Von Hans-Peter Kurr
Premiere von Sathyan Ramesh im Monsun-Theater
Nina Pichler, vierfache Mares-Preisträgerin, erhielt von einer Freundin ein Lese-Exemplar dieses Stückes mit dem merkwürdigen, Titel ,das der ehemalige Rowohlt-Theaterverlags-Vize Malte Hartmann bereits in das Programm seines eigenen Kölner Verlagshauses aufgenommen und es dadurch geadelt hat.
Auch Ulrike von Kieseritzky, Direktorin des Ottenser Monsun-Theaters, hat ein Spürnäschen für Neu-Entdeckungen. Und schon hatte sich also die geeignete Crew zusammengefunden, um dieses „Stück“ in Szene zu setzen, das – so weist es der Programmzettel aus – tiefe Einblicke in die Köpfe von fünf Mitdreissigern gestattet, die sich alle,weder in ihren Beziehungen zueinander noch in ihren ,zumeist gekappten,Verbindungen zur Gesellschaft, innerhalb derer sie leben, zurechtfinden.
Nicht nur,weil dies ohnehin ein schwieriges Thema für die, auch optisch orientierte, Bühnenwelt ist, sondern auch wegen der erschütternden Bündelung negativer Emotionen wie Hass, Zorn, Agression, besteht die erste Hälfte dieser etwas über einstündigen Belehrung „vom Bühnernkatheder herab“ fast ausschliesslich aus Monologen. Und das läßt sich nicht nur gut ertragen, sondern heftig genießen, weil die Pichler für jene Figuren fünf prächtige Schauspieler zusammenschweißen konnte, deren Namen (Solveig Krebs,,Anja Topf, Klaus Bayer, Gerrit Neuhaus und Mirco Thiele) man sich sämtlich wird merken müssen in der Hamburg-Szene wie den des „Alleinunterhalters“ Bernd Grawert am Keyboard.
Es hat bei dieser Inszenierung den Anschein, als sollten für eine neue Klasse der Dramatik alle Regeln, an denen sich deutschsprachige Bühnenleute seit Generationen gehalten haben, hinfällig werden, als sei eine neue Art der Bühnenaussage entstanden, die der üblichwereise leicht zu erkennenden Handlung entraten könne.Anstelle dessen herrschen bei Nina Pichler kühle Eindringlichkeit und heftige Leidenschaft.
Insgesamt: Ein hervorragender Abend durch phantasiereiche regieliche Umsetzung, ungewöhnliches Bühnenbild ( Julia Bühle-Nowikowa), gute Darsteller, wichtiges Thema und dessen Gestaltung.
Foto: Christian Reichel