Von Dr. Ferenc Horváth
Győriványi Ráth György, früherer Leiter der Staatlichen Ungarischen Oper, arbeitet nun schon seit fünf Jahren als Gast-Dirigent in Hamburg in der Staatsoper. Die Liste seines hier aufgeführten Repertoires ist sehr anschaulich. Sie reicht von der Pikk Dame, über Jenufa, Maskenball, Simone Boccanegra, Machbet, La Boheme und Tosca bis Don Giovanni.
Nach diesen fünf Jahren haben wir ihn gefragt, wie seine Zeit verlaufen sei.
Dieses kurze Gespräch haben wir mit Herrn Győriványi nach einer Don Giovanni Aufführung in einem Hotel, in der Nähe des Hamburger Hafens, im 20. Stock in einer Bar geführt.
Was ist Ihre Meinung von der Hamburgischen Staatsoper?
Die Hamburger Staatsoper war früher einer der angesehensten Opern der Welt und auch Heute steht sie noch hoch oben auf dieser Rangliste. Die einzige Veränderung, meiner Ansicht nach ist, dass heutzutage nicht mehr so viele weltbekannte Darsteller auftreten.
Was meinen Sie: Warum ist das so? Vielleicht um den jüngeren Sängern eine Chance zu geben? Die Karriere von Placido Domingo ist auch hier gestartet.
Ja, ganz bestimmt! Aber früher waren auf der Bühne neben den jungen Sängern immer Ältere,
die das Niveau des Stücks deutlich hoben. Außerdem war es auch leichter für die Jungen durch das so erhaltene Rampenlicht aufzusteigen.
Denken sie, dass der allgemeine Geldmangel in dieser Veränderung eine wichtige Rolle spielt?
Der Geldmangel und die Leitung hat das Gesicht der Oper verändert. Die hier auftretenden Sänger und Sängerinnen sind zwar alle ausgezeichnet, aber es gibt keinen der oder die wirklich weltbekannt ist.
Was ist Ihre Meinung über den Orchester?
Alles Mitglieder sind hervorragend ausgebildet, sind sehr gute Künstler. Ich kann nur gutes über sie sagen.
Wie haben sie sich gegenüber den hiesigen Inszenierungen verhalten?
Deutschland ist bekannt für seine „modernen“ Regien. Zwischen den Vorgeführten Opernstücken gibt es sehr gute und auch weniger gelungene Produktionen. Über Hamburg kann man sagen, dass die Inszenierungen hier vielleicht nicht die besten sind, aber zwischen diesen „Modernen“ doch noch zu den besseren zählen.
In welchem Stück haben sie sich richtig wohlgefühlt?
Von den Vorführungen in denen ich dirigiert habe war Tosca am erfolgreichsten, aber ich finde fachspezifisch ist Jenufa am besten gelungen.
In letzterem war es ein besonderes Erlebnis, dass ich mit Èva Marton zusammenarbeiten durfte.
Was ist Ihr Eindruck von der Stadt im Rückblick aud diese fünf Jahre?
Hamburg ist eine sehr lebenswerte, kleinstadt-ähnelnde Großstadt. Die Menschen sind meistens offen, hilfsbereit und nett. Das Grün, Die Parks, die Teiche sind besonders im Sommer wunderschön. In anderen Jahreszeiten könnte vielleicht der Regen ein bisschen weniger sein.
Gab es für Sie auch andere kulturelle Erlebnisse außer der Musik?
Ich durfte die Sammlung der Kunsthalle besichtigen. Ich sah dort erstaunend bedeutungsvolle Kunstwerke.
Welche Erfahrungen nehmen Sie nun mit sich?
Das Wissen im Bezug auf die Organisation der Oper. Diese Oper ist eine grundsätzlich gut engagierte Einrichtung. Die guten Umstände hier könnte man auch perfekt in der ungarischen Staatsoper umsetzten.
Ihre persönlichen Pläne?
Morgen dirigiere ich Turandot in Budapest, danach eile ich nach Kapolcs (Westungarn) um dort meinen Garten in Ordnung zu bringen und um gute Wurst herzustellen. Ich freue mich schon sehr auf den einen Monat in Buenos Aires, wo ich im neu eröffneten, restaurierten Teatro de Colon dirigieren werde.
Denken Sie, dass irgendwann wieder nach Hamburg zurückkehren werden?
Ja, bestimmt!
Hiermit wünschen wir Ihnen alles Gute und viel Erfolg! Wir erwarten sie herzlich zurück in unsere Stadt!