Von Hans-Peter Kurr
Unterhaltung….und nicht mehr!
Zur Produktion des „Grossen Gatsby“ im Deutschen Schauspielhaus Hamburg
Es ist nicht recht einsehbar, welche Kriterien die (interimistische) Leitung des Schauspielhauses an der Kirchenallee, nach dem rüden Weggang des qualitäts- und maßstabsbewussten Friedrich Schirmer, bei der Auswahl ihrer Stücke und daraus entstehender Produktionen leiten. Das läßt sich seit Beginn dieser ersten „Vertretungs-Spielzeit“, also mit tiefem Bedauern seit dem unverstehbar in einer Großküche angesiedelten „Cyrano“ konstatieren,mit dem die erste Hälfte der aktuellen Umbausaison begann, in der der Zuschauerraum des ehemals berühmten Gründgens-Hauses überdeckelt werden soll, damit der marode Bühnentrakt nach über einhundert Jahren, zeitgemäßen TÜV-Kriterien entsprechend, umgebaut und wieder seiner vollständigen Funktionalität zugeführt werden kann.
Merkwürdig: Alles, was in dieser ersten Spielzeit-Hälfte ( noch) auf der Original-Bühne geschieht, wirkt improvisiert, kurzlebig. So auch diese ( an sich unnötige) Dramatisierung des Fitzgerald-Erfolgs-Romanes aus dem Jahr 1925 durch Rebekka Krickeldorff, die Markus Heinzelmann mit einer Truppe der vorzüglichen Schauspielhaus-Darsteller und auf der Basis, trotz aller Klagen aus der Direktions-Etage, offenbar möglichen hohen Produktions-Kosten für das überdimensionale, hydraulisch-moblie, Schauspieler nahezu erschlagende Bühnenbild ( Gregor Wickert) und kostümliche Vielfalt ( Gwendolyn Bahr ), zu inszenieren versuchte.
Diese wundervoll begabten Schauspieler, von denen Katja Danowski als Daisy und Samuel Weiss in der Titelrolle hervorgehoben sein sollen, gestalten – offenbar aus eigener Lust – den Abend zu einem Vergnügen. Einzig Stefan Hanschke , in der Verkörperung des auch im Roman protagonistisch handelnden Erzählers Nick Carrayway hat daran – leider – kaum Anteil, weil er – so wirkt es – das Projekt ernster nimmt, als es jenem gebührt. Schade! Denn: Er ist ja neu im Ensemble. Und eine bessere Chance, sich darin zu bewähren, hat er gewiß verdient.
Mehr ist über diesen Unterhaltungsabend, dem das Premierenpublikum fröhlichen Schlussbeifall spendete, nicht zu vermelden.
Foto: Kerstin Schomburg