Rezidivierende Beklopptitis

erschienen im Hamburger Abendblatt am 12. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Mein Gegenüber ist kaum zu bremsen: „Der hat doch die akute chronisch rezidivierende Beklopptitis!“, so macht er seinem Ärger Luft. Was ist geschehen? Ich will an dieser Stelle natürlich keine neue Krankheit verlautbaren, aber nun ist sie ja in der Welt, die „ akute chronisch rezidivierende Beklopptitis“.

Da hat sich jemand offensichtlich so über einen Mitmenschen geärgert, dass es ihm das Blut zum Kochen gebracht hat. Auf der anderen Seite hat er seine ganze Bildung und seine ganze Selbstbeherrschung aufgebracht. Er hat seine Kenntnis der Fremdwörter bemüht und sich darauf besonnen, was rezidivierend bedeutet, nämlich in Zeitabständen wiederkommend. Continue reading „Rezidivierende Beklopptitis“

Schöner telefonieren

erschienen im Hamburger Abendblatt am 11. August 2010

von Johanna R. Wöhlke

„Heute ist ein blöder Tag!“ Was ist denn das für eine Aussage? Könnte ich meine Gesprächspartnerin am anderen Ende der Telefonleitung sehen, wahrscheinlich nähme ich ihr ärgerliches Gesicht wahr – einer dieser Augenblicke, froh darüber zu sein, dass nicht alle Telefone der Welt serienmäßig mit Kameras ausgestattet sind, denen man sich nicht entziehen kann. Continue reading „Schöner telefonieren“

Verrückte Waschmaschine

erschienen im Hamburger Abendblatt am 10. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Diese Waschmaschine spinnt! Meine Freundin sagt das sehr bestimmt und lächelt dabei. Wahrscheinlich ahnt sie, dass meine Frage nun sein wird: Wie kann denn eine Waschmaschine überhaupt spinnen? Ich enttäusche sie nicht und frage brav: „Wie kann denn eine Waschmaschine überhaupt spinnen?“ „Sie wäscht nicht mehr reibungslos bis zum Ende durch. Ich kann mich nicht mehr auf sie verlassen. Kurz vor dem Ende des Programmes stoppt sie plötzlich“, bekomme ich zu hören. Gut, das könnte man als spinnen bezeichnen. Wie weiter? „ Bis jetzt hat es immer geholfen, einmal oder zweimal mit der Faust auf die Seitenwände zu schlagen, dann lief sie weiter.“ Continue reading „Verrückte Waschmaschine“

Wacken Open Air – Familientreffen der Metal-Fans

Von Dagmar Kurr-Mensing

W.O.A.

Wacken – Open – Air

Zum 21. Mal startete gestern das weltgrößte Heavy – Metal – Festival in dem kleinen, beschaulichen 7000 Seelen-Dorf Wacken, im Kreis Steinburg in Schleswig- Holstein.

Ein Mekka für alle Heavy- Metal Fans, da auch in diesem Jahr wieder bekannte Bands wie Iron Maiden, In Extremo und der legendäre Alice Cooper auftreten. Einige hundert Besucher sind schon seit Anfang der Woche auf dem Campingplatz des Geländes und genießen die Zeit und die Vorfreude im Kreise gleich Gesinnter. Die 75000 Karten für dieses weltweit bekannte Festival sind schon seit Monaten ausverkauft.

Wacken befindet sich wieder im Ausnahmezustand und alle genießen es. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich hier um ein alljährlich stattfindendes „Familientreffen“ der Heavy-Metaller handelt. Schwarz gekleidete, friedliche Menschen jeden Alters, aus aller Herren Länder, bis hin nach Australien, treffen aufeinander. Continue reading „Wacken Open Air – Familientreffen der Metal-Fans“

Erbkaisertum und Demokratie

Von Dr. Manuel Ruoff

Heinrich Simon
Heinrich Simon

Der Publizist August Heinrich Simon organisierte eine Mehrheit im Paulskirchenparlament für die Hohenzollernmonarchie

Brüsk hat König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die ihm von der Frankfurter Nationalversammlung angetragene deutsche Kaiserkrone abgewiesen. Sicherlich hätte er den ihm angebotenen deutschen Kaisertitel international schwerlich durchsetzen können. Dennoch nützte die Entscheidung des Paulskirchenparlaments für ein Erbkaisertum der Hohenzollern dem preußischen Herrscherhaus. Denn sie trug ein Stück weit zur demokratischen Legitimierung der späteren kleindeutschen Lösung der deutschen Frage mit der nachfolgenden Herrschaft von Friedrich Wilhelms Bruder, Neffen und Großneffen bei und damit auch zu deren Stabilisierung. Insofern hat sich der Jurist und Publizist August Heinrich Simon um das Herrscherhaus Preußens verdient gemacht, als er das Erbkaisertum der Hohenzollern in der Paulskirche mehrheitsfähig gemacht hat. Dieses Verdienst spiegelt seine Behandlung durch das Königreich Preußen allerdings nicht wider. Continue reading „Erbkaisertum und Demokratie“

David McAllister übernimmt Schirmherrschaft

Unser Mitglied Hartmuth Seitz hat einen großen Erfolg für seine Arbeit zu verbuchen.

Hier sein Bericht.

Von Hartmuth Seitz

Von Schwertern und Schirmen

Professor Hermann Rauhe (links) und David McAllister (rechts), Ministerpräsident Niedersachsen

Seit dem 09. April dieses Jahres hat die Grundschule Wanna einen richtigen  Namen: Prof.-Hermann-Rauhe-Schule. Geehrt wurde damit der gebürtige Wannaer und Ehrenprofessor der Hamburger Hochschule für Theater und Musik. Über die Namensgebung berichtete Johanna Renate Wöhlke auf diesen Seiten.

Als es im Rahmen der Überlegungen  zur Namensgebung unserer Schule um die Bearbeitung der Gästeliste ging, gab es wenig Diskussionsbedarf. Bei der obligatorischen Pressekonferenz rutschten den Organisatoren  jedoch  zwei  Begriffe über die Lippen . Zu  einem „musikalischen Hermann-Rauhe-Tag“ gesellte sich schnell der Zusatz „Festival“.  Wir überholten uns zu diesem Zeitpunkt bereits mit unseren Planungen selber. Continue reading „David McAllister übernimmt Schirmherrschaft“

Die besondere Gurke

erschienen im Hamburger Abendblatt am 2. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Was ist an einer Gurke schon besonders? Sie sieht grün aus, na klar, Gurken sehen immer grün aus. Ich habe noch nie eine rote Gurke gesehen, eine blaue schon gar nicht und eine, die lila schimmerte, scheint  mir kein biologisches Exemplar Gurke zu sein. Die ganz, ganz besondere Gurke, die ich meine, begegnete mir – ich darf begegnete sagen – unverhofft, als ich einen Freund besuchte. Continue reading „Die besondere Gurke“

Gezähltes Leben

erschienen im Hamburger Abendblatt am 31. Juli 2010

Von Johanna R.Wöhlke

Dieses Telefongespräch werde ich so schnell nicht vergessen. Unerwartet werde ich nämlich mit der Aussage konfrontiert: „Wenn ich mir überlege, dass mein Vater nur etwa 22 000 Tage gelebt hat!“ Diese Aussage sitzt. Das Gespräch geht weiter, und ich habe noch gar nicht nachzählen können. Wie viel Zeit ist das denn in Jahren, 22 000 Tage – so um die sechzig Jahre sind das wohl. Aber das Gespräch geht schon weiter, mittendrin in dieser Frage von Zeit und Leben. Continue reading „Gezähltes Leben“

Langstreckenfliegen oder Der Platz in der Mitte

erschienen im Hamburger Abendblatt am 30. Juli 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Es macht Spaß zu fliegen? Die Meinungen zu dieser Frage sind geteilt. Sie reichen von enthusiastischer Freude bis hin zu der Aussage: Muss man eben machen, wenn man schnell in der Welt unterwegs sein will. Nun ja, dagegen ist wohl nichts zu sagen. Pragmatismus ist in diesem Fall wahrscheinlich nicht das Schlechteste. Continue reading „Langstreckenfliegen oder Der Platz in der Mitte“

Gesetze, Gesetze, Gesetze

Von Johanna R.Wöhlke

WolfTek: Haushaltsloch, 2008

Im Bundesanzeiger Verlag erscheint eine monatliche Broschüre, der „Gesetzgebungskalender“. Er enthält die Änderungen des Bundesrechtes auf einen Blick. Auf einen Blick? Das bedeutet schauen, aber bedeutet es auch verstehen? Nein, das bedeutet es nicht, aber: Vielleicht sollten wir als Bürger uns einmal so einen aktuellen Kalender einfach nur vor Augen führen lassen. Was und woran arbeiten Volksvertreter und Regierung in Berlin?

Liebe Leser und Leserinnen, verstehen Sie die folgende aktuelle Aufzählung von Gesetzesvorhaben als das, was sie ist: den Versuch einer Balance zwischen Verstehen und Nichtverstehen in der Komplexität einer parlamentarischen Demokratie, den Versuch einer ernsthaften Balance zwischen Notwendigkeit und Überfluss, den Versuch einer ganz normalen Bürgerin, ihren Staat und ihre Gesellschaft in ihren Stärken und Schwächen wahrzunehmen. Ganz einfach. Ohne zu belehren, ohne zu kritisieren, ohne Besserwisserei. Continue reading „Gesetze, Gesetze, Gesetze“

Wussten Sie schon…?

dass über 90 Prozent

des weltweiten Warenumschlags von grünem Kaffee  im Hamburger Hafen umgeschlagen werden?

Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie spielt im Wirtschaftsleben der Stadt eine wichtige Rolle. Als Europas Hauptumschlagplatz und Kaffeehauptstadt findet man in Hamburg von einer gewachsenen Infrastruktur über Lagerung und Spezialbehandlung bis zur Verarbeitung auch die Spezialisten für die Vermarktung und Versorgung mit Rohstoffen. Es ist daher offensichtlich, dass viele tausend Arbeitsplätze- nicht nur in Hamburg- an diesem Geschäft hängen. Continue reading „Wussten Sie schon…?“

Reisezeit ist immer…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 22.Juli 2010

Von Johanna R.Wöhlke

So, der Sommer ist da. Die Ferien sind da. Reisen ist angesagt. Unterwegs sein ist fast zur Pflicht geworden in unserer Gesellschaft. Wir sind in der nur als wunderbar zu benennenden Lage, die Welt wahrnehmen zu können – und das nicht nur aus Büchern. Wir können reisen, erleben, kennenlernen, das Fremde in Gedanken mit nach Hause nehmen. Bis hierhin war alles ernst gemeint – nun kommen leicht skurrile Gedanken. Continue reading „Reisezeit ist immer…“

Ein Mann mit vielen Talenten – Hans-Peter Kurr

In loser Folge stellen wir Mitglieder der Auswärtigen Presse e.V. vor, deren Vita besonders interessant ist.

Von Uta Buhr

Mit Hannelore Droege in "Der Biberpelz" von Gerhart Hauptmann

Bei diesem Mann drängen sich automatisch Vergleiche mit der Bibel und den Mythen der alten Griechen auf. Hätten laute Trompetenstöße  die wehrhaften Mauern der Stadt Jericho im Heiligen Land nicht zum Einstürzen gebracht, wäre dies der  Donnerstimme eines Hans-Peter Kurr mit Sicherheit spielend gelungen. Jene, die weiland die Trompeten bliesen, sind uns namentlich nicht geläufig, doch der Name des so ungemein wandlungsfähigen Proteus ist uns bekannt. Der allwissende, weissagende Meergeist der Danaer war in der Lage, ständig – je nach Gusto – seine Gestalt zu verändern.

Und da sind wir auch schon mitten im Thema. Ob Hans-Peter Kurr der Weissagung mächtig ist, wissen wir  nicht. Doch als Schauspieler erfindet er sich fast täglich neu, schlüpft von einer Rolle in die nächste wie in eine fremde Haut. Sein Répertoire ist schier unerschöpflich. Tritt er als der Narr in Shakespeares „König Lear“ auf, ist er der Narr. Dasselbe gilt für den Totengräber im „Hamlet.“ Der Mime verschmilzt mit jeder seiner  Rollen. Doch er verkörpert nicht nur dramatische Rollen, sondern bewährt sich mit derselben Verve  im komödiantischen Fach. Wer ihn je in Gerhard Hauptmanns Diebeskomödie  „ Der Biberpelz“ erlebt hat, ist begeistert von seiner Vielseitigkeit und seinem  Spielwitz. Continue reading „Ein Mann mit vielen Talenten – Hans-Peter Kurr“

Großzügig verzichtet


Von Uta Buhr

Die heiße Phase des Sommers ist in vollem Schwange. Und das nicht nur meteorologisch. Der Sommerschlussverkauf – auf Neudeutsch Sale – schlägt hohe Wellen. In den Kaufhäusern wird die Lage zunehmend unübersichtlicher. Stoffballen liegen kreuz und quer auf langen Grabbeltischen. Das begehrte Täschchen zieht man nur mit Mühe aus den untersten Schichten eines Berges von Rucksäcken und Handtaschen hervor. „Haben Sie den Koffer bezahlt?“, ruft die Verkäuferin einer Dame nach. Sie hat und weist den Kassenbon etwas mürrisch vor. „Man blickt bei diesem Gewühl nicht mehr durch“, entschuldigt sich die Angestellte bei der Kundin. Heureka! In einer Ecke entdecke ich meinen Traumschuh.

Continue reading „Großzügig verzichtet“

Zurück in der Realität

erschienen im Hamburger Abendblatt am 17. Juli 2010

Von Uta Buhr

Just zurück aus dem Urlaub in einem gastfreundlichen südlichen Land, noch randvoll mit sonnigen Erinnerungen, betrete ich in Fuhlsbüttel wieder hanseatischen Boden. Im Gewimmel empfange ich Püffe von allen Seiten. Auch trampelt man mir unsanft auf meinen zart gebräunten Füßen herum. Eine Entschuldigung hält indes keiner für nötig. Als ich einem besonders eiligen Mitmenschen zu verstehen gebe, der Unterste sei meiner, tippt er sich an die Stirn. Mit deutschem Gruß. Spätestens jetzt weiß ich: Ich bin wieder zu Hause!

Den zweiten Schock erleide ich am Gepäckband. Das Flughafenpersonal in Südfrankreich ist mit meinem neuen  teuren Koffer ziemlich rüde umgegangen. Irgendjemand hat  ihn offenbar an eine frisch getünchte Mauer gestellt. Er ist mit weißen Farbflecken übersät. Lass dir nicht die gute Laune verderben, denke ich, wundere dich nur. Also auf zur Schadensaufnahme. In einer langen Schlange warte ich über eine halbe Stunde. Offenbar gibt es viele Beanstandungen und wenige Mitarbeiter. Continue reading „Zurück in der Realität“

Empfehlung: Heider Marktfrieden 2010

Sag dem König Gute Nacht

Noch bis Sonntag, den 18. Juli 2010

Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Gestern war auf Deutschlands größtem Marktplatz, dem Marktplatz in Heide, Premierentag für „Sag dem König Gute Nacht“. Dieses großartige Freilicht-Festspiel hat unser Mitglied Dagmar Kurr- Mensing inszeniert und Regie dabei geführt. Unser Mitglied Hans-Peter Kurr zeichnete in den Jahren davor für dieses Festspiel verantwortlich. Wir freuen uns, Ihnen diese beiden Mitglieder durch ihre künstlerische Arbeit noch einmal aktuell vorstellen zu können. Continue reading „Empfehlung: Heider Marktfrieden 2010“

Es hat sich gewaschen!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 16. Juli 2010

Von Johanna R.Wöhlke

Was ist das für ein dummes Gewäsch, was ist das für ein leeres Gewäsch! So sagen wir manchmal. Allerdings müssen wir nun umdenken, denn Forscher bieten uns interessante Ergebnisse rund um das Waschen an, genauer gesagt, um das Händewaschen – kein leeres Gewäsch also. Continue reading „Es hat sich gewaschen!“