Von Dr. Manuel Ruoff
Während die Agnes-Miegel-Straße in Erftstadt bei Köln unlängst umbenannt worden ist, heißt die Peter-Göring-Straße in Strausberg bei Berlin nach wie vor nach einem Mauerschützen. Der Mann würde wohl kommenden Montag seinen 70. Geburtstag feiern und nicht Namensgeber einer Straße sein, wenn ihn nicht am 23. Mai 1962 bei seinem Versuch, die „Republikflucht“ eines Kindes zu vereiteln, die Kugel eines West-Berliner Polizisten getroffen hätte. An jenem 23. Mai versuchte der erst 14-jährige Wilfried Tews durch den Spandauer Schifffahrtskanal in den Westen zu fliehen. Zehn DDR-Grenzer gaben daraufhin 100 Schüsse auf den Jungen ab. Sie schossen auch noch, als der Erfurter Schüler schwer verletzt das westliche Kanalufer erreicht hatte und West-Berliner Polizisten ihn zu bergen versuchten. Da die Kugeln auf West-Berliner Gebiet einschlugen, erwiderte die West-Berliner Polizei das Feuer, um dem Jugendlichen Feuerschutz zu geben. Bei diesem Feuergefecht wurde Göring tödlich getroffen. Der Gefreite der 1. Grenzbrigade, von dem alleine 44 der Schüsse auf Tews stammen, hatte befehlswidrig seinen Wachturm verlassen, um sich eine günstige Schussposition zu verschaffen, als ihn ein Querschläger der Gegenseite erwischte. Vom SED-Regime wurde der Tote zum im Dienst gemeuchelten Helden stilisiert. Alles Mögliche wurde nach ihm benannt. Über das meiste ist die Zeit hinweggegangen oder es wurde nach der friedlichen Revolution rückgängig gemacht. Doch die von der CDU vorgeschlagene Umbenennung der Peter-Göring-Straße scheiterte an der rot-roten Mehrheit in Strausbergs Stadtverordnetenversammlung.