Streit der Vaudeville-Titanen

 Von Hans-Peter Kurr

 St. –Pauli-Theater: Neil Simons „Sonny boys“ in Starbesetzung

sonny boys

Der Frankfurter Fischer-Verlag, neben Rowohlt, Bloch, Kiepenheuer einer der bedeutendsten deutschen Editionäre für Theaterstücke , weiß, auf welche Theater er setzen darf….auch in Hamburg:

Vor, sozusagen, kaum einem Atemzug sahen wir Neil Simons berühmte „Sonny boys“ im Winterhuder Fährhaus mit Peter Striebeck und Ralf Schermuly ,schon erscheinen sie in neuem Gewand und in neuer Besetzung auf dem Kiez: Der ( künstlerische) Hausherr des renommierten St.-Pauli-Theaters, Ulrich Waller , inszenierte jene hinreissende Komödie um zwei gealterte Vaudeville – Stars, die im Rahmen einer TV-Gedächtnis – Sendung ein letztes Mal miteinander auftreten sollen, obwohl sie seit elf Jahren irreparabel zerstritten sind, mit zwei Darstellern wie man sie sich höherrangig gegenwärtig auf einer deutschen Bühne nicht vorstellen kann:

Gerhard Garbers und Christian Redl, zwei mit allen Wassern des Theaters und des Fernsehens getaufte alte Hasen, die – scheinbar ohne Abrede – die Pointen ins Publikum zu schleudern vermögen, zwei (Pardon, Ihr Hochgeschätzten beide) Rampensäue par excellence, die ihre Zuschauer zwei Stunden und zwanzig Minuten lang nicht zu Atem kommen lassen vor brüllend gelachter Zustimmung zu ihrem absichtsvoll künstlich hochgehaltenen Streit, er seinen Höhepunkt in der, inzwischen weltbekannten, Sketchszene findet, die die Komiker Will und Al wieder in die Herzen des TV-Publikums katapultieren soll, aber schließlich in einem Herzanfall des Älteren ihr unrühmliches Ende findet.

Nicht unbeteiligt an diesen Folgen der Aufregung ist eine sexy Krankenschwester (Paraderolle für Anja Boche…insbesondere, weil sie auch im letzten Bild das völlig konträr veranlagte Karbolmäuschen – mit köstlichem Fremdakzent – spielt, das den Kranken pflegen soll, aber lieber Pralinen nascht).

Ausdrückliche Erwähnung verdienen ebenfalls Oliver Urbanski als Neffe  und Agent Ben Silverman, der die zwei Streithähne wieder zusammenführen soll und der auf Hamburger Bühnen immer wieder einmal auftauchende Kleindarsteller Gudo Mattiat, diesmal in der verdienstvollen Sketch-Studie eines malträtierten Patienten. Umwerfend….im wahrsten Sinn des Wortes!

Insgesamt ein mehr als erbaulicher Abend, der ein täglich ausverkauftes Haus verdient.

Foto: St. Pauli Theater