von Ferenc Horváth
Vor nunmehr 150 Jahren wurde der habsburgische Kaiser Franz Joseph nach dem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn feierlich mit der ungarischen Stephanskrone zum König von Ungarn gekrönt. Daraufhin bezog er mit seiner Gemahlin Elisabeth – allgemein als Sisi bekannt – die Burg zu Buda.
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem sogenannten „Trianon-Diktat“ – offiziell Friedensvertrag von Trianon – hat Miklos Horthy, der Reichsverweser des damaligen ungarischen Königreichs – ebenfalls mehrere Jahrzehnte lang dort residiert.
Budapest wurde im Zweiten Weltkrieg von Adolf Hitler zur Festung erklärt. Die Häuserkämpfe während der Kriegshandlungen zerstörten die Stadt fast bis auf die Grundmauern. Auch die majestätische Burg – der Königspalast – blieb nicht verschont.
Ungarn blickt auf eine lange christlich geprägte Geschichte zurück. Die dominierende Gestalt war der Heilige Stephan (ungarisch Szent István). Eine der wichtigsten christlichen Reliquien ist daher die unversehrte mumifizierte rechte Hand Stephans, die „Heilige Rechte.“ Anfang des 19. Jahrhunderts wurde diese Reliquie in einer Nebenkapelle der Sigismund-Kapelle, die „Kapelle der Heiligen Rechten“, auf der Budaer Burg verwahrt, wo sie bis zum Jahr 1944 ausgestellt war. Wie durch ein Wunder überstand diese Kapelle trotz der fast vollständigen Zerstörung des Palastes den Krieg. Die verbliebenen Innenräume der Residenz wurden von den kommunistischen Machthabern aus Wut und Hass auf alles Monarchische total zerstört. Wie bereits erwähnt, überlebte die kleine Kapelle sowohl den Krieg als auch die Zerstörungswut der sowjetischen Soldateska. Es gelang dem ehemaligen Pfarrer der Kirche zu St. Imre in Balatonalmádi mit ausgeklügelter Diplomatie, den Leiter des Abrisskommandos zu überreden, ihm die Kapelle „zu schenken.“ Dieser wackere Mann namens Dr. Sandor Pinter sorgte dafür, dass das Kapellengewölbe mit seinen wunderbaren Mosaiken von Miksa Roth und Karoly Lotz auf einen Militär-LKW verladen und unbeschadet in seine Pfarrei verbracht wurde. Dort ließ er die Kapelle originalgetreu nach dem Plan des Architekten Alajos Hauszmann wieder aufbauen. Seit 1958 steht die Kapelle mit ihrem ursprünglichen Inventar – Altar, Tabernakel, Kandelaber und schmiedeeisernes Tor inklusive Steinrahmung – neben der Hauptkirche. Sie beherbergt heute Reliquien des Heiligen Stephan, seiner Gemahlin Gizella (Gisela) und jene des gemeinsamen Sohnes Szent Imre.
Die meisten Touristen, die den mächtigen Burgpalast auf der Anhöhe Budas bewundern, haben keine Ahnung, dass die einstmals im Palast befindliche Kapelle heute originalgetreu an den Gestaden des Balaton (Plattensee) zu besichtigen ist. Keiner sollte den Weg scheuen, dieses Kleinod zu besichtigen, denn von Budapest nach Balantonalmádi ist es nur ein Katzensprung.
www.balatonalmadi.hu/kozelet/egyhazak/katolikus/szent-imre-templom/