Von Hans-Peter Kurr ( Co-Autoren : Peter Offergeld, Simone Schmidt)
Schneiders Theaterfest 2015
Zusammenfassung aller Veranstaltungen der bundesweiten PRIVATTHEATERTAGE in Hamburg
Die vierten bundesweiten Privattheatertage endeten mit der Verleihung der Monica Bleibtreu Preise. Die vier sehenswertesten Privattheater-Produktionen Deutschlands kommen in diesem Jahr aus Stuttgart, Berlin und Bremen. Wobei gleich zwei der beliebten Preise in diesem Jahr in die Hauptstadt Baden Württembergs gehen. ( Von den ingesamt 280 Privattheatern in der Bundesrepublik Deutschland lagen immerhin 88 Bewerbungen vor ! )
Mit der feierlichen Verleihung der Monica Bleibtreu Preise in den Kategorien Komödie, (zeitgenössisches) Drama und (moderner) Klassiker fanden die PRIVATTHEATERTAGE ihren abschließenden Höhepunkt. Eine Festivaljury wählte aus den vielversprechendsten zwölf Produktionen deutscher Privattheater die Sieger aus. Janin Reinhardt moderierte die Gala. Die musikalische Untermalung kam von Chansonier Tim Fischer, der soeben mit dem deutschen Chansonpreis 2015 ausgezeichnet wurde. Begleitet wurde er von Rainer Bielfeldt am Flügel.
Die PRIVATTHEATERTAGE werden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters gefördert. Im vierten Jahr hat sich das Festival bei den Theaterleitern der Privattheaterszene etabliert, was auch die Anzahl der Bewerbungen deutlich machte.
„Die Privattheatertage 2015 waren ein überwältigender Erfolg!“ sagte Axel Schneider, Initiator der Privattheatertage. „Ein hoch interessiertes und begeistertes Publikum, eine nochmalige Steigerung der Publikumsresonanz auf über 5.200 Besucher, eine Auslastung von 90% in allen neun Hamburger Spielstätten und ein hervorragendes überregionales Medienecho im vierten Jahr zeugen davon, dass die Privattheatertage als Leistungsschau der bundesdeutschen Privattheater ihren festen Platz gefunden haben und auch bundesweit ein wichtiger Baustein der Kultur- und Festivallandschaft geworden sind. „
Die Gewinner
Kategorie Komödie
Haydi! – Familie Flöz, Berlin
Kategorie (zeitgenössisches) Drama
Ich werde nicht hassen – Theaterhaus Stuttgart
Kategorie (moderner) Klassiker
Maria Magdalena – Studio Theater Stuttgart
Kategorie Publikumspreis
Anton Tschechow: Einakter – Mensch, Puppe! Das Bremer Figurentheater
1. Tag :
Da schreibt ein Mittvierziger Autor namens Michael McKeever , der sich nach den gängigen Erkenntnissen der Psychoanalyse auf dem Weg in die Mitlifekrisis befindet ,eine Fünf- Personen – Parabel über das Dreieck Liebe, Leben, Tod unter dem Titel „Willkommen in Deinem Leben“, Ahn- und Simrock – Chef Per Lauke hat es mit seiner theaterbekannten Spürnase entdeckt, Karsten Engelhardt das Werk am Theater Ravensburg inszeniert, Axel Schneiders, des Erfinders der soeben eröffneten „Hamburger PrivatTheaterTage“ ,auf lange Reisen geschicktes Team wählte es in der Kategorie Drama zur Eröffnung der jetzt zum vierten Mal stattfindenden Veranstaltungsreihe zum Wettbewerb um den „Monika-Bleibtreu-Preis“ an.
Ein vorzüglicher Griff, denn: Die Geschichte ist ebenso abstrus wie unter die Haut gehend: Ein mittelmässiger Lektor, noch immer auf dem Weg zur Selbstfindung, obwohl er lebensgefährdend erkrankt ist, fährt ziellos durch die Lande, sein Beifahrer ist der personifizierte Tod, in dem Hotel, in dem beide schliesslich landen, begegnet Ihnen – ebenfalls für die Umwelt unsichtbar, darüberhinaus selbst erblindet – des Todes Konkurrentin Niki, die Inkorporation der sinnlichen, existenzerhaltenden Liebe, um eiue Verbindung zwischen der Hotelbesitzerin und unserem Helden zu etablieren, was ihr schliesslich gegen den erklärten Willen des gescheiterten Todes gelingt. Happy end……?Die Antwort auf diese Frage bleibt offen !
Eine temperamentvolle Produktion mit prächtigen Menschendarstellern !
2.Tag :
Ein „Meisterstück“ fehlgeleiteter Logistik leistete sich die technische Leitung der „Fabrik“ am zweiten Abend : Erst kurz vor Beginn der Veranstaltung wurde im Foyer der „rote“ ( in diesem Fall pinkfarbene) Teppich verlegt. Dafür verschlossen Handwerker die Eingangstüren ,und Scharen von früh erschienenen Zuschauern mussten im Regen davor ausharren. Unmut machte sich bald breit, man hörte Äusserungen wie „Auf d e n Teppich hätten wir gern verzichtet, wenn wir dafür im Trockenen hätten warten können…..“
Dafür war dann dem Gastspiel des Theaters ‚Die Färbe ‚aus dem württembergischen Singen mit Heinrich von Kleists klassischer Komödie „Der zerbrochene Krug“ ein Riesenerfolg beschert. Zu Recht :
Die vom Regisseur Peter Simon als Raumtheater konzipierte Inszenierung
mit neun glänzend disponierten Schauspielern wurde entsprechend bejubelt, allen voran Alexander Klages‘ ungemein nuancenreicherAdam. Kennern dieser berühmten Rolle fiel allerdings auf, daß er sich von seinem aufwändigen privaten Haarschmuck offenbar nicht hatte trennen können, obwohl traditionellerweise der Dorfrichter glatzköpfig erscheint. Aber diese Petitesse sei nur am Rande erwähnt und schmälerte nicht die glänzende Charakterstudie des begabten Darstellers, dessen eindruckvolle Arbeit flankiert wurde von einem Kollegenteam, innerhalb dessen keinerlei „Gefälle“ zu bemerken war…….., die für die Hamburger Aufführung umbesetzte Rebecca Lara Müller als Eve eingeschlossen!
Eine interessante Variante gab es dadurch zu erleben, daß die zwei Rollen der Marte Rull ( Jessica Tietsche) und Brigitte (Bernadette Hug) entgegen der Tradition mit sehr jungen Darstellerinnen besetzt waren. Reizvoll wie der gesamte, knapp zweistündige Theaterabend !
3. Tag :
Der Stoff, aus dem die Kriege sind: Stolz rief das jüdische Volk am 14. Mai 1948 – nach dem Ende des britischen Mandats also – den Staat Israel aus, der nur ein Jahr später in die UNO aufgenommen wurde. Die ersten Gegner dieses Staates , die dessen neuen Status nicht zulassen und ihn mit kriegerischen Aktionen verhindern wollten, wurden Aegypten und Syrien.Hinter der Berichterstattung über deren Überfälle bis hin zum Yom-Kipur-Krieg 1973, gingen die Ansprüche der Palästinenser auf dasselbe Territorium des neuen Staates in der Weltöffentlichkeit fast unter, obwohl die daraus resultierenden – anscheinend nicht abzuwendenden – Querelen und gegenseitgen Überfälle, von beiden Parteien als Selbstverteidigung deklariert ,bis heute, also etwa fünf Jahrzehnte lang – trotz zahlreicher internationaler diplomatischer Bemühen anderer Nationen – vornehmlich der USA – nicht beendet werden konnten, zumal die PLO einem bereits 1948 von der UNO eingebrachten Teilungsvorschlag des gesamtstaatlichen Gebietes für Israeli und Paalästinenser schon damals nicht zustimmen wollte.
„Sollen sie kommen, die Palästinenser und bei uns als Nachbarn wohnen, ich habe in Bethlehem, Hebron und Jenina nichts zu suchen!“ Diese- gewiss seltene – Auffassung vertritt bis heute mein langjähriger Freund, der Jude und israelische Staatsbürger Bar-Lev, ehemaliger Luftwaffenoffizier. Und wer sich die Landkarte des in Rede stehenden Gesamtgebietes vor das geistige Auge führt, wird jene Idee, im Sinne eines endlich zu schaffenden Friedens zwischen beiden Volksgruppen schon deshalb durchaus belebend finden, weil beide in den von ihnen beanspruchten Landstrichen westlich des Jordanflusses siedeln könnten.
Dennoch : Nichts in dieser Richtung ist seit einem halben Jahrhundert in die Tat umgesetzt worden.
Vor diesem schaurig-brutalen Hintergrund spielt Izzeldin Abuelaish’s Monodram „Ich werde nicht hassen“ in einer Inszenierung Ernst Konareks am Stuttgarter Theaterhaus, dargeboten von dem seit 30 Jahren in Deutschland lebenden iranischen Schauspieler Mohammad- Ali Beboudi, der die Geschichte des historizierbaren Arztes Dr. Abuelaish, beklemmend und Entsetzen auslösend ,erzählt und spielt, dessen Leben zwischen Gaza-Streifen, israelischen Checkpoints, den Universitäten von Tel Aviv und Toronto ablief und mit dem Verlust der Hälfte seiner Großfamilie endete.
Und dennoch hasst er nicht, dieser grosse Mann auf dem Weg zur Menschwerdung durch Leid und Verlust, dem Beboudi so ehrenvoll und schauspielerisch respektgebietend würdige Gestalt verleiht!
4.Tag :
90 Minuten lang jagt eine Idee die voraufgegangene, 90 Minuten der nahezu perfekten Atemlosigkeit im Zuschauerraum ob der Fülle der Regie- und Darsteller – Einfälle, die die Halb-Pantomime mit dem ominösen Namen „Haydi!“, bitter-süß gewürzt und rasant gespielt von nur drei männlichen Menschendarstellern, einem Berliner Ensemble mit dem noch undurchschaubaren Namen „Familie Flöz“ auszeichnet, die diesen phantasievollen Abend mit dem Theaterhaus Stuttgart als Co-Produktion auf die Beine stellte.
Ja, auch auf die Beine einer nahezu menschengrossen Marionette, die sich – als letzte Überraschung in der 91. Minute – in einen Menschenkörper verwandelt.
Der Witz und Humor dieses Kleinods szenischer Phantasie, an dem wohl Regisseur Michael Vogel nicht unerheblichen Anteil hat, der sich mit der lustvollen Hingabe der drei Schauspieler an ihren Beruf ( Andrès Angulo, Björn Leese und Hajo Schüler) wolkenleicht verbindet, liegt in der an deutschen Theaters selten zu entdeckenden Kategorie der Halbpantomime, die auch ein unglaublich komisches und weitgehend unverstehbares (Absicht !) Textgemantsche aufweist, offenbar zusammengebraut aus Englisch, Französisch, Schwyzerisch und irgendeinen (Vielleicht skandinavischen?) Beitrag.
Die Familie Flöz ist inzwischen international so bekannt geworden, daß sie durch zahlreiche Länder touren und ihre Kunst zeigen kann wie Österreich, Frankreich, Belgien, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Spanien bis hin nach Taiwan.
Herzlichen, kollegialen Glückwunsch und: Soweit sich das nach erst vier Abenden der hamburgischen „PrivatTheaterTage“ sagen lässt, eine sehr deutliche Anwartschaft auf den Monika-Bleibtreu-Preis in der Kategorie Komödie.
5.Tag :
Landauf,landab ist diese Komödie der Übertreibungen und überdicken Zeichenstriche über deutsche Bühnen gerast. Jetzt hat sich auch das Melchinger Theater Lindenhof des „Nackten Wahnsinns“ von Michael Freyn bemächtigt und die verrückte Geschichte im Rahmen der PrivatTheaterTage über die Altonaer Bühne jegagt…..sehr zum Vergnügen des amusiersüchtigen Publikums, das den abstrusen Vorstellungsablauf eines Tournee-Theater-Ensembles sichtlich und hörbar genoss, obwohl es – mangels einer Drehbühne – zwei Pausen entgegennehmen musste, da die Geschichte einmal aus der Sicht des Zuschauerraums gezeigt wird, ein anderes Mal aus der der Hinterbühne. Alle darin enthaltenen Verwirrungen hat die Regie ( Siegfried Bühr ) temperamentvoll gelöst und gestattet, daß die Schauspieler – wie das man Theater heisst – dem Affen Zucker geben konnten. Köstlich, köstlich!
6.Tag :
Allzuviele Sätze wären an diesen Klamaukabend unter dem beziehungsreichen Titel „Mondlicht und Magnolien“ nicht zu verschwenden, den die Schauspielbühnen Stuttgart nach nunmehr dreissig en-suite-Vorstellungen im Alten Schauspielhaus der württembergischen Landeshauptstadt als Beitrag zu den hamburgischen PrivatTheaterTagen 2015 anboten, wenn es nicht eine Crew bemerkenswerter Komödianten gäbe, denen der Spaß an ihren saftigen Rollen von Szene zu Szene deutlicher anzumerken war ( An ihrer Spitze der hinreissende Michael Hiller als Produzent David O. Selznik ) und: Wenn die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Enstehungsgeschichte des mit zehn Oskars ausgezeichneten „grössten Filmes in der Geschichte Hollywoods“ mit d
In der Tat ist es dem Autor Ron Hutchinson gelungen, historisch getreu und gleichzeitig saukomisch zu erzählen, wie dieser Produktionsgigant Selznik an allen seinen Konkurrenten vorbei – bis hin zu seinem Schwiegervater Meyer oder gar Daryl F. Zanuck – in zwei inhaltsreichen Jahren das auf dem Mitchell-Roman beruhende Drehbuch durch Ben Hecht umschreiben und nach dem Rauswurf des Regisseurs Cukor durch dessen Nachfolger Victor Fleming inszenieren, wie er einen riesigen „King Kong“-Set auf dem damaligen Gelände der Paramount in Brand stecken liess wie – der Fama nach – ehemals Nero die Welthauptstadt Rom, um den historischen Brand von Atlanta während der amerikanischen Sezessionskriege zu dokumentieren…….
Francois Camus hat dieses umwerfende Spektakulum in Martina Leberts phantastischem Bild auf der Harburger Bühne in Szene gesetzt.
Hier wäre ein „Monika-Bleibtreu-Oscar“ für die tollen Menschendarsteller zu verleihen !
7.Tag :
An dem „Stück“ der jungen Autorin Nicole Moeller „An almost perfect thing (Deutscher Titel: „Alles perfekt“), dessen Inhalt sie offensichtlich an dem vor einigen Jahren die Welt erschütternden Schicksal der entführten Natascha Kampusch, sozusagen, entlanggeschrieben hat, ist dramaturgisch nichts zu bemängeln, sehr wohl aber an dessen Realisierung durch das Münchner „Teamtheater Tankstelle“ , das das Dreipersonenwerk jetzt als Beitrag zu den PrivatTheaterTagen im Ohnsorg-Theater zeigte. Deshalb lautet ausnahmsweise – die Stellungnahme des Autorenteams diesmal kurz und bündig: No comment!
8.Tag :
Zu einem Theaterfest der besonderen Art wurde ein Abend in den Kammerspielen, dargeboten vom Bremer Figurentheater „Mensch, Puppe“ mit den Tschechow-Einaktern „Schwanengesang“, „Der Bär“ und „Tragödie wider Willen“.Den drei temperamentvollen Darstellern und Puppenspielern ( Claudia Spörri, Leo Mosler und Markus Seuss ) gelang es ,unter der liebevollen Regie der Theaterleiterin Henrike Vahrmeyer , auf besondere Weise, Mensch und Marionette zu kombinieren, vollkommen in der tschechow’schen Intention : Einmal zum Bersten komisch, Sekunden später in menschlicher Tragödie nachgerade ertrinkend. Eine grandiose Präsentation!
9.Tag :
„Der Weibsteufel“, eine Produktion des bremer kriminal theaters :
Durch die angewandte Kunstsprache wurden mit wenigen Worten und Sätzen Bilder geschaffen und Emotionen erzeugt, wodurch Szenen zum Leben erwachten und bildlich vor einem erschienen, obwohl als Spielfläche im Focus nur ein Bretter-Dielenboden stand, der aber ständig als „gute Stube“ erkennbar war.
Die Schauspieler schafften es, von der ersten Szene an, ihre Figuren authentisch darzustellen. Der Inszenierung (Ralf Knapp) gelang eine unglaublich dichte und ständig spannungsgeladene Vorstellung.
10.Tag :
Wie das in Friedrich Hebbels Tragödien üblich ist:
Von sechs Menschen liegen am Ende fünf tot und entseelt auf dem Bühnenboden, mehr oder weniger gekonnt von professionellen Schauspielern dargeboten, deren Ausbildungsinstitute (private oder staatliche Hochschule) sich leicht an der Qualität ihrer Darstellung rekonstruieren lässt. So auch beim Gastspiel des Studio Theaters Stuttgart im Winterhuder Fährhaus mit dem Hebbel-Drama, das als Titel den beziehungsreichen Namen „Maria Magdalena“ trägt ( Man denke an die gleichnamige Figur aus dem Neuen Testament, die ihr Mann Amos wegen Kinderlosigkeit in die Arme des Offiziers Silvano treibt, der , im Auftrag des Königs Herodes Antipas, Johannes den Täufer liquidieren soll , dessen geistiger Kraft Maria Magdalena aber derart fasziniert,daß sie ihn zu schützen versucht…..was sie mit dem Verlust ihres Lebens bezahlt! ) und über dessen Premiere in der schwäbischen Landeshauptstadt die „Stuttgarter Nachrichten“ erstaunlich positiv berichten. Die Einschätzung deren Feuilletonisten lässt sich angesichts der Hamburger Aufführung bei den PrivatTheaterTagen nur mit viel gutem Willen nachvollziehen….ebenso wie die Einschätzung dieser Produktion durch das Dreier-Auswahl – Team, dem doch immerhin der renommierte Regisseur Helmuth Fuschl angehörte. Im Fährhaus jedenfalls zeigte sich ein zerdehnter Abend mit – bis auf die Klara der Lena Stamm – ein durchschnittliches Darstellerteam, vom Regisseur Christof Küster, der immerhin 2014 hier an der Elbe mit dem „Monika-Bleibtreu-Preis“ ausgezeichnet worden ist, zusätzlich gequält durch den uneinsehbaren Einsatz von Funkmikrophonen, die wohl innere Monologe hörbar machen sollten ?
Ebenfalls nicht nachvollziehbar, daß uns eine derart albern-überholte Familiengeschichte (, die übrigens deutlich autobiographische Züge des Autors trägt!) innerhalb des 21.-Jahrhundert-Zeitgeistes soziologische Moral lehren soll. Und das in Jahren, in denen die Evolution offenbar Ihr Entwicklungs-Rad rückwärts laufen lässt, sodaß die Kollision der grossen, menschengeschaffenen, Weltreligionen auf diesem „Schulungsplaneten“ Erde nicht endende Massenmorde evoziert!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
11.Tag :
Wäre es nicht politisches Theater, wäre nicht das Thema (Abschiebung von Asylsuchenden) von so brennender Wichtigkeit, gäbe es nicht auf der Bühne ein Viererteam von exzeptionellen Darstellern ( mit dem ungemein vielseitigen Uli Bähnk an der Spitze!), wäre nicht Harald Weilers ebenso abwechslungsreiche wie von der Grundidee her originelle Inszenierung, man hätte von einem Abend des „Aufsagetheaters“ sprechen müssen aus Anlass der letztjährigen Produktion der diesjährigen „PrivatTheaterTage“ mit dem Titel „Deportation Cast“des Autors Björn Bicker als „Heimspiel „ des Hamburger Lichthof-Theaters auf der Bühne der Kammerspiele.
Aufgrund der genannten Kriterien aber lässt sich von einer bedrückend eingängigen Geschichte berichten, die zwar nicht den üblichen Handlungsablauf aufweist, jenen wohl aber durch die intelligent durchdachten Dialoge im Sinne einer Dokumentation anbietet, die wahrhaft zu erschüttern vermag.
Statt der von Politikern allzu häufig geheuchelten Tugend
der Aufnahme von Asylsuchenden aus ihren Heimatländern, in denen sie um Leib und Leben fürchten müssen ,in unsere Lebensbereiche , schreien Bickert und seine Darsteller ( Neben Bähnk die Damen Wicki Kalaitzi
und Wiebke Wackermann sowie der temperamentvolle Parbet Chugh) Klagen äusserster Demütigung aus sich heraus. Wie die Styliten und Anachoreten des antiken Theaters singen sie das Loblied von Läusen und Lumpen in einer Welt, die der Herrschaft Satans entglitt ,um menschliche Wesen in den Stand zu setzen, selber satanisch zu handeln.
Ein beklemmender Abend, der den Schlußakkord der vielen Produktionen darstellte, die sich nach dem Gewinn des „Monika-Bleibtreu-Preises“ 2015 sehnten.
Fotos: Dramaturgie der Hamburger Kammerspiele