Neues Abenteuer des Theaters „Einwirkzeit“

Von Hans-Peter Kurr

Zum ersten Mal in einem Möbelhaus präsentiert: „Zuhause“

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Es ist wirklich abenteuerlich, an welch ungewöhnlichen Orten in unserer Hansestadt Freie Gruppen zeitgenössische Schauspieltexte auf improvisierten Bühnen zum Leben erwecken. So waren jetzt erstmalig Ingrid Lausunds Gedanken zum Leben „moderner“ Menschen, umgesetzt von der Regisseurin Heike Skiba mit dem vorzüglichen Darstellerpaar Samantha Hanses ( , gebürtige Italienerin und Kosmopolitin, die wir in Hamburg bereits auf zahlreichen Bühnen vom Monsun bis zum Schauspielhaus erleben durften ) und Martin Maecker ( Dietrich Haugks „Schauspielerschmiede“ am Salzburger Mozarteum entsprossen) im Ottenser Möbelhaus „Das Königreich“ zu sehen.

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Die drei -ausverkauften- Vorstellungen haben die Verantwortungsträger ermutigt, in absehbarer Zeit weitere Abende mit dieser szenischen Collage („Ein Abend über wacklige Lebensfundamente, über das Unbehaustsein in modernen Zeiten“) anzusetzen. In textaufwändigen Riesenmonologen, die sie darstellerisch eindrucksvoll umsetzen, präsentieren Hanses und Maecker Lausunds ungewöhnliche Gedankenwelt souverän: Von Bild zu

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Bild wird der Ton grimmiger. Das alles hält sich ungeheuer dicht, trotz der Textmassen gibt es keinen Ton zuviel und keinerlei Ablenkung. Das bedeutete während der Proben auch für die Spielleiterin Skiba gewiss den totalen Verlust der Naivität, der Eindruck wird von Satz zu Satz stärker, daß Publikum, Schauspieler und Regie gemeinsam ein dialektisches Schlachtfeld betreten. Jedes Detail wird davon positiv gedanklich belastet, die Erwartung zerrt, insgeheim, an jedem Wort.

Fazit: Ein beeindruckend anstrengender Theaterabend,spröde, materiell und kaum Antworten enthaltend auf die murmelnde, geheimnisvolle, verschlossene Fremdheit, die sich nach und nach im Auditorium ausbreitet.Letztendlich gelingt es allen Beteiligten – Autorin, Regisseurin,Musikerin ( Natalie Böttcher, der Petersburger Mussorgsky-Musikhochschule entstammend) und Darstellern –
das Wort aus den Fängen der Herkömmlichkeit und der Last der Sentimentalität zu befreien.
Chapeau!