Von Hans-Peter Kurr
Massenet-Premiere im Hamburger Opernloft
Dramaturgische Tricks sind innerhalb von Bühneninszenierungen nicht neu, zuweilen befremdend, nicht immer schlüssig und geben Anlaß zu kontroversen Diskussionen. So auch hier:
In dem Drange, ihrem Ruf gerecht zu werden „Oper in Kurz für junge Leute“ hat die Gründerin des Hamburger Opernlofts und Hauptregisseurin des Hauses,Inken Rahardt, Jules Massenets selten gespielte Oper „Thais“ recht willkürlich zum zweiten Teil der vor Monaten bereits ebenfalls von ihr inszenierten „Manon“ deklariert, die Rollennamen des Liebespaares aus dem zweitgenannten Werk beibehalten und die gesamte Geschichte verweltlicht, dergestalt, daß die junge Frau, die im Original dem religiösen Fanatismus eines Geistlichen zum Opfer fällt, hierorts eine vom Schönheitswahn besessene ehemalige Dirne ist, die den diesbezüglichen Versuchen eines amerikanischen Chirurgen anheimfällt, der sie letztendlich so verstümmelt, daß sie nicht mehr lebensfähig ist.
Das mag für junge Leute modern und originell sein, ist auch mit denselben Sängern wie in „Manon“ gut besetzt (Lisa Jackson und Richard Neugebauer fielen bereits in der ersten Produktion sehr angenehm auf), an diesem Abend ergänzt durch den voluminösen sanften Bariton des Koreaners Jeong-hwan Park als Schönheitschirurg. Die Inszenierung verwendet (Konsequenterweise, weil als Fortsetzung gedacht) dieselben Stilmittel mit vielen Projektionen und heftig wechselndem Licht. Die dramaturgischen Tricks erfahren ihren Höhepunkt darin, daß der Arzt sein Opfer, dem er das ewige Leben schenken will, in „Thais“ umtauft (Peinlicherweise hat sie eine Viertelstunde zuvor innerhalb einer Arie bereits von sich als Thais gesungen (!?!).Zudem jongliert jener dilettantische Operateur den gesamten Abend geschmackloserweise mit zwei überdimensionierten Brüsten.
Die berühmtste Melodie aus dieser nicht berühmten Oper ,unter dem Titel „Meditation“ weltbekannt, wird vom musikalischen Leiter Markus Bruker mehrfach als Zitat bemüht………….
Das ( im Durchschnitt durchaus nicht sehr jugendliche) Premierenpublikum spendete – vor allem und berechtigt den Sängern – sehr freundlichen Beifall.
Foto: Silke Heyer