Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist…

Von Hans-Peter Kurr

Edles Erleben von Benjamin Brittens „Curlew River“ in der Kultur Kirche Altona

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Die Brachvögel und ihr Fährmann (stimmgewaltig: Andreas Heinemeyer )

Diese Geschichte hat antik-mystische Tiefe . Dabei ist es bei einmaligem Hören dieser einzigartigen Komposition Benjamin Brittens mit dem Handlungstitel „Curlew River“ , die jetzt als Diplomarbeit der Regieabsolventin Rahel Thiel des hamburgischen Studienganges Musiktheater-Regie in der Kultur Kirche Altona gezeigt wurde, ziemlich schwer, rosenkreuzerische, kabbalistische, gregorianische und im japanischen No-Theater gründende Wurzeln zu entdecken (obwohl sie eine nachgerade geniale Mixtur darstellen) oder gar auseinanderzuhalten.

Deshalb auch der von Britten ausdrücklich als Spielort geforderte Kirchenraum, in dessen Mauern klar wird, wie deutlich musikalische Kosmologie mit kosmischer Theologie korreliert, wie dies der vorchristliche römische Philosoph Marcus Tullius Cicero formuliert hat : „ Die Natur hat die Seele so vollkommen mit Sinnen ausgerüstet, die sie befähigt, zu ihrer Kräftigung Musik und verbale Belehrung gleichzeitig zuzulassen.“

Erzählt wird die Geschichte einer Mutter, die ob des Verlustes ihres Kindes wahnsinnig geworden ist (Daher ihr Name: Madwoman, feinnervig gesungen von dem vorzüglichen Tenor Michael J. Connaire!), die von einer Schar mitfühlender Brachvögel ( engl.: Curlew ) über einen Fluß zu dessen Totenfeier geleitet wird, um dortselbst zu genesen.Das gesamte Vokal-Ensemble , eng verbunden mit dem sechsköpfigen Orchester , dokumentierte auf künstlerisch hohem Niveau und mit Hingabe, wie Brittens Musik ( hier unter Leitung von Matthias Mensching ) uns zu den Anfängen des Menschenlebens – also tief hinunter in die Mystik – auf dem Schulungsplaneten Erde zurückzuführen in der Lage ist.

Zusammenfassend lässt sich zu einem so gewaltigen, tief emotionalen Erlebnis , das wir dem jungen Forum Musik und Theater der Theaterakademie Hamburg zu verdanken haben, sagen :

Es handelt sich bei diesem musikalischen Edelstein um wunderbaren, vielstimmigen Gesang, der – durch Töne und Gedanken gleichermaßen – über irdische Missklänge stürmt, als glitte er – verzeihend und verziehen – über Synkopen und Kadenzen hinweg, wie sie dem Unterbewusstsein des Geschöpfes Mensch durch die Harmoniefolgen der ihn umgebenden Natur wohlbekannt sind.
Eine hervorragende Produktion, der leider nur drei Vorstellungen beschieden waren.
Foto: David Kappenberg