Von Hans-Peter Kurr
Seit Jahrzehnten registriert die Kulturberichterstattung in Hamburg keinen einzigen Flop, der mit dem Namen des britischen Wahlhamburgers Michael Bogdanov in Zusammenhang stünde, der seit seiner Zeit als (damals umstrittener) Intendant des Deutschen Schauspielhauses an der Kirchenallee vor rund einem Vierteljahrhundert (Die Zeit der Produktionen „Julius Caesar“ oder „Reineke Fuchs“ )bis heute einen künstlerischen Meilenstein nach dem anderen in die bemerkenswerten Erinnerungs-Runen der hamburgischen Theaterszene einfügt, ja selbst mit einer Ohnsorg -Adaption von Shakespeare’s „Sommernachtstraum“ op platt hierorts reussiert.
Diese Perlenkette künstlerischer Erfolge hat er jetzt mit einem neuen Schmuckstück versehen, seiner Übersetzung ( gemeinsam mit seiner Frau) und Inszenierung der Uraufführrung von Helen Edmundsons Bühnenfassung nach Klaus Manns pseudobiographischem , seit seiner Entstehung heftig diskutiertem ,Zündstoff-Roman „Mephisto“,alias Höfgen, alias Gründgens, dessen Verkörperung durch Marcus Bluhm auf der Altonaer Bühne durchaus in die ,sich in der Erinnerung vergoldenden ,Jahre zurückschauen läßt, in denen Gründgens an der Kirchenallee den Mephisto spielte ,und sich Nacht für Nacht Besucherschlangen um jenes ehrwürdige Theater bildeten wie sie heute nur noch anzutreffen sind, wenn irgendein US-Produzent ein neues i-Phone auf den Markt wirft.
In der Polychromie dieser Bühnenfassung, in der Gründgens’ (Höfgens’) Wendehals -Biographie von einem Provinztheater über das Hamburger Künstlertheater bis hin zum Stuhl des Staatsintendanten in Berlin als Schützling der NS-Grössen Göring und Goebbels aus der Sicht Klaus Manns geschildert wird ,sind Theorie und Illustration wunderbar ineinander verwoben, das Element Lehrstück besorgt dem Drama darüber hinaus seine besondere Dialektik.Bogdanovs klare, analytisch souveräne Aufgliederung tut, wie immer bei ihm zu beobachten, ein Übriges, den dreistündigen Abend nicht in die Langeweile szenischer Wiederholungen abgleiten zu lassen. Und Marcus Bluhm gibt in der Hauptrolle mit hoher Brillanz eine Nummer aus einem theatralischen Lehrstück.
Brecht wäre entzückt, die Premierenzuschauer waren es offenbar auch.
Vorstellungen gibt es bis zum 1. April sowohl um 19Uhr (mittwochs und sonntags) als auch um 20Uhr (alle anderen Tage).