Es tropft das Blut der Kritik…

Von Johanna Renate Wöhlke

Es tropft das Blut der Kritik :)
Es tropft das Blut der Kritik 🙂

Keine Rezension, nur ein kleiner Gedankenspaziergang in die Unwelt der Kritik

Ich habe ein Buch gelesen. Dieses Buch hat es in sich und bei mir Spuren hinterlassen. Es trägt den Titel „Künstler beschimpfen Künstler“, ist ein Reclam Taschenbuch, wurde von Peter Dittmar herausgegeben und kostet 7 Euro und 90 Cent, gebraucht bei Amazon schon billiger zu haben.  Es ist schon einige Jahre auf dem Markt und in meinem Bücherschrank. Erworben habe ich es damals im Shop der Hamburger Kunsthalle.

Das Buch ist eine Sammlung kritischer Zitate von Künstlern über Künstler. Vier Jahre im Bücherschrank und erst jetzt so richtig ins Bewusstsein gesickert –  das ist eine lange Zeit. Es wäre falsch, daraus zu  schließen, dass es ein heimischer Ladenhüter ist.  Es gehört zur Kategorie der „longseller“: kaufen, lesen, in den Continue reading „Es tropft das Blut der Kritik…“

Coco und die Eifersucht

Eine Glosse  von Wolf-Ulrich Cropp 

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Der Autor und sein Papagei 🙂

Ecuador: Die Lodge Misahualli Amazon liegt in Tena, am Rande dichten Regenwaldes.

Ich liebe die Tropen, die Hitze, das schmatzende Leben, fremde Menschen und Kulturen,

die bunte Tier- und Pflanzenwelt. Also mache ich gern Urlaub irgendwo in Äquatornähe,

wo ich nebenher seltene Vögel beobachten kann.

Dass ich „Paradiesvögel“ mag, schien  Coco, der Hotel-Papagei, zu spüren. Wir freundeten

uns gleich am ersten Tag an. Er fraß mir aus der Hand: Erdnüsse, Bananenstückchen.

Krächzte begeistert und setzte sich mir auf die Schulter. Wie selbstverständlich

hockte er da oben, wenn ich durchs  Resort schlenderte oder  Mahlzeiten einnahm. Continue reading „Coco und die Eifersucht“

Hinterhältiges?

Von Johanna R.Wöhlke

Eine Glosse zum Wandel der Zeit

Die Zeiten sind wie sie sind. Erstaunliche Dinge entwickeln sich und regen zum Nachdenken an. Es handelt sich um das Gesäß des Mannes. Auf ihm sitzt der Mann, ganz normal wie jedes andere menschliche Wesen auch.

Es gibt aber menschliche Wesen, die im übertragenen Sinne darauf stehen. Eine Frau behauptete neulich in einem Fernsehinterview sogar, sie finde den Hintern von Brat Pitt anbetungswürdig und zum Niederknien. Damit ist der männliche Hintern nun endgültig erwähnungswürdig und gesellschaftsfähig geworden. Continue reading „Hinterhältiges?“

Moderne Jahreszeiten oder Der Schneeeierbaum

Von Johanna Renate Wöhlke

Eine kleine schneereiche Glosse aus Hamburg im März 2013

Der Schneeeierbaum im Schnühling

Wir Schreibenden haben es ganz leicht mit den Jahreszeiten. Uns hemmt keine Regel, keine Verwaltungsvorschrift, kein Gesetz. Sogar die Charta der Vereinten Nationen kann uns nicht hindern, unserer Phantasie freien Lauf zu lassen. Wir haben es einfach – wir machen uns nur Gedanken:  Plötzlich sind sie da, die Ergebnisse eines schneegesteuerten Denkprozesses im Spätwinter, der eigentlich schon lange ein  Frühfrühling hätte sein können, es nicht wurde – und nun zum Schnühling  degeniert ist. Richtig gelesen: Schnühling!

Der Schnühling  ist offensichtlich die wettermoderne Zwischenjahreszeit, eingebaut zwischen Winter und Frühling, wenn der Schnee sich noch nicht entschieden hat, den blühenden Stiefmütterchen Platz zu machen und die erwartungsvoll in den Baum gehängten Ostereier sich mit weißer Schneehaube bestaunen lassen. Schnühling ist jetzt. Ein Blick aus dem Fenster macht es mehr als deutlich. Continue reading „Moderne Jahreszeiten oder Der Schneeeierbaum“

Erkenntnis aus Schneematsch

erschienen im Hamburger Abendblatt am 17. Dezember 2012

von Johanna R. Wöhlke

Erkenntnis

Bislang dachte ich immer, die eigentliche Bedeutung des Handtuches sei es, menschliche Körper vom Wasser zu befreien. Besonders schön ist das natürlich im Sommer, wenn nach dem Schwimmen und Baden die Sonne so richtig schön scheint und mit ihren warmen Strahlen die Trocknungsfunktion des Handtuches unterstützt.

So weit, so gut.

Und im Winter? Worin nun also liegt die besondere Bedeutung des Handtuches im Winter?  Die Bedeutung des Handtuches im Winter liegt darin, dass es bei Schnee und Continue reading „Erkenntnis aus Schneematsch“

Ein Schrank nur für Geschenke

erschienen im Hamburger Abendblatt am 12.11.2012

Von Johanna R. Wöhlke

Schenken macht Freude…

Es gibt Menschen, denen machen Sätze wie: „In acht Wochen ist Weihnachten!“ überhaupt keine Sorge. Im Gegenteil, sie freuen sich darüber, schenken sich gemütlich die nächste Tasse Kaffee ein und hören entspannt dem Gespräch zu, das sich da gerade in Sachen Weihnachten entwickelt. Warum ist das so?

Hier sitzt nun also die Renate, von der ich spreche, und sie schmunzelt wirklich so auffordernd  vor sich hin, dass die Frage kommen muss: „Du machst Dir wohl überhaupt keine Gedanken über Weihnachten?“ Die Antwort ist einfach und klar: „Nein!“ Aber es kommt noch ein Nachsatz und der ist erwähnenswert. Continue reading „Ein Schrank nur für Geschenke“

Brötchenphilosophie oder Der Friedensnobelpreis für das Brötchen!

erschienen im Hamburger Abendblatt

Von Johanna R. Wöhlke

Kennen Sie die meistgestellte Frage der Welt? Gleich werden Sie sie kennengelernt haben. Sie lautet: Oben oder unten? Gestellt wird diese Frage nicht in politischen Zirkeln, in Gremien und Konferenzen. Nein, es ist der Frühstückstisch, an dem sie so oft zu vernehmen ist.

Jetzt ist es auch nicht mehr schwer, den weiteren Verlauf dieser kleinen Geschichte zu erraten, denn es handelt sich natürlich darum, von dem oder der Befragten zu erfahren, welches Teil des zweiten Brötchens – das nun noch geteilt werden soll – der gewünschte Teil ist, eben das „Ober“ oder das „Unter“. Continue reading „Brötchenphilosophie oder Der Friedensnobelpreis für das Brötchen!“

Das Spiel mit dem Feuer

Diese Glosse erschien am 30. Oktober 2012 im Hamburger Abendblatt

 Von Uta Buhr

Jetzt ist die Zeit der Laternenumzüge. Die Kinder freuen sich schon den ganzen Tag darauf, abends nicht nur länger aufbleiben, sondern  nach Einbruch der Dunkelheit noch auf der Straße sein zu dürfen. Wenn auch leider nur an der Hand ihrer Eltern oder Betreuer.

Der fünfjährige Sohn meiner Nachbarin zeigte schon eine Woche vor dem großen Ereignis seine Laterne herum, die von allen gebührend bewundert wurde. Der einzige Wermutstropfen: Er durfte die Kerze nicht selber anzünden, weil Streichhölzer nun einmal nicht in die Hände von Kindern gehören. Continue reading „Das Spiel mit dem Feuer“

Hungrig in Berlin

Von Michael Buschow               

Das Restaurant „Marinehaus“

Freitag  Abend im September 2012, 22.15 Uhr, in der Bundeshauptstadt  im Bezirk Mitte – Märkisches Ufer – Im Herzen von Berlin:

Nach dem Theaterbesuch wollen  Freunde  uns Nordlichtern etwas Gutes tun. Alle haben Hunger und es gibt einen Geheimtipp direkt in der Nähe: Das Traditions-Restaurant „Marinehaus“ am Märkischen Ufer 48-50, direkt vis á vis der alten Museumsschiffe und der Schleuse. Toll!

„Zu DDR Zeiten konntest du nur mit Beziehungen reinkommen  und wenn du West-Mark  hattest“, erklärte Freund Jörg, „immer rappelvoll der Laden und die Schnitzel sind Legende“. Continue reading „Hungrig in Berlin“

Saubere Umwelt

Diese Glosse erschien am 7. September im Hamburger Abendblatt

Eine Glosse von Uta Buhr

In meinem Stadtteil macht ein unbekannter junger Umweltschützer mit einer Serie apokalyptischer Darstellungen von sich reden. Kindlich unbeholfene Zeichnungen zieren die Stämme alter Kastanien, an denen allmorgendlich ein Heer Berufstätiger vorbeizieht.

„Rettet die Flüsse und Seen“, steht in steilen Buchstaben auf Bild Nummer 1. Algen und tote Fische gemahnen an Umweltsünden. Weiter fordert das Kind, Meer und Wälder zu schützen. Horrorvisionen von kahlen Bäumen in einer verkarsteten Landschaft sowie Continue reading „Saubere Umwelt“

Der alltägliche Verfolgungswahn

erschienen im Hamburger Abendblatt am 8. September 2012

Von Johanna R. Wöhlke

„Verfolgsungsjadgen“

Gerade ist mein Mann auf Verfolgungsjagd. Ich höre das ganz deutlich, denn offensichtlich gestaltet sich diese „sportliche Übung“ nicht zu seinem Hochgenuss. Nicht dass es über Stock und Stein geht, nein. Nicht dass er sich dabei körperlich anstrengen muss, bewahre! Nicht dass er ins Schwitzen dabei käme und sich tausende von Kalorien dabei abtrainierte, nicht doch! Es sitzt ganz ruhig vor seinem Computerbildschirm und verfolgt. Continue reading „Der alltägliche Verfolgungswahn“

Das Wesen der Wespe

erschienen im Hamburger Abendblatt

Von Johanna R. Wöhlke

Wespenmahlzeit

Den ganzen Sommer über gab es auf meiner Terrasse keine Wespen. Jetzt, plötzlich und unerwartet, schwebte sie beim Abendbrot im Tiefflug ein. Einige Runden brauchte sie schon, aber dann setzte sie sich offensichtlich genüsslich auf dem Rand der letzten Scheibe Kochschinken nieder und begann mit der Arbeit.

Keiner reagierte mehr hektisch. Die Wespe hatte ihre Ruhe vor uns, denn: Sie wurde zum Objekt unserer Betrachtung. Wie flink und geschickt ging sie vor, um aus dem Rand der Schinkens einen kleinen Teil herauszulösen. Ihr kleiner Körper zitterte dabei vor Continue reading „Das Wesen der Wespe“

Welche Tonne darf´s heute sein?

erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. August 2012

Von Johanna R. Wöhlke

Müllabfuhr im Internet

Wer kriegt gerne eine Abfuhr? Antwort: Auch ich nicht! Aber diese Antwort bedeutet: Man hat die Rechnung ohne die Müllabfuhr gemacht. Von der nämlich kriegen wir alle gerne eine Abfuhr – regelmäßig und pünktlich und wehe nicht!

Damit diese Abfuhr aber auch ihren Zweck erfüllen kann, müssen wir immer genau wissen, wann was abgefahren wird. Das ist im Laufe der Jahre immer schwieriger geworden, denn es entwickelte sich etwas, das unser aller Müllabfuhrleben geprägt hat: die Mülltrennung. Wie oft schon habe ich einfach vergessen, wann welcher Müll abgefahren wird! Continue reading „Welche Tonne darf´s heute sein?“

Verliererin zeigt Sportlichkeit

erschienen im Hamburger Abendblatt am 11./12. August 2012

von Johanna R. Wöhlke

Verliererin zeigt Sportlichkeit

Ja, ich sitze gerne vor dem Fernseher in dieser Zeit und schaue mir die Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen an. Das ist so Tradition wie für viele andere auch. Allerdings habe ich das selten so ärgerlich getan wie gerade jetzt. Das liegt daran, dass ich immer wieder den „wahren Geist der Sportlichkeit“ suche und ihn nicht finde. Der Fehler, den ich dabei begehe, liegt wahrscheinlich darin – soweit habe ich mein Verhalten schon analysiert – dass ich ihn dort suche, wo er nie zu finden ist: auf der Seite der Goldmedaille, des Medaillenspiegels und der Vergötterung des Leistungswillens. Continue reading „Verliererin zeigt Sportlichkeit“

Ein delikates Thema

ersc hienen im Hamburger Abendblatt am 1. August 2012

Von Johanna R. Wöhlke

Ich vermute, dieses Thema ist inzwischen in unseren Breiten ein größerer Gesprächsfüller geworden als alle anderen Themen es je waren –es geht um Kalorien! Mir jedenfalls liefert das Leben nahezu pausenlos Beispiele dafür. Deshalb habe ich mich zu einer Gegenstrategie entschlossen und sie zum ersten Mal auf einer Reise angewandt. Continue reading „Ein delikates Thema“

Kontrolle mit Herz

Diese Glosse erschien am 19. Juli 2012 im Hamburger Abendblatt

Von Uta Buhr

Die weißhaarige Dame war sichtlich überrascht, als der Kontrolleur sie darauf hinwies, dass sie um diese Zeit die S-Bahn noch gar nicht benutzen dürfe. Laut HVV-Bestimmungen gelten die verbilligten Seniorenkarten erst ab neun Uhr. Das habe sie wirklich nicht gewusst, beteuerte die Dame, aber sie verließe ihr Haus immer um die gleiche Zeit, um die Enten  im Harburger Stadtpark  zu füttern. „Die warten nämlich schon auf mich“, erklärte sie und zog demonstrativ einen Plastikbeutel mit Brot aus ihrer Einkaufstasche. Ob sie nun Strafe zahlen müsse, fragte sie dann ängstlich. Der Beamte verneinte dies, bat sie aber, sich künftig an die vorgeschriebenen Zeiten zu halten. Continue reading „Kontrolle mit Herz“

Zum Kuckuck noch mal!

erschienen im Hamburger Abendblatt

Von Johanna R. Wöhlke

Seltsames geschieht seit vielen Tagen in unserem Garten. Es ist ein Naturschauspiel, ein Drama, ja eine Tragödie und doch findet es jeden Tag statt. Wie gesagt, in unserem Garten, auf unserem Rasen, zwischen den Rabatten und Sträuchern, Stauden und Büschen. Zum Kuckuck noch mal, werden Sie sich fragen, was ist denn das nun? Continue reading „Zum Kuckuck noch mal!“

Wurstdesigner…was ist das?

erschienen im Hamburger Abendblatt

von Johanna R. Wöhlke

Also – da gibt eine unausgesprochene Abmachung zwischen Menschen, die miteinander reden und das Gesprochene auch in Buchstaben umsetzen, also schreiben: Sie wollen sich verstehen. Wer nicht versteht, ist nämlich arm dran. Es könnte sein, dass er falsch handelt, gar nicht handelt, fragend und unsicher zurück bleibt, all das.

Ich zum Beispiel hatte diese Gedanken in diesem Problemfeld zum ersten Mal, als es Mode wurde, alte Menschen nicht mehr alt zu nennen. Sie wurden und waren plötzlich Continue reading „Wurstdesigner…was ist das?“