Von Backen und Plaudern

erschienen im Hamburger Abendblatt am 13. Dezember 2010

Von Johanna R.Wöhlke

In dieser Familie sind Ingwerplätzchen beliebt. Es gibt sie immer zu Weihnachten: frischer, gehackter Ingwer, Butter, Eier, Zucker, Mehl – all das macht die tolle Mischung aus.

Nun wird immer wieder berichtet – und ich weiß, es stimmt – dass Kekse backen zu Weihnachten eine hoch kommunikative Tätigkeit sei. Es macht Spaß in der Familie und das bedeutet natürlich: Es wird dabei auch viel geredet. Wir alle wissen, das kann eine erhebliche Ablenkung bedeuten und birgt damit die Chance oder das Malheur in sich, dass es zu überraschenden Backergebnissen führen könnte. Continue reading „Von Backen und Plaudern“

Vor 30 Jahren starb Viktoria Luise von Preußen

Von Dr. Manuel Ruoff

Wilhelms II. einzige Tochter

Vor 30 Jahren starb Viktoria Luise von Preußen

Am 13. September 1892 bekamen der letzte Deutsche Kaiser und dessen Ehefrau mit Viktoria Luise ihr siebtes und letztes Kind. Der eine Vorname erinnerte an die britische Queen, ihre Urgroßmutter, der andere an die beliebteste preußische Königin, ihre Ururgroßmutter.

Nach einer unbeschwerten Kindheit und Jugend heiratete Viktoria Luise den Welfen Ernst August zu Braunschweig und Lüneburg. Die Vermählung 1913 bildete das letzte große Familienfest des miteinander verwandt und verschwägerten europäischen Hochadels vor der Selbstzerfleischung im Ersten Weltkrieg. Continue reading „Vor 30 Jahren starb Viktoria Luise von Preußen“

Weihnachtsengel fliegen

Von Johanna R. Wöhlke

Gerne teile ich auch einmal etwas in eigener Sache mit – und das zufälligerweise passend zu unserer bevorstehenden Weihnachtsfeier.

Auf der offiziellen Homepage der Kirchen im Großraum Hamburg erscheint heute, am 13. Dezember 2010,  im Adventskalender mein Goldengel aus meiner EGGart Serie, Popart digitale Kunst mit Spiegeleiern. Die Bratpfanne mag ein ungewöhlicher Ort sein, um an Engel zu denken…aber die Formen des Eies sind wunderbar vielfältig – wie man an diesem Engel sehen kann.

http://www.kirche-hamburg.de/adventskalender/

Glücklicher Unfall

erschienen im Hamburger Abendblatt am 11. Dezember 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Wir suchen etwas. Das ist nichts Ungewöhnliches. Morgendliches Suchen von Schlüsseln und Geldbörsen ist mir wohlbekannt. Kurzfristige Hektik und dann, nach erfolgreichem Finden – ab in den Tag. Das entspannte Ende einer solchen Suche gelassen abwarten zu können, das ist eine Kunst und reine Nervensache.

Besonders erschwerte Bedingungen stellen sich dann ein, wenn besondere Dinge verlegt worden sind und sich partout nicht finden lassen. In diesem Umkreis würde ich auch das Suchen des verlorengegangenen Eheringes einordnen wollen. Erst ein Jahr verheiratet – und dann das! Continue reading „Glücklicher Unfall“

Hauptmeldung des Tages

erschienen im Hamburger Abendblatt am 3. Dezember 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Was könnte denn so Ihre „Hauptmeldung“ des heutigen Tages werden? Ist das eine schwierige Frage? Ich vermute es ist, denn Hauptmeldungen pflegen sich erstmal zu entwickeln und zu entfalten. Dann beeindrucken sie uns „hauptsächlich“, bestimmen eine Weile lang unser Denken, werden dann zu Nebenmeldungen, sinken ab in die Erinnerung und werden – irgendwann einmal vergessen.

Ich kann nur sagen: Gott sei Dank immer wieder vergessen. Denn die Vorstellung, alles immer behalten zu müssen, niemals etwas vergessen zu können, das wäre für mich eine schreckliche „Hauptmeldung“, mehr – das wäre eine Horrormeldung! Continue reading „Hauptmeldung des Tages“

Georg Sabinus – erster Rektor der Albertina

Von Dr. Manuel Ruoff

Viele Ostpreußen-Freunde wissen, dass die Albertina von Herzog Albrecht gegründet wurde. Doch nur wenige dürften den Gründungsrektor kennen. Es war Georg Sabinus. Eigentlich hieß er Georg Schuler, Sabinus war sein Künstlername. Der antike Sabinus schuf in der augusteischen Zeit Epen und elegische Dichtungen in der Art seines Freundes Ovid. Und auch der neuzeitliche Georg Sabinus dichtete, schrieb Huldigungsgedichte und Lehrstücke, betätigte sich aber auch als Diplomat.

Wenn Georg Sabinus auch kein gebürtiger Preuße war, so stand seine Wiege doch in einem Hohenzollernfürstentum. In Brandenburg an der Havel kam der Sohn des Bürgermeisters der Altstadt Brandenburg, Balthasar Schuler, zur Welt. Nach dem Besuch der Stadtschule begann er 15-jährig ein Studium der alten Literatur und der Rechtswissenschaften an der Universität Wittenberg. Dort hörte er bei dem nur elf Jahre älteren Reformator Philipp Melanchthon und wurde dessen Freund und Schwiegersohn. Continue reading „Georg Sabinus – erster Rektor der Albertina“

Herr der Strahljäger

Von Dr. Manuel Ruoff

Walter Nowotny kommandierte das erste Düsen-Jagdkommando

Walter Nowotnys Leidenschaften waren Sport und Technik. Darüber fand er wie viele Gleichgesinnte zur Luftfahrt. Politik interessierte ihn weniger. Als 1938 seine Heimat Bestandteil des Deutschen Reiches wurde, trat der am 7. Dezember 1920 in Gmünd geborene Österreicher der NSDAP bei. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, meldete er sich als Freiwilliger zu den Fliegern.

Nach der Jagdfliegerausbildung und einem Einsatz beim Jagdschutz der Leunawerke wurde der Unteroffizier Ende 1940 zum Jagdgeschwader 54 versetzt. Im Sommer 1941 errang Nowotny an der Ostfront seinen ersten Luftsieg. Wenige Tage und Abschüsse später wurde auch er getroffen, so dass er auf der Ostsee mit Motorschaden notwassern musste. Nach drei Tagen im Rettungsfloß erreichte er die rettende Küste und kurze Zeit später saß er wieder in einer Bf 109. Continue reading „Herr der Strahljäger“

Als Polen auf Schlesien verzichtete

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 675 Jahren gab es an der Donau rund 40 Kilometer nördlich von Budapest in Plintenburg (Visegrad) ein Dreikönigstreffen der besonderen Art. Es trafen sich der ungarische Gastgeber Karl von Anjou, der Pole Kasimir der Große und Johann von Böhmen mit großem Gefolge. Das dreiwöchige Treffen endete am 19. November 1335 mit dem böhmisch-polnischen Vertrag von Visegrad. In der sogenannten Zitadelle auf einem Bergkegel am Donauknie wurde noch einmal der Inhalt des wenige Monate zuvor am 24. August 1335 unterzeichneten böhmisch-polnischen Vertrages von Trentschin bestätigt. Continue reading „Als Polen auf Schlesien verzichtete“

Die Geschichte des Adventskalenders

erschienen im Hamburger Abendblatt am 27. November 2010

Von Johanna R. Wöhlke

24 Türchen lang Vorfreude aufs Fest

Kulturhistorikerin erklärt die Geschichte des Adventskalenders

Göksu
Dr. Cornelia Göksu

In vielen Haushalten hängt er und hilft, das Warten auf Weihnachten zu verkürzen – der Adventskalender. Aber woher stammt diese Tradition eigentlich? Im Gesprächskreis für Frauen der Michaelisgemeinde Neugraben hatte sich die Organisatorin Renate Gresens die Kulturgeschichte des Adventskalenders vorgenommen. Dazu hielt die Hamburger Kulturhistorikerin Dr. Cornelia Göksu einen Vortrag. Continue reading „Die Geschichte des Adventskalenders“

„Größte Mehrzweckhalle der Welt“

Von Dr. Manuel Ruoff

Sie galt als die „größte Mehrzweckhalle der Welt“, als sie am 29. November 1935 von Adolf Hitler eröffnet wurde. Insbesondere die 117 Meter lange und 83 Meter breite stählerne Dachkonstruktion galt als architektonische Meisterleistung. Beeindruckend ist auch die Bauzeit der von Franz Ohrtmann und Fritz Wiemer entworfenen Deutschlandhalle: neun Monate.

Anlass ihres Baus waren die Olympischen Spiele 1936 in der Reichshauptstadt. Dort wurde die Halle denn auch in der Tat genutzt. In der ersten Woche wurden hier gerungen und Gewichte gestemmt, in der zweiten dann geboxt. Auch ansonsten wurde die Halle intensiv für Sportwettkämpfe genutzt. Bereits eine Woche nach der Einweihung fand auf der 208 Meter langen Holzpiste ein 100-Kilometer-Mannschaftsrennen statt. Doch auch für Parteiveranstaltungen und die Zirkusshow „Menschen, Tiere, Sensationen“ wurde der Bau verwendet. Geschichte schrieb Hanna Reitsch, als sie 1938 in der Deutschlandhalle den ersten Hallenflug mit einem Hubschrauber vorführte.

Im Zweiten Weltkrieg setzte am 16. Januar 1943 ein Luftangriff während einer Vorstellung von „Menschen, Tiere, Sensationen“ das Dach in Brand. Weder Mensch noch Tier wurden getötet, aber die Deutschlandhalle war nicht mehr zu retten. Continue reading „„Größte Mehrzweckhalle der Welt““

Gustav Adolf von Götzen: Forscher, Soldat, Diplomat und Gouverneur

Von Dr. Manuel Ruoff

Gustav Adolf von Götzen gehörte zu den Glücklichen, die zumindest zeitweise in ihrem Leben Hobby und Beruf miteinander verbinden können. Bevor er mit Mitte Zwanzig das erste Mal seinen Fuß auf afrikanischen Boden setzte, hatte der am 12. Mai 1866 in der Grafschaft Glatz auf Schloss Scharfeneck geborene Schlesier bereits Frankreich und Italien kennen gelernt. Götzen gehörte einer Offiziersgattung an, die anders als heute damals in Deutschland noch die Ausnahme darstellte: Er war Akademiker.

Erst nach einem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Paris, Berlin und Kiel trat er 1885 in das 2. Garde-Ulanen-Regiment ein. Zwei Jahre später wurde er ins Offizierskorps aufgenommen. Ein halbes Jahrzehnt darauf wurde er als Militärattaché nach Rom kommandiert. Noch im selben Jahr unternahm er von dort aus einen Jagdausflug zum Kilimandscharo in Deutsch-Ostafrika. Continue reading „Gustav Adolf von Götzen: Forscher, Soldat, Diplomat und Gouverneur“

„Rotes Schloss am Meer“

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 100 Jahren weihte der Deutsche Kaiser Wilhelm II. die Marineschule Mürwik ein

Am 21. November 1910 wurde sie eingeweiht, am Ende des Zweiten Weltkrieges machte Karl Dönitz sie zum Sitz der Reichsregierung, und heute bildet die Deutsche Marine an ihr ihre Offiziere aus – die Rede ist von der Marineschule Mürwik.

So lange sich das Deutsche Reich in der Tradition Preußens noch primär als Landmacht begriff, genügte das 1888 fertiggestellte heutige Landtagsgebäude Schleswig-Holsteins den Anforderungen an die Ausbildungsstätte der Offiziere der Kaiserlichen Marine. Als allerdings 1898 mit dem ersten Flottengesetz die Aufrüstung der Flotte begann, war das nicht mehr der Fall. Statt 70 bis 80 muss­ten pro Jahrgang nun 200 Seekadetten ausgebildet werden. Da zudem die infanteristische Grundausbildung der Kadetten zukünftig auch an der Marineschule stattfinden sollte, war es mit kleinen Erweiterungsbauten nicht getan. Continue reading „„Rotes Schloss am Meer““

Schönheit aus der Schokolade

erschienen im Hamburger Abendblatt am 25. November 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Sie haben noch nie ein Kleopatra Bad genossen? Wirklich nicht? Sie hatten auch noch nie eine ägyptische Tempelmassage? Wirklich nicht? Sie haben noch nie sinnliche Texturen auf Ihrer Haut gespürt, noch nie eine Traummassage erfahren, noch nie berauschende Duftessenzen erschnüffelt und sich noch nie wie Göttin Isis gefühlt? Was soll ich sagen – es wird Zeit! Continue reading „Schönheit aus der Schokolade“

Pikante Verwechslung

erschienen im Hamburger Abendblatt am 24. November 2010

Von Johanna R.Wöhlke

Soweit ich mich erinnere, trägt ein Käse aus Holland den Namen „Pikantje“. Darunter muss man sich wohl einen Käse vorstellen, der einen eindrucksvollen Geschmack hat. Jedenfalls einen Geschmack, der so intensiv in Erinnerung bleibt, dass beim nächsten Kauf an der Käsetheke die Entscheidung wieder auf diesen Käse fallen sollte, wenn nicht immer, so doch immer einmal wieder. Pikant, das bedeutet also: gut, interessant, genussvoll, gewürzt und nicht fade, gleichzeitig nicht überwürzt, irgendwo zwischen mild und stark angesiedelt, in Erinnerung bleibend – pikant eben. Continue reading „Pikante Verwechslung“

„Junge Oper“ führte die Märchenoper „Hänsel und Gretel“ auf

Von Hartmuth Seitz

Prof. Hermann-Rauhe-Grundschule fördert Musikerleben

Auf die Frage „Wisst ihr, was eine Oper ist?“ kam die schnelle Antwort: „Oper – das ist so eine Art Musical.“
Alexander U.H. Schubert war mit der Antwort zufrieden. Zeigte sie ihm doch, dass die Schülerinnen und Schüler vor ihm auf die Humperdincksche Märchenoper „Hänsel und Gretel“ gut vorbereitet worden waren. Er war nicht nur mit dieser Antwort zufrieden, sondern auch – im Nachhinein – mit dem Verlauf der über 130 Minuten. Darin eingeschlossen waren neben der Vorstellung auf Auf- und Abbau der Bühne.

Alexander U.H. Schubert tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Er strahlte und zeigte echte Begeisterung. Begeisterung über sein Publikum, das ihn zum Abschied umarmte und herzte. „Das war eine Vorstellung, die sich gelohnt hat. Da macht das Reisen Spaß.“ Mit ihm freuten sich Franka von Werden und Veronica Nemec. Dieser Teil des Ensembles war zum ersten Mal zu Gast in der Prof. Hermann-Rauhe-Grundschule. Continue reading „„Junge Oper“ führte die Märchenoper „Hänsel und Gretel“ auf“

Wenn Margarete erzählt…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 23. November 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Die kleinen Dinge des Alltags sind es oft, die uns Kopfzerbrechen machen. Schließlich besteht das Leben nicht nur aus hoher Politik, hoher Kultur und den wichtigsten Dingen aller Zeiten. Die meiste Zeit des Tages herrscht Alltag! Wer dem seine schönen Seiten abgewinnen kann, ist fein raus. Der hat auch dann etwas zum Lächeln und Schmunzeln, wenn es nichts mehr zu lachen gibt. Der sieht auch da etwas Besonderes, wo andere nichts sehen. Der macht sein Leben jeden Tag zu einem kleinen Fest, auch wenn nicht gefeiert wird.

So ein Mensch ist die Margarete. Immer wenn ich sie sehe, hat sie ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht und – natürlich auch immer eine Geschichte. Fast möchte ich sagen: Sie ist das wandelnde Geschichtenbuch  mit Geschichten über sich selbst und andere. Was hatte sie zu erzählen? Continue reading „Wenn Margarete erzählt…“

Zeichen und Wunder

Von Uta Buhr

Vor Taschendieben wird gewarnt! In Supermärkten, Kaufhäusern und selbst im ICE soll es von dieser unangenehmen Spezies ja nur so wimmeln. Und auf den Flughäfen werden alle Nas’ lang die eiligen Passagiere von einer Automatenstimme dringend gebeten, ihr Gepäck nie unbeaufsichtigt zu lassen. Kann mir doch nicht passieren, denken die meisten von uns.

Ich passe auf meine Sachen bestens auf, habe alles fest im Blick. So dachte ich auch. Bis heute Mittag. Im überfüllten Supermarkt passierte es. Beladen mit Tüten und Taschen, einen großen Blumenstrauß in der Hand, eilte ich mit meinen Einkäufen nach Hause. Erst dort bemerkte ich, dass meine  Handtasche fehlte. War sie mir  von der Schulter geglitten oder gar gestohlen worden? Nachdem alle Ecken und Winkel des Ladens ohne Resultat abgesucht waren, meinte der Marktleiter triumphierend, er habe es ja gleich gewusst. Denn – wörtlich – „Solche Kunden gibt es bei uns nicht.“ Dennoch blieb die Tasche  unauffindbar. Dumm gelaufen. Ich dachte mit Grausen an die langen Wege nach Personalausweis, Handy und und und… Doch das Allerschlimmste: Meine Brille war auch in der geraubten Tasche. Und ohne sie bin ich blind wie ein Maulwurf. Eine Katastrophe! Continue reading „Zeichen und Wunder“