Regiemagier Michael Bogdanov

Von Hans-Peter Kurr

….feiert mit seinen Schauspielern Triumphe in den Kammerspielen

Vier Männer im Nebel

Michael Bogdanov, der in Kreisen hamburgischer Theaterfreunde schon in den späten 80er Jahren den Ruf eines Regie-Magiers genoß, als er ( von 1988 – 1992) in der Nachfolge Peter Zadeks Intendant des Deutschen Schauspielhauses war und „folgerichtig“ das Opfer einer bestimmten hanseatischen Feuilletonisten-Mafia wurde, ist – nach ersten Gast-Inszenierungen auf Einladung seines ehemaligen Adlatus Axel Schneider am Altonaer Theater und in den Kammerspielen – in seine Wahlheimat an den Gestaden der Elbe  zurückgekehrt, hat hier, zumal mit einer Hamburger Deern verheiratet, „Quartier genommen“ und inszeniert seitdem ununterbrochen hierselbst, zu Beginn dieser Spielzeit „op Platt“ Meister Shakespaere’s „Sommernachtstraum“ in einer aufregenden Fassung am Ohnsorg-Theater, nach weiteren Arbeiten (, die wir an dieser Stelle besprochen haben , zum Beispiel sein begeisternder „Godot“) jetzt an den Kammerspielen die Tragikomödie „Vier Männer im Nebel“ ( „Neville’s Island“) seines Landsmannes Tim Firth, deren Umsetzung zu einem veritablen Triumph  wurde.

 

Der 70-jährige walisische Meister ,dessen Herz und Hirn seine szenische Phantasie von Produktion zu Produktion stets auf’s

Neue nachgerade brodeln läßt, setzt auf die alte Menschenführer-Weisheit, derzufolge ein hochqualifiziertes Schauspieler-Ensemble schon mindestens zur Hälfte den Erfolg einer Inszenierung mit sich bringe. So auch hier:

 

Aus bis zum Ende nicht völlig zu klärender Ursache verschlägt es vier Mittelklasse-Manager einer Firma, die ihre ein wenig höherrangigen Mitarbeiter einer „Team-building- exercise“

unterzieht, auf eine unbewohnte Insel, von der es – trotz moderner Kommunikationsmittel wie mobile phones – zwei Tage und eine Nacht lang kein Entrinnen gibt.In dieser langen Zeit der unfreiwilligen Partnerschaft „outen“ sich die Vier, die im Berufsalltag so heftig darauf bedacht waren, ein intaktes Persönlichkeitsprofil abzugeben, bis jeweils ihrer wahrer Kern, also der von vier angst-  und sorgegeplagten Menschlein , zutage tritt. Dadurch geriert sich die Vorlage von der Komödie in der ersten Hälfte des Abends (, in deren Verlauf sich die Zuschauer, wie der Volksmund sagt, „wegschmeißen vor Lachen“) zur Tragödie, als die wahren Psychogramme zutagetreten.Wie die vier grandiosen Schauspieler diese menschlichen Studien erstellen, ist höchst eindrucksvoll :

 

Roland Renner als an seiner eigenen Schwachheit leidender Angus, Stephan Benson als seine Sensibilität hinter Großmäuligkeit versteckender Gordon, Peter Theiss als in den Glauben geflüchteter Roy und Jens Wawrceck als Anführer der Mannschaft , Neville, ( Nach Genesung von einer Verletzung jetzt wieder temperamentvoll in der „Truppe“ ) bilden ein homogenes Ensemble der besonderen Art, das sich auf höchstem Niveau austobt in Sean Crowley’s  naturalistischem Szenenbild, ungemein einfallsreich beleuchtet von  Gerald Timmann.

 

Foto: Bo Lahola