Energiesparen total – bis zum Allerallerletzten…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 3. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Die Leistung lässt uns nicht los. Wehe, wir leisten nicht, dann ist was los. Ich habe nichts gegen Leistung, im Gegenteil. Ich erbringe sie gerne und wenn es geht auf hohem Niveau, aber muss es denn immer und in jedem Augenblick meines Lebens sein?

Ich lerne. Ich lerne in jedem Augenblick. Ja, es muss in jedem Augenblick meines Lebens sein! Zum Beispiel auch dort, wo ich es gar nicht vermute: in meinem Haushalt. Was kann ich da nicht alles leisten! Continue reading „Energiesparen total – bis zum Allerallerletzten…“

Stuttgart – vom Winzerort zur Autometropole

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 2/11 des Magazins „Sehnsucht Deutschland“

Von Uta Buhr

Wer heute von Stuttgart spricht, versteht nur noch Bahnhof! Stuttgart 21 ist in aller Munde. Der Bauzaun rund um den Bahnhof gleicht einer Klagemauer. Eine kunterbunte Sammlung von lässig angepinnten Zetteln, teilweise sehr drastischen Inhalts, künden vom Unmut der Bürger, den Schienenverkehr unter die Erde zu verlegen und dafür unter anderem Teile  eines großen Parks zu opfern.

„Das ist nur die Kurzform. Es gibt noch viele andere Gründe für die Volkserhebung“, erklärt mein Taxichauffeur in unverkennbarem Schwäbisch, als er mich durch die Stadt  kutschiert. Seine Empfehlung an mich  lautet allerdings, die Baustelle einfach links liegen zu lassen und das wirklich sehenswerte „Stuagaa“ auf mich wirken zu lassen. Stolz klingt mit, als er erzählt, die Stadt habe es  vom einstigen Weinort  zu Deutschlands Autostadt Nummer eins gebracht. Continue reading „Stuttgart – vom Winzerort zur Autometropole“

Statistischer Durchschnitt oder Haben Sie 1,36 Kinder?

erschienen im Hamburger Abendblatt am 29.4.2011

von Johanna R. Wöhlke

Ein Brot muss durchgeschnitten werden, damit man es genießen kann. Dann ist eine Scheibe Brot also der Durchschnitt durch ein Brot, eine Scheibe Brot aber deshalb noch lange nicht durchschnittliches Brot. Denn diese eine Scheibe Brot kann keine Aussage darüber rechtfertigen, wie dieses Brot im statistischen Durchschnitt aussieht.

Machen wir uns den Spaß und stellen uns die Informationen über diese Welt wie ein Brot vor und betrachten die Informationen der Statistik, die uns immer so gerne mit Durchschnittswerten konfrontiert. Neulich zum Beispiel wieder einmal mit der Aussage: Die deutsche Frau hat im Durchschnitt 1,36 Kinder. Das ist eine hoch, sehr hoch interessante Aussage. Ich will mir das Kind nicht vorstellen, das übersteigt meine Fantasie. Was hat die Mathematik gemacht? Continue reading „Statistischer Durchschnitt oder Haben Sie 1,36 Kinder?“

Einfach leben

erschienen im Hamburger Abendblatt am 28. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

„Leben, das ist etwas anderes“, meint mein Gesprächspartner. Wir haben über den Beruf gesprochen und darüber, wie sehr ihn sein Beruf ausfüllt und gleichzeitig so belastet, dass manchmal die Lust am Leben stark reduziert wird. Stress, so nennt die Umgangssprache das. Stress, stressig und gestresst – wer kennt diese drei Wörter nicht, wem begegnen sie nicht immer wieder, zu viel immer wieder!

In der Mühle des Berufes sein, das kann Stress bereiten. Jeden Tag funktionieren zu müssen, verlässlich funktionieren zu müssen. Schließlich wird man gerade dafür bezahlt und gerade das ist es auch, was Kunden und Arbeitgeber erwarten, zu recht erwarten können, denn sie bezahlen Geld für die von ihnen erworbene Leistung. Geben und Nehmen heißt dieses Spiel des Lebens, das kein Spiel ist. Continue reading „Einfach leben“

„Scheich von Saarabien“

Von Dr. Manuel Ruoff

Schwerindustrieller und Bismarckunterstützer im deutschen Westen

Der vor 175 Jahren, am 30. März 1836, in Saarbrücken geborene Freiherr Carl Ferdinand von Stumm-Hal­berg soll von Otto von Bismarck als „König Stumm“ und von Friedrich Naumann als „Scheich von Saarabien“ bezeichnet worden sein. Und der Historker Otto Johannsen zählte ihn zu den „beiden größten deutschen Eisenindustriellen“. Sein Vater, Carl Friedrich Stumm, hatte keinen anderen Ausweg als den Freitod gesehen, nachdem er verzweifelt um die Existenz seines Neunkirchner Hüttenwerkes gekämpft hatte. In der Ära des Sohnes hingegen stieg das Familienunternehmen zum führenden Werk der saarländischen Schwerindustrie auf, zu einem der Marktführer der eisenschaffenden Industrie. Der „Scheich von Saarabien“ konnte es sich leisten, sich auf dem Saarbrücker Halberg von Edwin Oppler ein neugotisches Schloss errichten zu lassen. Im Dreikaiserjahr 1888 erhielt er den Adelsbrief mit Ernennung zum Freiherrn von Stumm und drei Jahre später die Genehmigung zum Tragen des Doppelnamens von Stumm-Hal­berg. Continue reading „„Scheich von Saarabien““

Die Vögel zwitschern wieder!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Es ist die Zeit der Vögel, scheint es mir. Wenn es zu Weihnachten hieß: Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen, dann müsste es nun heißen: Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich zwitschernde Vögel sitzen – und wie sie zwitschern. Sie zwitschern nicht nur, sie machen auch andere Dinge und sind sogar schon mit der Brutpflege beschäftigt. Einen Sommer lang sind sie mit der Brutpflege beschäftigt und dann, endlich, fliegen sie aus, die groß gewordenen Kleinen. Continue reading „Die Vögel zwitschern wieder!“

Franz-Josef Wuermeling – Lobbyist der Kinderreichen

Von Dr. Manuel Ruoff

Der erste Bundesfamilienminister gab dem »Wuermeling«  seinen Namen

Spät erst fand Franz-Josef Wuermeling zur Familienpolitik. Die Forderung nach einem stärkeren Lastenausgleich zugunsten kinderreicher Familien wurde jedoch schließlich zum Herzensanliegen des fünffachen Familienvaters. Vor 25 Jahren starb der erste Familienminister der Bundesrepublik Deutschland.

Der am 8. November 1900 in Berlin geborene Franz-Josef Wuermeling trat in die Fußstapfen seines Vaters. Wie Bernhard Wuermeling war auch der Sohn katholischer Konfession und gehörte als höherer Beamter und Parlamentarier sowohl der Exekutive als auch der Legislative an. Nach Abitur und Wehrdienst bei der Marine studierte er Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Münster, Hamburg und Freiburg im Breisgau. Dem Abschluss des Studiums mit der Promotion folgte 1926 die Aufnahme in das preußische Ministerium des Innern. 1931 wurde er Landesrat und Finanzdezernent der Provinzialverwaltung Kassel. Fünf Jahre nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er 1938 aus politischen Gründen zwangspensioniert. Continue reading „Franz-Josef Wuermeling – Lobbyist der Kinderreichen“

Wann ein Arzt wirklich gut ist!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 11. April 2011

von Johanna R. Wöhlke

Wann ist ein Arzt ein guter Arzt? Sich diese Frage zu stellen, bedeutet, sich auf glattes Eis zu begeben. Zu oft schon habe ich es erlebt, dass Patienten von ein und demselben Arzt ganz unterschiedliche Meinungen vertreten haben: einmal war er klasse, einmal war er einfach nur miserabel. Warum ist das so?

Die naheliegende Antwort ist wohl: Menschen sind Individuen und nehmen individuell wahr. Jeder von uns schaut alles – also auch einen Arzt – durch seine „Brille“ an. Wie aber ist es dann möglich, eine halbwegs objektive Einschätzung einer Person und ihrer Arbeit zu bekommen? Fragen über Fragen tun sich auf. Continue reading „Wann ein Arzt wirklich gut ist!“

Georg Bernhard Shaw und sein Theaterstück „Helden“

Von Dr. Manuel Ruoff

Der Krieg zum Film endete vor 125 Jahren

Den Literaturbeflissenen ist Georg Bernhard Shaws Thaterstück „Helden“ ein Begriff. Und die Älteren unter uns kennen die bundesdeutsche Nachkriegsverfilmung mit O. W. Fischer und Liselotte Pulver in den Hauptrollen. Die 1958 in die Kinos gekommene Literaturverfilmung passte optimal in den damaligen westdeutschen Streit um die Remilitarisierung und machte entsprechend Furore.

Als historischer Hintergrund für die Spielhandlung mit ihrer antimilitaristischen, wenn nicht sogar pazifistischen Aussage bot sich ein Krieg ohne Sieger an, dessen Sinn- und Zwecklosigkeit offenbar war. Shaw wählte den Serbisch-Bulgarischen Krieg, endete dieser doch wie das Hornberger Schießen mit dem Status quo ante. Continue reading „Georg Bernhard Shaw und sein Theaterstück „Helden““

Helmut Thielicke, ein erfolgreicher protestantischer Theologe

von Dr. Manuel Ruoff

Bei einer Auflistung der erfolgreichsten protestantischen Theologen Nachkriegsdeutschlands darf sein Name nicht fehlen: Helmut Thielicke. Der am 4. Dezember 1908 in Barmen geborene Wissenschaftler und Prediger mit starker Medienpräsenz wusste Hörsäle wie Kirchen zu füllen – und stellte sich gegen den Zeitgeist. Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg wandte er sich 1947 öffentlich in einer Karfreitagspredigt gegen eine „undifferenzierte Kollektivverdammung der Deutschen“ und protestierte ge­gen Ver­bre­chen unter dem Deck­­mantel der „Entnazifizierung“. Dreieinhalb Jahrzehnte später hielt er dem Weltkirchenrat den Spiegel vor, indem er ihm vorwarf, von einem „Repräsentanten der Kirche zu einem Polit-Club mit zunehmender Hörigkeit gegenüber marxistischen Programmen“ zu werden. Continue reading „Helmut Thielicke, ein erfolgreicher protestantischer Theologe“

Geschichten aus Bethlehem

Es gibt Bücher, deren Hochkonjunkturzeit vor Weihnachten liegt. Es gibt Bücher, die berichten vom lobenswerten Einzelinitiativen, um das Leid der Welt zu lindern. Es gibt Bücher, die zu dem Zweck geschrieben werden, die Spendenbereitschaft der Leser anzuregen. Es gibt Bücher, die, um das angestrebte Ziel zu erreichen, Fakten und Meinungen mischen und dadurch einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen.

Auf das hier vorgestellte Buch Geschichten aus Bethlehem treffen alle obigen Aussagen zu. Thema ist das im Jahre 1952 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig gegründetete Kinderspital in Bethlehem. Seit 1963 gibt es einen Trägerverein, die Kinderspitalhilfe Bethlehem mit Sitz in Luzern. Heute arbeiten über 200 Angestellte – Christen und Muslime – im Spital, das so ein wichtiger Arbeitgeber in der Region ist. Ärzte aus Palästina und Europa kümmern sich um die Gesundheit der kleinen Patienten. Continue reading „Geschichten aus Bethlehem“

Georg Sabinus – erster Rektor der Albertina

Von Dr. Manuel Ruoff

Viele Ostpreußen-Freunde wissen, dass die Albertina von Herzog Albrecht gegründet wurde. Doch nur wenige dürften den Gründungsrektor kennen. Es war Georg Sabinus. Eigentlich hieß er Georg Schuler, Sabinus war sein Künstlername. Der antike Sabinus schuf in der augusteischen Zeit Epen und elegische Dichtungen in der Art seines Freundes Ovid. Und auch der neuzeitliche Georg Sabinus dichtete, schrieb Huldigungsgedichte und Lehrstücke, betätigte sich aber auch als Diplomat.

Wenn Georg Sabinus auch kein gebürtiger Preuße war, so stand seine Wiege doch in einem Hohenzollernfürstentum. In Brandenburg an der Havel kam der Sohn des Bürgermeisters der Altstadt Brandenburg, Balthasar Schuler, zur Welt. Nach dem Besuch der Stadtschule begann er 15-jährig ein Studium der alten Literatur und der Rechtswissenschaften an der Universität Wittenberg. Dort hörte er bei dem nur elf Jahre älteren Reformator Philipp Melanchthon und wurde dessen Freund und Schwiegersohn. Continue reading „Georg Sabinus – erster Rektor der Albertina“

Gedanken zum Herbst

erschienen im Gemeindeblatt der Michaelis-Gemeinde Hamburg Neugraben, Herbstausgabe 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Bäume rufen im Frühjahr, im Sommer und im Herbst Begeisterungsstürme hervor. Dichter besingen das junge, zarte Grün, Hymnen und Lobgesänge werden über den Frühling und sein vom Winter erlösendes Grün geschrieben, Maler und Künstler machen sich Bäume zum Thema: Endlich, der Winter ist vorüber. Das Grün der Bäume kündet es an, leitet über in den Sommer und dann in den bunten Herbst, in den wunderschönen bunten Herbst!

Dann fallen die Blätter. Sie liegen herum, erzeugen Unlust und Ärger. Ja, der „rundum pflegeleichte“ Baum für menschliche Bedürfnisse ist von der Natur nicht vorgesehen. Genauso wenig, wie der rundum pflegeleichte Mensch nicht vorgesehen ist. Es gibt ihn nicht. Es bleibt auch ihm nicht erspart, ein Leben zwischen Frühling und Herbst zu führen. Continue reading „Gedanken zum Herbst“

Semino Rossi

Von Monika Landsky

Die Schlager und Schmuselieder die dieser Sänger, allerdings mit opernreifer Stimme singt, sind nicht so ganz mein Geschmack. Seine Stimme gefällt mir aber sehr gut.

Nun habe ich zufällig diesen Sänger in einer Talkshow erlebt. Dieser Mann ist aus nicht gerade wohlhabendem Elternhaus in Argentinien ausgebrochen in die weite Welt um sein Glück zu suchen. Continue reading „Semino Rossi“

David McAllister übernimmt Schirmherrschaft

Unser Mitglied Hartmuth Seitz hat einen großen Erfolg für seine Arbeit zu verbuchen.

Hier sein Bericht.

Von Hartmuth Seitz

Von Schwertern und Schirmen

Professor Hermann Rauhe (links) und David McAllister (rechts), Ministerpräsident Niedersachsen

Seit dem 09. April dieses Jahres hat die Grundschule Wanna einen richtigen  Namen: Prof.-Hermann-Rauhe-Schule. Geehrt wurde damit der gebürtige Wannaer und Ehrenprofessor der Hamburger Hochschule für Theater und Musik. Über die Namensgebung berichtete Johanna Renate Wöhlke auf diesen Seiten.

Als es im Rahmen der Überlegungen  zur Namensgebung unserer Schule um die Bearbeitung der Gästeliste ging, gab es wenig Diskussionsbedarf. Bei der obligatorischen Pressekonferenz rutschten den Organisatoren  jedoch  zwei  Begriffe über die Lippen . Zu  einem „musikalischen Hermann-Rauhe-Tag“ gesellte sich schnell der Zusatz „Festival“.  Wir überholten uns zu diesem Zeitpunkt bereits mit unseren Planungen selber. Continue reading „David McAllister übernimmt Schirmherrschaft“

Hinz und Kunzt beim „Edelitaliener“

Von Monika Landsky

Gestern haben wir bei einem sogenannten Edelitaliener im vollbesetzten Garten zu Abend gegessen. Nach einiger Zeit kam ein Hinz und Kunzt (Hamburger Obdachlosen Zeitschrift) Verkäufer in den Garten. Er ging still und unaufdringlich von Tisch zu Tisch und zeigte das Heft, um es zu verkaufen. Er wurde kaum oder gar nicht beachtet. Endlich wurden ihm an zwei  Tischen jeweils ein Heft abgekauft. Wir haben es ebenfalls gekauft und ihm geschenkt, damit er es nochmals verkaufen kann. Damit zollt man ihm mehr Achtung, als wenn man ihm so Geld in die Hand drückt. Continue reading „Hinz und Kunzt beim „Edelitaliener““

Lass das erste Glas stehen

Von Günther Falbe

Sie stehen nicht in den Schlagzeilen und sind auch nicht bei den Talk-Shows im Fernsehen zu finden. Sie sind keine öffentlichen Personen und fungieren nicht als Berater in irgendwelchen Institutionen. Sie sind und bleiben anonym in einer freiwilligen Gemeinschaft ohne Zwänge, die ihre Hilfe allein im Gespräch bietet, zwischen Menschen, die das gleiche Schicksal haben: Sie sind Alkoholiker. Zwei Millionen Abhängige soll es allein in Deutschland geben, die Dunkelziffer ist unbekannt. Ihnen den Weg aus der Sucht anhand des eigenen Schicksals aufzuzeigen, ist die selbst gewählte Aufgabe der namenlosen Träger der weltweiten Gesellschaft der Anonymen Alkoholiker, die vor 75 Jahren in Ohio/USA gegründet wurde. Continue reading „Lass das erste Glas stehen“