„Junge Oper“ führte die Märchenoper „Hänsel und Gretel“ auf

Von Hartmuth Seitz

Prof. Hermann-Rauhe-Grundschule fördert Musikerleben

Auf die Frage „Wisst ihr, was eine Oper ist?“ kam die schnelle Antwort: „Oper – das ist so eine Art Musical.“
Alexander U.H. Schubert war mit der Antwort zufrieden. Zeigte sie ihm doch, dass die Schülerinnen und Schüler vor ihm auf die Humperdincksche Märchenoper „Hänsel und Gretel“ gut vorbereitet worden waren. Er war nicht nur mit dieser Antwort zufrieden, sondern auch – im Nachhinein – mit dem Verlauf der über 130 Minuten. Darin eingeschlossen waren neben der Vorstellung auf Auf- und Abbau der Bühne.

Alexander U.H. Schubert tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Er strahlte und zeigte echte Begeisterung. Begeisterung über sein Publikum, das ihn zum Abschied umarmte und herzte. „Das war eine Vorstellung, die sich gelohnt hat. Da macht das Reisen Spaß.“ Mit ihm freuten sich Franka von Werden und Veronica Nemec. Dieser Teil des Ensembles war zum ersten Mal zu Gast in der Prof. Hermann-Rauhe-Grundschule.

Das Hermann-Rauhe-Festival legt Wert darauf, Künstler und Schüler möglich nahe miteinander zu verweben. Im Rahmen dieses Festivals lebte eine Tradition auf, in der Schüler nicht das Theater, sondern das Theater die Schüler besucht. Im Vorfeld ist einiges abzuleisten. Dank der Initiative der Jungen Oper kein großes Problem, denn zum Stück gehört auch Arbeitsmaterial. Diese per Download zu findenden Materialien bilden eine gute Grundlage, Kinder mit einem Stück bekanntzumachen. So wurde bereits im Vorfeld gesungen, getanzt, die Geschichte erzählt. Demzufolge waren tatsächlich alle Kinder gespannt auf das, was sich ihnen bieten würde. Die Schüler kannten das Stück. Humperdincks Oper passte in der Fassung der Jungen Oper in die Schule. Es war kurzweilig, zeit- und situationsgemäß, vernachlässigte aber nicht den Kern. Niemand rutschte gelangweilt auf seinem Platz umher, niemand stönte über Musik oder Gesang, den hier wurde hautnah gespielt. Vor dem Publikum, im Publikum und – wie versprochen – mit dem Publikum.

Bariton Alexander Schubert verkörperte nicht nur Vater und Hexe, sondern gab auch den einführenden Erzähler und führte durch das Stück. Die Sopranistinnen Franka von Werden und Veronika Nemec gaben Gretel und Hänsel ohne jegliche Berührungsängste. Man ging auf die Kinder zu, bezog sie mit ein, denn Sternenkinder, Taumännchen und Sandmann wurden aus der Zuschauermenge „rekrutiert“. Ihre Aufgabe – schnell verkleidet aktiv mitwirken. Das galt auch für die Kollegin, die unter dem tosenden Beifall der Kinder als Darstellerin der Mutter engagiert wurde.

Requisiten gibt es nicht nur beim Film und Fernsehen, auch in der Oper. Schubert erklärte diesen schwierigen Begriff – und schon waren die Kinder mit eingebunden, denn sie hatten die Requisiten zu benutzen.
Das Stück selber kam herzerfrischend jung und kurzweilig daher. Hänsel und Gretel träumten von Vanille-Eis und Roter Grütze und die Hexe Rosine Leckermaul, stand auf Lebkuchen, statt auf Snickers und ähnlichem. Vater hatte vom Besenverkauf Salami und Käse erstanden.

Der Originaltext für das Liedgut war nicht verändert, die Moderation der Darsteller mit dem Publikum und den neuen Komparsen einfühlsam und kindgerecht
Taumännchen und Sandmann trugen mit behutsamer Unterstützung der Sänger ihre Texte vor, die Sternenkinder beim Abendsegen aktiv werden. Es war „Oper to do“ – oder Mitmach-Oper, ein Weihnachtsstück, das keinerlei Wünshe offen liess.

Belohnt wurden die Darsteller mit lang anhaltendem donnernden Applaus, dem nicht endenen Wunsch nach Autogrammen und vielen, vielen Umarmungen. Der Abschied fiel nicht allen leicht.
Es war eben ein schöner Auftritt, eben „… ein Auftritt der sich gelohnt hat…“, ein Auftritt der nach einer Fortsetzung sucht. Die Junge Oper wartet nicht darauf, dass man zu ihr kommt, die Junge Oper kommt ins Haus. Und das macht für dieses Gespann bis zu 2500 Auto-Kilometer pro Woche.