch“, berichtet stolz der Wirt Uwe Lieske. Continue reading „Ton Lodcoper – ein Restaurant, das als Geheimtipp gilt“

Hautalterung vorbeugen

Text: Horst Rübke

Falten im Gesicht, Flecken auf den Armen und dem Dekollete nehmen im Laufe des Lebens immer mehr zu. Das sind alles Dinge die sich keine Frau und auch kein Mann wirklich wünscht und dennoch gehören sie zum “Älterwerden” dazu. Jedes Fältchen ist ein Indiz dafür gelebt zu haben. Also eigentlich nichts Schlimmes. Man könnte auch stolz auf die Falten sein. Die Hautalterung im Alter lässt sich nicht aufhalten. Spätestens um das 30. Lebensjahr herum werden die ersten Zeichen der Hautalterung sichtbar: auf der Stirn, um die Augen und um den Mund herum. Von dem Moment an macht sich die zunehmende Hautalterung immer deutlicher bemerkbar. Die Oberhaut sowie die darunter liegende sogenannte Lederhaut werden immer dünner. Continue reading „Hautalterung vorbeugen“

Konzertreise auf Mallorca: Ein musikalischer Hochgenuss und ein unvergessliches Erlebnis

Es war ein strahlendblauer Himmel auf Mallorca zur Zeit der Mandelblüte. Das Frühjahr beginnt auf Mallorca weiß oder rosafarben, denn von Januar bis Ende Februar gibt es ein Naturschauspiel der besonderen Klasse – die Mandelblüte. Mehrere Millionen Mandelbäume verzaubern durch ihre Blüten die Insel.  Zu dieser Zeit sind Menschen auf der Insel, die die Vorboten des Frühlings erleben wollen, erste warme Tage genießen möchten, aber auch ihre Sinne weit geöffnet haben nicht nur für die Schönheit der Natur, sondern auch für die Musik.

Der Chor Singspiration aus Stade folgte einer Einladung des mallorquinischen Kulturamtes zur Teilnahme am Kulturprogramm „Mallorca im Winter“. Auf dem Programm des Chors, der mit 25 Sängern, der Sopranistin Helga Samson, der Pianistin Helena Jan, der Chorleiterin Sam Eu Jakobs  und ebenso vielen Freunden und Förderern auf die Insel gekommen war, standen vier Kirchenkonzerte. Volle Häuser und stehende Ovationen belohnten die monatelange Vorbereitung auf diese Reise. Im Gepäck hatte Singspiration unter anderem bekannte Werke wie „Ave Maria“ von Bach-Gounod, „Locus Iste“ von Bruckner, „Freude schöner Götterfunken“ von Beethoven, „In mir Klingt ein Lied“ von Chopin, „Laudate Dominum“ von Mozart, „Panis Angelicus“ von Franck, auch ein Heimatlied „Zwischen Hamburg und Cuxhaven“.

Auf hohem Niveau erlebten die etwa 1000 Besucher das Hauptkonzert des „Klassikchors Singspiration“ aus Stade in der Cathedrale La Seu in der Rundkirche von Palma de Mallorca  unter der weltgrößten Buntglasrosette: Es war der fulminante Höhepunkt und Abschluss einer sechstägigen Konzertreise auf die Baleareninsel. Bei einem anderen Konzert in Arenal umschließen üppige Buntglasfenster das Kirchenrund und die einfallenden Strahlen der Abendsonne sorgten für ein schönes Farbenspiel, das den Auftritt der Sänger- und Sängerinnen perfekt in Szene setzte. Der Soloauftritt der mitgereisten Sopranistin Helga Samson war ein unvergessliches Hörerlebnis ganz besonderer Art.

Musik kann wie ein Rausch sein, ein Versinken in eine Kontemplation, die uns ansonsten nur selten gegönnt ist. Wer Ohren hatte zu hören, und ein Herz um zu fühlen, wird nach dem „Ave Maria“ von Bach-Gounod nur zögerlich und bedauernd wieder aufgetaucht sein aus jener inneren Zone in die sichtbare Welt. Dieses „Ave Maria“ war von religiöser Innbrunst geprägt. Zu einem musikalischen Hochgenuss und spirituellen Tauchgang gleichermaßen gerieten die Konzerte auf Mallorca. Dies ist nicht verwunderlich, war doch ein Abend mit hinreißenden Melodien in dem Programm angekündigt worden.

Als wunderschöne Erinnerung hat sich der Auftritt in der Marienkapelle von Lluc, dem wichtigsten Wallfahrtsort der Insel, eingeprägt. Um La Moreneta, die Schwarze Madonna, zu sehen, pilgern die Mallorquiner in Scharen hierher, auch an diesem Tag. In der dunklen, mystischen Atmosphäre der Kirche lauschten die Pilger andächtig Anton Bruckners „Locus iste“.

Menschlich sehr berührend war der Auftritt in der einst zum Schutz gegen Piratenüberfälle errichteten Festungskirche von Andratx. Mit großer Herzlichkeit wurden die Sängerinnen und Sänger von zwei Chören der schön gelegenen Stadt im Südwesten der Insel empfangen. Das gemeinsame Konzert verzauberte einheimische wie ausländische Hörer gleichermaßen. Nach dem Konzert mochte niemand gleich nach Hause gehen. Bei einem Becher heißer Schokolade ‑  eine mallorquinische Spezialität ‑ und selbst gemachten Tappas, wurden neue musikalische Freundschaften geschlossen. Sam Eu Jakobs und ihr mallorquinischer Gegenpart Jose Maria Moreno schmiedeten sogar Pläne für ein Austauschkonzert hierzulande.

 

Die Interpretationen des Ensembles verkörperten gesellige Leichtigkeit wie bei „Freude schöner Götterfunken“, aber auch das Heimatlied „Zwischen Hamburg und Cuxhaven“ fanden viel Beifall.

Hier zeigte sich die gewachsene Vielseitigkeit des Klassikchors Singspiration unter der Leitung von Sam Eu Jakobs, der die Zuschauerohren im Stimmenmeer baden, aber nicht ertrinken ließ.

 

Das Stück „Abschied vom Walde“ vereint Dichtung und Musik im Geist der Romantik. Dieses Werk der Romantik ist stilistisch absolut unberührt, es profitiert von der überlegenen Meisterschaft des Ensemples, von absoluter Präzision in Intonation, Zusammenklang und Phrasierung. Dabei fasziniert immer wieder, wie der homogene Gesamtklang sich gleichzeitig außerordentlich plastisch in die individuellen Stimmfarben auffächert, wie auch in der Zurücknahme für den Ensembleklang jede Stimme ihre Souveränität behält. Wenn sich in den Liedern jeweils die Bassstimme als dezentes Fundament herausschält und dazu die sopranhellen Stimmen schweben lässt, dann wird dieser A-capelle-Gesang zu etwas besonderem.

In einem solchen Konzert darf Mozart nicht fehlen, denn Mozarts Musik schließt die Herzen auf. „Laudate Dominum“ war eine besondere Überraschung an dem Abend. Das kam alles so klar und wohlgeformt in den Saal, dass man fasziniert war.

Alles in allem war es eine gelungene Konzertreise und wird bei den Sängern und Zuhörern noch lange in Erinnerung bleiben. Das alles ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass diese Präsenz und Gemeinsamkeit in relativ kurzer Zeit erprobt und erarbeitet werden musste: Chorleiterin Sam Eu Jakobs kann man nicht genug danken dafür, ein so anspruchsvolles Projekt auf die Beine gestellt zu haben und ein solches Ensemble für große Musik im Alten Land und jetzt auch für Mallorca bereit gemacht zu haben. Sie hatte die Gesamtleitung inne und es gebührt ihr größtes Lob dafür, die vielen verschiedenen Beteiligten souverän zu führen und vor allem, jedem Einzelnen zur Höchstleistung zu motivieren. Der Klassikchor Singspiration aus Stade überzeugte durch fein ziselierte Melodien. Bestechend bei vielen Weisen des von Sam Eu Jakobs einfühlsam gesteuerten Ensembles waren präzise gesungene punktierte Noten, die Tonverlängerungen außerhalb des Metrums frei schwebend in den Raum setzten und sie dann doch treffend zurück führten

Natürlichkeit, Schlichtheit und Aufrichtigkeit des Ausdrucks sind die Werte, die hier gefordert sind. Innigkeit und emotionale Klarheit sind die Wegweiser zu einem außergewöhnlichen Konzerterlebnis. Diesen Ansprüchen wurde diese Konzertreise gerecht. Verdienter, langer Applaus.

Mit vielen wundervollen Erinnerungen im Gepäck nahm der Chor bei fast 25 Grad und Sonnenschein Abschied von der Insel und landete bei Minus 9 Grad in Bremen. Ein Grund mehr für die Sängerinnen und Sänger zu sagen, „das war zwar die erste Konzertreise, aber gewiss nicht die letzte“.

Paisiello – der verschollene Komponist

Von Hans-Peter Kurr

“König Theodor in Venedig“/Premiere in der Hamburger Kammeroper

Paisiello in der Hamburger Kammeroper

Das erste Kompliment für die „Ausgrabung“ dieses beeindruckenden Werkes  der Zeitenwende zwischen Spät-Renaissance und Barock gilt der künstlerischen Leitung der Hamburger Kammeroper, dem Ehepaar

Hass/Deeken : Die für Hamburg von Barbara Hass und Fabian Dobler neu eingerichtete Fassung von „Re Theodoro in Venezia“,dieser über 200 Jahre alten Oper, die selbst im gültigsten aller „Führer“ in deutscher Sprache, dem berühmten „Kloiber“ ,nur als Randnotiz erscheint, hätte aber das Premierenpublikum vermutlich nicht zu derartigen Ovationen hingerissen, wäre da nicht als Lenkerin des vorzüglichen Ensembles eine Regisseurin, Jean Renshaw, deren nahezu überbordende szenische Continue reading „Paisiello – der verschollene Komponist“

Sasha Grey auf der Suche nach Sasha Grey

von Götz Egloff

 Sasha Grey, Neü Sex, erschienen bei Vice, New York 2011 (dt. Neü Sex, Heyne, München 2011). Fotos: Sasha Grey, Ian Cinnamon

Individuation vollzieht sich anders als es viele Lehrbücher darstellen. Es ist ein innerer und äußerer Prozess, eine Suche, die vielleicht lebenslang läuft und nie abgeschlossen ist. Eher eine Odyssee – eine Reise, bei der man nie so ganz ankommt. Georg Lukácz wusste dies, Erik Erikson hat sich an einer Systematisierung versucht. Das Leben als Krisenbewältigung; nicht linear, eher schon rückbezüglich, oft chaotisch, co-evolutionär. Continue reading „Sasha Grey auf der Suche nach Sasha Grey“

Energie, Präzision und Ausdruckskraft: Company der JOOP van Ende Academy

 Von Hans-Peter Kurr

Notizen zur Musical-comedy COMPANY der Joop van den Ende Academy im Kehrwieder-Theater

Perfekter Nachwuchs auf der Bühne

Um den künstlerischen Nachwuchs auf deutschen Musical-Bühnen muß sich niemand sorgen, der jetzt die Produktion „Company“ im Kehrwiedertheater gesehen hat, die den Ausbildungsstand der Absolventen der Joop van den Ende Academy dokumentieren sollte, jener jungen Schauspieler-Sänger also, die sich nicht nur aufmachen wollen, die internationalen Musical-Stars der Zukunft zu werden, sondern (, was mindestens so entscheidend ist für die Bewertung ihrer herausragenden Leistungen!), den steinigen Weg einer dreijährigen ( inzwischen studiengebührenfreien!) Ausbildung erfolgreich durchmessen zu haben, ohne durch nicht bestandene Zwischenprüfungen oder ähnliche Parcour-Hindernisse wieder in den profanen Alltag zurückgeworfen worden zu sein. Chapeau! Continue reading „Energie, Präzision und Ausdruckskraft: Company der JOOP van Ende Academy“

»Mehr August als Friedrich!«

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 80 Jahren starb mit Friedrich August III. Sachsens letzter und volkstümlichster König

„Dass Persönlichkeiten bedeutend, aber wenig populär sind, wissen die Chronisten des Öfteren zu vermelden; Sachsens letzter König war populär – aber unbedeutend.“ Da Walter Fellmann, von dem diese Worte stammen, schwerlich zu widersprechen ist, sind es denn auch weniger die Taten als seine Liebenswürdigkeiten und die Beweise seiner Beliebtheit, die der Rede wert sind.

„Mehr August als Friedrich!“ So charakterisierte Kaiser Wilhelm II. seinen Bundesfürsten. In der Tat war Friedrich August III. kein Fried­rich der Große, der mit Strenge und unter Aufbietung aller Kräfte des ihm anvertrauten Staates selbigen zur Großmacht gemacht hätte. Continue reading „»Mehr August als Friedrich!«“

Mann der Rohre

Von Dr. Manuel Ruoff

Beim Wort „Mannesmann“ stellen sich die Assoziationen „feindliche Übernahme durch Vodafone“ und „Rohre“ ein. Für ersteres kann Reinhard Mannesmann nichts, dafür lebte der am 13. Mai 1856 in Remscheid geborene und ebenda am 20. Februar 1922 verstorbene Preuße zu früh. Aber für letzteres, die Rohre, ist er dafür umso mehr verantwortlich. Schon frühzeitig hatte der gleichnamige Vater und Werkzeugfabrikant den Jungen während der Ferien im Familienbetrieb in die Fabrikationsabläufe eingewiesen. Continue reading „Mann der Rohre“

Ludwig Windthorst: Er war Bismarck »für den Hass da«

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 200 Jahren kam mit Ludwig Windthorst der »genialste Parlamentarier, den Deutschland je besaß« zur Welt

Hass ist aber ein ebenso großer Sporn zum Leben wie Liebe. Mein Leben erhalten und verschönern zwei Dinge: Meine Frau und Windthorst. Die eine ist für die Liebe da, der andere für den Hass.“ Dieses bemerkenswerte Wort sprach Otto von Bismarck während des Kulturkampfes, als die Beziehung zwischen den beiden Politikern auf ihrem Tiefpunkt war. Doch auch schon vor dieser Neuauflage des Machtkampfes zwischen Papst und Kaiser, zwischen Rom und Reich, ja selbst zu einer Zeit, als die beiden noch in unterschiedlichen Staaten lebten und politisch aktiv waren, war ihre Beziehung gestört. Continue reading „Ludwig Windthorst: Er war Bismarck »für den Hass da«“

Wagners „Holländer“ im Doppelpack

Von Hans-Peter Kurr

Wohlgelungene Premiere mit Hindernissen im Theater für Kinder

Das hat wohl selbst „bei der Oper“, allwo – im Gegensatz zum Schauspiel – allerlei Befremdliches wie das Einfliegen auswärtiger Sänger zur Übernahme der Partie eines stimmerkrankten Kollegen nahezu Alltag ist, Seltenheitswert: Ein Sänger erscheint in Kostüm und Maske auf der Szene, begnügt sich mit „mouthing“ (d.h.: Lippenbewegungen ohne Ton), der andere an einem Notenpult vor der Rampe, singt die Partie . So geschehen im Altonaer Theater für Kinder (Alleetheater) bei der Premiere des „Fliegenden Holländers“ in einer Kinder-Fassung  der für derartige Unternehmungen hochqualifizierten Barbara Hass: Auf der Bühne Ralf Hutter als Kapitän des berühmten Geisterschiffes, gesungen von Marius Adam im privaten Anzug vor der ersten Zuhörer-Reihe. Continue reading „Wagners „Holländer“ im Doppelpack“

Gefahr von Rechts bleibt vorhanden

erschienen in gekürzter Form im Hamburger Abendblatt am 30. Januar 2012

Von Johanna R. Wöhlke

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
Die „Initiative Gedenken in Süderelbe“ lud zu Erinnerungsgang und Diskussion ein.
Referent: Dr. Manfred Murck, Leiter des Hamburger Landesamtes für Verfassungschutz

Vor dem Gedenkstein

„Wir gedenken der Frauen aus dem KZ-Außenlager Neugraben und der wenigen mutigen Menschen, die ihnen geholfen haben.“ Mit diesen Worten begann Pastorin Bettina von Thun von der Michaelisgemeinde in Neugraben ihre Rede an der Gedenktafel vor dem Bürgeramt Neugraben.

Etwa dreißig Neugrabener hatten sich auf Einladung der Initiative „Gedenken in Süderelbe“ wie in jedem Jahr  dort eingefunden, um am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ein Gebinde abzulegen, der immer am 27. Januar begangen wird, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. Continue reading „Gefahr von Rechts bleibt vorhanden“

Die Flut in Hamburg 1962

Dieser Artikel erschien bereits  am 4. Februar in der PAZ

Von Uta Buhr

LAND UNTER IN HAMBURG – DIE AUSSTELLUNG  „DIE FLUT HAMBURG 1962“  IN DER BALLINSTADT

Rettungsaktion in Wilhelmsburg

Es war eine Naturkatastrophe biblischen Ausmaßes, die Hamburg  im Februar vor fünfzig Jahren heimsuchte. Ausgelöst wurde die Sturmflut vom Orkan „Vincinette“, der vom Nordpolarmeer über Island in Richtung Deutsche Bucht raste und die tief gelegenen südlichen Stadtteile der Hansestadt in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 mit voller Wucht traf. Insgesamt 340 Menschen ertranken in den sintflutartigen Wassermassen. Unter dem Titel „Die Flut Hamburg 1962“ erinnert das Auswanderermuseum in der Ballinstadt auf der Veddel mit einer Ausstellung an dieses tragische Ereignis, das als „Jahrhundertflut“ in die Annalen der Hansestadt einging. Continue reading „Die Flut in Hamburg 1962“

Marx, Čechov… und Freud?

von Götz Egloff, Fotos: Hans Jörg Michel

Kommentar zur europäischen Erstaufführung von
„Ratgeber für den intelligenten Homosexuellen zu Kapitalismus und Sozialismus mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Tony Kushner
in der Inszenierung von Burkhard C. Kosminski am Nationaltheater Mannheim, 21. Januar 2012, Dramaturgie: Ingoh Brux. In Kooperation mit dem Deutsch-Amerikanischen Institut Heidelberg.

In einer Zeit, die voll von Antworten auf nicht gestellte Fragen ist, haben wir es mit einem Abend zu tun, der die richtigen Fragen stellt. Was ein Menschenleben im real existierenden Kapitalismus wert ist, ist nur eine davon.Wir werden Zeuge eines Panoptikums allzu menschlicher Abgründe am Beispiel einer amerikanischen Großfamilie italienischer Herkunft. Ihre anarcho-kommunistischen Wurzeln reichen bis in die heutige Zeit und bilden eine Genealogie für die komplexe Gemengelage aus ideologischen, religiösen, sexuellen und ethischen Fragestellungen, die die Familienmitglieder umtreiben. Grundlegende Fragen nach Identität und Zugehörigkeit werden verhandelt. Der Entfremdungstopos wird in aktuelle postmoderne Lebenszusammenhänge transferiert; das Oszillieren zwischen Festhalten an und Aufgabe der transgenerationalen Vermächtnisse wird überlagert von radikaler Weltbefragung und unbändiger Lebensgier der Figuren (Brux).

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Unterschätzte Perle im Baskenland – Bilbao

Von Uta Buhr

Das Guggenheim Museum

Bills Ballhaus in Bilbao, das Bert Brecht in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als das schönste auf dem ganzen Kontinent besang, gibt es heute nicht mehr. Vorbei ist es mit den Brandylachen am Tanzboden und dem roten Bilbaomond, der durch das löcherige Dach schien…Pilar, die Studentin der Germanistik, hat Lachtränen in den Augen. Nein, dieses proletarische Flair ist total „out.“ Die am Golf von Biscaya gelegene größte Stadt des Baskenlandes wurde einem radikalen Facelifting unterzogen und präsentiert sich heute als eine Metropole der Künste und kulinarischer Genüsse. Die Werften rund um das Hafengelände sind Continue reading „Unterschätzte Perle im Baskenland – Bilbao“