Von Dr. Ferenc Horvath
Strahlende Sonne begleitet uns über Georgien. Wir fliegen parallel zum Kaukasus Gebirge, das eine majestätische Kulisse darbietet. Das Flugzeug nach Baku ist voll. In der Hauptstadt von Azerbaijan wird später umgestiegen auf die Maschine nach Asgabat ( übersetzt : die Stadt der Liebe).
Auf dem Flughafen genannt nach Heidar Aliev gibt es kaum Transit- Passagiere. Das Personal ist entsprechend ein wenig unsicher, aber schließlich geht alles gut. Durch den Zeitunterschied ist es plötzlich Abend geworden. Obwohl man einen Pass bekommen hat, kann man die Business Lounge nur eine Stunde vor dem Abflug benutzen. Vom Lufthansa Personal ist leider weit und breit nichts zu sehen. Auf die Frage was ein Eintritt sonst kosten wurde , informiert eine nette junge Frau: 150 Dollar… Also sitzt man weiter in der leicht verrauchten Wartehalle. Jetzt kommt die nächste Nachricht überbracht von der selben jungen Frau: der Flieger verspätet sich um 2 Stunden. Es ist doch nicht so ganz einfach nach Asghabat zu gelangen.
Der Flieger schwebt an Asghabat vorbei. Überall Lichter, Energie – Wende ? Hier absolut fehl am Platz.
Der Empfang an der Grenze freundlich reserviert, korrekt- sagt man heute. Unsere Freunde erwarten uns mit einem weißen Toyota in einem den meist abgeschotteten Länder der heutigen Welt. Der Weg fuhrt auf beleuchteten breiten Straßen entlang. Überall 10-12 stöckige durch Marmor verschönte, einzeln sorgfältig beleuchtete Wohnhäuser. Eine durch und durch geplante , durchdachte Stadt. Wer es kennt , bekommt das Gefühl eines kleinen Dubais. Das Hotel ist ebenfalls nach diesem Geschmack eingerichtet. Service Perfekt, Zimmer wunderschön sauber und was heute eine deutlich Rolle spielt das Internet funktioniert kostenlos und trotzdem perfekt!
Am nächsten Tag starten wir unsere Gespräche. Die neuralgischen Punkte im Lande werden sofort klar ausgesprochen. Der Ton absolut europäisch, klar,dadurch eigentlich sehr gemütlich.
Das Essen zur Mittag in dem „fünffüßigen Turm „ mit einem wunderbaren Blick auf die Stadt. Vorne die zahllosen neuen Gebäude, hinten die Berge des Kopet Dag mit der Grenze zu Iran. Dazwischen leichte Nebel. Eigentlich ein Traum.
Das Essen gut, der Wein besonders. Während des Gesprächs wird noch einmal über die Probleme ganz offen geredet, wie auch über die Vorteile und Vorzüge die man in Turkmenistan genießt. Die Geschichten der Beschattung der Menschen, die Furcht scheint also weit und breit unbekannt zu sein. Ich erinnere; während der von mir persönlich erlebte Zeit, der manchmal von den Westen so hochgelobte, auf westliche Pump finanzierte Gulyas –Kommunismus in Ungarn konnte und durfte man nicht so frei reden. Dieses Gefühl begleitet uns überall, ob bei den Ausgrabungen, im Büro ,oder in einem kleinen Dorf –Kiosk.
Im Westen ist es bekannt: in Turkmenistan zahlt man keinerlei kommunale Gebühren ( Gas, Wasser, Siel usw. ) Es gibt ein kostenloses staatliches Gesundheitssystem mit fast umsonst zur Verfügung stehenden standard Arzneimitteln. Dafür sind die Gehälter auch niedrig, aber die Leute sind mit diesem Zustand nicht unzufrieden. Im Gegenteil, wenn etwas fehlt, wird hauptsächlich über nicht materielle Wünsche gesprochen, obwohl die eigentlich als Luxus geltende westliche Gebrauchsgüter und ebenfalls Arzneimittel auf den Regalen zu finden sind. Ein wahrlich interessantes Land .
Die Turkmenen die wir treffen, sind ausnahmslos alle sehr stolz auf die Entwicklung, was eigentlich überall in Form von modernen Bauten zu sehen ist. Früher war hier nur eine Wüste – betonen sie oft.
Die im Hotel arbeitenden Mädchen geben gerne Auskunft über das Nachtleben. Zwar machen die Gaststätten um 11 alle zu, die Diskotheken sind bis 5 Uhr morgens offen. Seit neuem gibt es wieder Theater.
Im Hotel sind alle internationale, inklusive deutsche Sender sind zu empfangen. An den Häusern in der Altstadt ( dass hier einen Sowjetischen Teil bedeuten soll) überall Parabolen – Schüssel. In den Laden – wie erwähnt – Waren aller Art vorhanden. Das ist was man so sieht.
Es gibt wenig Menschen. Für das Land mit einer Fläche von 1/3 von Deutschland etwa 5 Millionen. Wie man es sieht um die Hälfte der Bevölkerung zieht die herkömmliche Tracht an. Die andere Hälfte kleidet sich europäisch.
Die Zukunft des Landes ist gesichert. Turkmenistan besitzt einen der größten Gasvorkommen der Erde. Von Januar dieses Jahres an wird es nicht nur über Russland , sondern ebenfalls direkt durch neue Pipelines an China und Iran auch verkauft. Der jetzige Präsident Berdymuhamedov wird von den westlichen Regierungen regelrecht umworben. Soeben berichtet das Fernsehen wie der Gesandte von Frankreich Ihn auf einen Staatsbesuch nach Paris einlädt.
Und die Bautätigkeit geht weiter, sogar Tag und Nacht. Ein neues Land ist im Entstehen. Wunderschön zu sehen. Wunderbar ist die Begeisterung der Menschen über diese Veränderung immer wieder zu erleben.
In einem Benachbarten Dorf begrüßt uns die Kioskinhaberin sehr freundlich. Sie verkauft auf vier Quadratmetern dass was man benötigt vom Waschpulver durch Pasta bis hin zum Deo und Kinderüberraschungs – Eier. Sie gehört der kurdischen Minderheit an, die von den Turkmenen wegen deren Arbeitsamkeit und generellen Geschäftstüchtigkeit sehr geschätzt wird . Sie erlaubt es, ohne Probleme, uns zusammen zu fotografieren. Wir sind unterwegs in Richtung der geheimnisvollen Nisa, der ehemaligen Hauptstadt des Partherreiches ( ca 150 vor Christi) .
Nisa ist heute eigentlich ein Außenbezirk von Ashgabat mit einem kleinem angesideltem Dorf.
Das Land ist klein. Der russischer Professor der uns dort fuhrt erkennt sofort seine ehemalige Studentin – unsere Begleiterin. Er spricht deutlich , auf jede Frage bekommt man eine Antwort von Ihm. Wir stehen plötzlich vor der monumentalen Lehmfestung mit einer Flache von 11 Fußballfelder.
Die Bastionen sind deutlich zu erkennen, obwohl die zeit seiner Arbeit hier auch angerichtet hat. Interessanterweise haben jedoch die anliegenden Dorfbewohner nicht einmal die Ziegelsteine der tragenden Säulen entwendet. Wir werden plötzlich in die geheimnisvolle Geschichte der Parther eingeführt. Es wird über furchtlose Kämpfer erzählt, die Römer trotzen und nicht selten besiegen konnten. Reiter die die eigene Waffe bis zur letzter Minute abgedeckt gehalten hatten, damit diese beim Erscheinen in der Sonne strahlend eine seltsame Wirkung auf die Gegner ausübten. Wie es von dem römischen Historiker berichtet wird , die Parther sind die Erfinder der psychologischen Kriegsführung. Die anrückenden Kampfeinheiten wurden von Trommelnden begleitet, damit die Größe des Heeres vom Gegner überschätzt wird.
Eins ist sicher, die hauptsächlich durch Grundrissen erkennbare Palast- Anlage übt heute noch eine starke Wirkung auf den Betrachter aus.
Plötzlich tauchen spielende Kinder auf. Ein Mädchen überreicht uns ein Krugs- Stück und lacht. Hier liegen die Schätze unverborgen herum.
Die Mädchen sind einfach gekleidet trotzdem auffallend fröhlich, lachen und zum Foto stellen sie sich wie eine Fußball Mannschaft zusammen.
Zum Abschied wünscht man dem ganzen Land diese Gesichter, damit das Leben nach längeren harten Zeiten auf diesem Stück der Erde auch genau so fröhlich wird wie die Augen dieser Kinder strahlen.