Von Michael Buschow
Queen Mary II und Queen Elizabeth II gemeinsam in Hamburg
Es ist eine Verabredung mit zwei Damen aus bester Gesellschaft von besonderer Art. Natürlich muß ich wie bei allen Frauen warten bis sie erscheinen und stehe an diesem frühen Sonntagmorgen um 3 Uhr leicht fröstelnd und von einem Fuß auf den anderen tretend auf dem Oberdeck des Hamburger Kreuzfahrtterminals. Die beiden Schönen sind auch etwas wirklich Besonderes und das Außergewöhnliche ist, daß sie gleichzeitig ein Rendezvous in Hamburg haben wollen. Auch ihre Namen klingen gut – nicht Rita, Chantal oder Babs sondern Mary und Elizabeth, denn sie sind von blauem Cunard-Geblüt.
Um mich herum wird es immer voller von Menschen. Wahre Heerscharen entern das Aussichtsdeck. Das Logo einer Wolfstatze auf der Profi-Outdoor Oberbekleidung herrscht vor. Was um alles in der Welt wollen die denn hier? Sogar ein übermüdetes Kamerateam, das „Mit dem Zweiten alles besser sieht“, baut auf.
Ich möchte mein Rendezvous alleine genießen. Anscheinend wird daraus wohl nichts.
Überall Menschen, Menschen, Menschen. Mit und ohne Union-Jack- Winkflaggen, Fotoapparaten oder LED Leuchten. Alle drängeln.
Im Osten geht die Sonne auf, ein Polizeiboot mit Blaulicht als Vorhut fährt die Elbe herauf – die Majestäten nähern sich.
An Mary, die Größere komme ich wohl nicht ran – die möchte, wie ich höre in die Hafencity. Aber bei der Zierlicheren, der Elizabeth, rechne ich mir Chancen aus.
Ein tiefes Tuten ist zu hören und kurze Zeit später kann ich meine Elizabeth sehen. Wie immer trägt sie ein chices Outfit. Schwarzer Rumpf, die elegante Mitte weiß und oben ein orange-rotes Top mit schwarzer Kappe. Eine Schönheit!
Kamerablitze überall, Rufe und großes Hallo. Haben sich die beiden Damen etwa noch mit anderen verabredet?
Hinter Elizabeth kommt nun ihre Verwandte Mary auf. Größer und stämmiger, aber auch mit majestätischer Ausstrahlung.
Von ihrem Deck schallt es – „Hummel Hummel“ und echot von Land zurück „Mors Mors“.
Mary zieht vorüber, Liz macht direkt vor mir fest.
Überall Menschenmassen und ich erkenne, daß es wohl diesmal mit einem intimen Tet a Tet mit meiner Elizabeth nichts mehr werden wird. Zu viele Zuschauer.
Leider bleiben die Damen nur einen Tag und werden heute Abend die Hansestadt schon wieder verlassen.
Aber beide wollen bald wiederkommen und dann schlägt meine Stunde! Dann werde ich noch einmal eine Nacht übermüdet ausharren und auf Elizabeth warten. –„She´s so beautiful“!
Mir ist es vollkommen klar, warum die schönen Schiffe immer weibliche Namen tragen und ich glaube, ich habe mich heute Nacht unsterblich verliebt.