Ich hab da mal was gehört…

Von Hartmuth Seitz

oder vom Kreuz mit den Kreuzfahrern…

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Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Er bekommt viel zu sehen, aber auch viel zu hören. Freiwillig und unfreiwillig. Ob in den Bars oder an Deck. Gesprächsfetzen huschen an einem vorbei, bleiben hängen.
Jetzt ist mir auch klar, warum er, der Mönch, so grimmig in den Fjord schaut. Nein, mit dem Wetter und / oder Klima hat das wirklich nichts zu tun. Das kennt er, schließlich hat es sein Antlitz seit Jahrzehnten geformt.

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Nun, was sieht er nun jeden Tag mehrfach. Natürlich die Touristendampfer. Man nennt sie auch Kreuzfahrtschiffe. Und er hört den Kreuzfahrern Tag für Tag zu. Er kann nicht anders. Er kann ja nicht weg. Er hat nicht nur große Augen. Er hat auch große und gute Ohren. Und er hört gut. Wahrscheinlich liegt das an den guten Resonanzwänden des Geiranger-Fjords. Zwischen den Felsen hält sich vieles.
Da stehen sie bei Wind und Wetter an der Reling, warten auf Fotomotive. Gesprächsfetzen erreichen das Ohr. „Also, beim letzten Mal, da, wo wir in Istanbul waren, da war das Schiff eigentlich viel besser. Naja, besser nicht, aber größer. Da hatten wir zwölf Stockwerke! Und eine Menge Personal, nicht so viel wie hier, aber das hat ja auch mehr gekostet.“ Aha, eine Feststellung, bei der man überlegt, ob diejenigen tatsächlich wissen, mit welchen Schiff sie wohin unterwegs sind, denn irgendwie passt das Cocktailkleid hier an der Reling nicht zum Wetter, auch wenn gleich ein Cocktailempfang ist.
„Wie finanzieren die das hier eigentlich und wer bekommt das ganze Geld?“ „Denen das Schiff gehört, die verdienen ja auch ganz gut, bei den Preisen hier“ „Na, auf der M… war das doch noch teurer“. „Tja, hier werden die ja auch nicht so doll bezahlt. Ich hab mit einigen gesprochen. Die bekommen so 5 Euro, oder 3.“ „Ah, deswegen sind die Getränke hier ja auch günstiger als damals.“ „Aber die hier sind ja auf den Bermudas registriert. Wegen der Steuern.“ „Warum das denn?“ „Sparen! Die sparen ´ne Menge“. „Die wievielte Kreuzfahrt ist denn das bei ihnen.“ „Die vierte.“ „Naja, da können sie bei diesem Thema doch nicht mitreden. Und die Schwachstellen finden sie dann auch nicht schnell.“ Das bezog sich, wie sich im Gesprächsverlauf herausstellte, auf die Kabine.

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„Ich regle das von vorneherein sehr großzügig.“ Daumen und Zeigefinger des den Tagesdrink schlürfenden Herrn machten eine entsprechende Bewegung. Die Dame neben ihm nickte zustimmend. Sein Gegenüber staunte. „Ich drücke dem Tischkellner gleich am ersten Tag in die Hand …. Und dann klappt das mit dem Platz und der Bedienung immer.“
Essenszeit – ein weites Feld für Beobachtungen. Da ist der Tisch festlich gedeckt. Buffet. Jeder darf sich selbst bedienen. Kein Problem. Wunderbar verziert, der Tisch. Lauter Erdbeerhälften zwischen den Kuchenstücken. Eine Wohltat für die Augen. Da sieht man ihn dann. Einen großen Teller in der Hand wird sich neben die kleine Schlange geduldig wartender gestellt. Mit geübter Handbewegung wandert eine Erdbeere nach der anderen auf den Teller. Hätte er eine Schüssel in der Hand gehabt, wäre mehr drauf gegangen.
Man staunt immer wieder. Ob der Schönheit der Natur und der Unvernunft seiner Mitreisenden. Da bestellt der Gast am Nachbartisch beim philippinischen Ober zum Frühstück im besten Pfälzer Dialekt 2 Rühreier zum Frühstück. Zwei!. Die bekommt er auch, möchte aber nur eine haben. Bewundernswert, dass der Tischober sich auf keine Diskussion einlässt und nur eine Portion Rührei am Tisch lässt. Da möchte man Gedanken lesen können. Aber der Ober lächelt.
Für einige Mitreisende schien es so, dass jede Mahlzeit die letzte sein könnte. Wenn man die Portionen auf den Tellern sah. Da wurden auf den Kuchentellern die Kuchenstücke kunstvoll übereinander türmen und dann rummurren, dass für die Sahne kein Platz mehr ist.

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Am Offizierstisch sitzen zwei Familien mit drei kleinen Kindern. Als einer der Zwillinge mit seinem Vater beim Buffet in der Schlange steht, möchte er seine Mutter fragen, ob er denn diesen laktosenfreien Kuchen auch wirklich nehmen kann. Vater will mit. Sohn: „Nee, bleib zu man lieber hier, dann müssen wir uns nur hintern wieder anstellen.“ Das hätte jener Erwachsene hören sollen, …der mit seinem großen Teller nicht einreihen wollte. Die Tischdekoration bestand aus Erdbeeren Gut, dass dieser Mensch einen großen Teller hatte. Mit schnellem Griff fischte er die Dekoration auf seinen Teller. Er baute seinen eigenen Erdbeerturm – und suchte anschließend die Sahne. Da war er etwas ungehalten. Es störte ihn auch tatsächlich nicht, dass einige Zeit später die Erdbeerdekoration wieder vorhanden war – Nachschub.
„Wir haben Blau.“ Diesem Ausruf folgte als Echo „Wir haben auch Blau.“ Das bezog sich schon rein grammatikalisch und situationsbedingt auf den Himmel. Die Tür zum Fahrstuhl ist offen. Heraus stürzen zwei ältere resolute Damen und schenken ihre blauen Ausschiffungskärtchen. Sie stürmen durch die ruhig wartende Schlange an der Gangway. Es war schon verwunderlich, mit welchem Tempo die beiden an der Gangway mit ihrem Schlachtruf „Wir haben Blau“ das Personal fast umrissen.
Wer eine Reise macht erlebt viel. Es war eine wunderschöne Reise – gleichzeitig auch unsere erste Kreuzfahrt. Wir haben natürlich die Natur genossen. Auch bei „flüssiger Sonne“, wie Morton Hansen, der erste Kapitän mit eigenem Handy-Klingelton bemerkte. Und einen 6er im Lotto hatten wir auch. Im norwegischen Bergen schien die Sonne, in den norwegischen Bergen eher nicht.
Faszinierend – So eine Reise. Und ich persönlich kann den anfangs erwähnten Mönch verstehen.

Hartmuth Seitz