„The Beauty of the Father“ by Nilo Cruz just premiered at The English Theatre of Hamburg

Let’s fly away on our magic carpet!

Spanish guitar music welcomes the spectators of this family drama set in a lush Mediterranean landscape with flowers and palm trees, the deep blue sea on a far horizon. In mid-February we find ourselves in the little town of Salobrena near Granada. Although the studio of Spanish painter Emiliano (Joseph Rye) is bathed in sunshine, he seems to be in a gloomy mood. No wonder. He is about to paint a picture of the murder of Federico Garcia Lorca, his favourite poet who was shot by a Nationalist firing squad in early 1936 during the Spanish Civil War. Lorca, the famous author of plays such as “Yerma” and “The House of Bernada Alba”, died at the young age of 38. Sketches of Lorca’s execution cover the walls of the studio and make the audience shiver. Lorca has become Emiliano’s alter ego to whom he talks and asks for advice while working on his painting. It goes without saying that Lorca is only visible and audible to Emiliano. Lorca becomes more and more part of the family and serves as counsellor to the painter, a discreet witness whom he can trust not to reveal his former life in the United States.

Dancing and singing on a sunny afternoon. Olé!

The suicide of his American wife is Emiliano’s well kept secret. When his spouse found out about his bisexuality, she took her life, leaving him alone with his young daughter Marina. Emiliano was so shocked by his wife’s death that he fled to Spain where he started a completely new life in a ménage à trois with Paquita, a beautiful Spanish woman, and Karim, a young Moroccan who shares the bed with Emiliano. Paquita, the good-natured woman, married Karim in order to enable him to stay legally in the country. She plans to divorce him when he has been given his citizen papers by the Spanish authorities. After that step she hopes to marry Emiliano whom she loves. For the time being the three of them live happily together until Marina announces her arrival in Spain. Everything is fine until the very moment when Marina, who has fallen in love with Karim, finds out that the young Maghrebinan is her father’s lover. She is out of her mind and accuses Emiliano of having killed her mother. The whole family is on the edge of their nerves. The only two people who keep their calm are – of course – the invisible Lorca and cheerful Paquita who tries to handle the heated situation in a most charming manner. However, she does not succeed. Emiliano who does not accept the relationship between Karim and his daughter wants the young man out of his house and view immediately. Karim is enraged. He tears Emiliano’s sketches and paintings from the walls and hurls them all over the place. Then he disappears with a rifle in his hand. Two gunshots ring out. Fortunately he misses the painter who reappears unhurt in the house. Lorca is shocked. The shots remind him of his execution by Franco’s soldiers over sixty years ago. “Am I dead?” asks the painter. “No, the boy missed,” Lorca replies. The end of the plot will not be revealed here. Please find out yourselves, dear spectators, whether or not the family, including Karim, is reconciled after all this trouble.

The American press is full of praise for Pulitzer Prize Winner Nilo Cruz and his oeuvre. One critic wrote: “Cruz is a writer of ideas, who fills the stage with a kind of lush dramatic literature, unifying character with thought and action in time and space.” After having seen a performance of “The Beauty of the Father”, another New York critic wrote: “Richly poetic language adds to Cruz’ family drama.”

The audience thanked the actors and director Clifford Dean for this performance with a standing ovation. Dean is always in search of outstanding plays that are completely unknown to German theatre goers. So is Nilo Cruz, the young playwright whose plays deserve to become part of the repertoire of German stages. The passionate performance of five actors made the evening a great success. Holly Smith, whom the “aficionaos” of the English Theatre have already seen in a couple of dramas and comedies, played the role of her life as Paquita, the joyful singing and dancing embodiment of a Mediterranean female. Just captivating!

Photos: Stefan Kock

Final performance of “The Beauty of the Father” on April 13, 2019

Tickets under phone number 040 – 227 80 89, online booking under www.englishtheatre.de

Next premiere: “Moonlight and Magnolias”, a comedy by Ron Hutchinson, on April 25, 2019

„The Beauty of the Father“ – das neue Stück am English Theatre of Hamburg

Lass‘ uns entfliehen auf unserem magischen Teppich!

Spanische Gitarrenmusik erfüllt den Saal, bevor sich der Vorhang hebt. Das Atelier des Malers Emiliano (Joseph Rye) rückt ins Blickfeld. Im Hintergrund leuchtet ein tiefblaues, von den gleißenden Strahlen der Sonne angestrahltes Meer. Mediterrane Lebensfreude im winterlichen Hamburg! Doch halt. Die mit Skizzen eines erschossenen Menschen bedeckten Wände des Hauses spiegeln keinerlei Fröhlichkeit wider. Der Künstler ist besessen vom Tod des großen spanischen Dichters und Theaterautoren Federico Garcia Lorca, der 1936 während des spanischen Bürgerkrieges von Francos Schergen hingerichtet wurde. Emiliano schickt sich gerade an, den Tod des von ihm verehrten Poeten in einem Gemälde festzuhalten. Lorca ist das nur dem Maler sichtbare Alter Ego Emilianos, der – stets mit einem makellos weißen Anzug bekleidet – mehr und mehr in die schwierigen familiären Verhältnisse des Malers hineingezogen wird.

Tanzen und singen an einem sonnigen Nachmittag. Olé!

Das Familiendrama nahm bereits vor Jahren seinen Lauf, als Emilianos Ehefrau sich das Leben nahm, nachdem sie von der Bisexualität ihres Mannes erfuhr. Er verließ daraufhin fluchtartig die Vereinigten Staaten und siedelte sich im andalusischen Städtchen Salobrena in der Nähe von Granada an. Die minderjährige Tochter Marina ließ er allein in Amerika zurück. Inzwischen hat Emiliano sich in seiner neuen Heimat ganz nach seinem Gusto eingerichtet. Er lebt in einer Ménage-à-trois mit der temperamentvollen Paquita (hinreißend gespielt von Holly Smith, die mit ihrem drolligen „Spanglish“ das Publikum verzaubert) und einem jungen gutaussehenden Marokkaner namens Karim (Theo Bougouneau) zusammen. Soweit so gut ? Mitnichten. Denn mit der überraschenden Ankunft Marinas (Jess Pritchard) wird Emiliano sich seiner Lebenslüge nolens volens bewusst. Seine Tochter beginnt, unangenehme Fragen zu stellen, und entlarvt ihn als Eskapisten, der sich allen Problemen durch seine Flucht feige entzogen hat. Zunächst läuft alles dank des heiteren Wesens der Spanierin Paquita gut, die alle Unstimmigkeiten mit leichter Hand vom Tisch wischt. Als die junge Frau sich allerdings in Karim verliebt, ist die südliche Idylle nachhaltig gestört, zumal Marina erfährt, dass der junge Marokkaner das Bett ihres Vaters teilt. Die Folge sind lautstarke Auftritte Emilios, der in den Versuchen, seine Handlungsweise zu rechtfertigen, von Mal zu Mal hilfloser wirkt. In diesem Aufruhr der Gefühle bewahrt nur einer die Ruhe. Federico Garcia Lorca (Alex Warner) erweist sich mit seinen weisen Ratschlägen aus dem Jenseits als Fels in der Brandung. Als Emiliano Karim auffordert, sein Haus zu verlassen und dieser Marina bittet, mit ihm fortzugehen, kommt es zu einem Showdown zwischen den beiden Männern. In seiner Wut reißt Karim Emilianos Skizzen von den Wänden, wirft sie auf den Boden und verlässt mit Emilianos Gewehr das Haus. Man hört Schüsse. Doch Karim trifft den Maler nicht. Lorca begleitet diesen Vorgang mit einem lakonischen „Der Junge hat nicht getroffen.“ Karim kehrt auf die Terrasse zurück. Verzeihen Emiliano und der Rest der Familie Karim seinen mörderischen Angriff auf den Hausherrn? Das Ende wird wie üblich nicht verraten. Das muss der geneigte Zuschauer selbst herausfinden. Bleibt zum Schluss der Vorstellung nur noch ein Bert Brecht zugeschriebenes Zitat: Und so sehen wir betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen. Langanhaltender Beifall des Publikums für das Stück und ein großartiges Ensemble unter der Regie von Clifford Dean. Für die Musik und hinreißenden Tanzeinlagen zeichnet Paul Glaser verantwortlich.

Es gehört zu den Eigenheiten des English Theatre, neben bekannten und beliebten Sujets immer wieder Stücke von Autoren ins Programm zu nehmen, die einem breiten Publikum in Deutschland völlig unbekannt sind. Ein großes Dankeschön dafür geht an Direktor Clifford Dean. Denn er entdeckte Nilo Cruz, den 1960 auf Kuba geborenen Theaterautor, der mit seiner Familie im Alter von zehn Jahren in die USA emigrierte und in „Miami’s Little Havanna“ eine neue Heimat fand. In Amerika bereits durch Stücke wie „Anna and the Tropics“, „Exquisite Agony“ usw., berühmter Autor, der an verschiedenen amerikanischen Universitäten als Lehrer im Fach Drama bekannt ist, wartet noch auf seine „Erweckung“ in deutschen Landen. „The Beauty of the Father“ ist der erste Schritt in diese Richtung. Mit dem Titel wissen wenige etwas anzufangen. Um welche Schönheit geht es hier? Diese Frage mag sich jeder selbst beantworten, der dieses zeitgenössische Familiendrama gesehen hat. Die in diesem Stück behandelten Probleme sind uns Europäern ebenfalls nicht fremd. Nachdem im Deutschen Bundestag unlängst die Ehe für alle verabschiedet wurde, ist praktisch alles im familiären Umfeld zulässig. Auch die „Ménage-à-trois“ ist uns seit Langem geläufig. Auch dass noch ein Familienmitglied mit Migrationshintergrund wie der Marokkaner Karim hinzukommt, stellt kein Novum dar. Aus derartigen Familienkonstellationen entstehen zwangsläufig Konflikte, wie sie auch in „The Beauty of the Father“ zur Sprache kommen. Als Integrationsfigur fungiert hier Federico Garcia Lorca, der aus dem Nichts auf der Bühne erscheint und, obgleich schon ein Menschenalter tot, dem Familienoberhaupt Emiliano in dessen Fantasie bei der Bewältigung der Probleme hilfreich zur Seite steht. Garcia Lorca galt als eine der größten Hoffnungen der spanischen Literatur gleichermaßen als Poet und Stückeschreiber. In jungen Jahren, gerade einmal im Alter von 38 Jahren, wurde er durch seinen gewaltsamen Tod aus seinem vielseitigen Schaffen gerissen. Die Trauer über seinen viel zu frühen Tod veranlasste Nilo Cruz, ihm als Alter Ego seines Protagonisten Emiliano neues Leben einzuhauchen. Was dem Autor grandios gelungen ist.

„The Beauty of the Father“ läuft bis einschließlich 13. April 2019

Tickets unter der Telefonnummer 040-227 70 89 oder online unter www.english-theatre.de

Nächste Premiere von „Moonlight and Magnolias“, Komödie von Ron Hutchinson, am 25. April 2019

„Here lies Jeremy Troy“ by Jack Sharkey – the New Play at the English Theatre of Hamburg

By Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

Darling, I’ll be back in a couple of hours to prepare our dinner

What to do on a grey November evening in Hamburg? You can either have an early night in bed, prepare yourself a nice hot cup of tea or – much better – buy a ticket for the English Theatre of Hamburg und rejoice in the farce “Here lies Jeremy Troy”, written by Jack Sharkey as early as 1965. Although this hilarious comedy is an “old hat”, so to speak, it has not lost any of its charm since it premiered on Broadway some fifty years ago. What do you think when you hear or read the title “Here lies Jeremy Troy?” In fact, English is a tricky language, since to lie has to meanings. You may either lie on your sofa or lie to your wife or boss. The latter meaning is to be dishonest to somebody. The spectator will soon find out which meaning applies to Jeremy Troy, the “hero” of this play.

Hi daddy, I’m in real good company

We meet Jeremy and Kathryn Troy – a well-heeled couple (James Walmsley and Debbie Radcliffe in top form) – in their cosy apartment in West Rutherford, New Jersey, just a few miles away from New York City. Jeremy, a lawyer who is up for a partnership, has invited his big boss for dinner tonight. Kathryn leaves the house to do her shoppings and Jeremy is left alone with his ideas how to convince his boss to make him a partner in his law firm. The setting seems so be perfect until an old school chum of Jeremy’s turns up out of the blue. Charles “Charly” Bickle (funny as usual Stephen Chance), a notorious sponger, turns up at the Troy’s doorstep and blackmails Jeremy into putting him up this night. Charly discovers that Jeremy’s law degree is a fraud. Charly is getting his way – and what a cheek – even hires a “model” by phoning an agency in the city. Tina Winslow (sweet and naïve Isobel Wood) is a real eye-catcher in her canary-yellow outfit revealing pretty long legs. When Kathryn unexpectedly comes home, she is shocked to see this young woman in her home whom she suspects to be Jeremy’s lover. She leaves the apartment “for good” as she shouts and disappears. Poor Jeremy is in real trouble. Who on earth is going to cook the dinner and entertain his boss Sven Ivorsen? Jeremy has a brilliant idea. Why not make attractive Tina with her charming Southern drawl his wife for this night’s reception? Tina consents, and the party can start. Sven Ivorsen (Alan Booty at any time good for waves of laughter), a powerful man with a loud voice, turns up dressed formally in a tuxedo and is deeply impressed by Jeremy’s charming replacement spouse. Even Tina’s inedible food does not spoil the dinner party. The four of them – Jeremy, Tina, Charly and boss Ivorsen – are in high spirits drinking wine and making jokes just to the moment when Kathryn appears on the scene. Jeremy as an experienced liar presents his real wife to Ivorsen as Ingeborg, Princess of Rumania, although Ivorsen has his doubts that this is a genuine Romanian name. The chaos created by the host and his classmate Charly culminates in Jeremy’s confession that he never passed his exam as a lawyer at any university. He admits that he wanted to impress his beloved Kathryn by presenting a title that he never deserved. Kathryn forgives her husband on the spot. But what about the reaction of boss Sven Ivorsen when learning the truth about his partner-to-be Jeremy Troy? Dear spectator, come and enjoy this wonderful screwball comedy that will give you an answer to this             question. After all, Sven Ivorsen, a cunning lawyer himself, has the last word: “Honesty is the best policy”, he preaches to the audience who thanks the performers with a long lasting applause.

Good Lord, what a terrible mess!

Although “Here lies Jeremy Troy” was already written in 1965 and premiered the same year on Broadway, it has not lost its relevance to the presence. In our daily life we meet people – not least in politics – who are masters of glossing over their true situation, including their curriculum vitae. Mostly without any consequences. “Orbis terrarum vult decipi”, the wise Romans already knew human nature all too well. Nothing has changed yet. We repeat this dictum in good English: Halas, the world will be deceived.

The American author Jack Sharkey who was born in Chicago in 1931 and died 1992, began his career as a writer at the early age of ten years. He wrote altogether 83 plays – mostly comedies, but also thrillers such as “Murder House” – and became one of America’s foremost playwrights. “Here lies Jeremy Troy” was his hit number one which proved an applauding success on Broadway. One of his critics wrote enthusiastically “A hilarious farce, sexy but nice, a comedy with witty dialogue. One just can’t help laughing throughout the play.” And another one added: “Jack Sharkey has a hit on his hand.”

Final performance of “Here lies Jeremy Troy” on February 2, 2019

Tickets under phone number 040 – 227 80 89, online booking under www.englishtheatre.de 

Next premiere: “Beauty of the Father” bv Nino Cruz, on February 14, 2019

Premiere am English Theatre: „Here lies Jeremy Troy“ von Jack Sharkey

Von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

Liebling, ich bin rechtzeitig zurück zu unserem Dinner

Wenn der Winter naht, die Tage kürzer werden und graue Nebel über der Alster wabern, ist es Zeit für eine Komödie auf der Bühne des Theaters an der Mundsburg. In diesem Jahr hat Direktor Bob Rumpf aus einem reichen Angebot ein besonders witziges, temporeiches Konservationsstück ausgewählt, das man durchaus mit den früher am Broadway und in Hollywood so beliebten Screwball Comedies vergleichen kann. Dabei spielt es keine Rolle, dass der amerikanische Erfolgsautor Jack Sharkey dieses Lustspiel bereits im Jahre 1965 schrieb. Denn jene im Stück aufgespießten menschlichen Schwächen wie Eifersucht, Betrug und Verrat sowie alle daraus resultierenden Irrungen und Wirrungen sind heute so aktuell wie eh und je.

Jack Sharkey, geboren 1931 in Chicago und gestorben 1992, begann seine schriftstellerische Karriere bereits im zarten Alter von zehn Jahren und brachte es im Laufe seines Lebens auf 83 Theaterstücke, darunter auch Mystery Plays und Thriller. Früh übt sich, wer ein Meister der Sprache werden will. Mit dem etwas verwirrenden Titel des hier besprochenen Stückes „Here lies Jeremy Troy“ legt Sharkey den ersten Fallstrick. Denn ins Deutsche übersetzt kann dies sowohl „Hier liegt Jeremy Troy“ als auch „Hier lügt Jeremy Troy“ heißen. Wer gut aufpasst, findet schnell heraus, um welche semantische Variante es sich hier handelt.

Hallo Paps, ich bin in echt cooler Gesellschaft

Das Stück beginnt etwas behäbig in einer schicken, im Stil der sechziger Jahre eingerichteten Wohnung in New Jersey im Weichbild New Yorks. Das Ehepaar Jeremy und Kathryn Troy erwartet Jeremys Boss Sven Ivorsen zum Abendessen. Dieser will Jeremy, das beste Pferd im Stall seiner New Yorker Anwaltskanzlei, bei dieser Gelegenheit anbieten, sein Teilhaber zu werden. Soweit so gut. Oder? Alles wäre perfekt, wenn die Sache nicht einen klitzekleinen Schönheitsfehler hätte. Jeremy hat nie ein juristisches Staatsexamen abgelegt, was ihn zum Anwalt qualifiziert. In dürren Worten: Er hat seine Umgebung jahrelang belogen. Also „hier lügt Jeremy Troy.“ Damit ist die Bedeutung des Titels klar. Auch Ehefrau Kathryn, die Jeremy mit seinem Titel beeindrucken wollte, ahnt nichts von seinem Betrug. Aber die Nemesis, die griechische Göttin der Rache und der ausgleichenden Gerechtigkeit, naht in der Person des alten Freundes Charles „Charly“ Bickle (skurril Stephen Chance). Dieser Schnorrer aus alten Studententagen. der sich mit allen denkbaren Tricks über Wasser hält, versucht sich wenig erfolgreich als Kunstmaler und ist darauf aus, sich bei den Troys einzunisten. Als Druckmittel dient ihm sein Wissen um Jeremys Lüge bezüglich seines juristischen Universitätsabschlusses. Damit sind alle Voraussetzungen für eine turbulente Komödie mit einer endlosen Reihe von Missverständnissen und Verwechslungen geschaffen, zumal Charly auch noch die Chuzpe besitzt, sich durch eine Modelagentur eine junge attraktive Dame ins Haus der Troys zu bestellen. Tina Winslow, das „Model“ mit den endlos langen Beinen, betritt in einem kanariengelben figurbetonten Kleid die Szene. Dass sie in dem singenden Tonfall der Südstaatler parliert, macht sie für die anwesenden Herren umso reizvoller. Wenig begeistert zeigt sich allerdings Ehefrau Kathryn, die empört das Haus verlässt, weil sie Tina (Isobel Wood zum Anbeißen hübsch und zauberhaft naiv) für die Geliebte ihres Mannes hält. Was tun, wenn die Hausfrau den Boss des Ehemanns nicht empfangen kann? Dem gewieften Jeremy fällt gleich die Lösung ein. Tina muss einspringen und die Aufgaben Kathryns für diesen Abend übernehmen. Über ihre eher begrenzten Kochkünste sehen alle Beteiligten, einschließlich Boss Sven Ivorsen, gern hinweg. Zwischenruf: Alan Booty als schwergewichtiger Anwalt im Smoking, der mit seinem homerischen Lachen die Gesellschaft aufmischt, ist einfach herrlich! Aber weiter im Text. Als Kathryn Troy (Debbie Radcliffe sehr professionell als Sturm und Wetter erprobte Ehefrau) mitten in die gemütliche Dinnerrunde platzt, die hier auch noch gegenüber Ivorsen als Ingeborg, Prinzessin von Rumänien gehandelt wird und dabei gute Miene zum bösen Spiel macht, wird es eng für Jeremy. Da hat er sich mit seinem „bestman“ Charly doch in der Tat ein trojanisches Pferd ins Haus geholt, aus dessen Bauch die schöne Tina entstiegen ist. Aha, der Autor wollte wohl mit dem Nachnamen Troy – zu deutsch Troja – sein Publikum noch zusätzlich auf’s Glatteis führen. Nun helfen alle Lügen nicht mehr. Jeremy muss beichten. Verzeiht ihm Kathryn, sieht Boss Ivorsen ihm den Betrug nach und macht ihn trotzdem zum Partner? Hier muss die Rezensentin wieder das Publikum bitten, dies selbst herauszufinden. Denn der Schluss eines Stückes – ob Komödie oder Thriller – darf nicht verraten werden. Nur soviel: Es wird noch richtig turbulent, als Jeremy Troy (James Walmsley in Hochform) sich unter dem Druck der Verhältnisse als Hochstapler outet. Das Schlusswort von Sven Ivorsen wollen wir dem geneigten Publikum nicht vorenthalten. „Ehrlich währt am längsten“, spricht der selbst mit allen Wassern gewaschene Staranwalt. Und damit ist alles gesagt.

Gütiger Gott, welch ein Chaos!

Noch ein paar Takte zum Autor Jack Sharkey: Obwohl dieser außerordentlich talentierte Schreiber eine schier endlose Reihe von erfolgreichen Stücken – u.a. „Take a Number, Darling“, „The Murder Room“ und „Rich is Better” verfasst hat, steht wenig über ihn im Internet. Wahrscheinlich ist es der gleichlautende Name, den er mit dem US-Boxweltmeister 1932/33 im Schwergewicht teilt. Jener Sportler litauischer Herkunft nimmt noch heute viel Raum im world-wide-web ein. Boxer schlägt Literaten. Allerdings hier nur im übertragenen Sinne.

„Here lies Jeremy Troy“ läuft bis einschließlich 2. Februar 2019

Tickets unter der Telefonnummer 040 – 227 70 89 oder online unter www.english-theatre.de

Nächste Premiere: „Beauty of the Father“ , Schauspiel von Nino Cruz, am 14. Februar 2019

The Mystery of Banking, Money Supply, and Deficit Spending

A record of cumulated claims of the German Central Bank in the EURO-system of almost EURO 1,000 Billion has been reported by the President of the European Central Bank (ECB) Marion Draghi. The new TARGET 2-report has enhanced again a crucial political dispute on the dimension of the risks and the negative impact of the monetary policy of the ECB on German taxpayers, if debtor countries like Italy and Greece fail to reimburse their liabilities. Mario Draghi, however, argues that the present disparities in the EURO-zone have mainly a technical dimension resulting from the settlement of cross border payments, which are operated by the digitized TARGET 2-system. The implied risks and the negative impact of the ECB policy seem to be neither made adequately transparent nor sufficiently assessed. The poor transparency and control of the banking system has once motivated Murray N. Rothbard from the Austrian Economic School to express his general critics on the banking system in his publication “Mystery of Banking” decades ago. A reprint of the book was published in the year of the financial crisis.

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„Death Knell“ by James Cawood – the New Play at the English Theatre of Hamburg

Photos: Stefan Kock

Don’t move, or I’ll shoot you!

Dear reader, have you ever spent a few days and nights in the Scottish highlands? If so, you will certainly remember the fascinating view of high mountains and numerous lochs that form the landscape of that country in the northern part of Britain. Just buy a ticket for the latest play at the English Theatre of Hamburg for a thrilling “déjà vu” that will send chills down your spine. Are you ready for the story told by James Cawood who loves the austere charm of the highlands that inspires him to write ingenious plays of murder and intrigue. Just remember “Stone Cold Murder”, also written by James Cawood and premiered at the TET in September 2013. Here we go.

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“I Love You, You’re Perfect, Now Change – The New Play at the English Theatre of Hamburg

Photos by Stefan Kock

Hey folks, listen to the wise words of Dr. William Masters

Ladies and Gentlemen, welcome to a hilarious Off-Broadway show, featuring four highly gifted actors! The best thing: in order to enjoy this outstanding comedy, you do not even have to fly to New York. Just buy ticket and make yourselves comfortable in one of the seats at the English Theatre of Hamburg. After the much talked about classic “The Picture of Dorian Gray” now a musical! Why not? The “regulars” – meaning those who have been loyal to the Mundsburg stage for many, many years – like diversity in the theatre’s choice: start with a drama, go on with a musical or a comedy and end up with a thriller.

By doing so, you attract people who like to go to plays.

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“I Love You, You’re Perfect, Now Change“ – die neue Premiere am English Theatre of Hamburg

Fotos: Stefan Kock

Leute, hört auf die Ratschläge von Dr. William Masters

Um Kontrastprogramme war das Theater an der Mundsburg noch nie verlegen. Und das ist auch gut so. Auf Oscar Wildes Klassiker „Das Bildnis des Dorian Gray“ folgt nun nahtlos eine ausgeflippte Off-Broadway-Comedy, die es in jeder Hinsicht in sich hat. Nur vier singende und tanzende Schauspieler, zwei Frauen und zwei Männer, bestreiten dieses temporeiche Musical und übernehmen nacheinander eine Anzahl unterschiedlichster Rollen und Charaktere.

Genau genommen hat dieses revueartige Stück keine richtige Handlung. Hier reiht sich eine Sequenz an die nächste und erzählt in teilweise witziger oder melodramatischer Weise vom Leben und Wirken ganz normaler Menschen, von den Höhenflügen romantischer Liebe bis in die Niederungen von Alter und Einsamkeit. Continue reading „“I Love You, You’re Perfect, Now Change“ – die neue Premiere am English Theatre of Hamburg“

“The Picture of Dorian Gray” – The New Play at the English Theatre of Hamburg

Photos: Stefan Kock

You don’t look well on this portrait, Dorian

Standing ovation for this exceptional performance of Oscar Wilde’s Dorian Gray that just premiered at the TET. Paul Glaser and his “crew” consisting of four young actors won the hearts of the audience from the very beginning. If you expect a lavish Victorian interior with fancy objects and crystal chandeliers, you will be surprised to find a setting reduced to a staircase leading to an attic and a few pieces of furniture such as an ottoman and some chairs. You virtually feel and smell late Victorian London in all its different facets, including the fog, once called pea soup, that still in the early sixties of the last century was so compact that you only heard your neighbour’s step when he or she nearly touched you. Darkness and sombre music create an eerie atmosphere and remind you of Jack the Ripper who made Whitehall virtually a “no go area” at the time. Sure enough, dear spectator, the gloomy atmosphere makes the blood run cold in your veins.

The plot: Handsome and innocent Dorian Gray, an offspring of a wealthy English family, has his portrait made by a famous artist named Basil Hallward. During his sittings he meets the immoral aristocrat Lord Henry Wotton who is impressed by Dorian’s beauty. Continue reading „“The Picture of Dorian Gray” – The New Play at the English Theatre of Hamburg“

“The Picture of Dorian Gray” – die neue Premiere am English Theatre of Hamburg

Fotos: Stefan Kock

Du siehst aber gar nicht gut aus auf dem Bild, Dorian

Ein „Gothic“ an der Mundsburg! Kein Zweifel, noch stimmiger kann man dieses Glanzstück aus der Feder Oscar Wildes nicht auf die Bühne bringen. Das eigentlich für seine sehr hübschen, eher braven Bühnenbilder bekannte Theater hat sich diesmal an die Maxime gehalten, dass weniger oft mehr ist. Wer ein opulentes viktorianisches Dekor erwartet, wird von einem mit äußerst reduzierten Mitteln gestaltetes Szenario überrascht. Alles in allem eine sehr gelungene Inszenierung unter der Regie von Paul Glaser, dessen unverwechselbare dramaturgische Handschrift den Besuchern des TET bereits aus dem Ende April 2015 uraufgeführten Schocker „Thrill Me“ noch in Erinnerung sein dürfte.

„Das Bildnis des Dorian Gray“ ist wohl jedem Bildungsbürger und Theaterfan bekannt. Dennoch soll hier nicht auf eine längere Inhaltsangabe verzichtet werden: Lord Henry Wotton, ein ebenso eleganter wie zynischer Aristokrat, entdeckt während eines Besuchs bei dem berühmten Porträtmaler Basil Hallward das noch nicht vollendete Gemälde eines äußerst attraktiven jungen Mannes namens Dorian Gray. Continue reading „“The Picture of Dorian Gray” – die neue Premiere am English Theatre of Hamburg“

“Boeing Boeing” – the new Play at the English Theatre of Hamburg

by Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

Hi, come and fly with us around the world

Congratulations – what a hilarious play! “Boeing Boeing”, masterly directed by Clifford Dean, marks another “Best of” in the long line of great performances on the stage of the English Theatre of Hamburg. How come that a plot going back to the sixties of the last century is still so popular and elicits almost thunderous applause from the audience. The answer is as simple as that: humour does not know deadlines – witty plays never get stale, no matter at what time they were written. “Boeing Boeing” perfecty reflects the European lifestyle of the “swinging sixties.” Those in the audience who still remember the feeling of liberty and the winds of change after the grey and bitter post-war years will enjoy the charm and lightness of this outstanding comedy written in French by the Swiss-born author Marc Camoletti and translated into English by Beverly Cross and Francis Evans.

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„Boeing Boeing“ – das neue Stück am English Theatre of Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

Wie wäre es mit einem Flug rund um die Welt?

Kompliment! Mit dieser temporeichen Komödie von Marc Camoletti hat das English Theatre sich selbst übertroffen. Und das soll angesichts des vielfältigen Spielplans dieser kleinen Bühne schon etwas heißen. Warum ist dieses leichtfüßige Stück aus den etwas spießigen sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute ein Hit – immerhin wurde es weltweit unzählige Male aufgeführt und schaffte es sogar ins Guiness Book of Records? Allein in Paris , wo die Komödie ihre Erstaufführung erlebte, lief sie neunzehn Jahre lang. Der Erfolg von „Boeing Boeing“ beruht sicherlich auch darauf, dass dieses Stück die Epoche einer „heilen Welt“ widerspiegelt, die das Publikum nach den gerade überwundenen bitteren Nachkriegsjahren an einem neckischen, höchst amüsanten Bäumchen-wechsel-dich Spiel teilnehmen lässt, das seinesgleichen an Komik sucht.

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„I’LL BE BACK BEFORE MIDNIGHT” by Peter Colley – The New Play at the English Theatre of Hamburg

by Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

Oh darling, please don’t be cross with me

Even if you already had the chance to see this fantastic thriller a couple of years ago, do not hesitate to enjoy Peter Colley’s play again. The English Theatre presents an entirely new version of this “spicy” plot, featuring four wonderful actors, imported from the UK.

No doubt, Alfred Hitchcock, the late “Master of Thrill” will jealously be watching – from orbit or wherever he may be – the action on the Hamburg stage, the more so as the plot will remind him of one of the best films of this genre ever – “The House of Lady Alquist”, realised as early as 1944 and featuring Ingrid Bergman und Charles Boyer. By the way, it was not Alfred who directed this chilling story, but his great American colleague George Cukor. Sorry, Hitch! Continue reading „„I’LL BE BACK BEFORE MIDNIGHT” by Peter Colley – The New Play at the English Theatre of Hamburg“

„I’LL BE BACK BEFORE MIDNIGHT“ heißt das neue (alte) Stück am English Theatre in Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

Liebling, sei mir bitte nicht böse

Warum neues altes Stück? Dieser Thriller des britisch-kanadischen Autors und Theatermannes Peter Colley erfreut sich weltweit so großer Beliebtheit, dass auch die Bühne an der Mundsburg es bereits zum dritten Mal in ihr Programm aufgenommen hat – allerdings in sehr großen zeitlichen Abständen. Nach dieser langen Pause erschließt sich dem Zuschauer das Stück völlig neu, selbst wenn er noch die eine oder andere Szene im Kopf hat.

Eigentlich müsste diesem Thriller eine jener Warnungen an besonders zart besaitete Gemüter vorausgehen, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen. Zumal in manchen Szenen scharf geschossen wird, und dies aus einer Jagdflinte, die dem Publikum bereits ins Auge sticht, sobald der Vorhang sich gehoben hat. Continue reading „„I’LL BE BACK BEFORE MIDNIGHT“ heißt das neue (alte) Stück am English Theatre in Hamburg“

„April in Paris“- the Comedy by John Godber just premiered at the English Theatre of Hamburg

by Uta Buhr
Photos: Stefan Kock

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Unbelievable, Bet, how pornographic these Parisians are!
Do you remember Audrey Hepburn’s April in Paris, when she – the daughter of a chauffeur in Billy Wilder’s wonderful comedy “Sabrina” – is being sent to Paris to learn all about French cuisine to be later a cook at the rich Larrabee family in their luxurious home on Long Island? Good Lord, Sabrina is full of praise for the word’s most glamorous city. Come to Paris in April, she insists, when the chestnut trees in the Avenue Montaigne are in full flower, walk along the banks of the Seine and have a sun-downer in one of these marvellous places by the river. Wake up. The April in Paris as described by John Godber has nothing to do with Audrey/Sabrina’s story.

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Bei dem Stück „April in Paris“ von John Godber bleibt kein Auge trocken

Premiere am English Theatre of Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Stefan Kock

Bild 1
Unglaublich, wie pornografisch diese Pariser doch sind!

Nach der beeindruckenden Inszenierung von Shakespeares „Othello“ war am TET wieder eine Komödie fällig. Oder handelt es sich hierbei nicht eher um eine Tragikomödie? Das Stück leuchtet die deprimierende soziale Lage eines Ehepaars irgendwo in der englischen Grafschaft Yorkshire genau aus. Al, ein übergewichtiges Mitglied der englischen Arbeiterklasse, hat nicht nur seinen Job verloren, sondern auch jeglichen Mut, jemals wieder in Brot und Arbeit zu kommen. Profitbesessene Unternehmer haben ihn und seine Kollegen mit billigeren Arbeitskräften vom „Kontinent“ ausgebremst. Während Al am Anfang noch gekämpft hat, ist er inzwischen apathisch geworden und hat sein Schicksal akzeptiert. Seitdem lässt er sich hemmungslos gehen, schleicht in Schlappen und schmuddeligen Klamotten herum. Um sich irgendwie zu beschäftigen, malt er ein düsteres, stets in grau-weißen Tönen gehaltenes Bild nach dem anderen. Das Sujet ist immer das gleiche: Trostlose Industrieanlagen mit rauchenden Schloten. Continue reading „Bei dem Stück „April in Paris“ von John Godber bleibt kein Auge trocken“

„Othello“ by William Shakespeare – The New Play at the English Theatre of Hamburg

by Uta Buhr
Photos: Hans-Jürgen Kock

Are these two really buddies?
Are these two really buddies?

“Oh, bother that classical stuff!” At school, aged between 15 and 16, we preferred modern plays and despised “old stuff.” With one exception. Guess which play it was. Right – Othello! That play written by “the swan of Stratford” thrilled us youngsters, since everybody even at that young age already had their own experience of jealousy and rivalry. It goes without saying that no one among us even spent a thought on scheming like Iago, let alone killing an opponent. So far my own thoughts way back into my days as a teenage girl.

It was a wonderful idea to stage this great drama at the English Theatre which is known in town for the great variety of English and American plays. Six actors are on stage, two of them in three different roles. The stage set is elegant and simple, while the costumes reflect the fashion of the early 17th century. Perfect.

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„Othello“ von William Shakespeare – das neue Stück am English Theatre of Hamburg

von Uta Buhr
Fotos: Hans-Jürgen Kock

Sind diese beiden wirklich Freunde?
Sind diese beiden wirklich Freunde?

Endlich wieder ein Shakespeare auf den Brettern der Bühne an der Mundsburg!

Und noch dazu eine Inszenierung, die von sich reden machen wird. Sechs Schauspieler, zwei gar in drei Rollen, zelebrieren jenes Stück, in dem es um Liebe, Eifersucht, verletzte männliche Eitelkeit und Rache geht. Ein allzu menschliches Drama, das – obwohl vor über vierhundert Jahren geschrieben -nichts von seiner Aktualität verloren hat.

Der Stoff zu diesem Trauerspiel ist den „Degli Hecatommithi,“ den hundert Novellen des aus Ferrara stammenden Dichters und Philosophen Giraldi Cinzio entlehnt. Die knappe Form der Novelle beeinflusst den Aufbau des Dramas. Die Ereignisse sind auf wenige Tage zusammengedrängt. Für Shakespeare untypisch ist die kleine Zahl der agierenden Personen. Die sonst bei ihm so beliebten Parallel- und Kontrastfiguren fehlen in diesem Stück. Das Publikum konzentriert sich voll und ganz auf die große Leidenschaft des Othello. Diese Leidenschaft ist die Eifersucht, ein beliebtes Motiv in den Dramen des 17. Jahrhunderts. Othello – auch der „Mohr von Venedig“ – ist ein passiver Held, der von seiner krankhaften Eifersucht und dem damit einhergehenden Misstrauen getrieben, am Ende zum Mörder wird. Schuld an dem Unheil ist der Fähnrich Jago, dem Arthur Schopenhauer in seinen Schriften die „außergewöhnliche Bosheit eines Charakters“ attestierte. Continue reading „„Othello“ von William Shakespeare – das neue Stück am English Theatre of Hamburg“