Von Hans-Peter Kurr
Phantasiereiche Ur-Aufführung im Jungen Schauspielhaus
Dass Klaus Schumacher, der künstlerische Leiter des Jungen Schauspielhauses an der Kirchenallee, ein goldenes Händchen für Stoffe und Darsteller hat, ist seit 2005 im Malersaal und andernorts hinreichend bewiesen worden. In diese Erfolgskette reiht sich jetzt eine weitere Perle:
Eine vom Autor und Regisseur Konradin Kunze, gemeinsam mit seinem Ensemble, entwickelte Ur-Aufführung unter dem Titel „Hacking Luleà“.
Unter dieser Firmierung wird die fiktive Geschichte der Einwohner des gleichnamigen schwedischen Holzfäller-Dorfes erzählt, allwo Facebook – tatsächlich, das hat Kunze 2012 recherchiert und dokumentiert – eine neue Serverhalle errichtet hat!
Alle nur denkbaren Variationen und Reaktion einer Gruppe betroffener Menschen werden auf der Eiswüsten-Bühne, die Lea Dietrich in den Malersaal gebaut hat, durchgespielt. Da tritt sogar der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auf, der nur eine Toilette sucht, aber sofort in die Schlingen der Ur-Einwohner gerät, zu denen ebenso eine Datenschutz-Aktivistin zählt wie eine Esoterik-Touristin, mit deren Hilfe Zuckerberg am Ende den nächsten zündenden Gedanken in seinem Hirn gebiert, nämlich die gesamte Natur „in Person“ von Tieren und Pflanzen in sein Facebook-Freundes-Netz einzubeziehen, was zur Folge hat, dass die Schlussprojektion einen Anstieg jenes Freundeskreises auf 21 Millionen aufzeigt.
Insgesamt eine krude, ebenso abenteuerlich-aufregende wie nachdenklich- kritisch aufbereitete Story, die von Kunze und seinen Darstellern (Hermann Book, Angelina Häntsch, Jonathan Müller, Johannes Nehlsen, Christine Ochsenhofer und Florens Schmid die unser Foto – choralsingend – zeigt) phantasievoll erfunden wurde.
Foto: Sinje Hasheider