Hinreißende Albee-Premiere im „Polittbüro“

Das Spiel der Entmenschlichung

Von Hans-Peter Kurr

Wer hat nun Angst?

Bis zum Ende der fünfziger Jahre gab es in USA bei allen von den sogenannten „Angels“ (Das war der Nickname für Produzenten und Investoren) für wichtig erachteten Stücken mit  m ö g l i c h e n  Erfolgschancen – ob Schauspiel, ob Musical – eine umumstössliche Regel: Die des Try-outs, also der Test-Aufführungen in, gemessen am Broadway New Yorks, unbedeutenden kleineren Theatern. Erst ,als deren Direktoren bereits die Idee des großen Geldes, das zuweilen mit „Kunst-commercials“ hereinzuholen ist, auch dort umzusetzen begannen, fing die eigentliche Geschichte des „Off-off-Broadway“ an, einer noch weiteren Verlagerung dieser performances unter nahezu tourneegleichen Bedingungen. Continue reading „Hinreißende Albee-Premiere im „Polittbüro““

„Reasons to be Pretty“ by Neil Labute

by Uta Buhr

The new Play at the English Theatre of Hamburg

Furious

Name one human being that does not want to be beautiful or at least good looking! But how does one describe beauty, and how important is it in everyday life? Neil Labute’s play “Reasons to be Pretty” – by the way the first one to be staged on Broadway – is all about physical attraction and how people deal with it. The plot centres around four young working class friends and lovers who become increasingly dissatisfied with their dull lives and each other. “Reasons to be Pretty” is the last – and weakest – installment of a trilogy that focuses on modern man’s obsession with physical Continue reading „„Reasons to be Pretty“ by Neil Labute“

„Reasons to be Pretty“ oder “Lieber schön” von Neil Labute

Von Uta Buhr

Das neue Stück am English Theatre of Hamburg

Dramatisch

Soviel vorweg: Das stärkste Stück von Neil Labute, einem der  erfolgreichsten zeitgenössischen Stückeschreiber Amerikas, ist „Reasons to be Pretty“ nicht.

Viele Besucher des English Theatre werden sich bestimmt noch an die fulminante Aufführung von „This is how it goes“ vor einigen Jahren erinnern,  das   die brennenden sozialen Probleme der USA im Zusammenleben von Schwarz und Weiß in den Fokus rückt. Dennoch, keiner sollte das neue Stück versäumen, in dem dramatische und komödiantische Szenen wie in einem Kaleidoskop aufgemischt werden. Continue reading „„Reasons to be Pretty“ oder “Lieber schön” von Neil Labute“

„Elektra“ im Malersaal der Schauspielhauses Hamburg

Von Hans-Peter Kurr

 Elektra – verdichtet, Junges Schauspielhaus: Uraufführung von Nino Haratischwili

Angelina Häntsch

Agamemnons, des Siegers der Schlacht vor Troja, Tochter Elektra ist nicht nur eine zentrale Figur der antiken Mythologie und steht als solche im Mittelpunkt von Dramen der zwei größten Theaterdichter des griechischen Altertums, Sophokles und Euripides, sondern beschäftigte Schreiber und Komponisten quer durch die Zeiten der Menschheitsgeschichte. So inspirierte sie zum Beispiel den Amerikaner Eugene O’Neill, den Franzosen Jean Giraudoux, die Deutschen Gerhart Hauptmann, und Richard Strauss oder den Griechen Theodorakis, um nur einige aus der Perlenkette der Grossen zu nennen, denen sich  nunmehr die in Hamburg lebende, georgische Autorin Nino Haratischwili auf beachtlichem Niveau angeschlossen hat:

 

Im Malersaal des Schauspielhauses wurde ihre „Elektra“ in Klaus Schumachers intelligenter Inszenierung uraufgeführt. Die junge Regisseurin und Theaterschreiberin erzählt die an sich – nicht nur Humanisten – sattsam bekannte Geschichte auf ungewöhnliche Weise und wirkt geschickt der heute häufig anzutreffenden Marotte entgegen, klassische Stoffe zu „modernisieren“…..mithilfe äusserer Mittel. Nein, Haratischwili erzielt ihre besondere Wirkung für uns Heutige dramaturgisch: Continue reading „„Elektra“ im Malersaal der Schauspielhauses Hamburg“

Sensationelle Modenschau von Hoffmann Moden

Von Monika Landsky

Hoffmann Moden im Grand Hotel Elysée in Hamburg

Hoffmann Moden

Es war endlich wieder soweit. Das exklusive Modenhaus Hoffmann lud zu seiner jährlich stattfindenden Herbst-Winter Modenschau ins Grand Hotel Elysée. In der Hamburger Gesellschaft sind die Karten nicht ohne Grund heiß begehrt.

Das Team des Modehauses Hoffmann mit der charmanten Inhaberin Rita Feldmann hat aus dem Angebot der edlen Topdesigner , die es vertritt, wunderschöne Teile ausgesucht, um sie durch die  MEGA.Models von Ted Linow sehr ideenreich und fetzig präsentieren zu lassen. Es ist eigentlich keine Modenschau, sondern eher eine Modenshow. Die Models, allen voran das Model Lu aus New York, Continue reading „Sensationelle Modenschau von Hoffmann Moden“

Neues vom Dauerzustand

Von Hans-Peter Kurr

Pollesch-Uraufführung zur Spielzeiteröffnung des Deutschen Schauspielhauses

( von links) Sophie Rois, Margit Carstensen und Christine Groß

Wenn René Pollesch sich am Ende des kurzen Uraufführungs-Abends seines aktuellen Stückes „Neues vom Dauerzustand“ mit dem Ensemble vor dem Premierenpublikum verbeugt (, weil er das eigene Werk auch selber inszeniert hat!), fällt ihm die Brille von der Nase.

Die Folge: Er sieht nichts mehr!

Er klaubt sie vom Boden, setzt sie wieder auf die Nase und verbeugt sich nur noch halb und steif. Die Folge: Lacher im Publikum! Continue reading „Neues vom Dauerzustand“

Ein toller kleistischer „Krug“ in der neueröffneten „Burg“

 Von Hans-Peter Kurr

 Rasante Gerichts-comedy

Das Ensemble

Niemand wird je gezählt haben, wie häufig Heinrich von Kleists „Zerbrochener Krug“ seit seiner Entstehung in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts inszeniert und aufgeführt worden ist. Kaum ein namhafter Regisseur, der diese wundervolle klassische Komödie nicht inszeniert,  kein bedeutender Schauspieler, der den Dorfrichter mit dem beziehungsreichen Namen Adam nicht gespielt hätte.

Der Versuch des glatzköpfigen, offenbar sexsüchtigen einsamen Mannes, sich –wie in den Zeiten des Paradieses, dem er entstammt – wieder mit seiner Eva zu vereinigen, ist eine seit Beginn der Menschheitsgeschichte ebenso legitime wie zumeist unerfüllte Continue reading „Ein toller kleistischer „Krug“ in der neueröffneten „Burg““

Hannelore Greve Literaturpreis für Gerhard Henschel

Von Johanna R. Wöhlke

Aktuelle Meldung:

Die Preisübergabe

Heute ist im Literaturhaus Hamburg der „Hannelore Greve Literaturpreis“ an den Schriftsteller Gerhard Henschel verliehen worden. Die Hamburger Mäzenin Hannelore Greve stiftet diesen Preis, dotiert mit 25 ooo Euro, im Rhythmus von zwei Jahren in Zusammenarbeit mit der Hamburger Autorenvereinigung. Bei der Preisübergabe: (von links) Gino Leineweber ( Vorsitzender der Hamburger Autorenvereinigung), Kultursenatorin Frau Professor Barbara Kisseler, Hannelore Greve sowie Gerhard Henschel. Continue reading „Hannelore Greve Literaturpreis für Gerhard Henschel“

Streifzüge durch Hamburg

Neues literarisches Kleinod von Christian Polscher soeben erschienen

Von Hans-Peter Kurr

Hefte mit Schuber

Der hohe Wert seiner journalistisch-schriftstellerischen Arbeit liegt darin, dass der Hamburger Autor Christian Polscher (67) zwar engagierter Freimaurer ist, aber diesen Tatbestand nicht mit einem Ausschliesslichkeitsanspruch verbindet. In seinem soeben erschienenen Werk mit dem Titel Streifzüge durch Hamburg – Auf den Spuren bekannter Freimaurer vermeidet er dies ebenso penibel wie wohltuend, wenn er in neun einzelnen Heften seine Spaziergänge durch die Hansestadt an Punkten freimaurerischer Geschichte festmacht. Mit seinen Wegbeschreibungen durch die Elb-Metropole, in der im 18. Jahrhundert die erste Continue reading „Streifzüge durch Hamburg“

Die letzte Fanfare

erschienen im Theatermagazin „Godot“

Von Hans-Peter Kurr

Ein Pfund Fleisch

Das Deut­sche Schau­spiel­haus Hamburg unter der Inte­rims­lei­tung von Jack F. Kurfess und Florian Vogel ist dankens­wer­ter­weise wieder dort ange­kommen, wo es vor Jahr­zehnten – während der Ära Hans Lietzaus, Oscar Fritz Schuhs und Ivan Nagels – schon einmal war: auf dem Feld des künst­le­ri­schen Expe­ri­ments. Und nun heißt es auch so: „Spiel­feld“ ist die offi­zi­elle Bezeich­nung der bis zum Beginn der Inten­danz Karin Beiers im riesigen Zuschau­er­raum instal­lierten Bühne auf Zeit, wo sich ohne Vorhang, ohne Schnür­boden, ohne Unter­ma­schi­nerie in der bis zum Februar 2013 verkürzten Spiel­zeit das voll­ziehen soll, was wir schlichtweg Kunst nennen. Die gesamte, Continue reading „Die letzte Fanfare“

Die verweltlichte Thais

 Von Hans-Peter Kurr

 Massenet-Premiere im Hamburger Opernloft

Die Flügel der Liebe, die bereits in „Manon“ zu sehen waren, tragen Thais nach dem Tod ihres verstümmelten Körpers gen Himmel.

Dramaturgische Tricks sind innerhalb von Bühneninszenierungen nicht neu, zuweilen befremdend, nicht immer schlüssig und geben Anlaß zu kontroversen Diskussionen. So auch hier:

In dem Drange, ihrem Ruf gerecht zu werden „Oper in Kurz für junge Leute“ hat die Gründerin des Hamburger Opernlofts und Hauptregisseurin des Hauses,Inken Rahardt, Jules Massenets selten gespielte Oper „Thais“ recht willkürlich zum zweiten Teil der vor Monaten bereits ebenfalls von ihr inszenierten „Manon“ deklariert, die Rollennamen des Liebespaares aus dem zweitgenannten Werk Continue reading „Die verweltlichte Thais“

Bliese spielt Kafka

Von Hans-Peter Kurr

Hamburger Sommertheater : Der Beitrag des „Sprechwerks“

Bliese spielt Kafka

Innerhalb des Fächers, den Hamburger Theaterleute als „Sommertheater “ aufgezeigt haben, entfaltete sich jetzt  d i e  künstlerische Sensation in einer stillen Ecke der Hansestadt , die im übrigen weitgehend vom Lärm der Großveranstaltungen wie blau erleuchteter Hafen oder wahnwitzige Radrennen bei 40-Grad-Temperaturen beherrscht wird:

Im „Sprechwerk“ spielt der große Joachim Bliese das Monodram „Der Bau“, ein Lebenszeit-End-Werk des genialen Franz Kafka in der Fassung von Jürg Amann, der vor Jahren als dessen Dramaturg die Buckwitz-Aera am Schauspielhaus Zürich mitgestaltete. Continue reading „Bliese spielt Kafka“

In 80 Gärten um die Welt: igs Hamburg nimmt Formen an

Von Johanna R. Wöhlke

In 80 Gärten um die Welt: 7 Erlebniswelten, 80 Kleinode mit vielen Inhalten

igs-Chef Heiner Baumgarten und Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau

Unter dem Motto „In 80 Gärten um die Welt“ wird die „internationale gartenschau hamburg“, igs, ab April 2013 ihre Besucher mit auf eine Reise durch Kulturen, Klima- und Vegetationszonen dieser Erde nehmen. Eingebettet in sieben verschiedene Welten erzählen 15 Gärten in der Welt der Häfen von Fernweh und Reisefieber, 18 Gärten in den Wasserwelten von Wassermangel- und Überfluss. In zehn Gärten der Welt der Kulturen zeigt sich die Vielfalt der Völker, in 16 Gärten der Welt der Kontinente die Fülle an Flora und Fauna. Elf Gärten in der Welt der Bewegung locken mit vielen unterschiedlichen Bewegungsangeboten und kontemplativen Rückzugsbereichen, fünf Gärten in der Welt der Religion mit Ruhe und Einkehr. Und fünf Gärten der Naturwelten faszinieren mit interaktiv animierten Pflanzen der Zukunft. Continue reading „In 80 Gärten um die Welt: igs Hamburg nimmt Formen an“

Machiavellis „Mandragola“ als Operette

Von Hans-Peter Kurr

Amateurhafte Premiere des diesjährigen Sommertheaters St. Georg

Als Ben Johnson’s „Volpone“ auf englischen Bühnen auftauchte, feierte Machiavelli’s „Mandragola“ bereits einhundertjährigen Geburtstag. Wir befinden uns also im  Europa des17. und 16. Jahrhunderts.Und die beiden Dichter werden hier nur deshalb in einem Atemzug genannt, weil ihnen ein Tatbestand gemeinsam eigen ist: Die zwei genannten Stücke werden bis heute inszeniert und aufgeführt.

Wenn wir also an den Wahrheitsgehalt von Walter Jens’ Äußerung glauben, die gültige Übersetzung des Wortes„konservativ“ laute nicht ,„das zu bewahren, was gestern war, sondern, was bis heute dauerhafte Gültigkeit hat“, so müssen wir auch in diesen Fällen die Begründung finden. Und die lautet schlicht: Beide Stücke sind Allegorien auf Continue reading „Machiavellis „Mandragola“ als Operette“

Joachim Lux bleibt Intendant des Thalia Theaters in Hamburg

Von Hans-Peter Kurr

Der Aufsichtsrat des Thalia Thea­ters hat sich am 10. August 2012 in einer Sonder­sit­zung für die Verlän­ge­rung des noch bis 2014 laufenden Vertrages von Joachim Lux als Inten­dant des Thalia Thea­ters bis 2019 ausge­spro­chen. Direkt im Anschluss an die Sitzung hat Joachim Lux seinen Vertrag gemeinsam mit Sena­torin Prof. Barbara Kisseler unterzeichnet. Continue reading „Joachim Lux bleibt Intendant des Thalia Theaters in Hamburg“

„Zum Klo muss ich mit dem Rad fahren“

Von Karin Istel

Bruni Prasske schrieb ein Buch über ihr Leben auf dem Campingplatz am Falkensteiner Ufer

Mein Wohnwagen und ich

Von Frühling bis Herbst teilt Bruni Prasske seit zwei Jahren ihre Tage und Nächte mit Rex – ihrem Wohnwagen. „Ich komme im März hierher und fahre erst im Oktober wieder“, so die Langzeitcamperin. „Im Wagen habe ich kein Strom, und zum Klo muss ich mit dem Fahrrad nach vorne ins Wasch- und Toilettenhäuschen fahren“, erzählt sie. Unglücklich wirkt sie nicht, ganz im Gegenteil: „Das Leben hier draußen hat mich verändert. Ich habe mitbekommen, wie wenig man braucht, um zufrieden zu sein“, strahlt sie. Und hat darüber auch gleich ein Buch geschrieben. Die St. Paulianerin verzichtet gern auf Luxus. Sie kocht mit Gas, schäumt die Milch für die Latte Macchiato per Hand auf und muss ihren Laptop an der Rezeption des Campingplatzes aufladen. „Ich träume von einer Solaranlage“, sagt sie, als sie es sich auf dem Stuhl unterm Vorzelt bequem macht. Continue reading „„Zum Klo muss ich mit dem Rad fahren““

„Dennis“ – Ein Kind zwischen den Fronten

erschienen im Hamburger Theatermagazin „GODOT“

Von Hans-Peter Kurr

Dennis

Im Mai schloss sich in der „Kultur Bühne Bugen­hagen“ in der Bugen­ha­gen­kirche in Barmbek zum letzten Mal der Vorhang. Nun ist das Theater wieder da, unter neuem Namen mit neuen Betrei­bern: „Die Burg – Theater am Bieder­mann­platz“. Die Bugen­ha­gen­kirche in Barmbek ist wohl die einzige Kirche Deutsch­lands, die schon beim Bau im Jahre 1926  mit einem echten Theater ausge­stattet wurde. Das impo­sante Bauwerk wurde vom Erbauer nach dem Motto „Ein feste Burg ist unser Gott“ konzi­piert – was zum neuen Namen der Bühne führt. Der eben­er­dige Saal hat Platz für bis zu 250 Personen. Das haus­ei­gene Café bietet Getränke  und kleine Snacks. Continue reading „„Dennis“ – Ein Kind zwischen den Fronten“

Elbphilharmonie geht nach Venedig

 Die Architekten Herzog & de Meuron zeigen die Elbphilharmonie zur Architekturbiennale

Von Johanna R. Wöhlke

Baustelle Elbphiharmonie, Stand Juli 2012

Architektur als Disziplin gemeinsam entwickelter Ideen von Bevölkerung, Bauherren, Architekten und Unternehmern; das ist Thema der 13. Architektur-Biennale, die unter dem Motto „Common Ground“ am 26. August in Venedig eröffnet wird. Der britische Stararchitekt David Chipperfield, Direktor der diesjährigen Architektur-Biennale, hat die Geschichte der Elbphilharmonie als Beispiel ausgewählt, die  Einblicke gibt in die Realität des Planens und Bauens. Continue reading „Elbphilharmonie geht nach Venedig“