Noch mal Schwein gehabt

erschienen im Hamburger Abendblatt am 2. September 2010

von Johanna R. Wöhlke

„Das Schwein ist  noch auf der Autobahn!“ Gerd sagt das mit einem lachenden Gesicht in die Runde. Das Schwein auf der Autobahn? Er meint doch nicht etwa irgendeinen Menschen, den er nun gar nicht mag und dem er diesen „Ehrentitel“ angedeihen lässt? Nein, Gerd meint ein richtiges Schwein, ein gebratenes, Teile davon.

Hier sitzen nämlich  viele Gäste und warten darauf, dass die Sommerkälte dieses Nachmittags durch innere Wärme vertrieben wird – angespornt durch heiße Getränke und stärkendes, heiß dampfendes Essen. Es ist nämlich Richtfest. Ein neues Haus wächst seiner Bestimmung entgegen.

Die Rede des Poliers auf dem Dach ist gehalten, die Korngläser kreisten in der fröhlichen Runde unter den Regenschirmen. Dann schnell an die gedeckten Tische im neuen Haus, durch Pfützen im Flur, an denen sich schon ein spielendes Kind vergnügt und mit Schäufelchen und kleinem Besen beim Hin- und Herplatschen in seinem Element zu sein scheint. Continue reading „Noch mal Schwein gehabt“

Gedanken zum Herbst

erschienen im Gemeindeblatt der Michaelis-Gemeinde Hamburg Neugraben, Herbstausgabe 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Bäume rufen im Frühjahr, im Sommer und im Herbst Begeisterungsstürme hervor. Dichter besingen das junge, zarte Grün, Hymnen und Lobgesänge werden über den Frühling und sein vom Winter erlösendes Grün geschrieben, Maler und Künstler machen sich Bäume zum Thema: Endlich, der Winter ist vorüber. Das Grün der Bäume kündet es an, leitet über in den Sommer und dann in den bunten Herbst, in den wunderschönen bunten Herbst!

Dann fallen die Blätter. Sie liegen herum, erzeugen Unlust und Ärger. Ja, der „rundum pflegeleichte“ Baum für menschliche Bedürfnisse ist von der Natur nicht vorgesehen. Genauso wenig, wie der rundum pflegeleichte Mensch nicht vorgesehen ist. Es gibt ihn nicht. Es bleibt auch ihm nicht erspart, ein Leben zwischen Frühling und Herbst zu führen. Continue reading „Gedanken zum Herbst“

Namensgeber eines Seeweges: Adolf Cornelius Piening

Von Dr. Mauel Ruoff

Deutsche U-Boot-Besatzungen, die mit ihren Booten nach der Feindfahrt im Atlantik zu ihren Basen in St. Nazaire und Lorient zurückkehren wollten, nutzten ab 1943 die Piening-Route. Dieser Seeweg führte, beginnend in Höhe der portugiesisch-spanischen Grenze, erst an der spanischen und anschließend an der französischen Atlantikküste entlang. Der Weg war zwar lang, ersparte den Deutschen aber die Durchquerung der von Feindfliegern verseuchten Biskaya. Benannt ist die Route nach Adolf Cornelius Piening. Nach vorausgegangenen Einsätzen auf Überwassereinheiten kam dieser 1940 zur U-Boot-Waffe, wo er im darauffolgenden Jahr das Kommando über U 155 übernahm. Mit ihm versenkte er 1942 den britischen Geleitträger „Avenger“ und war auch ansonsten erfolgreich. 1944 übernahm er das Kommando über die 7. Flottille. 1956 wurde er in die Bundesmarine übernommen. Vor 100 Jahren, am 16. September 1910, kam Piening in Süderende auf der nordfriesischen Insel Föhr zur Welt. Am 15. Mai 1984 starb er in Kiel.

Ein Buch unseres Mitgliedes Anna Bardi

Von Johanna R. Wöhlke

Literarische Spaziergänge auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Hamburger Autoren erinnern an tote Kollegen

Herausgegeben von Anna Bardi

Es liegt schon einige Tage auf meinem Schreibtisch: „Literarische Spaziergänge auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Hamburger Autoren erinnern an tote Kollegen. Herausgegeben von Anna Bardi“. Es liegt da in sanftem, abgedunkeltem Hellgrün, weiße Schrift und rote Schrift, ein Bild mit einer Parkbank inmitten eines grünen Gartens auf der Titelseite, überzeugend schon dieses Cover – ein Buch, einladend zu einem Spaziergang, zu mehreren Spaziergängen – über einen Friedhof.

Ich erinnere mich an den Ohlsdorfer Friedhof  als einen Park, in dem fast wie zufällig auch noch Menschen ihre letzte Ruhestätte finden.  Es gab dort vor vielen Jahren eine Beerdigungsfeier im Winter, der ich beiwohnte. Ein entferntes Familienmitglied wurde zu Grabe getragen. Ich hatte es nicht einmal gekannt. Die Kälte des Winters in den Gliedern zu spüren, macht solche Wege noch kälter, bis in die Seele hinein. Continue reading „Ein Buch unseres Mitgliedes Anna Bardi“

An der Schwelle zum Krieg mit Spanien

Vor 125 Jahren eskalierte der Streit zwischen Berlin und Madrid um die Karolinen – Päpstliche Vermittlung als Ausweg

Von Dr. Manuel Ruoff

Im Jahre 1885 standen Spanien und das Deutsche Reich für kurze Zeit am Rande eines Krieges. Anlass des Konflikts der an sich befreundeten Länder waren eher drittrangige Interessen an einer pazifischen Inselgruppe. Die Art und Weise, wie Bismarck diesen Konflikt handhabte, zeigt anschaulich das meisterliche Geschick des Reichskanzlers bei der Wahrnehmung deutscher Interessen.

Bismarck vertrat den Grundsatz, dass Leistungen Gegenleistungen gegenüberstehen sollten. Es weckte deshalb seinen Widerstand, wenn europäische Nachbarn auf anderen Kontinenten Eigentumsansprüche auf Gebiete erhoben, in denen sie gar nicht präsent waren, und dann deutsche Unternehmen, die dort präsent waren, behinderten oder abzukassieren versuchten. Von dieser Einstellung ist seine Politik auf der Berliner Kongokonferenz von 1884/85 geprägt, wo es ihm gelang, die sogenannte effektive Besetzung als Voraussetzung für die Legitimität und Anerkennung von Ansprüchen durchzusetzen. Continue reading „An der Schwelle zum Krieg mit Spanien“

Golf und die Frage nach der Disziplin

erschienen im Hamburger Abendblatt am 26. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Heute weiß ich: Ich verstehe nichts von Golf. Bis gestern dachte ich noch, ich hätte die wesentlichen Grundzüge des Spieles verstanden. Nun weiß ich: Ich wusste gar nichts! Reinhard ist schuld.  Er ist ein begeisterter Golfer und hat mir einiges erzählt. Das hat mich hellhörig gemacht und nun sehe ich alle Golfer in einem völlig neuen Licht. Continue reading „Golf und die Frage nach der Disziplin“

Bezaubernder Spielfilm: Der kleine Nick

Von Dr. Manuel Ruoff

„Ich bin ein Einzelkind, und das ist auch gut so.“  Dieses Wort, frei nach Klaus Wowereit, könnte vom kleinen Nick stammen, dem Ich-Erzähler der gleichnamigen bezaubernden französischen Spielfilmkomödie, die nach ihrem Debut in ihrem Heimatland vergangenes Jahr am 26. August nun auch in die deutschen Kinos kommt. Nick, ein richtiger Sympathieträger, widerspricht allen Vorurteilen gegenüber Einzelkindern. Weder leidet er unter seiner Geschwisterlosigkeit noch ist er sozial unverträglich. Vielmehr genießt er die ungeteilte Liebe seiner Eltern und ist ein integraler Bestandteil seiner Clique. Als er und seine Klasse zu Beginn der Handlung aufgefordert werden, in einem Aufsatz zu schreiben, was sie werden wollen, ist er ratlos. Er ist nämlich mit dem Status quo zufrieden: „Mein Leben ist doch prima, es muss sich nichts daran ändern.“ Continue reading „Bezaubernder Spielfilm: Der kleine Nick“

Wenn Frauen sich freuen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 24. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Dass Freundinnen zusammen einkaufen gehen, ist nichts Besonderes. Dabei geht es im Allgemeinen nett, freundlich, entspannt und überaus gelassen zu. Frauen können sich wunderbar miteinander freuen. Wer hat da eben gelacht? Egal – bei diesen beiden, von denen hier die Rede sein soll, ist und war das so. Continue reading „Wenn Frauen sich freuen“

Ausstellung unseres Mitgliedes Dr.László Kova

Sicht aus der Speichertadt

„Geständnisse mit Pinsel“ heißt die neue Ausstellung von Dr. László Kova in Hamburg. In der Galerie der Parkresidenz Alstertal zeigt er Landschaftsbilder, Ölgemälde und Radierungen.

Galerie Parkresidenz Alstertal

Karl-Lippert-Stieg 1

22391 Hamburg (unweit vom Alster Einkaufszentrum)

Vernissage: Donnerstag, den 2. September, 18 Uhr in Anwesenheit des Künstlers Continue reading „Ausstellung unseres Mitgliedes Dr.László Kova“

Rückkehr der vier Ringe. DKW F89 P – erster Nachkriegs-Personenwagen der Auto Union

Von Dr. Manuel Ruoff

Mittlerweile zählen die Autos mit den vier ineinander verschlungenen Ringen zum Prämiumsegment der deutschen Autobranche. Heute stehen die vier Ringe für Audi. Ursprünglich jedoch stand für diese Marke nur einer der Ringe. Die drei anderen symbolisierten DKW, Horch und Wanderer. Die vier zusammen bildeten ab 1931 die Auto Union und die vier Ringe deren Logo.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der sächsische Automobilkonzern von den Sowjets liquidiert. Ein Teil des Humankapitals, darunter der Vorstandsvorsitzende der Auto Union Richard Bruhn, wollte sich damit jedoch nicht abfinden. Er floh in den Westen und versuchte einen Neuanfang in der vergleichsweise wenig zerstörten Garnisonsstadt Ingolstadt, in der ehemalige Wehrmachtskasernen einer neuen, zivilen Nutzung harrten. Continue reading „Rückkehr der vier Ringe. DKW F89 P – erster Nachkriegs-Personenwagen der Auto Union“

Glasmacher Otto Schott: Wissenschaftler, Industrieller und Wohltäter

Von Dr. Manuel Ruoff

Schon als kleiner Junge war der am 17. Dezember 1851 im westfälischen Witten geborene Otto Schott vom Handwerk in der väterlichen Glashütte fasziniert. Die Familientradition des Glasmachens begeisterte ihn so sehr, dass er nach der Reifeprüfung, die er an der Provinzial-Gewerbeschule in Hagen ablegte, an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Universität Leipzig Chemie, Mineralogie und Physik studierte.

Nach der Promotion mit „Beiträgen zur Theorie und Praxis der Glasfabrikation“ im Jahre 1875 und Tätigkeiten in chemischen Fabriken in Haspe bei Hagen und im spanischen Oviedo kehrte er in sein Elternhaus zurück, wo er sich der Forschung hingab. Er begann, das Schmelz-, Glasbildungs- und Kristallisationsverhalten verschiedenster chemischer Verbindungen systematisch zu erforschen. Ihm gelang dabei die Entwicklung einer neuen Glassorte von einer Homogenität, die es ermöglichte, spektrometrische Messungen durchzuführen. Continue reading „Glasmacher Otto Schott: Wissenschaftler, Industrieller und Wohltäter“

Maschineller Münzschlucker

erschienen im Hamburger Abendblatt am 19. August 2010

von Johanna R. Wöhlke

Manchmal verlaufen Bankbesuche ganz anders als geplant. Das gilt wahrscheinlich für Besuche auf der Geldbank genauso wie für Besuche auf der Parkbank. In beiden Fällen wird das Leben so seine ganz besonderen Überraschungen bereit halten, nehme ich an. In beiden Fällen werden die Überraschungen so ihre Tücken haben. Continue reading „Maschineller Münzschlucker“

DAP INTERN – DAP INTERN – DAP INTERN

DAP Weihnachtsfeier

Liebe Mitglieder, gerne veröffentlichen wir hier noch einmal den Einladungsbrief zu unserer Weihnachtsfeier und freuen uns über die rege Beteiligung: Wir haben schon 35 Anmeldungen!

Jetzt haben wir noch einen Platz frei!

Wir bitten um umgehende Anmeldung unter der Telefonnummer 040-58 65 19

Bitte denken Sie an das Geschenk im Werte von 10 Euro pro Person in festlicher Verpackung für unser beliebtes Würfelspiel!

WIR BITTEN SIE, DAS GELD FÜR DAS MENUE MÖGLICHST ABGEZÄHLT MITZUBRINGEN!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

alle Jahre wieder! Das Jahr vergeht wie im Fluge, und auf einmal steht Weihnachten vor der Tür. In Geschäften und Kaufhäusern warten bereits seit Oktober ganze Heere von Weihnachtsmännern aus Schokolade und Marzipan, Zimtsterne und andere für das Fest der Feste typische Leckereien auf Käufer.   Continue reading „DAP INTERN – DAP INTERN – DAP INTERN“

Schlafen ist schön

erschienen im Hamburger Abendblatt am 16. August 2010

Von Johanna Renate Wöhlke

Ich erinnere mich noch heute daran, dass meine Mutter abends beim Fernsehen immer einschlief. Das geschah mit schöner Regelmäßigkeit. Kaum hatte sie sich nach der Arbeit des Tages gemütlich hingesetzt und eine Weile lang zugeschaut, fielen ihr die Augen zu und sie sackte gemütlich in der Sofaecke zusammen und schlief.

Diese Art von Schlaf soll der erholsamste sein: einfach so wegsacken und schlafen können, wenn er einen übermannt. Aber das geht leider nicht immer. Der mittägliche viertelstündige Büroschlaf wird zwar von den Schlafforschern empfohlen, aber wer sitzt schon im Büro an seinem Schreibtisch, setzt sich zur Mittagszeit gemütlich zurück und verkündet: „So, jetzt  mach ich mal ein kleines Nickerchen!“ Continue reading „Schlafen ist schön“

Das Traumschiff MS „Deutschland“. Spagat zwischen Traum und Wirklichkeit

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe vom 31.7./1.8.10 im Magazin der Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg

Von Uta Buhr

Unlängst feierte die MS „Deutschland“ ihren zwölften Geburtstag, der mit großem Gepränge im Hafen von St. Petersburg begangen wurde. Dieses Schiff ist Kult, Inbegriff eines besonderen Lebensstils, der süchtig macht.

Das Traumschiff
Das Traumschiff

Unter den Sphärenklängen der Traumschiff-Melodie gleitet die MS „Deutschland“ majestätisch aus dem Kieler Hafen hinaus ins Baltikum. Die Passagiere an Bord winken den Menschen am Pier fröhlich zu. Die Szene ist filmreif – ganz so wie in der  gleichnamigen TV-Serie, die bereits seit vielen Jahren Traumquoten einfährt. Als am nächsten Morgen auf hoher See bei Windstärke 7 die Rettungsübungen im eleganten „Kaisersaal“ durchgeführt werden, hat die Realität die Passagiere wieder eingeholt. Manche suchen, leicht grünlich im Gesicht,  im vollen Ornat ihrer Rettungswesten fluchtartig das Weite. Bordarzt Dr. Posteuca, ein jovialer Mann mit reicher Erfahrung,  hat alle Hände voll zu tun. Er verabreicht Spritzen und Tabletten gegen Übelkeit, die im Handumdrehen helfen. Continue reading „Das Traumschiff MS „Deutschland“. Spagat zwischen Traum und Wirklichkeit“