Von Hartmuth Seitz
Man erinnert sich gerne an den Film. Was bei uns vor nunmehr gut einem Jahr als Schnappsidee begonnen hat, kann sich doch tatsächlich sehen lassen. Getreu dem Motto „Gut Ding will Weile haben“ entwickelte sich etwas im stillen Kämmerlein, was sich – das kann man nach einem Jahr wirklich sagen, nicht sehen, sondern vor allem hören lassen kann.
Von einem Festival haben wir geträumt, einem Festival zu Ehren des Ehrenpräsidenten er Hamburger Hochschule für Musik und Theater, Professor Hermann Rauhe. Zu einem anständigen Festival gehört ein besonderer Schirmherr. Schon nach einer Anfrage und einer beruflich bedingten Bedenkzeit war ein prominenter Schirmherr gefunden: der nunmehr niedersächsische Ministrepräsident David McAllister hielt auch nach seiner Vereidigung Wort und übernahm die Schirmherrschaft.
Das erste Konzert im April 2010 wurde von zwei wichtigen Gruppen getragen. Die Hochschule unterstützte uns bei der Suche, wurde fündig und präsentierte uns Nikos Titokis mit seiner Jazzpottery. Dem gelungenen Abend folgte ein ebenso gelunger Tag, als Mitglieder von Jazzpottery Prof. Rauhe bei seiner Namensgebungsfeier an der nunmehr gleichnamigen Schule in Wanna, überraschen konnte.
Diesem ersten Konzert musste – wenn es denn ein „Festival“ werden sollte, ein zweites folgen. Mit dem Jan-Hendrik Ehlers Trio und der Sängerin Tina Andres gelang im November ein zweiter Glücksgriff für einen erfolgreichen Einstieg.
Wie sollte und wie konnte es weitergehen? Schließlich hatten wir uns für die Zukunft zwei Haupttermine vorgegeben. Im Frühjahr möglichst in der Nähe des Hermann Rauhe Geburtstages, im im November vor der herkömmlichen Konzertsaison.
Im März 2011 überraschte uns Wolfgang Haack von der Musikschule an der Oste, mit der wir engen Kontakt hatten. Die neue Leitung bot eine engere, eine weitergehende Zusammenarbeit an. Ein zweite Überraschung war, dass sich im Rahmen unseres Festivals das Jörg-Seidel-Trio zusammen mit Silvia Droste für ein Konzert im April anbot. Auch diese Mischung aus gepflegt bedächtihen und schwungvollen Rhythmen kann swingend auf der erfolgreichen Seite abgebucht werden.
Das Hermann-Rauhe-Festival hat sich nicht alleine dem Jazz verschrieben. Die Grundidee ist immer noch, VORspielen zu lassen. Deshalb wurde aufgrund der Vorarbeit von Wolfgang Haack den Musikhochschulen in Hamburg und Bremen angeboten, ihren Studenten und Studentinnen VORSPIEL-Möglichkeiten im Rahmen des Festivals zu geben. Auf diese Weise können die die zukünftigen Profi-Musiker erproben, ein Konzert geben, welches in einem vorhandenem Studio mitgeschnitten werden kann – und zum Abschluss eine eigene Konzert-CD vorweisen. Entsprechende Planungen laufen bereits. Angestrebt sind entsprechende Konzerte für die 16. Kalenderwoche 2012.
VOR-gespielt, das Hermann-Rauhe-Festival, kann sich mit Abschluss des ersten Jahres durchaus sehen uns hören lassen. Eine Veranstaltung besonderer Art, verbunden mit Texten und Musik, fand im April dieses Jahres im Kloster Neuenwalde statt. Vorösterlich passend, präsentierte sich ein Kultgegenstand aus dem Jahre 1387 – der Abendmahlskelch des Klosters Neuenwalde im Kloster Neuenwalde. Musikalisch glänzten Querflöte und Orgel mit Ausschnitten aus Händels Hallenser Sonaten. Das Festival in diesem Fall eine Verbindung aus Kultur und Kunst
Das erste Jahr wurde mit einem vor-SINGEN abgeschlossen. Die Bremerhavener A-Capelle-Gruppe präsentierte sich in der Otterndorfer St. Severi Kirche. Mit einer eindrucksvollen Mischung aus ernsten und humorvollen Darbietungen begeisterten die Sänger ihr Publikum. Die gesanglichen „Good Vibrations“ griffen auf die Gäste über. War es da ein Wunder, dass diese erst nach 4 Zugaben und über 2 Stunden musikalischen Genuss zufrieden ins Wochenende gingen?
Ein Jahr Hermann-Rauhe-Festival. Das sind 5 Veranstaltungen an drei Orten. Das ist die Zusammenarbeit mit einem neuen, sehr kompetenten Partner. Wolfgang Haack hat sein musikalisches Handwerk an der HfMT Hamburg bei Dieter Glawischnik erlernt. Das ist ein mögliches neues Netzwerk, an dem sich ein Kloster und eine Kirchengemeinde beteiligen möchten. Das ist Planungsarbeit für das nächste Jahr, mit neuen Ideen.
Das neue Festival-Jahr beginnt am 21.06.2011 mit der Hermann-Rauhe-Tag an der gleichnamigen Schule in Wanna. Im Rahmen des Festivals wird die Musikschule an der Oste mit seinem Jazzensemble und seinem Poporchester am 02.09.2011 einen Auftritt in der Schule in Wanna haben.
Insgesamt gesehen sind wir zwar nicht „reif“ für ein „richtiges“ Festival – aber wir reifen ganz selbstbewusst. Mal sehen, was aus den Plänen, Überlegungen und eingegangenen Vorschlägen werden wird. Wir überraschen nicht nur unser Publikum – sondern auch uns selber.