Pampa Blues

Von Michael Buschow

Eine Provinzposse am Altonaer Theater

Pampa Blues
Pampa Blues

Eigentlich ist es ganz einfach: Man nehme ein x-beliebiges Kuhkaff  und dessen Bewohner, stricke eine Lovestory drum herum und garniere es mit etwas Kriminaltango: Fertig ist… – nein, nicht schon wieder Büttenwarder !

Dieses fiktive verschlafene Nest heißt in diesem Fall Wingroden und liegt ebenfalls auf dem platten, einsamen Land im Nirgendwo. (Das nächste Kino zum Beispiel ist zwei Autostunden weit entfernt)

Die mehr oder weniger selbstredend tumben Bauern ( Willi=Georg Münzel, Kurt=Matthias Wiebalck, Otto=Jacques Ullrich) des Ortes werden durch den deutlich plietscheren und weltgereisten Kneipenwirt Maslow (Frank Roder), dem auch die Tankstelle und das einzige Lebensmittelgeschäft gehört mit Geschäftsvisionen geplagt (z.B. Ufo-Landung oder Honey-Moon-Zentrum!), denn im Grunde sind alle in dem Kaff längst pleite und am Ende.

Brakelmann, Adsche und Shorty lassen grüßen.

Doch halt, da gibt es noch den sechszehnjährigen Gärtnerlehrling Ben (gespielt von Raphael Gehrmann) der seinen dementen Großvater Karl (Hans Kahlert) pflegt und von einer Afrikareise träumt, sowie die (natürlich) schnuckelige Lena (Alisa Levin), Bens Mutter/Anna (Katrin Gerken) und last but not least Jojo/Georgi (Joseph Reichelt)

Eigentlich ein hübscher Gemischtwaren-Stoff mit witzigen Figuren, wenn nicht plötzlich in die Handlung der Selbstmord des traumatisierten Tschetschenienveteranen Georgi wie eine Panzergranate einschlüge.

Erst einmal Schluß mit lustig und das Publikum wird kurz durch einen Kriminalkommissar verwirrt, der nur „eben mal so“ vorbeischaut und reichlich halbherzig irgendwas ermittelt, was eigentlich keinen interessiert.

Wird´s jetzt etwa ernst, gar politisch?

Nein – wird´s Gott sei Dank  nicht!

Der Kern der Geschichte jedoch ist das Verhältnis des lebenshungrigen (und in Lena verliebten) Ben mit seinem dementen Großvater Karl.

Und diese beiden – Raphael Gehrmann und Hans Kahlert –  ganz jung und ganz alt –  sind das Salz in der Suppe und rocken das Ding spielend, manchmal anrührend, oft zum Lachen und sehr sympathisch.

Das Publikum sieht das ebenso, das beweist der offene Szenenapplaus für Opa und Enkel.

Ungewöhnlich und unerwartet der Schluß:  ein Happy End mit Fragezeichen aber doch sehr bodenständig.

Benno Ifland hat den Stoff des Autors Rolf Lappert auf die Bühne des Altonaer Theaters gebracht.

Unterhaltsam?

Eindeutig ja!

P.S. Ein netter Einfall des Hauses: Das kleine, gut gemachte Programmheftchen (Wingroder Meldungen), das man dank seiner Zeichnungen und Texte weiterverschenken kann.

Was steht auf den ebenfalls zu erwerbenden T-Shirts:

„Ich war in WINGRODEN und komme zurück“

Mach´ ich!

Foto:  G2 Baraniak