Von Ferenc Horvath
Musikstadt Hamburg: Veranstaltungsorte für Pop-Rock Konzerte
In Hamburg ist immer irgendetwas los – im Sommer wie im Winter. Aber Frühling und Sommer sind die bevorzugten Jahreszeiten für die unterschiedlichsten musikalischen Events. Es sind so viele, dass man fast zu zählen aufhört. Kultgruppen kommen gern in die Hansestadt. Aber auch kleinere Bands finden ihre Zuhörer. Ich habe drei Konzerte an drei verschiedenen Orten besucht und möchte an dieser Stelle darüber berichten.
Die Fabrik: Nazareth – Uriah Heep in der Fabrik
Es handelt sich um zwei Rock-Gruppen der alten Generation. Bei Uriah Heep ist Mick Box der einzige, der noch aus der Originalbesetzung der Band übrig geblieben ist. Es ist allerdings bemerkenswert, dass der Sänger Bernie Shaw aus der zweiten Band-Generation inzwischen schon ein Viertel Jahrhundert dazu gehört und die alten Songs immer wieder neu interpretiert.
Die Gruppe Nazareth ist vielleicht etwas weniger bekannt, kann aber durchaus bestehen, weil sie sich mit einigen gut gelungenen Hits eindrucksvoll präsentiert. Vom Publikum kann man sagen, dass es dem Alter der Band entspricht. Nicht selten sieht man Zuhörer mit grau melierten Haaren unter den Fans.
Während Uriah Heep einen dynamischen Eindruck macht, wirkt Nazareth – zugegeben – ein wenig müde. Gut sichtbar ist die Band von überall im Raum. Nur mit der Klangtechnik hapert es von Anfang an. Da häufig die Sicherungen durchbrennen, kommt es nicht selten zu einem „Unplugged“, das sowohl die Musiker als auch die Zuhörer sichtbar nervt. Während Nazareth früh aufgibt, kämpft Uriah Heep mutig gegen das Problem an. Leider ziemlich erfolglos. Eines muss jedoch gesagt werden: Trotz all dieser technischen Mängel ist die musikalische Qualität der Künstler über jeden Zweifel erhaben.
Am Ende der Vorstellung gehen die meisten Besucher recht zufrieden nach Hause. Dieses ist vor allem Mick Box und Konsorten zu verdanken. Die technische Ausstattung der Fabrik bedarf jedoch einer dringenden Überholung.
Der Stadtpark – The Offspring
Szenario: Ein ziemlich kalter Juniabend im Hamburger Stadtpark. Viele Plätze sind nicht besetzt. Die Sicht im „Kleinen Amphitheater“ ist überall hervorragend. Das junge Publikum rekrutiert sich allem Anschein nach in erster Linie aus dem Punker-Milieu.
Die Vorgruppe Sonderschule, eine im 1999 gegründete Sky-Punk-Band, zelebriert ihr „eigenes Ding.“ Die Besetzung mit zwei tanzenden Posaunisten und Sänger Tim Kleinrensing ist ungewöhnlich und sehr interessant.
The Offspring beginnt, wie erwartet, frenetisch. Hier zeigen sich aber sofort die Schwachstellen:
Zunächst sollte auf die schwache Klangtechnik der Bühne hingewiesen werden. Hier sollte schnell etwas geschehen.
Die zweite Schwachstelle ist leider der Sänger Dexter von Offspring selbst. In den höheren Lagen singt er einfach falsch. Allerdings beeindruckt dieses Defizit den harten Kern der Fans herzlich wenig. Woraus sich eine gute Stimmung im Publikum und auf der Bühne ergibt. Die Songs werden von den Fans begeistert angenommen, das „Parkett“ bebt vor Begeisterung. Es wird getanzt, was das Zeug hält.
Offspring hat genau das mitgebracht was der Großteil des Publikums wünscht: Lautstärke, feste einfache Akkorde und Rhythmen. Die Stimmung ist bombig.
Docks – Kasabian
Die britische Rockband aus Leicester besteht aus Tom Meighan (Gesang), Sergio Pizzorno (Gitarre und Gesang)und Chris Edwards. Ihr letztes Konzert auf der Großen Freiheit gab die Band vor einem guten halben Jahr.
Die Docks bieten eigentlich die beste zeitgenössische Rockbühne in Hamburg.
Die Größe stimmt einfach. Wie alle geschlossenen Konzertsäle ist auch diese raucherfrei und gut belüftet. Ausstattung und technische Anlagen sind zufriedenstellend, die Preise für Getränke akzeptabel. Die Altersstruktur des Publikums ist gemischt. Die Mehrheit scheint besser betucht zu sein als bei den vorgenannten Bands. Die Klangqualität bei den Vorgruppen kann als auffallend gut bewertet werden. Dies merkt der Besucher während der Darbietung der recht raffiniert orchestrierten Musik von Kasabian.
Dann folgt der Auftritt von Kasabian, der nichts zu wünschen übrig lässt. Sound, Beleuchtung und künstlerische Leistung sind umwerfend. In jeder Hinsicht ein Konzerterlebnis der Sonderklasse! Ein wunderbarer Mix aus Melancholie, Dynamik und Ohrwürmern, unerwarteter Riffe und Trompetensoli. Ein Traum aus Beat mit einem Hauch „Psychodelic.“ Dazu ein wenig Rock mit einem Touch Pink Floyd Ressentiment – wie man heute sagt – ein echter Indi Rock.
Man merkt, wie gut die Musiker sich während ihres Auftritts fühlen. Ihre Stimmung überträgt sich selbstverständlich auf das Publikum. Jeder Zuhörer ist an diesem Abend rundum zufrieden mit dem Dargebotenen. Es muss an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt werden, dass die Docks der optimale Ort für diese Art von Konzerten sind.
Fotos: Horvath