von Ferenc Horvath
Ungarn befindet sich geografisch gewiss in Europa. Wenn man aber die heutige Presse hört, bekommt man irgendwie das Gefühl, als ob sich Ungarn irgendwo auf dem Mond befände und als ob die Ungarn ein wirklich seltsames, eigentlich fast außerirdisches Volk wären. Genauso fühlen sich die Ungarn, wenn es um die Politik der EU geht. Die beiden Parteien scheinen einander nicht mehr verstehen zu können und verstanden zu werden.
Diese Tatsache macht das Leben für ungarisch Stämmige in Deutschland heutzutage seit einiger Zeit ganz schwer. Sie fühlen sich ein wenig gebrandmarkt und wollen sich über das Thema lieber nicht austauschen.In diesem Fall nutzen aber nur ein ständiger Dialog, eine ständige Feinabstimmung und eine gegenseitige, aufeinander zugehende Aufklärung.
Ja, Ungarn kann gar nicht nicht europäisch sein.
Das war das Motto der Begegnung der besonderen Art in Berlin am 16. Mai in der ungarischen Botschaft:
„Ungarn in Europa – Europa in Ungarn“
Das kulturelle Programm wollte dem Publikum näher bringen, wie eng die Kulturen in Europa zusammenhängen. Organisiert wurde der Abend von der Stiftung Freunde von Ungarn in Zusammenarbeit mit dem Philidor Institut organisiert. Ehrengäste waren u.a. Hans-Peter Friedrich, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, und Gergely Gulyás, Vizepräsident der ungarischen Nationalversammlung.
Der Vorsitzende der Stiftung Freunde von Ungarn (Friends of Hungary), Prof. E. Szilveszter Vizi, hat in seinem Begrüßungswort betont: „Das Geheimnis des Erfolges von Europa ist die Vielfalt, und diese muss bewahrt werden.“
Wie das Programm aber bewies, basiert diese Vielfalt auf einem gemeinsamen, soliden Fundament der gegenseitigen, jahrhundertelangen Bereicherung der europäischen Nationen. Seien es ungarische Volkslieder von der weltberühmten Grammy- Preis dotierten Künstlerin Márta Sebestyén (Der englische Patient), oder italienische und deutsche Renaissance- und Barock-Melodien von Judit Andrejszki, Cembalistin, Organistin und Barock-Sopranistin, vorgetragen, sie haben eines gemeinsam – die Melodie.
Veronika Harcsa hat die eigentlich traurigen Parallelen der Musik-Kunst-Szene in den Jahren zwischen den und während der zwei Weltkriege dargestellt.
Neben der Musik und den Tänzen sind auch die Trachten Ungarns fast untrennbar von den Strömungen, die die Kultur Europas scheinbar immer bestimmten, befruchteten und bis heute gegenseitig beeinflussen. So hat es Mihály Rosonczy-Kovács, Gründer der Veranstaltung und Vorsitzender des Philidor Instituts, in seiner Rede auch betont.
Dazu haben die Kollektionen von Melinda Molnár-Madarász, „MEYKE“ den Beweis glänzend geliefert. Die Modeschöpferin von Meyke hat die ungarischen Trachten aus Kalocsa, Barkó, Kalotaszeg, Torockó und Mezőkövesd für ihre Arbeit als Inspiration genutzt und diese in eine europäische Auswahl integriert.
Weitere Festredner der Veranstaltung waren Botschafter Péter Györkös und Hans-Peter Friedrich, Vizepräsident des deutschen Bundestages. Beide haben in ihren Reden die Wichtigkeit der ungarisch-deutschen Beziehungen betont. Gergely Gulyás, ehemaliger Vizepräsident der ungarischen Nationalversammlung, sprach über die Zukunft: „Ungarn ist bereit, nach dem Brexit, in Zusammenarbeit mit Deutschland, mit den Visegrád-Staaten und mit weiteren Mitgliedstaaten der Europäischen Union, an dem Wiederaufbau der EU teilzunehmen.“
Ungarn möchte genau dort sein wo das Land sich befindet – so im direkten wie auch im übertragenen Sinne: Ganz im Herzen Europas!