Weintrauben als Glücksbringer – Silvester in Alicante

Dieser Artikel erschien am 28. Dezember 2014 in „Schleswig-Holstein am Sonntag“

Von Uta Buhr

Silvester in Alicante
Silvester in Alicante

Am Morgen hat es geregnet. Doch am frühen Nachmittag spannt sich ein azurblauer Himmel über Alicante, und die Sonne strahlt mit den fröhlichen Gesichtern der Flaneure auf der Plaza d’España um die Wette. Dieser mit über sechs Millionen roten, schwarzen und cremefarbenen Mosaiksteinchen gepflasterte, von hohen Palmen gesäumte Prachtboulevard ist das Herz der Stadt. Hier trifft man sich kurz vor der Nacht der Nächte mit Freunden noch zu einem Plausch, bevor es zu den letzten Vorbereitungen nach Hause geht.

Den Nachmittag nutzen wir für einen ausgedehnten Bummel durch die Altstadt. „Alicante zählt zu den ältesten Siedlungen Spaniens“, erklärt unsere Freundin Maria, die hier ihre Kindheit verbrachte. Viele Völkerschaften tummelten sich hier in der Antike – Phönizier, Griechen und Römer, die die Stadt „Lucentum“ (Ort des Lichts) nannten. Vom 8. bis Mitte des 13. Jahrhunderts beherrschten die Mauren „Alacant“, bis König Jakob I. sie 1265 vertrieb. Eine spannende Geschichtsstunde, die uns – vom Rathausplatz kommend – vor das barocke Portal der Iglesia Santa Maria führt. Alicantes älteste Kirche wurde auf den Grundmauern der einstigen Hauptmoschee errichtet. Eine kurze Besichtigung, und schon sind wir unterwegs in Richtung Barrio Santa Cruz , dem urigsten und lebhaftesten Viertel Alicantes. Schmucke Häuser aus dem 17. Jahrhundert schmiegen sich in den engen Gassen aneinander. Frauen stehen auf winzigen schmiedeeisernen Balkonen und halten ein Schwätzchen mit der Nachbarin, während eine Schar von Kindern auf dem holperigen Pflaster herumtollt.

Am Abend blitzen unzählige Lichter auf, erstrahlen funkelnde Sterne und Leuchtschlangen über Straßen und Plätzen. Eine vorwitzige Reklametafel wünscht in explodierenden Farben ein „Feliz Año.“ Es ist erst 22 Uhr. Also noch zwei Stunden bis zum Neuen Jahr. Wir lassen uns mit Maria und ihren Freunden in einer Bodega in der Nähe des Rathausplatzes nieder. Zum festlichen Essen, bestehend aus zahllosen Tapas, gefolgt von Lammkeule und Kuchen, erhält jeder von uns 12 Trauben und ein Cotillon (Beutelchen), in dem sich Konfetti, Luftschlangen und ein Hütchen befinden. Eine Tröte zur zünftigen Begrüßung des neuen Jahres darf nicht fehlen. Bevor die Uhr am Rathausturm mit dem letzten Schlag die Mitternacht verkündet, müssen alle Trauben verzehrt sein. Denn eine jede bedeutet Glück für die kommenden zwölf Monate. Und dann geht die Party erst richtig los mit Feuerwerk, Tanz, Gesang und randvoll mit purpurrotem Wein gefüllten Gläsern. Prost Neujahr!

Der 1. Januar beginnt mit dem Besuch einer feierlichen Messe, gefolgt von einem Frühstück, das von einer besonders leckeren spanischen Köstlichkeit gekrönt wird: Churros y Chocolate – in Fett gebackene Teigringe, die in heiße, dickflüssige Schokolade getaucht werden. Kalorienreich, aber einfach himmlisch.
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Foto: Stelian Frentiu