Von Johanna Renate Wöhlke
Weihnachtskonzert im Dezember 2015?
Ach nein, es hieß ja „Saisonabschlusskonzert“, aber – alle guten Dinge sind Drei: Es war auch ein Jubiläumskonzert!
Eddy Winkelmann 25 Jahre auf der Bühne des Schmidt-Theaters in Hamburg!
„Eddy, die Gitarre und das Meer“ – schleicht sich als Reim in den Kopf und weist auf Freddy hin, der so viele Lieder von Seefahrtsromantik und Meer gesungen hat – und doch schon so lange nicht mehr hier war…Wer das Repertoire von Eddy Winkelmann kennt, kennt auch das Lied „Freddy war schon lange nicht mehr hier“ und weiß: Eddy ist auch so einer, der eine untrennbare Verbindung mit seiner Stadt Hamburg eingegangen ist – und der ist noch hier!
Diesen Song hat Hamburgs „Seemannsbarde vom Deich“ an diesem Abend zwar nicht gesungen, dafür aber viele seiner typischen Songs und dazu noch gelesen, einige seiner so authentisch-humorvollen Texte mit Biss – das mochte das Publikum.
Wie gut, dass er diese “tröpfelnde“ Geschichte im Parkhaus auf der Reeperbahn so gut überstanden hat – Erinnerungen an die Anfangszeiten im Schmidt mit der Tresenshow und den Highlights der Mitternachtsshows mit Corny Littmann, Lilo Wanders und Frau Jaschke. Da ist nun heute gar nicht mehr so sicher: Ist Eddy Winkelmann besser als Sänger oder Entertainer? Er kann beides!
Das ganze Team auf der Bühne überzeugt gemeinsam mit ihm durch sein Können, seine Musikalität – und dann schwingt immer auch Freundschaft mit: Matze Kloppe an den Keyboards und am Piano, Heinz Lichius an den Drums, Yogi Jokusch wie immer spürsicher mit seiner Percussion, Jens Wrede am Kontrabass. Als Gast mit seiner Gitarre der kraftvolle amerikanische Sing a Song Writer Fontaine Burnett. Die Geige, an diesem Abend zum dritten Mal dabei, hatte mit Jansen Folkers einen genialen Interpreten gefunden – ein Mann, ein Instrument und ein Klang, den man sich wird merken müssen und der im klassischen Bereich schon einen Namen hat.
Ein Abend im Schmidt, an dessen Ende wieder einmal klar war: Handgemachte Musik ist unübertroffen, und dann noch erleben, wie die Bühne im improvisierenden Miteinander der Musiker zu echten Begegnungen führt und neue Klänge entstehen, das hatte was von einer Seefahrt in unbekannte Gefilde mit bekannten Leuchtfeuern. Das machte auch der Geburtstagsgesellschaft Spaß, die sich an diesem Abend zu Eddy Winkelmanns Konzert eingefunden hatte. Was kann es auch schwungvolleres geben, als so einen Konzertabend mit in ein neues Lebensjahr zu nehmen.
Winkelmann selbst kokettiert auf der Bühne gerne mit den Jahren, in die der Mensch unweigerlich kommt – und er natürlich auch gekommen ist. Das spiegelt sich in den Texten wider, die eine Wahrnehmung der Gesellschaft spiegeln, die sich in jungen Jahren so nicht machen lässt. Was macht der Wilhelmsburger Sänger, Komponist und Dichter, wenn das von ihm empfundene Ungleichgewicht zwischen Anspruch und Wirklichkeit einer freien modernen Gesellschaft nicht so recht munden will? Er geht ans Meer, an den Strand, lässt sich den Wind durch Kopf und Seele wehen.
Da wird dann die „Lederseele“ gepflegt, wie auch sein Album heißt, das im Sommer 2014 erschienen ist und im Schmidt Premiere hatte. Damals schrieb das Schmidt Tivoli in seinen Vorankündigungen: „…seine norddeutsche Art der Erzählungen, gepaart mit angejazztem Blues, Country und angebluesten Jazz, zielt durchs feingestimmte Ohr und wunderbare Mitmusiker direkt auf Bauch und Herz.“ So ist es.
Viel, viel Applaus und drei Zugaben – bis zum nächsten Jahr an derselben Stelle, Eddy Winkelmann – und: Wenn unten am Strand wirklich keiner mehr ist, dann kann ein echter Barde darüber singen und die einsamen Herzen werden dann nicht einfach nur an Land gespült, nein, die kommen dann vielleicht wieder in eines der Konzerte von Eddy Winkelmann, um sich ganz einfach zu erfreuen und die Seele in den Charme dieser Musik zu hängen.
Fotos: Wöhlke