Von Hans-Peter Kurr
Burkhard Jahn legt einen aufregenden Gedichtband vor
Der Schauspieler und Regisseur Burkhard Jahn, gleichermassen künstlerisch wie privat in der Schweiz und in Deutschland beheimatet – seit Jahrzehnten auf Bühnen und in TV-Studios, gehört zum Kreis derjenigen bekannten Menschendarsteller, denen nie in ihrer Laufbahn berufliche „Eingleisigkeit“ genügte und die immer auch in anderen Ausdrucksmöglichkeiten zuhause waren: Wie andere malen, andere komponieren, siedelte Jahn stets in der dritten Gruppe, der der Schreibenden. In diesem Herbst erschien ein Gedichtband unter dem Titel „Himmelblauer November“. Das Bemerkenswerte daran ist nicht, weil nicht besonders verwunderlich, dass seine gedichteten Skizzen zum Teil innerhalb seiner hauptberuflichen Szenerie spielen, sondern vielmehr, dass sie sich, stilistisch wie inhaltlich, zwischen Lyrik und Kabarett bewegen.
Bei Jahn sind Großartigkeit (angesichts seiner Schauspielerlaufbahn kein Wunder) und intellektuelle Geschmeidigkeit gleichermaßen Stilmittel, Stil hier nicht als ein Äußerliches verstanden. In der Gebärde verbirgt sich bei ihm eine zwar wohlerzogene, aber auch mit Erbitterung vorgetragene Würde der moralischen Forderung.
Höhepunkte der Ideenvielfalt des Dichters sind für den Rezenten der genialische Einfall, die Sammlung mit den Satzbezeichungen einer großen Sinfonie zu charakterisieren – aufeinander folgen Affetuoso dem Scherzando, sodann nach klassischem Muster Andante con moto, Feroce, Estinto, Largo morendo, ma non troppo, Alllegro agitato und endlich das Finale Allegro amoroso – sowie die depressive, in leicht modifizierter Sonettform gehaltene Versfolge, der dieser Gedichtband den Titel verdankt.
Burkhard Jahn „Himmelblauer November“, Gedichte, erschienen im Verlag Arnshaugk,
ISBN 978 – 3 – 944064 – 38 – 3